• EbsEls
    Erfahren
    • 23.07.2011
    • 436
    • Privat


    [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

    Tourentyp Radreise
    Breitengrad 46.2220136
    Längengrad 24.792106628
    Ich wurde gebeten, mal aus alten Zeiten Reisegeschichten aus Rumänien zu erzählen. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu weit aushole. Ich werde also nicht berichten von den Planungen über Karten von Süd-Ost-Europa nach der Entlassung aus der NVA, den Reisen danach und dem Virus, der mich befiel. Ich werde einiges überspringen und davon erzählen, wie ich Gert (Alibotusch ließ er sich dann später nennen) von den Vorteilen einer Radtour in Rumänien vorschwärmte. Wir schreiben das Jahr 1986 und im Tagebuch einer harten Retezat-Wanderung im Frühsommer '86 steht:
    Resümee: Rumänien – dieses Jahr nicht wieder, aber die Abenteuer in diesem Land sind eben unvergesslich.
    Was nun folgt sind weitestgehend originale Tagebucheinträge von damals. Ich habe heute nur versucht die Grammatik zu redigieren und ggf. zum Verständnis Notwendiges zu ergänzen (kursiv).


    Saalfeld, 23. Sep. 1986
    Nun sind es nur noch wenige Tage bis zur Abfahrt, ich stecke mitten in den Vorbereitungen, bin wieder voller guter Vorsätze und der Akku ist voll aufgeladen. Ich hoffe, dass er nicht so schnell wieder ausbrennt und ich die Lust verliere bei den schlechten Versorgungsbedingungen. Es geht über drei Wochen mit dem Radl nach Rumänien, und die werden wir, Gert und ich (vielleicht noch ein Dritter) auch brauchen.
    Der Routenplan in Stichpunkten: Mit dem Zug nach Mateszalka (UVR) – Satu Mare – Baia Mare – Baia Spie – Cavnic – Sapinta - Viseu de Sus – Borsa – Prislop-Pass (1416m) – Tal der Goldenen Bistritz – Klöster der Moldau – Solca (Brauerei) – Ceahlau – Bicaz-Klamm – Georgheni - Sovata – Sighisoara.
    Für mein Fahrrad mit dem DDR-Marketingnamen „TopFit & Sicher“ von Diamant wurde es eine Tour über drei Jahre und mit mindestens zwei unterschiedlichen Pedaleros. Für mich wurde es eine bis heute herausragende Tour, der Akku lief zu keinem Zeitpunkt leer.


    28. Sep. 1986, Sonntag
    In Dresden gaben wir unsere Fahrräder als Reisegepäck am Sonnabend abend auf und dann noch auf ein paar Bier in die »Freundschaft« nach Leuben gefahren. Wir sind zu dritt. Gert, Wolfgang und ich. Dann ging's los. Die Sommerzeitstunde standen wir im Hauptbahnhof Dresden ab, da hatte der Zoll viel Zeit zum filzen gehabt. Wir konnten die Zöllnerin mit unseren vom Bier lockeren Zungen in ein nettes Gespräch ziehen, hatten so nichts auszustehen. Auch als mir aus Versehen mein zweites Zollerklärungsformular aus dem Portemonnaie fiel, ließ sie es mir mit einem Lächeln wieder wegstecken.
    Das war damals wichtig: So war es möglich, noch ein paar zusätzliche Forint in Budapest zu tauschen, um ein paar Westplatten kaufen zu können. Der Umtauschbetrag pro beantragtem Reisetag an Mark der DDR in Ostsorten war begrenzt und bei Forint besonders knapp.
    Soweit so gut. Dann ging es aber anders herum, nur noch Pech. In Budapest stellte sich, als wir unsere Räder auslösen wollten, heraus, dass unsere Räder, abgeschrieben von unseren Fahrkarten, nach Debrecen adressiert waren. Sie werden erst am Montag früh in Debrecen ankommen. Wir sind schon am Abend mit dem Hajdu Express gefahren und haben am Stadtrand geboft. Wir sind einfach nach dem Abendbrotessen im Bahnhofsetterem mit der nächsten Straßenbahn bis zur Endstation an den Stadtrand gefahren. Wolfgang und Gert haben keinen "Gesamtrucksack", sie mussten die einzelnen Radtaschen so mit sich rumschleppen.

    29. Sep. 1986, Debrecen
    Am Morgen dann mit dem Bus zum Bahnhof rein gefahren, Frühstück aus dem ABC-Laden. Gegen 9 Uhr entdeckten wir unsere Radeln an der Expressgutannahme. Die schickten uns aber erst einmal zum Zoll und das Drama nahm seinen Lauf.
    Am Ende waren die Räder um 500 Ft wertvoller. Der Bahnhofszollmensch, in seiner Amtsstube nur Minutenweise anzutreffen, schickt uns zu einem Amt in die Stadt und die forderten dann diesen Tribut. Erster Eindruck: Die wollen uns bescheißen. Aber ich denke, die haben schon nach ihren Gesetzen gehandelt. In Budapest auf dem Bahnhofszollamt hätten wir die Räder als Reisegepäck ohne Aufschlag bekommen. Hier, nach Debrecen weitergeleitet, galten sie als importiert. Nach vielen Hin&Her, der Bahnhofszollmensch war gar nicht mehr anzutreffen, kam Einer aus dem Stadtamt freundlicherweise mit zum Bahnhof zum Auslösen. Aber das ist wohl auch für das Geld zu verlangen. Endlich rückten sie unsere Räder heraus.

    Wir haben dann die geplante Bahnfahrt abgeblasen und sofort Richtung Mateszalka auf unsere Rösser gestiegen. Nach ein paar Bier in einer Kneipe am Straßenrand in mitten von Obstplantagen sind wir nach einigen Kilometern dann im Puzstawald zum Bofen gekommen.


    30. Sep. 1986, in der Nähe von Satu Mare
    Früh zum Sonnenaufgang auf die Rösser gesetzt und losgeradelt, kaum Steigeungen aber eben auch nicht mal bergab. Erster touristischer Höhepunkt: Nyirbator, Sitz derer von Batory. Von der ersten Privatkapelle waren nur noch die Grundmauern zu sehen, doch nach dem Sieg Stefan Batorys über die Türken wurde eine größere Kapelle gebaut, so groß wie eine Kirche. Nach der Heirat mit einer kalvinistisch reformierten Frau wurde es eine reformierte Kirche und damit auch eine Kirche für das Volk. Erst dann war auch ein Glockenturm notwendig, der die Gläubigen zum Gottesdienst holt. Der begann sonst immer in der Privatkapelle, wenn die Familie vollständig versammelt war. Der Küster, der uns das alles über die Geschichte der Kapelle erzählt ha, sah uns ganz bedauernd und ungläubig an, als er erfuhr, dass wir nach Rumänien wollten.

    Weiter auf ebenen Straßen via Mateszalka an die Grenze, der Autoverkehr nahm kontinuierlich ab. An der Grenzkontrolle: Während unserem freundlichen Gespräch ernteten wir Hochachtung für unsere Legende, mit den Rädern nach Bulgarien fahren zu wollen. Der Soldat tastete meinen Zeltsack ab. Mit flehendem Blick sprach er zu seinem vorgesetzten Offizier: „Salami!“ Der winkte mich aber durch. Doch als ich dummerweise nach einigen Dutzend Metern meinen Fotoapparat zückte, um ein Bild meiner Freunde zu schießen, war ich meinen Film los. Ein kleiner Muschkote sprang aus dem Gebüsch und führte mich wieder dem Offizier vor. Der wollte gleich den ganzen Apparat, war aber dann mit dem Film zufrieden.
    Dann weiter nach Szathmar/Satu Mare - eine außergewöhnlich schöne und ordentliche Stadt für rumänische Verhältnisse. Dann noch 20 Kilometer auf einsamer Landstraße zwischen Feldern nach einem Wäldchen zum Bofen gesucht.

    1. Okt. 1986, Baia Sprie
    Bis Baia Mare mit nur einer Scheibe Brot im Magen gekämpft, ich kann aber sowieso nicht viel Essen am frühen Morgen.
    In Baia Mare besuchten wir zwei Etablissements: Eine Freiterasse eines Caffees (?), dort gab es Limo, Plätzchen und gogosi, das sind so eine Art Pfannkuchen aus Maismehl. Dann noch in einer berarie auf ein Fassbier, das war aber ganz mies. Jetzt essen wir in Baia Sprie in einer Kneipe. Wir essen draußen zu Mittag - Wurst mit Reis & Kartoffeln, Tomaten und scharfe Paprika, Brot. Fürstlich! Jetzt geht's nach Cavnic.

    In Cavnic in einer berarie - Bier und Mineralien. Gert hat gleich einige Steine von der Theke weg getauscht, er will sie weiter bis Oberwischau schleppen und dann nach Schässburg schicken.
    Cavnic war damals ein Bergbauzentrum für Nichteisenmetalle. Wer mal nach Freiberg / Sa. in die Mineralienausstellung, Abteilung Europa kommt: Cavnic ist prominent vertreten.
    Die Sonne geht schon hinter den Bergen unter, es wird also nur noch kurz hinter das Dorf gehen. Gert ist noch einmal zu seinem Steinefreund unterwegs. Wolfgang und ich sitzen beim Bier und überlegen, ob wir uns auch ein paar Steine besorgen. Ein kleines, aber feines Stückchen würde ich schon mit meinem Radl weiterschleppen. Aber eigentlich haben wir nix zum Tauschen, zum Beispiel Kaffee.

    Bei Rona de Sus, 2. Okt. 1986
    Gestern abends noch bis auf den Pass im Tibles-Gebirge hoch, wobei ich immer wieder Gert auf gute Bofstellen hinwies. Aber nein, es sollte eine mit Wasserstelle sein. Als es dann endlich bergab ging, bezogen wir die erste Beste, ohne Wasser.
    Es hätte ja im Dunklen ein Stein auf der Straße liegen können. Das Biwak dort oben war für mich sehr kalt im Zelt. Mein Schlafsack ist eben doch nicht so die Wucht. Von diesem ersten 1000-Meter-Paß gibt es jetzt die erste große Abfahrt. Diese führte uns direkt in die typische Maramures-Landschaft des Mara-Tals.
    In der Maramures scheint alle aus Holz zu sein: Große geschnitzte Holztore, schmücken die Straßenfronten der Gehöfte, Schindel gedeckte (leider immer weniger an zu treffend) Holzhäuser bestimmen das Bild der Dörfer und Streusiedlungen, aus Holz gezimmerte Kirchen mit schlanken Türmen zeigen den Mittelpunkt der ausgedehnten Dörfer an.
    In diesen Ortschaften haben wir uns lange aufgehalten, die Holzkirchen besucht und mit einigen Bäuerlein gesprochen. Leider waren wir wochentags hier und konnten so nicht die farbenfrohen Volkstrachten bewundern.

    Im Land des Holzes ...

    ... treten wir in eine Welt aus dem Geschichtsbuch

    Eine der vielen Holzkirchen wurde gerade von zwei Handwerkern restauriert. In der Nähe dieser Kirche wurden wir von einer Bäuerin zum Essen eingeladen. Das Dicke von der Büffelmilch, Speck, Zwiebeln, Weintrauben und 60%igen Zuica.

    Er sägt die Bretter zurecht ...

    ... die dann oben am Turm angenagelt werden
    Plötzlich mitten im Dorf Budesti endete der Asphaltbelag, doch die weitere Strecke ging einigermaßen. Die hohe Geschwindigkeit in den Serpentinen der Abfahrt vom Pasul Neteda oben im Tibles-Gebirge hatten mich zwei Speichen gekostet, die Hulperstrecke hier nur eine.
    Gert wollte noch ein besonderes Holzschnitzerdorf (Valea Stejarului) besuchen, dazu mussten wir durch einen Fluss bei Vadu Izei fahren. Gert: „Eine kleine Einlage!“ Bis auf eine Flussinsel konnte ich ohne Absteigen rollern, aber durch das von vielen Blutegeln verseuchte Wasser wollte ich nicht waten.

    Dabei hat es bei mir ausgehakt, ich bin allein umgekehrt und nach Sighetul Marmatiei gefahren. Dort wurde mir klar, was das für ein Unsinn ist. Man hätte wenigstens erst einmal sich verständigen müssen und einen Treffpunkt vereinbaren sollen.
    Ich bin dann noch bis Einbruch der Dunkelheit Richtung Wischau über Oberrohnen hinaus gefahren und habe dann an einem loc de odihna geboft. Vorher in Sighetul mit ape minarale und piine versorgt. Ich denke, dass wir uns in in Oberwischau wieder treffen werden, das ist von hier aus nur noch 40 km.

    loc de odihna - ein Rastplatz
    Dort eine Flasche Bier getrunken, entspricht einem Liter. Im nächsten Laden gab's gogosi cu brincu und Knoblauch. Davon Durst bekommen und zurück zur Quelle des Bieres, davon wieder Appetit, also zurück zum gogosi-Stand, zwei Wiederholungen … oh jeh, ich muss ja noch auf's Rad!
    Ankunft in Oberwischau. Ich bin jetzt der Meinung, dass ich von uns Dreien der Erste hier bin, ich habe alle markanten Plätze sprich Kneipen abgesucht. Jetzt sitze ich im Restaurant „Minerul“ beim Bier. Vorher habe ich mich um die Kirche herumgedrückt, in der Hoffnung Leute deutscher Zunge zu finden und sie nach Fleischers, Gerts Bekannten hier am Ort, zu fragen. So würden sich sicher alle Fragen klären, es ist jetzt 15 Uhr.
    Meine Suche nach einer Familie mit Namen Fleischer hatte doppelten Erfolg: Eine Adresse in der Zipserei, einem Viertel der aus Zips in der Slowakei vom hiesigen Bergbau herbei gerufenen Deutschen, und in einem Neubaublock, ein Professor des örtlichen Gymnasiums. Mir wurde gesagt, der Professor wäre gerade mit seinem Kind auf einem Spaziergang, also wollte ich in einem kleinem Park vor dem Block warten. Da fuhren die Kumpels vorbei – wir feierten großes Wiedersehen beim Bier, von mir selbstverständlich ausgegeben.
    Die Adresse in der Zipserei wäre die Richtige gewesen. Es folgte eine herzliche Aufnahme in der Familie Fleischer. Zuica, Bohnepüree mit gebratener Fleischwurst, wieder Schnaps (Goldkrone) und Plaudern, wie Maria immer sagte. Dann konnten wir mal wieder in einem richtigen Bett schlafen.

    Valea Vinului, 4. Okt. 1986
    Heute mit der „Koffiemiehl“, mit der Vasertalbahn gefahren, einer alten Forstbahn. Zur Zeit pausieren wir gerade während des Spaziergangs zurück nach Oberwischau. Wir sind nicht richtig weit genug reingefahren in das Maramures-Gebirge. Wenn man hinter die Toroiaga will, muss man sehr früh aufstehen und um 5 Uhr am Bahnhof erscheinen, um mit dem Bähnle mitzukommen. Wolfgang klagt über seine Knie – ist schon das Ende der Tour in Sicht? Meine Batterien sind noch schön aufgeladen.

    Die Koffiemiehl

    Vmax = 25 km/h
    Am Abend konnten wir noch ganz neue Menschen werden – es war gerade im Wohnblock der Tochter von Fleischers der Tag des warmen Wassers und wir konnten baden. Warmes Wasser gibt es in den Blocks immer abwechselnd Sonnabends und Donnerstags. Das kostet die Bewohner nur die geringe Miete, also kommen alle Familienmitglieder und deren Gäste zum Badetag zusammen. Hinterher saßen wir noch zum Plaudern zusammen, es gab Schnaps. Ich habe niemals soviel wie hier getrunken und vertragen.

    Bei Familie Fleischer in Oberwischau, 5. Okt. 1986
    Schön lange geschlafen und dann zum Familienausflug nach Valea Vinului aufgebrochen. Es wurde alles Notwendige zum Grillen mitgenommen: Ein rumänisches tragbares Patentrost, ein frisch geschlachteter Hase, ein Liter Schnaps, ein Liter Wein, viel Knoblauch.



    Der Weg führte durch herrliche Herbstlandschaft über einen Bergrücken hinweg. An einem Mineralbrunnen, leicht schwefelhaltig, haben wir dann gerastet und gegrillt. Es war ein ganz tolles Erlebnis, nicht so für „Lord“, dem Hund von Fleischers. Der musste ob des reichlich mit Knoblauch gewürzten Fleisches kotzen. Rückwärts schauten wir noch bei den Schwiegereltern der Tochter von Fleischers rein, die Mutter hatte Geburtstag. An einem Tisch hier im Norden Rumäniens saßen dann zwei Zipserinnen, ein Siebenbürgener Sachse, ein Russe, drei DDR-Deutsche und ein „Halbrusse“ (so jedenfalls nannten Fleischer ihren Schwiegersohn) zusammen. Das war eine typische Runde dieser Gegend. Es hätten noch Huzulen und Ungarn dazu zählen können. Wir packen unsere Taschen für die Weiterfahrt über den Prislop-Pass hinüber in die Bukowina. Es waren drei sehr schöne Tage hier in Oberwischau bei Fleischers. Wir gehörten zur Familie, aber ich freue mich wieder auf mein Rad wie am ersten Tag.
    Zuletzt geändert von EbsEls; 10.02.2019, 10:40. Grund: Erläuterung zu Cacnic, ein Bild ergänzt
    Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
    Eberhard Elsner

  • volx-wolf

    Lebt im Forum
    • 14.07.2008
    • 5576
    • Privat


    #2
    AW: Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

    Wunderbar! Grandios!
    Freue mich sehr auf die Fortsetzungen!
    Dringend erbeten!

    Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
    daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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    • emdoubleu
      Dauerbesucher
      • 25.07.2011
      • 521
      • Privat


      #3
      AW: Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

      Hi,

      bitte unbedingt fortsetzen, derartige Reiseberichte lese ich unheimlich gern!

      Vielen Dank vorab für das Einstellen!
      Gruß
      Markus

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      • Atze1407
        Fuchs
        • 02.07.2009
        • 2425
        • Privat


        #4
        AW: Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

        Ach ja, die gute alte Zeit.

        Bitte weiter.
        Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
        Abraham Lincoln

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        • Gast-Avatar


          #5
          AW: Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

          Einfach nur Super!

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          • smeagolvomloh
            Fuchs
            • 07.06.2008
            • 1929
            • Privat


            #6
            AW: Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

            Sehr schön! Reiseberichte aus der Vergangenheit finde ich immer wieder klasse. Bitte weitermachen.
            "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
            Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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            • Abt
              Lebt im Forum
              • 26.04.2010
              • 5726
              • Unternehmen


              #7
              AW: Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

              Sehr schön
              Paar bilder später hier

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              • Randonneur
                Alter Hase
                • 27.02.2007
                • 3373


                #8
                AW: Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                Toll.

                OT: Da fuehlt man sich gleich ein gutes Vierteljahrhundert juenger.
                Je suis Charlie

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                • simurgh
                  Fuchs
                  • 02.11.2011
                  • 1846
                  • Privat


                  #9
                  AW: Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                  Gaaanz großes Kino. Danke und bitte schnell weiterschreiben. Wohl dem, der in dieser Zeit diszipliniert Tagebuch geschrieben hat. Ich habe das leider nie getan und so habe ich von meiner 86'er Siebenbürgen-Wanderreise leider nur noch paar verblichene Dias und paar Erinnerungen an herzliche Begegnungen.

                  Sehr gut kann ich mich aber noch an die Währungseinheit und das begehrte Tauschmittel "Rondo" erinnern - 50gr zu 3,50 Mark! Für diese winzige Packung Kaffee mußte man damals ca. eine Stunde arbeiten und bekam dafür bis zum Zehnfachen an Lei, wenn ich mich richtig erinnere, auf dem Schwarzmarkt. Das half damals sehr beim Wirtschaften...
                  >> Ich suchte Berge und fand Menschen <<

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                  • Gast-Avatar


                    #10
                    AW: Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                    Sehr schön, so war das damals. Diese Art des Reisens vermisse ich heute sehr

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                    • Wafer

                      Lebt im Forum
                      • 06.03.2011
                      • 9533
                      • Privat


                      #11
                      AW: Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                      Hallo.

                      Das liest sich ja gaz spannend! Ich freue mich auf eine Fortsetzung!

                      Gruß Wafer

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                      • Zz
                        Fuchs
                        • 14.01.2010
                        • 1648
                        • Privat


                        #12
                        AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                        Sonnigen Tag EbsEls!
                        Danke für Deine Tagebucheinträge und die tollen Bilder, was für schöne warme Farben. Die Maramures mag ich besonders und am liebsten mit der Bahn hoch in den Wald, in die Berge. Die Abfahrtszeit am Morgen war auch 1990 noch die gleiche, ich fand gerade in meinen spärlichen Aufzeichnungen: "10.7. 4.30 Uhr aufstehen und doch zu spät, die erste Bahn fährt pünktlich um 5.00 Uhr ab.Die Nächste soll um 7.00 Uhr kommen, wir müssen warten."
                        Wir durften dann doch etwas früher mit der "Draisine" reisen, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
                        Freue mich schon auf weiter Bilder und Tagebucheinträge, danke Z.
                        "The Best Laks, Is Relax."
                        Atli K. (Lakselv)

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                        • Abt
                          Lebt im Forum
                          • 26.04.2010
                          • 5726
                          • Unternehmen


                          #13
                          AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten



                          ....na,warten wir mal auf Ebsels beim Fürsten...


                          kurz vor dem Prislop-Pass



                          Prislop-Pass 1986
                          Zuletzt geändert von Abt; 14.02.2012, 09:47.

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                          • EbsEls
                            Erfahren
                            • 23.07.2011
                            • 436
                            • Privat


                            #14
                            AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                            Nun endlich weiter im Text ...

                            6. Okt. 1986, passul Mestecanis
                            Jetzt sitzen wir beim Bier auf unserem zweiten 1000-m-Pass des Tages nach knapp 100 km Tour über die Waldkarpaten.
                            Heute früh nach einer kleinen Durchsicht der Räder, ich musste mal wieder eine Speiche nachziehen, sind wir zur Bank in Oberwischau zum Einlösen der Reiseschecks gegangen. Das ist im Landesinneren ein ziemliches Problem. Fleischers sind mitgekommen und vor der Bank dann der herzliche Abschied von unseren freundlichen Gastgebern.

                            Vor uns lag ein ständiger Anstieg, wobei Gert ein scharfes Tempo anschlug, so dass ich abreißen lassen musste. Ich muss mich erst wieder richtig einrollen. Bei sagenhaftem Wetter ging es dann hoch auf den Prislop-Pass, eine herrliche Aussicht dort oben zu Gipfeln des Rodna und des wilden Maramures- Gebirges. Vom Gasthof auf dem Pass wurden uns in Oberwischau wahre rumänische Wunder versprochen. Der „Fürst“ hat den einzigsten Privatbetrieb weit&breit und das Angebot sei durch gute Beziehungen gut ausgestattet. Unsere Freunde berichteten mit leuchtenden Augen von Pilsner Bier und ungarischer Salami. Reinfall: Uns wurde nur eine dünne Suppe serviert, und bei unserer Salami lief Denen das Wasser im Munde zusammen. Dann eine herrliche Abfahrt in das Tal der Goldenen Bistritz (Bistrita Aurie) durch sehr schöne Dörfer. Im „komm mit“ schreiben sie: „Wo die Häuser Hemden tragen!“ Vor dem Hochschieben auf den Mestecanis stärkten wir uns in einer kleinen Dorfkneipe in Ciocanesti noch mit vier Flaschen Bier, was hier im Norden vier Litern entspricht.


                            7. Okt. 1986, Sucevita
                            Während der heutigen großen Bergetappe ging es über zwei Tausender-Pässe. Das Fahrrad in Summe ungefähr 1000 Höhenmeter hoch geschoben. Nach dem guten Frühstück, wir hatten uns Bier von gestern aufgehoben, erst einmal eine Abfahrt hinunter in die Moldau.
                            Vor der Auffahrt zum nächsten Pass Tre Movile konnten wir eine erste Kirche im moldauischen Stil im Dorf Sadova besuchen. Während der Auffahrt bzw. dem Hinaufschieben habe ich die Konusse an meinem Rad nachstellen müssen. Kurz danach liefen uns drei Hirsche in ca. 15 m Entfernung über die Straße, zuerst zwei Kühe, sie äugten eine ganze Zeit zu uns herüber, dann kam der Hirsch majestätisch über die Straße geschritten, alle ohne jede Hast oder Angst. Ich finde, dass das auch ein Ausdruck für die Verkehrsverhältnisse auf rumänischen Straßen ist. Bei solch einem Hinaufschieben von ein bis zwei Stunden Dauer begegnen einem keine zehn Autos, und bei der Abfahrt kann man die gesamte Straßenbreite zum Ansteuern der Kurven nutzen.

                            In Vatra Moldovita das erste Kloster, sehr schön restauriert. Dort wird auch der »Goldene Apfel« aufbewahrt. Das ist ein Preis der internationalen Vereinigung der Reiseschriftsteller für die gute Erhaltung aller Moldauklöster als Kulturdenkmal.

                            Der Ciumarna-Pass über die Obcina Mare belohnte uns mit einer schönen langen Abfahrt mit vielen weit geschwungenen Serpentinen hinunter zum nächsten Kloster Sucevita. Dieses Kloster ist größer und auch schöner als das in Vatra Moldovita. Für Fotos ist es aber schon zu dunkel, wir werden Das morgen nachholen. Zum Feiertag sind wir dann in ein Hotel, der Chef versprach uns das Hotelzimmer zum Preis der Campinghütte, die er nicht mehr belegen wollte. Im Restaurant haben wir heute eine Rechnung über 176 Lei gemacht, das Feiertagsessen bestand aus Schweinekotelett mit Pommes frites und Wein. Beim Knobeln um den Platz auf dem Fußboden habe ich schon wieder verloren. Es ist kein richtiges Knobeln, eben nur mit Streichhölzern.

                            8. Okt. 1986, bei Voronet
                            Nach unserem teuren Quartier, wir haben tatsächlich nur den Hüttenpreis bezahlt, sind wir noch einmal zum Fototermin zum Kloster zurück. Vom Hügel präsentiert sich eine tolle Anlage.



                            In Marginea, Zentrum der Schwarzen Keramik, kauften wir uns auch ein paar "Scherbeln", mal sehen, wie wir die nach Hause bringen.

                            In diesem Ort ging dann auch der Regen los, der uns scheinbar nicht verlassen wird. In Solca war die berarie der Brauerei zwar geschlossen, aber in einem Gasthof gab es das Solca-Bier auch, plus einem guten Essen. In Solca soll das beste Bier Rumäniens gebraut werden, ich hatte deshalb eigentlich mehr erwartet. Hier haben Wolfgang und ich auf Gert gewartet, der noch einen kleinen Abstecher nach Arbore gemacht hat. Im Regen sind wir dann bis in die Nähe des Voronet-Klosters durchgefahren. Eigentlich wollten wir noch ein Salzbergwerk mit einer Kirche untertage besuchen. Der Nieselregen verdarb uns aber die Suche.

                            Für das Abendbrot bin ich noch einmal ohne Gepäck in das Dorf Gura Humora hineingefahren, komisches Fahrgefühl nach all den Tagen Fahrt mit Gepäck. Gert hat auf Grund seines Reisebudgets jetzt das Ruder auf Sparen gerissen, wir werden wieder im Zelt übernachten. Hoffentlich wird es nicht allzu kalt, mein Schlafsack ist nicht mehr das Wahre. Zuvor aber noch ein ordentliches Abendbrot mit Brot, Zwiebeln, Wurst, Bier und Brandy OVID „tip metaxa“.

                            9. Okt. 1986, Rarau
                            Diese Eintragung erfolgt auf sage und schreibe 1536 m Höhe, so jedenfalls das Schild über dem Eingang des Berghotels hier auf dem Rarau.
                            Bis hier her aber reichlich strapaziöses Schieben und auch die Abfahrt verspricht bei den Straßenverhältnissen auch nicht die reine Freude zu werden. Früh hat es noch stark geregnet und Zweifel um die Fortsetzung unserer mittlerweile zur Supertour ausgewachsenen Fahrt wurden wach. Doch nach dem Besuch des Klosters Voronet
                            (Sixtina des Ostens) sind wir doch auf unsere Radeln gehupft und bergauf über beschissene Betonplatten weiter gefahren. In Voronet beindrucken die schönsten Wandmalereien an der Klosterkapelle, sonst war es aber ein wenig enttäuschend, denn dieses Kloster ist nicht mehr "in Betrieb", wie in Sucevita oder Vatra Moldovita.

                            Bei Cimpulung Moldovanesc sind wir dann nach einer Reparatur von Wolfgangs Tretlager in einer finsteren Höhlenwerkstatt nach rechts zum Rarau abgebogen, um diesen Höhenrekord zu erklimmen. Der Defekt an Wolfgangs Tretlager schien unsere Tourpläne mal wieder platzen zu lassen. Das auf die Tretwelle aufgebördelte Kettenblatt hatte keine kraftschlüssige Verbindung mehr. Einige mächtige Schweißraupen schafften in der Feldschmiede Kraftschluss für die Ewigkeit.

                            In der Karte wir ein Weg über den Rarau als Abkürzung in das Bistritz-Tal angeboten, sonst hätten wir wieder über den Mestecanis fahren müssen. Der Rekord wird gerade mit Bucegi-Bier begossen, ein Bier, das von verschiedenen Brauereien in ziemlich gleicher Qualität in weiten Teilen Rumäniens angeboten wird, sozusagen als Spitzenbier á la Werni o.ä. Überall gucken hier im Rarau-Gebirge aus dem Wald Kalkfelsen heraus, das ist hier sicher auch eine interessante Wandergegend.
                            Diesen Höhenrekord musste ich aber sehr teuer bezahlen, bei der schon erwähnten und befürchteten Abfahrt kam mir ein Hund in die Quere. Dieser verfolgte mich, ich ließ die Bremse los. Für die nächste Kurve war meine Flucht- geschwindigkeit zu groß, und ich bin über die Lenkstange geflogen und kopfüber zwischen Matsch und Steinen gelandet. Am Fahrrad war der hintere Gepäckträger abgerissen, leicht reparabel, aber der Rücktritt war ausgeglüht. Nach vorläufiger Reparatur vor Ort musste ich dann bergab schieben! In der hereinbrechenden Dunkelheit erreichte ich dann meine mir entgegenkommenden Kumpels und wir fuhren zu unserem heutigen Etappenziel, die Zugreni-Hütte.


                            10. Okt. 1986, Freitag Stausee Bicaz
                            Als wir von unserem Zeltplatz an der cabana Zugreni aufbrachen, war ich der Meinung, dass heute nichts weiter passieren dürfte. Die Straße sollte entlang der Bistrita immer leicht bergab verlaufen, man musste aber andauernd trampeln. Es begann wieder das Knie von Wolfgang zu muckern. Gert und ich radelten mit unseren ständigen Fotohalten für Wolfgang zu ungleichmäßig, so fuhr er nach einiger Zeit weiter, als ich noch einmal meinen Rücktritt betreuen musste.

                            Bis jetzt, es ist schon abends, haben wir Wolfgang noch nicht wiedergefunden. Es ging anfangs durch eine Klamm und das tiefe Tal der Bistritz. Am Bicaz-Stausee wurde es dann schwer, Huckel hoch, Huckel runter. Ich glaube fest, dass Wolfgang vor uns ist und ich möchte ihn bis Bicaz eigentlich einholen, aber mit Gert ist heute nicht viel los. Wir trennten uns dann auch noch, weil ich wenigstens an einem Camping-Platz hoffte, dort Wolfgang zu finden. Ich mietete mich in eine Hütte ein. Heute kann mir keiner das Bett streitig machen.

                            11. Okt. 1986, Lacu Rosu
                            Am Zeltplatz wartete ich lange auf Gert, der am Straßenrand gecampt hatte. Nach einigen hundert Metern fanden wir an einem Stock in einer Tüte einer Beutelsuppe eine Nachricht von Wolfgang: "8.30 Uhr aufgebrochen. Richtung Lacu Rosu." Er hatte hier ohne Zelt biwakiert, die Nächte sind jetzt schon ganz schön kalt.
                            Während der Auflösung der Frühnebel einmalige Bilder des Stausees und des Ceahlau. Über Staumauer nach Bicaz. Dort neben der Dreckschleuder Zementwerk ein kleines Sahnetörtchen zum Frühstück (dazu Bier, was sonst?) gegessen. Weiter ging es nach Wolfgangs Botschaft in der Tüte bei guter Laune und neuer Hoffnung nach Lacu Rosu. Ein Supererlebnis ist die Bicaz- Klamm, unbeschreiblich, ich hoffe, die Bilder zeigen einen ungefähren Eindruck.



























                            In Lacu Rosu haben wir Wolfgang nicht getroffen, Gert ist aufgebracht. Ich glaube, bei Wolfgang läuft es einigermaßen und er ist uns voraus. Wir sollten jetzt alles versuchen, ihn einzuholen, zumindest keine Verzettelungen bei der Suche (Gert!). Immer wenn wir eine längere Rast einlegen, habe ich das Gefühl, er ist kurz vor uns. Wie beispielsweise gestern am Campingplatz. Seine Biwakstelle lag keine zwei Kilometer hinter meinem Campingplatz, den er wohl übersehen hatte. Glaubt Wolfgang, wir sind an seiner Bofstelle vorbei gefahren und rast nun hinter uns her? Das wird auf jeden Fall Komplikationen bringen, denn ab Gheorgheni wollen wir über eine andere Route sofort in das Tal der Großen Kokel fahren.
                            Hinter Lacu Rosu haben wir wieder eine Botschaft von Wolfgang gefunden, angebunden mit ein paar alten Armeesocken an ein Verkehrsschild. Die Botschaft hieß: "Aufgebrochen gegen 13 Uhr, Richtung Gheorgheni." Als wir diese fanden, hatte er schon wieder zwei Stunden Vorsprung. Wir sind deswegen bis Gheorgheni hinter ihm her gehetzt, aber auch dort war er nicht zu finden.

                            Wir verfuhren uns dann noch etwas, so dass der Schlafplatz nicht den Geschmack von Gert fand. Er beabsichtigte, schon vor Gheorgheni zu bofen, doch ich wollte dort noch wenigstens nach Wolfgang sehen, doch nichts. Es wurde dann eine kalte Nacht, anfangs sogar ohne Zelt, so dass ich dann gegen 1 Uhr mein Zelt aufbaute. Erstens zwecks Erwärmung durch Bewegung und zweitens für die folgenden Stunden, denn als ich dann noch einen Schluck aus meiner Radflasche nehmen wollte, war alles zu einem Eisblock gefroren.
                            Zuletzt geändert von EbsEls; 10.02.2019, 10:48.
                            Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                            Eberhard Elsner

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                            • Abt
                              Lebt im Forum
                              • 26.04.2010
                              • 5726
                              • Unternehmen


                              #15
                              AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten




                              Hargitha 86, Kältepol Rumäniens.
                              "...Nachts hörte ich irgendwas Klappern. Das war Ebs sein Gebiss.
                              ....Irgendwie haben wir die Nacht überlebt.....
                              Zuletzt geändert von Abt; 12.02.2012, 23:22.

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                              • squirrel
                                Gerne im Forum
                                • 25.04.2010
                                • 83
                                • Privat


                                #16
                                AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                Danke EbsEls, dass du dein Reisetagebuch hier mit uns teilst!
                                ... auch weil ich einen Teil eurer Route, etwa zwischen den Moldauklöstern und Sighișoara, letztes Jahr in umgekehrter Richtung gefahren bin, und daher einige Erlebnisse gut nachvollziehen kann (der Bericht entsteht gerade im Nachbarthread, bin auch kurz vor der Ankunft in Gheorgheni).
                                Respekt, mit welch (relativ zu heute) einfachem Material und einfacher Kommunikationstechnik ihr diese Route gefahren seid!

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                                • EbsEls
                                  Erfahren
                                  • 23.07.2011
                                  • 436
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                  ... also weiter im Text.

                                  12. Okt. 1986, Odorheiu Secuiesc
                                  Kurz nach dem Sonnenaufgang aus dem bereiften Zelt gekrochen, davor lag noch. Gert in seinem ebenfalls völlig bereiften Daunenschlafsack von Alex Albust.
                                  Das war damals das Nonplusultra bei den Schlafsäcken. Dazu hat Gert irgendwo einige Pfund Daunen aufgetrieben, bei Herrn Albust in Erdmannsdorf abgegeben und nach einiger Zeit für einen Monatslohn so ein Schätzchen gekauft.
                                  Ein Mann, auf dessen Wiese wir geboft haben, lud uns dann zum Frühstück ein. Wir sind mittlerweile in ein rein ungarisches Gebiet gekommen. Im Unterschied zu den deutschen Siedlungsgebieten sind hier alle Schilder zweisprachig, die Ungarn sind mit über einer Million Einwohnern die größte Minderheit in Rumänien. Der Mann konnte sich nur schwer mit Gert in rumänisch verständigen. Dadurch - langsam und mit Händen und Füßen - habe auch ich fast alles verstanden und konnte sogar ein paar Worte mitreden. Auch hier ging es vor allen Dingen gegen die Kommunisten. Mit dem Ceaușescu ist eben kaum jemand einverstanden, besonders wenig die Minderheiten.
                                  Nach einigen Schnäpsen und herrlichem Johannisbeerwein ging es dann bei brennender Sonne auf die Räder in einer ermüdenden Fahrt über den Sicas-Paß. Damit verließen wir das Hochbecken von Gheorgheni, den Kältepol Rumäniens. Nach meinem Eindruck hat es zumindest bei diesem herbstlichen Hochdruckwetter Ähnlichkeit mit den Hochbecken Asiens, Kontinentalklima. Bei besseren Straßenverhältnissen wären wir wenigstens von der Abfahrt belohnt wurden, aber die Belohnung war die Umleitung wegen des Baus eines Hochwasserschutzbeckens für das Kokeltal über eine Schotterstraße. Bis Odorheiu Sec. dann Gegenwind, eine Durststrecke. Dort fanden wir keine passende berarie. Aber jetzt sitzen wir im nächsten Dorf in der Dorfkneipe zwischen tollen Trachtenpaaren und Bier. Sehr weit soll es nicht mehr gehen. Ich sauge gerade das Bild dieses ruhigen Sonntagnachmittags im schrägen Gegenlicht der untergehenden Sonne ein. Die Ruhe kann aber auch trügen, zwei Besoffene werden gerade aus der Kneipe geprügelt.

                                  13. Okt. 1986, Sighisoara
                                  Wir sind wirklich nicht mehr weit gefahren. Sechs Bier in meinem Rucksack wurden noch bis auf die Deichkrone der Kokel kurz hinter dem Dorf gefahren. Dort war dann das jetzt übliche Kältebiwak mit gefrorenem Zelt in der Früh. Nach dem Abtrocknen der Zelte ging es auf die letzten vierzig Kilometer bis Schässburg. Wir sind durch das landschaftlich unspektakuläre Gebiet mit nahezu vollständig ungarisch stämmiger Bevölkerung schön gemütlich geradelt.



























                                  Ich schreibe diese Zeilen in der berarie in Draculas Geburtshaus. Ich war gerade zur Abfahrt des Pannonia auf dem Bahnhof, um eventuell Wolfgang zu entdecken, aber nichts. Ich bin ganz gespannt, wie diese Sache ausgeht. Wir sind gleich zu Gerts Bekanntem, einem "reiselustigen Rentner" (Zeitungszitat aus der „Neuen Zeit“, der Tageszeitung der deutschen Minderheit, sah ich auf seinem Tisch). Dort wird uns gleich eine »Ciorba« und Rührei gereicht, die typische Gastfreundschaft, dazu seine einzigste Flasche Bier. Er wollte extra für uns einige Flaschen kaufen, doch waren sie schon ausverkauft, als er kam - Erntedankfest am Wochenende. Ich denke, ich werde heute Abend bestimmt noch einige Eintragungen machen können, denn jetzt werden wir noch einen kleinen Spaziergang durch die Altstadt von Schässburg, dem Burgberg machen. Leider sind meine Filme aufgebraucht, der an der Grenze requirierte Film fehlt mir jetzt. Vielleicht kann ich mir noch einen kaufen.

                                  Auf dem Spaziergang haben wir auch noch einige andere wichtige Sachen erledigt, wir waren noch einmal am Bahnhof wegen Wolfgang, der immer noch nicht aufgetaucht ist, und die Quartierfrage wurde gelöst. Wir werden heute hoch oben an der Bergkirche, in der Friedhofskapelle schlafen, und auch unsere Räder können wir über den Winter bei der Küsterfamilie einstellen. Dann zum Abendessen ins Dracula-Haus. Leider wird abends nicht mehr das gute Bier ausgeschenkt, das ich vorhin gezapft bekam, Gert hatte meinen Optimismus schon gedämpft. Essen mit Wein. Nachher werden wir uns noch einen Diavortrag beim Herrn Moca, Octavian, dem reiselustigen Rentner, ansehen, bestimmt wird das interessant, erinnert mich das Ganze doch an Gustav Ginzl. Dann zum Nachtquartier hoch oben über der Stadt in der Friedhofskapelle der Bergkirche. Ich habe vor dem Podest geschlafen, auf dem der Sarg zu stehen hat.

                                  14. Okt. 1986, Biertan
                                  Für dieses Jahr der letzte Tag in Rumänien. Der Wolfgang, mittlerweile Odysseus genannt, bleibt weiter verschwunden...
                                  Wir sind heute noch zu einer kleinen Kirchenburgfahrt aufgebrochen. Unsere Sachen liegen noch in der Kapelle, die Fahrräder also entlastet, sind wir Richtung Birthälm aufgebrochen. Unterwegs habe ich auch die Kirchenburg identifizieren können (Scharosch), die ich 1983 auf der Fahrt nach Bulgarien vom Zug aus fotografierte. Die große Kirchenburg in Birthälm war sehr schön, wird gerade restauriert, fast fertig.

                                  Ein kleines Männchen hat uns herumgeführt und uns alles gezeigt, besonders die Sakristeitür mit dem berühmten Schloss. Diese war vor knapp hundert Jahren wahrscheinlich das letzte Exponat aus Rumänien bei einer Weltausstellung.

                                  Dabei hat er uns auch wieder die Sorgen der Sachsen hier in Rumänien erläutert, alle haben Ausreiseanträge, auch die beiden mit der Restaurierung beschäftigten Handwerker. Es muss schon ein hartes Leben sein, besonders in den Dörfern, wo es faktisch alles nur noch auf Marken gibt. Außer Schnaps! Wir werden nachher über Scharosch nach Schässburg zurückfahren. Dort steht dann noch das Verstauen der Räder in der Kirche, das Packen und Baden bzw. Duschen im städtischen Bad auf dem Plan. Dann werden wir noch bis zur Zugabfahrt im Dracul die restlichen Lei versaufen.

                                  La revedere, auf Wiedersehen im Frühling.

                                  Nachbemerkungen
                                  Wolfgang ist in Georgheni in die gleiche falsche Richtung gefahren wie wir, nur er hat seinen Irrtum nie bemerkt. Ja, er glaubte Sighisoara/Schässburg erreicht zu haben, aber er war in Tirgu Mures im Zoo gelandet.
                                  Die Räder waren in der Sakristei der Bergkirche in Schässburg für die Fortsetzung deponiert. Leider konnte ich wegen eines Missgeschicks nicht teilnehmen. Alibotusch wird die Geschichte weiter erzählen, bleibt aufmerksam...
                                  Zuletzt geändert von EbsEls; 13.02.2012, 18:36.
                                  Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                  Eberhard Elsner

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                                  • Kris
                                    Alter Hase
                                    • 07.02.2007
                                    • 2802
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                    Tolle Farben, tolle Bilder, schön geschrieben. Vielen Dank!
                                    „Barfuß am Leben ist auch was wert.“ - Kasperl

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                                    • volx-wolf

                                      Lebt im Forum
                                      • 14.07.2008
                                      • 5576
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                      Sehr schön!

                                      Danke für's schreiben, Dia scannen und einstellen!!!

                                      Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
                                      daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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                                        AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                        Hat Spaß gemacht zu lesen.

                                        Zitat von EbsEls Beitrag anzeigen
                                        Wolfgang ist in Georgheni in die gleiche falsche Richtung gefahren wie wir, nur er hat seinen Irrtum nie bemerkt. Ja, er glaubte Sighisoara/Schässburg erreicht zu haben, aber er war in Tirgu Mures im Zoo gelandet.
                                        Heute würde man sich einfach über Handy wiederfinden. Unsere Gruppe wurde 1989 im Retezat auseinandergerissen. Meine Teilgruppe wurde leider im falschen Aufstiegstal abgesetzt(war wohl kürzer), was wir erst nicht mitbekommen hatten. Während wir oben im Gebirge warteten, suchten die anderen uns unten.

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                                        • Peter83
                                          Fuchs
                                          • 22.08.2010
                                          • 1115
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                          Super Bericht und herrliche Bilder - danke.

                                          Grüsse,
                                          Peter
                                          "A man who is a man goes on till he can do no more and then goes twice as far."

                                          Norwegian saying

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                                          • Abt
                                            Lebt im Forum
                                            • 26.04.2010
                                            • 5726
                                            • Unternehmen


                                            #22
                                            AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                            Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                                            Hat Spaß gemacht zu lesen.



                                            Heute würde man sich einfach über Handy wiederfinden. Unsere Gruppe wurde 1989 im Retezat auseinandergerissen. Meine Teilgruppe wurde leider im falschen Aufstiegstal abgesetzt(war wohl kürzer), was wir erst nicht mitbekommen hatten. Während wir oben im Gebirge warteten, suchten die anderen uns unten.

                                            Wolfgang Odysseus war ohne Karte,ohne Zelt und ohne Luftpumpe zu seinem ca.230 km Ausreissversuch losgefahren. Auf die Karte hatte er auch nicht noch mal gesehen. Er war sich irgendwann nicht mehr sicher, ob wir an ihm vorbeigefahren sind, während er im Gebüsch nachts untergekrochen war. Die Markieren hatte er für den Fall angebracht, dass wir hinter ihm sind. Der Campingplatz liegt zwischen Pingarati-Pass und ->vor Gheorgeni.
                                            Zuletzt geändert von Abt; 14.02.2012, 23:46.

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                                            • Yukonpaul
                                              Anfänger im Forum
                                              • 20.04.2010
                                              • 33
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                              Wow,

                                              das nenn ich mal ´nen Reisebricht...danke dafür, das ist echt klasse von dir, die Mühe gemacht zu haben und diese Erlebnisse mit uns zu teilen.

                                              Alles Gute und noch viele schöne Reisen!!!

                                              Paul

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                                              • luckyloser
                                                Erfahren
                                                • 01.07.2009
                                                • 186
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                Absolut genial! Danke fürs Einstellen!
                                                Viel zu spät begreifen viele, die versäumten Lebensziele:
                                                Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur,
                                                Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's! Reise, reise!

                                                (Wilhelm Busch, 1832-1908)

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                                                • Jack68
                                                  Erfahren
                                                  • 30.03.2012
                                                  • 401
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                  Eine wahre Perle dieser Reisebericht! Genial Fotos! Danke!?..auch schön zu lesen, welcher Treibstoff für die Tour benutzt wurde!
                                                  Zuletzt geändert von Jack68; 02.12.2012, 23:44.
                                                  ...

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                                                  • Abt
                                                    Lebt im Forum
                                                    • 26.04.2010
                                                    • 5726
                                                    • Unternehmen


                                                    #26
                                                    AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten



                                                    Unsere Rad-Tour durch die Vergangenheit liegt ja ein paar Jährchen (86/87/88) zurück, und fällt in die Ceaucescu Zeit, in der Brot in Rumänien rationiert wurde (250 g pro Tag/Person, je nach Region etwas unterschiedlich) und es so bissel schlecht mit Lebensmitteln aussah. Oft habe ich in großen Geschäften für anonym eingekauft und so lange gefeilscht, bis man endlich etwas ohne Marken (sog. ,Cartele') gab, was wir den Quartiergebern dann als Geschenk übergaben )

                                                    Benzin brauchten wir keins, Das war auch rationiert pro PKW nur 20l pro Monat für Einheimische auf Cartele, also Bezugsscheine zum berechtigtem Kauf.) Das hatte für uns als Radler den sehr angenehmen Nebeneffekt, dass es kaum Verkehr auf den Straßen gab.
                                                    Allgemein waren wir auf unseren drei Touren auf Selbstverpflegung orientiert, hatten einen Topf zum Tee kochen dabe.
                                                    Gekocht haben wir aber nur in Ausnahmefällen , dann mit Spiritustabletten,- drei kleine Steine unter den Topf, so haben wir mal Steinpilze geschmort, die am Wege rumstanden, andermal haben wir auf dem Lagerfeuer gekocht, indem wir den Topf in die Glut stellten. Ansonsten hatten wir soweit alles mit, also Salami, Hartkäse, Tütensuppen.
                                                    Bier, das war naturbelassen trüb,- haben wir getrunken, wenn es welches gab, meist mit etwas Salz auf den Glasrand. Meist gab es eh kein Bier. Und anderer Fusel war mit Vorsicht zu geniesen. Gute Erfahrung habe ich mit dem Rumänischen Rum gemacht, der sich aus unerklärlichen Gründen so nennen durfte und Hochwillkommen im Tee war, Ansonsten auch so ein Cognak OVIDIU Typ Metaxa.
                                                    Dazu kam, dass es den Bewohnern gesetzlich verboten war, Ausländer zu beherbergen. Die Kontakte zu anderen Welten halt und politische Diskussionen waren nicht erwünscht.
                                                    Hier übrigens auch nicht

                                                    Ansonsten Fahrzeugtechnisch... hm ich sehe mal nach, ob ich etwas habe....siehe mal...

                                                    Zuletzt geändert von Abt; 27.12.2012, 03:34.

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                                                      Erfahren
                                                      • 30.03.2012
                                                      • 401
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                      ...ja Fahrradtouren selbst auf Landstrassen waren entspannt, kaum Autos unterwegs...die Leute waren oft bitterarm...gemeinsames Essen hat etwas Rituelles...oft waren die Gastgeber sehr herzlich.

                                                      Auch auf Cuba habe ich das erlebt...in der Neuzeit...der Gastvater war zwei Stunden und unterwegs, um für uns Kaffee zu organisieren und er war schon über 80...hätte ich das vorher gewusst, hätte ich Wasser getrunken...

                                                      Ich hatte den Bericht gelesen und dabei Bierdurst bekommen und fragte zwischenzeitlich, warum eigentlich...bis ich mal nach Eurem flüssigen Treibstoff "fahndete"...und fündig wurde..

                                                      ...das mit der einen Stulle hatte ich gelesen und auch bei mir gedacht...in Deutschland im Hotel frühstücken, da hat man heute an einem Morgen schnell die Kalorienzahl von einer Woche Frühstück in armen Ländern zusammen...

                                                      Wie sind wir damals überhaupt mit der Ausrüstung klar gekommen? Ich hatte bei einer Fahrradtour die ganze Zeit das schwere Bergzelt aus Baumwolle mit Draht an die Mittelstange gebunden, selbstgenähte Fahrradtaschen aus festem Baumwollstoff aus Schutzhauben von Filmprojektoren...Fahrrad mit einem Gang...Dafür hat das Rad 10 Jahre gehalten ohne eine Reparatur...nicht eine Speiche musste raus...



                                                      Danke für die Zeitreise...
                                                      ...

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                                                        Lebt im Forum
                                                        • 26.04.2010
                                                        • 5726
                                                        • Unternehmen


                                                        #28
                                                        AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                        Prolog

                                                        Die Geschichte der Radtour durch die Vergangenheit, die ich nun hier weitererzählen will, datiert zurück in den September/ Oktober des Jahres 1987. Auf ein Tagebuch kann ich dabei leider nicht zurückgreifen und ich verlasse mich nur auf mein fotografisches Gedächtnis.

                                                        Unsere von dem ersten Teil der Tour mitgebrachten Erzählungen und Bilder wirkten wie ein Fanal auf unsere Freunde. Der Intressentenkreis erweiterte sich schnell auf sechs Freunde und wir wollten während einer Höhlenfahrt im August, die in die sächsisch-böhmischen Grenzregion führte, die Details besprechen, welche Ausrüstung benötigt wird.
                                                        Zum Ziel dieser geselligem Vorbereitung hatten wir uns eine der Klufthöhlen gleich hinter der deutsch-tschechischen Grenze in Böhmen, die sogenannte Höhle mit Lichtblick ausersehen. Über den Unfall und die beinahe dramatisch verlaufenene Rettungsaktion von Ebsels hatte ich hier im Forum an anderer Stelle im einem Dialog mit Christian J. kurz berichtet....

                                                        Zitat von Christian J. Beitrag anzeigen
                                                        Wenn ich mich recht erinnere, ist der Einstieg in diese aber seit kurzem verboten.
                                                        Das ist durchaus möglich. Wir waren seit der Bergungsaktion von Ebsels 1987 auch nicht mehr dort drin. Erst verklemmt Ebsels der Prächtige im Ausgangsspalt der Lichtblick-Höhle, dann zerren wir zu viert wie die Irren am Seil, um ihn drinne* zurück nach oben zu holen, und dann ....rückt die Feuerwehr aus Decin mit zwei Löschzügen an, um ihn wieder heraus zubekommen.
                                                        Unser Intresse an Höhlenerkundungen auf eigene Faust war seither erloschen, denn Ebsels stürtzte etwa 4 m in die Höhle und zog sich einen Kreuzbandriss zu, und fiel damit für diese Rad-Tour leider aus.
                                                        Zuletzt geändert von Abt; 03.01.2013, 11:16.

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                                                          • 26.04.2010
                                                          • 5726
                                                          • Unternehmen


                                                          #29
                                                          AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                          .
                                                          Blick vom Stundturm über die Klosterkirche zur Bergkirche hinauf auf den Burgberg


                                                          Bereits im Winter war ich nach Rumänien gefahren, hatte Freunde dort besucht, bissel was zu knabbern hingebracht und mal nach den Rädern gesehen. Die standen indess über den Winter gesichert in der Sakristei der Bergkirche in Schäßburg. Noch, denn der Exodus der deutschen Besiedlung, die acht Jahrhunderte dort überdauert hatte, war durch die schlechten Lebensverhältnisse in Rumänien und eine Sogwirkung guter Nachrichten aus dem Goldenen Westen besiegelt. Immer wieder erreichte mich die Nachricht, dass weitere Angehörige und meine Freunde inzwischen Antrag auf die Ausreise gestellt hatten und sie nunmehr auf gepackten Koffern saßen.


                                                          Blick durch eine Schießscharte des Zinngießerturm auf den Stundturm. Zu sehen ist
                                                          auch ein Stück der Festungsmauer. Die Namen geben Auskunft darüber, welche Handwerkerzunft
                                                          früher für die Erhaltung und Verteidigung dieses Abschnittes zuständig war.


                                                          Diesmal wollten wir uns die Erfahrungen des unkomplizierten BahnRadtransports bis Ungarn zunutze machen. Die Räder nahmen wir von hier als Gepäck in unserem Zug bis Budapest mit. Die Abwicklung des Weitertransportes von Budapest über Debrecen nach Matezalka, das ist ein ungarischer Ort in Grenznähe nach Rumänien, gestaltete sich dann etwas zeitaufwendiger. So dass ich unterdessen direkt mit dem Zug nach Schäßburg voraus fuhr. Dort nutzte ich die Wartezeit für kleinere Erkundungstouren in Schäßburgs Umgebungl. Nachdem meine Freunde über die ungarisch-rumänische Grenze herein radelten, schickten sie die Räder dann von Oradea aus weiter nach Sighishoara mit Bahntransport. Nach zwei Tagen langten die Freunde erst mal ohne Fahrräder an.
                                                          Das Wetter war auch nicht gerade die Wucht in Tüten,- kalt und regnerisch. Um die Wartezeit etwas kulturell aufzupeppen, fahren wir früh ohne Gepäck nach Brasov um die Stadt anzusehen und nebenbei einen Brief etwas abzugeben. Nachmittags standen wir zu fünft vor der Haustür der beschriebenen Adresse, einem alten Bürgerhaus im Stadtteil Schei (Brasov).
                                                          Verwunderte große Augen, ich stammle irgend ein Zeug...wir wollten ...übergebe den Brief. Versinke am liebstem im Boden... dann...Die Hausfrau fragt ob wir hungrig sind...und da wir uns nicht abweisend genug widersetzen... 20 Sekunden und hinter uns schließt sich die Haustür, wir werden als Gäste der Familie eingeladen und bleiben. Wir bleiben zwei Tage. Ganz lang lieb umsorgt. Früh verlassen wir wortlos und unauffällig das Gehöft, denn damit verstoßen unsere Gastgeber hier gegen ein Gesetz – wir wollen den Leuten keinen Ärger machen. Aber....so geht das hier in dieser Zeit.


                                                          Die Schwarze Kirche in Brasov/Kronstadt früher Unseren lieben Frauen genannt.
                                                          Während eines Stadtbrandes wurden die Mauern schwarz vom Ruß gefärbt, daher der Name


                                                          Tagsüber bestaunen wir die Sehenswürdigkeiten Brasovs. An der bekannten Kirche von Bartholomö versuche ich das ultimative Foto von einem Hügel daneben aus zu machen. Ein Drillplatz der Armee liegt direkt daneben. Den übersehe ich. Ein besonders dienstgeiler Uffiziant bemerkt mich aber , wie ich mit der Knipse herumwerkle... Diesmal war es an mir, meinen Film'abzugeben. Nicht zum Entwickeln versteht sich. Ich hätte nur kotzen können. So ist das hier eben auch, der Teufel soll ihn hohlen. Und den kranken Conducator gleich mit, nebst seiner Chemikerin.
                                                          Als es abends dämmert, nähern sich dann wieder die fünf Schatten wortlos dem Geviert von Familie G., klingeln, - die Türe tut sich uns auf, und wortlos treten wir ein.



                                                          Allmählich läuft uns aber die Zeit davon und wir beenden diesen kulturellen Abstecher, fahren zurück nach nach Sighisoara.


                                                          Der Zinngießerturm in Schäßburg in einer Computersimulation nach meinem Foto




                                                          Die Räder sind da!
                                                          Räder auslösen, dann packen. Es gibt noch einen anderen Grund zum Jubeln, denn das nasskalte Wetter hatte sich verzogen und hatte einem stabilen Schönwetterhoch mit all seinen Farben Platz gemacht..
                                                          Peters Rad hatte Aussehen und Charme der Goldenen Zwanziger Jahre und ächzte und splitterte nur so vor Rost. Von welcher Halde hatte er das nur gezogen ? Ich weiß es nicht. Auch seine Sportlichkeit konnte dieses Manko des antiken Gefährtes nicht egalisieren, und so setzten wir Ebbi's Verständnis voraus, tauften das Rad „Eberhard“ und schon waren wir doch zu sechst! So einfach isses!
                                                          Bei der Abfahrt vom Burgberg herunter in die Unterstadt zischte es verdächtig unter meinem Allerwertesten. Gleich darauf gab es einen leichten Knall und ich war gezwungener maßen bemüht, mit einer guten Haltungsnote abzusteigen. So eine ScheiBe. Wie gut dass ich auch Reservemäntel aus fernen Lande mitgeführt hatte. Wieder Zeit weg. Aber dann nach Mittag ging es los. Nicht sehr weit.
                                                          Unten in der Stadt fuhren wir zunächst gen Osten auf der Europastraße bis Sachiz und dann weiter nach Bunesti. (Bohnsdorf). Da es eine Kneipe gab, die wir heimsuchten, - es gab„Bere la halba“ wollten wir abstimmen, welchen Weiterweg wir nehmen. Brasov fiel aus zeitmangel aus, klar. Ich wollte einen Weg über Deutschweißkirch nehmen. Machte aber auf den schlechten Weg dorthin aufmerksam, was nun zu lebhaftem pro und kontra der Diskussion führte. Beinahe drohte der Ausflug dahin schon zu kippen, als mitten in unsere Runde Beratungshilfe vom Nebentisch kam. Von dort hatten zwei Traktoristen unsere Debatte aufmerksam verfolgt .


                                                          Die Traktoristen machen uns ein verlockendes Angebot, - wir nehmen an

                                                          Entschuldigen Sie, dass wir uns hier einmischen, aber wir möchten Sie drauf hinweisen, dass morgen in Deutsch-Weißkirch eine sächsische Hochzeit stattfindet. Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen! Wir könnten Ihr Gepäck auf unsere Traktoren aufnehmen und fahren neben Ihnen her“.Dort können sie im deutschen Schulzimmer nach dem Schlüsseln fragen und übernacdhten. Die Radeln können sie mit hineinnehmen
                                                          Was denken wir? Die wollen mit dem Zeug durchbrennen... Vorsichtig fragen wir den Wirt
                                                          Ja, die seien in Ordnung und von hier. Der eine war schon früher als Benf in der Ortsgruppe mit bei mir...
                                                          Der Bann war gebrochen, die Straße war räudig und stellete eine Herausforderung an Mensch und Material dar,- ein Platter an Andreas Rad unterwegs, war der Tribut an die grob geschotterte Straße und Loth stellte die Luftlosigkeit aller seiner beiden Räder erst im Zielort Deutsch -Weißkirch fest.


                                                          Die Bauernburg in Deutsch-Weißkirch (rum. Viscri)



                                                          An den Mauern der Burg gedieh ein lockender Wein


                                                          Wir organisieren mit Hilfe der Traktoristen den Schlüssel für dieses Deutsche Schulzimmer, breiten unsere aus dem GWF geklemmten Planen auf dem Fußboden gegen den Schmutz aus und stellen die Räder in eine Ecke des Klassenzimmers. Peter klettert etwas an der Hauswand hoch, um paar Weintrauben zu ergattern.

                                                          Dann machen wir uns in die Kneipe auf. Drausen ist es pechschwarz und hundekalt.Wir trafen die Traktoristen wieder, gaben noch einen aus, und spülten den Straßenstaub runter. Nur viel vom kalten Getränk mochte niemand zu trinken.


                                                          Eine sächsische Nacchbarschaft in Wurmloch anno19 83 anlässlich eines Sterbefalles einer ihrer Gemeindemitglieder. Es war üblich, für Anlässe mit vielen Personen, Geschirr, Wein und Mobilar gemeinsam anzuschaffen und zu nutzen.





                                                          Brautschar aus Viscri


                                                          Sächsische Männer 1987 von Viscri in ihrer sächsischen Tracht



                                                          Eine sächsische Hochzeit im historischen Ambiente in Viscri (Deutsch- Weißkirch)




                                                          Der nächste Tag war wieder wunderschön, es ist der Tag der angekündigten Hochzeit. Lange vor dem Kirchgang machten wir noch eine kleine Erkundungsrunde in der Umgebung, dann positionierten wir uns , um nicht zu stören. Bilder entstanden, die für uns als kulturell einmalig und historisch wertvoll gelten können. Die Deutsch-Weißkircher in ihren alten Trachten. Die Sachsen sind inzwischen längst ausgewandert, mit ihnen wurden die Trachten als Familienschatz mitgenommen, ihre Jahrhunderte alte Tradition ausgelöscht und die Trachten in alle Winde verstreut. Schade.

                                                          Gedanken gehen mir heute durch den Kopf, welch ein Bild das ein... zwei Jahrzehnte vor uns bei solch einem Fest gewesen ist, als noch all die Sachsen hier gewohnt haben.

                                                          Unser Weg führte weiter über das sonnige siebenbürgische Bergland, einem vorgelagertem Hügelland, nördlich der Fagarascher Berge. Kurz vor Soarsch wollte ich noch mal nach der Burg sehen, um diese zu fotografieren.Es waren nur zwei...drei Kilometer. Ich wollte nur mal schnell ein Foto von der Burg machen. Aber ich verlor die Spur meiner Freunde, die irgendwo in eine Kneipe abgebogen waren, an der ich aber vorbeifuhr. Was jetzt? Ich schimpfte mich einen Idioten. In der Stadt Fagarasch hatte ich Bekannte, die ich nach Jahren diesmal spontan besuchte. Unkompliziert. So einfach und herzlich wurde ich aufgenommen und eingeladen.

                                                          Gewöhnlich ging ich vor einem solchen „Einfall„ in einen Lebensmittelladen, lud mir ein paar Kilo Zucker in den Einkaufskorb, und stellte mich an der Kasse blöd. Als man mir alles wieder herausnahm und mich vollschnatterte, legte ich alles wieder seelenruhig in den Korb zurück steckte der Kassiererin das Geld hin und das Spiel wiederholte sich solange, bis denen der Gedultsfaden riss und wir uns darauf einigten, dass ich die Hälfte der Menge mitbekam. Wie sollte ich als „Strajn“ (Ausländer) wissen, dass Lebensmittel in Rumänien damals rationiert waren. Diesmal kam ich mit nichts, wurde aber trotzdem herzlich willkommen geheißen...

                                                          *An einem dreitten Advent zwei Jahrzehnte später weilte ich unter Tausenden Besuchern in der Dresdner Hofkirche. Unvermittelt kommt ein weißhaariger Herr und seine Frau auf mich zu und sprechen mich an..... Meine Bekannten....von damals in Fagarasch. Sie sind gleich nach dem Sturtz Ceaucescus nach Deutschland ausgewandert, hier Fuss gefasst und leben heute in Augsburg.

                                                          Am nächsten Morgen, einem Montag, fuhr ich aus Fagarasch schon sehr zeitig los. Nach einer halben Stunde Fahrt, sah ich zu meiner Erleichterung schon von weitem die Zelte meiner Freunde friedlich gleich an der Straße stehen. Also alle wieder beisammen. Großes hallo, Gehen wir's an.


                                                          das Siebenbürgische Dorf Urwegen

                                                          Bei Arpasu de Jos zweigt die ,Transfagarasan' von der Europastraße ab, passiert dann noch ein zwei Ortschaften. In der letzten Kurve sahen wir eine Schänke, in die wir einkehrten. Alles war ein wenig improviesiert und von unserem sonnigem Platz waren die ersten Schnee bedeckten Gipfel schon gut zu erkennen. Wie eine Mauer lag es nun vor uns , unser Ziel. Da hinauf ...wollten wir!?



                                                          Erst mal tranken wir ein erstes der goldgelben Biere, die es hier grad gab. In der Sonne auf der Terasse sitzend, und vom Biere schlürfend ließ es sich gut aushalten. Allmählich rutschten die Berge spürbar nach und nach auf vertretbare Höhe zusammen. Und unsere Stimmung wuchs entsprechend. Zu Essen bekamen wir nichts, und so entnahmen wir einige Kartoffeln aus einem riesengroßem Topf, der nebenan für die Schweine abgekocht wurde. Dann nahte der schweißtreibende Teil der Tour. Auf einem Schild stand: Bilea Cascada...km, Bilea Lac 21 km. Da unsere Räder nicht über eine Gangschaltung verfügten mussten wir von nun an schieben. Meine ganze Hoffnung ruhte allein auf dem Lift bei Bilea Cascada nach 12 km und dem wohlgesonnen Intresse des Dienstpersonals an Kaffee. Daher führten wir gleich mehrere Päckchen Kaffee im Gepäck mit Gepäck. Ich wollte all mein Kauderwelch anwenden und die Leute beschwatzen, mich notfalls halbtot stellen damit sie uns mit den Rädern nach oben bis zur Hütte befördern.
                                                          Nur hatte ich eben ganz übersehen, dass gestern Sonntag war , heute Montag. Und Montag geht nichts in Rumänien. Das sollte man wissen. An der hier verweist liegenden Liftstation ,,Bilea Cascada“ war keine Menschenseele weit und breit zu sehen.
                                                          Weder dort am Lift noch in der Nähe, kein Fahrzeug, nix. Aber auch gar nix. Es war zum Verzweifeln, aber nichts ließ darauf schließen, dass sich hier heute noch ein Rad drehen würde.



                                                          Was bleibt? Weiterschieben. Bis Sonnenuntergang ging das ja ganz super,ab und zu konnten wir auch noch eine Kehre fahren, aber in die Nacht hinein ist das volles Risiko wegen immer wieder daliegenden großen Steinen. Immerhind blendete ein toller Vollmond, ich habe noch nie so einen schönen Vollmond gesehen, so groß und so hell. So kalt. So saukalt war es, dass ich schon längst die Handschuhe übergezogen hatte. Lothar hatte keine mit und so zog er ein paar Armeesocken über die Hände, damit er nicht am Fahrradlenker fest fror. Gut dass wenigstens kein Autoverkehr störte. Aber auch etwas verdächtig. Endlich gegen 21.00 waren wir an der BileaLac-Hütte. Verdächtige Stille.
                                                          Dann, die nächste Pleite, die Hütte war offiziell wegen Renovierung geschlossen! Super. Aber was ist offiziell in Rumänien? Nichts.
                                                          Von dem Personal ist erst mal jemand hinters Haus gegangen, um zu sehen, ob wir wirklich mit Rädern da wären. Dann öffnete sich für uns das goldene Hintertürchen...Bere blonde. Bier!


                                                          So hatte ich die BileaLac-Hütte ein paar Jahre vorher noch in Erinnerung


                                                          ....und so fanden wir sie nun vor


                                                          Dieser Wächter sorgte für die Sicherheit unserer Räder

                                                          Es zahlte sich aber wieder mal aus, dass wir auch ein paar Lebensmittel mithatten. Die Radeln wurden in Sicherheit gebracht
                                                          Aber ganz so sancsoussi schlief ich nicht, erst mal war es die Höhe und dann wusste ich noch von früher, dass wir durch einen Tunnel durch den Berg mussten, der über den Winter zueist, also unpassierbar ist. Zusammen mit Peter machte ich am frühen Morgen eine Erkundungstour zum Sattel hinauf.


                                                          Blick während unserer kleinen Tour hoch zum Capra-See zum Moldoveanu und Visea Mare und dem Bergpanorama des Fagarasch


                                                          Blick zum Cozia-Gebirge SW von Fagarasch.
                                                          Zu erkennen an der charakteristischen ca. 60 m hohen Felsform


                                                          Also 400 m über vereiste, glatte Felsen. Dabei unterbreitete ich Peter meine Sorgen mit. Nur meinen genialen Vorschlag, die Räder hier notfalls hoch zu tragen, fand Peter bescheuert . Peter hat mich dann für komplett wahnsinnig erklärt, als sich alles zu einer Glitzerbahn aus Eis verwandelte.


                                                          Auf der Südseite kurz nach dem Verlassen des Tunnels durch die Fagarascher

                                                          Ich fands dann auch nicht mehr so gut. Zum Glück hat er von meinem verwegenem Plan erst viel später auf der Südseite den Kumpels erzählt. Und außerdem war der Tunnel noch passierbar. Irgendwelche Schwalben oder Alpensegler zischten immerzu durch die Dunkelheit der engen Öffnung.
                                                          Die langen Kehren der Südflanke der Fagarascher gaben herrliche Ausblicke auf den Moldoveanu und Visea Mare, die schon vom ersten Schnee bezuckert neben uns lagen.


                                                          Die Abfahrt der Transfagarasan nach Süden hinunter


                                                          Irgend wo am Vidraru-Stausee bauten wir dann unsere Zelte auf. Die Straße führte immer endlos jeden Zipfel des Sees folgend am Ufer entlang und es gab nie eine abkürzende Brücke. Schließlich passierten wir die Dammkrone, irgendeine Kreuzritterburg lag rechts oberhalb der Straße.




                                                          Unser Zeltplatz am Viadragu-Stausee, südlich des Fagaraschgebirges


                                                          Obwohl wir den eigentlichen Damm unmittelbar vor Augen hatten, mussten wir kilometer um Kilometer fahren.


                                                          Das Kloster Curtea de Arges mit der auf Ruinen erbauten neuen Kirche 1515-1517

                                                          Curtea de Arges, ein kurzer Besuch des Klosters mit der berühmten Kirche mit den gedrehten Türmchen handelte ich immerhin noch aus, denn es bestand nicht immer gleiches Intresse aller. Besonders wenn irgenwer mal nicht so in Form war oder ganz einfach miese Laune hatte. Unterwegs beschenkt uns ein Mütterschen mit süßen Pflaumen aus ihrem Garten. Wir übernachteten dann außerhalb von Rimnicu Vilcea in der Nähe einer Taverne. Am nächsten Tag brachten wir Andreas und Lothar noch zum Zug. Die Zeit unserer zwei Freunde reichte einfach nicht aus. Die Bahnstrecke führt durch das Olttal hinauf nach Siebenbürgen.Vom Bahnhof schickten Loth und Andreas ihre Fahrräder zurück. Andreas wagte es gar bis nach Hause zu schicken, und kurz vor der Weihnachtszeit (!) welch wunderbare Fügung, war es dann da, das gute stück. Natürlich musste ein wenig Zoll bezahlt werden.
                                                          Loth lagerte es noch einmal mit in der Bergkirche über den zweiten Winter mit ein.



                                                          Für zwei unserer Mitfahrer ist in Rimnicu Vilcea die Tour zu Ende

                                                          Wir fuhren von nun an nur noch zu dritt weiter. Unsere weitere Tour führte südlich der Karpaten entlang. Wir legten unsere Fahrtroute so, dass wir zu einigen der schönsten Klöster der Walachei kamen. Um ehrlich zu sein fand ich es zu fünft besser.
                                                          Zuletzt geändert von Abt; 07.01.2013, 16:53.

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                                                          • Abt
                                                            Lebt im Forum
                                                            • 26.04.2010
                                                            • 5726
                                                            • Unternehmen


                                                            #30
                                                            AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                            Vom Bahnhof in Rimnicu Vilcea fuhren wir zunächst nach Govora. Dort befindet sich ein Kloster und ein Heilbad. Aber wir hielten nur kurz für paar Fotos, da das Kloster in Govora mittlerweile ein Blechdach verpasst bekommen hat und das mindert den Fotospaß. Aber ich war hier schon früher und erinnere mich an wundervollen Blütenduft, der von den angepflanzten Lilien herkam. Die Beete und Blumenrabatten sind gut gepflegt.

                                                            Man sollte aber selber auf eigene Langhosigkeit achten, besonders bei Mönchsklöstern. Da sind die Nonnen toleranter. Kein Wunder. Immer nur beten. Aber auch hier:Ausnahme bestätigen die Regel. Um die Enthaltsamkeit und die Monotonie des Tages und des Glaubens besser ertragen zu können, hält manches Mönchlein einen guten Tropfen geheiligten Wassers bereit und gibt auch anderen Durstigen davon ab. Mitunter eskalieren dann diese Situationen zu undurstigen Szenerien. Sprich kleinen Gelagen. Der Mönch ist auch nur Mensch.

                                                            bin etwas mit der Kleiderordnung durcheinander gekommen (Aufnahme und Text von einer Begebenheit aus der Nähe dort)



                                                            Kloster Horezu auch hier sind leider überall schon diese hässlichen
                                                            Zinkbleche schon auf den Dächern, das dann irgenwann rostet.

                                                            Von dort fuhren wir weiter zum nächsten Kloster nach Horezu. Busse mit hin gekarrten Schülern prägten damals das Bild auf dem großen Vorplatz. Scheinbar gab es,- wie bei uns, so ein Schulpflichtprogramm, was da gerade abgearbeitet wurde, denn die selben Busse sehen wir später noch mal. Unsere Radtour führte durch eine eichenbewachsene Plateaulandschaft. Allgemein ist wohl von Piemont die Rede, hier heißt das getisches Plateau. Das Wort Podisul wird auch verwendet. Die Landschaft erinnerte entfernt an eine Art verlaufener Zuckerguss, den man quert und den immer mal wieder Bäche durchschneiden. Eine für uns ungewöhnliche Bauart der Klöster und alten Herrenhäuser verleiht der Landschaft zusätzlichen Reiz.Die Bäche haben sich Rinnen gegraben, die uns dann aus dem Sattel zwingt.
                                                            Walachei nennt sich dieser Landesteil. Die Walachei ist eines der drei Fürstentümer, aus denen sich Rumänien später gründete.


                                                            Charakteristischer Eichenwald zwischen Horezu und Polovragi südlich der Karpaten

                                                            Auf dem Wege vor Polovragi bemerke ich ein Metallschild mit einer der üblichen Parolen an der Straße, welches ich aber unbedingt fotografieren wollte. Da steht allen Ernstes: Die Epoche Ceaucescus ist die Epoche der Goldenen Geschichte Rumäniens ! Wie denn jetzt? 500gr Brot/Tag, 20l Benzin monatl., 1kg Zucker/Person / monatl. 1kg Mehl im Monat??? Aha man nennt das hier das Goldenes Zeitalter der Geschichte. Schön. Vernagelt muss man schon sein, solchen Blödsinn echt zu glauben. Wenigstens die DDR hielt diesen paranoiden alten Mann für würdig, ihn mit dem Karl Marx-Orden zu dekorieren.

                                                            Angerostete Metallschilder mit Durchhalteparolen zierten ja überall die Straßenränder. Daran hatte ich mich schon fast gewöhnt. Aber solch einen Blödsinn und Hohn dazu, hatte ich lange nicht gesehen. Gerade als ich den Foto hervor gewühlt habe und auslösen will, machte sich ein Polizist bemerkbar, der eben noch nicht da war oder irgendwo abgeschwitzt hatte. Und der macht mir nun richtig Ärger. Das da was nicht ganz in Ordnung war mit mir, wusste der schon. Vielleicht nahm er an, ich hätte ihn im Ruhestand ab konterfeit. Unangenehme Situation, denn meinen Film will ich dem auf keinen Fall hergeben, der ist ja voller Bilder. Und ich bin geizig. Und so viel leere Filme habe ich nun auch wieder nicht mit zum Verschenken. Also meine Erklärung, wie schön es hier ist, und wie gut es mir in Rumänien gefällt. Ob der meiner Schleimerei auf den Leim geht? Und wie er geht. Fast dass er darauf ausrutsch und hinschnellt.



                                                            Es dämmert schließlich, als wir am Kloster Polovragi eintreffen. Wir fragen nach dem Camping, denn der Himmel sieht nicht gerade verheißungsvoll aus. Am Camping, der schnell gefunden war, gab es dann zwar eine Kneipe und sogar Bier. Bungalows für die Nacht, gab es auch, aber Anfang Oktober hatten die ganz einfach keine Lust mehr, (es regnete sich gerade allmählich ein)diese noch zu vermieten. Ein kleines Päckchen Kaffee half dann bei der erfolgreichen Auffindung des Schlüssels. Wie das doch mitunter so ist...
                                                            mit den Wundern. Über Nacht goss es dann wie aus Kannen und der Bungalow hatte seine Dichtigkeit erwiesen. Das Kloster sahen wir uns morgens an und auch eine Führung in die öffentliche Höhle Polovragi (Pestera Mueri) machen wir noch mit, denn die ist wirklich sehr schön. Dann, es ist schon nach Mittag, wird es endlich Zeit aufzubrechen.








                                                            Solche Tore oder andere Monumente standen üblicherweise an den Kreisgrenzen



                                                            Blick hinüber zum Urdele Pass

                                                            http://www.outdoorseiten.net/fotos/data/500/Kopie_von_Scan_0111.jpg" border="0" />
                                                            Straße zum Urdele Pass im Sommer


                                                            Von Polovragie geht es über Baia de Fier. Baia lässt auf ein Bergwerk, Fier auf eine Eisenerzlagerstätte schließen.Weiter nach Novaci geht es in eine Senke.
                                                            Von Novaci führt die legendäre ParingHochstraße DN 67c gen Norden, zunächst zum Ort Rinca, dann weiter über den Urdele-Pass in 2240 m Höhe. Weiter nach Sugag und Sebesch. Vor paar Jahren bin ich von da kommend mit einem Motorrad getrampt. Wir sind dreimal hingefallen. Eine Kammtour da oben entlang habe ich später noch gemacht und weiß über den schlechten Zustand der Straße Bescheid. Bei der Kälte hier unten, fällt Regen da oben als Schnee. Und darauf haben wir einfach keine Lust. ( Heute heißt die Straße Transalpina ) und ist aspaltiert und neu angelegt. Und ganz einfach ein Muss und ein Höhepunkt. Ich wirble hier einfach mal zwei Bilder von dort dazwischen.....



                                                            Das Kloster Crasna liegt etwas abseits von der Hauptstraße


                                                            Auf unserem Weiterweg liegt noch das Kloster Crasna. OK, wir wollen keine Mönche werden. Aber hier gibt es eben auch nichts weiter anzusehen. Der Weg verläuft ohnehin hier entlang. Meine Kumpels wollen keine Klöster mehr sehen. Aber ich, wenn wir schon mal hier sind. Außerdem müssen wir ja sowiso irgend wo übernachten. Also das allerletzte. Es verteilt sich auch etwas über den Tag. Früh eins beim losfahren, Mittags eins für die Rast...Abends eines zur Nacht. Und abends zelten wir da.
                                                            Das Kloster Crasna hatte ich auf einer mehrmonatigen Wanderung 1981 nicht gefunden. Es ist noch ganz und gar mit Holzschinteln gedeckt . Wir zelteten direkt daneben, wo es wunderbare Brombeeren gibt, die aromatisch schmecken. Früh erhielten wir Besuch aus dem Kloster, ein Mönch fragte uns noch nach unserer Konfession. Alles wäre zu entschuldigen gewesen, Katholiken, Evangelen, Satanisten... nur dass wir räudige Heiden sind, darüber kommt er überhaupt nicht weg. Nie und nimmer! Aber als guter Christ, macht er zumindest den Versuch, unsere Seelen zu retten und beschenkt uns mit Kreuzlein, Bildchen von den Allerheiligen und und und. Leider hat er kein durstig machendes Wässerchen dabei, die zumindest die übelsten der Übel abwenden sollten.

                                                            Wir verließen den schönen Platz, langsam fing das Wetter wieder an sich zu verfinstern. In Bumbesti Jiu erreichten wir das Schil-Tal . Von hier aus ging es nun nordwärts, immer am Fluss entlang. In Tirgu Jiu haben wir uns den Magen so richtig verdorben und uns war nachts wie sterben. Trotz der geweihten Gegenstände.

                                                            Hier hats uns erwischt. Der Fluss Jiu durchschneidet
                                                            die Südkarpaten und bildet dabei oft eine Wetterscheide

                                                            Die Fahrt den Schil entlang war bei dem Regenwetter nicht gerad der Bringer. Und die Gefahr, auf einer der vielen Öllachen wegzurutschen ziemlich groß. Aber dann besserte sich das Wetter, je näher wir wieder Siebenbürgen kamen. Es belebte auch die gute Laune. In Siebenbürgen schien die Sonne.





                                                            Ab Simeria rollte es richtig gut. Bis Orastie. Dort gab es neben der Straße in einem Ausflugslokal Bier. Der Gag war eine uralte Kastanie, in deren schattenspendente Krone man eine luftige Sitzgelegenheit gezimmert hatte. Abends, als es kein Bier mehr gab, seilten wir den Tisch von da nach unten ab und hievten unsere Räder hoch und schliefen in dieser Nacht im Baum. Das ging ganz gut so. Nur so viele kleine Krabbeltiere hätte ich nicht erwartet.

                                                            Trotzdem war kurz von dem Ende bei mir der Saft raus und ich stieg in Mediasch in den Zug. Unter mir wölbte sich so eine Gummibeule langsam unter dem Mantel hervor. Ich hatte kälteklamme Finger und überhaupt keine Energie mehr, das zu reparieren. Peter und Wolfgang Odysseus kämpften noch weiter bis zum Ende der Tour nach Sighisoara, waren gerad mal drei Stunden länger unterwegs. Heute ärgere ich mich sehr über meine Aufgabe so kurz vor dem Ziel. Aber ich war einfach fertig.


                                                            Copsa Mica, der schmutzigste Ort in Rumänien. Hier fuhren die internationalen Züge durch,
                                                            und man wusste auch im Dunkeln, wo man gerade war

                                                            In die Sakristei der Bergkirche stellte ich mein Fahrrad über den zweiten Winter ein. Neben Lothars Rad und Peters..äh Eberhards. Hätte ich ja bald verwechselt.


                                                            Der Eingang unterhalb des Stundturmes in Schäßburg

                                                            Wir schwelgten noch mal in der Atmosphäre des Mittelalters in den Mauern Sighisoara, aßen von unserem Mitgebrachtem und tranken den Weinstein absetzenden Kokeltaler im Vlad, dem Geburtshaus von Vlad Tepes alias Dracula. Dann fuhren wir mit dem Zug nach Budapest. Hier haben wir wieder alles Geld für Schallplatten binnen einer Stunde auf die Kappe gehauen....investiert.
                                                            Ach ja, die täglich gefahrenen Kilometer verschweige ich mal lieber. Ist das denn eigentlich sooo wichtig?
                                                            Ansonsten wären jal die Bilder hier nicht (alle) zustande gekommen.


                                                            Eine Weile wird es noch dauern, bis ich alle Sprachwürste hier ausgeleiert habe, alle Satzdopplungen entdeckt und alle neuen Wortschöpfungen zum Patent angemeldet habe. Ich bitte das so lange einfach in Kauf zu nehmen.

                                                            In die Sakristei der Bergkirche stellte ich mein Fahrrad den zweiten Winter ein. Neben Lothars, der schon zu hause war.
                                                            Wir genossen noch mal die Atmosphäre des Mittelalters in den Mauern Sighisoara und fuhren dann zurück.
                                                            Zuletzt geändert von Abt; 24.05.2015, 09:50.

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                                                              Erfahren
                                                              • 30.03.2012
                                                              • 401
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                              Ja! Hier gehts weiter...juhu!
                                                              ...

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                                                                Lebt im Forum
                                                                • 26.04.2010
                                                                • 5726
                                                                • Unternehmen


                                                                #32
                                                                AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten




                                                                Und damit übergebe ich die virtuelle Stafette wieder an Ebsels zu seinem Tourenbericht aus längst vergangenen Zeiten ....
                                                                Zuletzt geändert von Abt; 30.12.2012, 07:37.

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                                                                  AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                  Bilder entstanden, die für uns als kulturell einmalig und historisch wertvoll gelten können.
                                                                  Das sind die Bilder auf jeden Fall. Sowas wird es nicht mehr geben, da können irgendwelche Stiftungen oder kirchl. Einrichtungen noch so viel Euros in die Kirchenburgen reinstecken. Die Menschen sind weg und nur mit ihnen lebte so ein Sachsendorf und so eine Kultur.

                                                                  Kommentar


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                                                                    • 27815
                                                                    • Privat


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                                                                    In der letzten Ausgabe des "Holznagels" (III/12), der Vereinszeitschrift der "Interessengemeinschaft Bauernhaus e.V." (IGB)war Siebenbürgen Titelthema,
                                                                    so ganz ist Hopfen und Malz noch nicht verloren,
                                                                    NOCH nicht ...
                                                                    "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                                                                    Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                                                                    Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                                                                    Der über Felsen fuhr."________havamal
                                                                    --------

                                                                    Kommentar


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                                                                      Freak

                                                                      Moderator
                                                                      Liebt das Forum
                                                                      • 19.08.2009
                                                                      • 14456
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                      Zitat von falk66 Beitrag anzeigen
                                                                      Das sind die Bilder auf jeden Fall. Sowas wird es nicht mehr geben, da können irgendwelche Stiftungen oder kirchl. Einrichtungen noch so viel Euros in die Kirchenburgen reinstecken. Die Menschen sind weg und nur mit ihnen lebte so ein Sachsendorf und so eine Kultur.
                                                                      Ja, leider.....

                                                                      Ali und EbsEls, die Bilder sind goldwert!
                                                                      Zuletzt geändert von Vegareve; 27.12.2012, 15:12.
                                                                      "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

                                                                      Kommentar


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                                                                        Lebt im Forum
                                                                        • 26.04.2010
                                                                        • 5726
                                                                        • Unternehmen


                                                                        #36
                                                                        AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                        Zitat von Goettergatte Beitrag anzeigen
                                                                        In der letzten Ausgabe des "Holznagels" (III/12), der Vereinszeitschrift der "Interessengemeinschaft Bauernhaus e.V." (IGB)war Siebenbürgen Titelthema,
                                                                        so ganz ist Hopfen und Malz noch nicht verloren,
                                                                        NOCH nicht ...
                                                                        Ich würde mich nicht nur an einer Aussage irgend eines Redakteures orientieren. Allgemein sehe ich ja, was da los ist. Und das ist natürlich auch wieder vom meinen subjektiven Erlebten eingefärbt.
                                                                        Aber als alljährlich dort Reisendem traue ich mir einen gewissen Kenntnisstand einfach zu.

                                                                        ---------------------------------------------------------------------------

                                                                        Der hier wieder entfernte Text könnte zu Missverständnissen führen.
                                                                        In einen späteren Tourenbericht gehe ich auf diese Thematik noch ein.
                                                                        Zuletzt geändert von Abt; 29.12.2012, 19:45.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Feldherrin
                                                                          Alter Hase
                                                                          • 08.03.2009
                                                                          • 3213
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                          Sehr coole Sache Ali !!
                                                                          "Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist." Walter Kempowski - Schriftsteller (1929 - 2007)

                                                                          Kommentar


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                                                                            Lebt im Forum
                                                                            • 24.01.2011
                                                                            • 5056
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                            Hallo,
                                                                            danke für den schönen Bericht!
                                                                            Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
                                                                            Auf dem Wege vor Polovragi bemerke ich ein Metallschild mit einer der üblichen Parolen an der Straße, welches ich aber unbedingt fotografieren wollte. Da steht allen Ernstes: Die Epoche Ceaucescus ist die Epoche der Goldenen Geschichte Rumäniens ! Wie denn jetzt? 500gr Brot/Tag, 20l Benzin monatl., 1kg Zucker/Person / monatl. 1kg Mehl im Monat??? Aha man nennt das hier das Goldenes Zeitalter der Geschichte. Schön. Vernagelt muss man schon sein, solchen Blödsinn echt zu glauben.Wenigstens die DDR hielt diesen paranoiden alten Mann für würdig, ihn mit dem Karl Marx-Orden zu dekorieren.
                                                                            Nicht nur die DDR hielt diesen paranoiden alten Mann für würdig, ihn mit Orden zu dekorieren. Ich war Mitte der 80er mal im Bukarester Nationalmuseum (ich nehme an es war dieses hier: Muzeul Național de Istorie a României - Nationales Museum der Geschichte von Rumänien). Die unteren 2 Etagen waren der Geschichte Thrakiens und Rumäniens gewidmet, und die oberste riesige Etage war ausgefüllt mit Exponaten, die alle zum Ruhm und zur Ehre von Nicolai Ceaucescu und seiner Frau, zumeist als Gastgeschenke an die beiden, gesammelt waren. Zum Teil waren es internationale Gastgeschenke aus (fast?) ALLEN Ländern der Welt, darunter viele Orden und vielfarbig glänzende Schärpen, so im Stile Napoleons oder südamerikanischer Herrscher. Tausende andere Exponate waren Geschenke, Kunsthandwerk, Gemälde etc, die von Einzelpersonen oder Kollektiven im ganzen Land dem großen Conducător gewidmet waren. Ein Bild ist mir noch in Erinnerung: der große Führer und sein Weib in den Wolken, von Englein umkränzt. Leider durfte man dort nicht fotografieren :-(

                                                                            Gruß Michael

                                                                            Kommentar


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                                                                              Erfahren
                                                                              • 23.07.2011
                                                                              • 436
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                              Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
                                                                              ... übergebe ich die virtuelle Stafette wieder an Ebsels zu seinem weiteren Tourenbericht aus längst vergangenen Zeiten ...
                                                                              Danke Alibotusch für die spannende Fortführung dieser Geschichte.
                                                                              Ja, es war damals schon sehr ärgerlich, ich lernte im Herbst '87 gerade wieder das Laufen. Ich bin bis heute richtig neidisch auf das Erlebnis einer sächsischen Hochzeit in Deutsch-Weißkirch/Viscri. Und um den Fahrrad-Höhenrekord (über 2000m) der Freunde zu brechen, vergingen noch sechs Jahre (PDF, Seite 42).

                                                                              Bleibt aufmerksam, bald geht die Geschichte mit der Heimfahrt von zwei der drei Räder im Frühjahr 1988 weiter.
                                                                              Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                                                              Eberhard Elsner

                                                                              Kommentar


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                                                                                Erfahren
                                                                                • 23.07.2011
                                                                                • 436
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                                Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
                                                                                Die Epoche Ceaucescus ist die Epoche der Goldenen Geschichte Rumäniens!
                                                                                Dazu passt eine Geschichte aus dem diesjährigen Rumänienadventskalender.

                                                                                PS: Bei Interesse gibt es wieder den großen Erfahrungsaustausch nach Ostern an der Lütschetalsperre. Info bald am Bunten Brett.
                                                                                Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                                                                Eberhard Elsner

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Fuchs
                                                                                  • 04.04.2003
                                                                                  • 1406


                                                                                  #41
                                                                                  AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                                  Nicht nur aus längst vergangenen Zeiten, sondern fast wie aus einer vergessenen Welt!
                                                                                  Schön, dass es wieder ausgekramt und aufbereitet wurde!

                                                                                  Danke für die vielen Informationen, die damit verbundenen Gefühle und die wunderschönen Bilder

                                                                                  hosentreger
                                                                                  Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Lebt im Forum
                                                                                    • 26.04.2010
                                                                                    • 5726
                                                                                    • Unternehmen


                                                                                    #42
                                                                                    AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                                    Das Jahr ist rum, Ebsels.


                                                                                    Komm, mach mal weiter, du alte Beere.....

                                                                                    .... bis der Ebsels vorbeikommt und weiter erzählt mal eine kleine Umfrage.
                                                                                    Über wie viele Bergpässe, die höher >1000m waren, ging es denn auf den bisherigen Gesamttourenverlauf?
                                                                                    Also den Sicas zählen wir noch mit, auch wenn der gerade so ein 1000er ist und den Bilea-See zählen wir einfach, auch wenn der doppelt so hoch ist. Also.....Ihr könnt das Ergebnis, wenn ihr euch sicher seid, hier direkt herschreiben oder an uns als PN schicken.
                                                                                    Ehrwürdige Grüßle

                                                                                    Also, Entschuldigung. 20.02.2013
                                                                                    Hier scheint das ultimative Missgeschick eingetreten zu sein, was nie eintreten sollte.

                                                                                    Zuletzt geändert von Abt; 26.03.2013, 18:12.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Lebt im Forum
                                                                                      • 26.04.2010
                                                                                      • 5726
                                                                                      • Unternehmen


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                                      Um heutzutage unter Terroristenverdacht zu geraten, reicht es, seinen Rucksack oder ein anderes Gepäckstück unachtsam in einer Bahnhofsecke abzustellen und sich dann zu entfernen. Und schon löst man Bombenalarm aus, der oft mit einer Teilevakuierung einhergeht und jeglichen Verkehr einigermaßen lahmlegt.
                                                                                      Ich greife mir da zum wiederholtem mal an den Kopf und überlege, ….

                                                                                      Früher landete ein derart abgestelltes Gepäckstück oft genug völlig phantasielos im Fundbüro neben der Bahnhofsmission des Dresdner Hauptbahnhofs. Der Terrorismus als höchstes Glück der modernen Terroristen von heute war hierzulande noch nicht erfunden.
                                                                                      So näherten wir uns 1979 ohne Vorkenntnisse in dieser Szene betont unauffällig mit wohl gefüllten, aber leider auch sperrigen und somit schweren Kraxen dem Flughafen Berlin-Schönefeld in nicht terroristischer Absicht.
                                                                                      Wir brauchten uns nicht erst als Exoten zu verstellen, wir waren welche. Und somit waren wir prädestiniert für den Platz bei der Extraabfertigung der Kontrolle des Flughafenterminals.
                                                                                      Vorsorglich hatte ich das Benzin für den Juwel-Kocher hier in Deutschland gekauft und in eine blaue WofalorFlasche gefüllt, da ich nicht gleich am Zielort wegen Benzin herum rennen wollte. Es gab ja keines und konvertierbare Währung durfte ich nicht mitführen. Und daher galt es, die Plasteflasche mit Benzin möglichst unbeschädigt ins Flugzeug zu bekommen. Unsere Chance bestand in einem ganz normalem Ablenkungstrick bei der Detailkontrolle unseres Gepäcks, Und während einer meiner Freunde eine sehr wichtige Frage stellte, die der angesprochene Uniformierte mit einem wütendem Seitenblick beantwortete, langte mir eine Handbewegung in unachtsamen Augenblick, schon stand die Flasche auf der kontrollierten Seite...


                                                                                      Erst Jahre später habe ich gesehen, wie die Packer danach mit dem Gepäck umgehen, und das oft über mehrere Meter auf die Bänder werfen....So was leichtsinniges aber auch von denen.....
                                                                                      Was sagt Ihr

                                                                                      Eine kleine Nachbemerkung: Ein Jahr später war der Kontrollposten des Flughafens aufmerksam und bemerkte den Trick. Wir durften den Inhalt der Plasteflasche in einen eigens dafür bereitstehenden Bottisch kippen und die leere Flasche einpacken. Ach ja.
                                                                                      Unserem nachreisendem Kumpel gelang es zumindest einen Liter nachzubringen. Verpackt im Rucksack.
                                                                                      Da lesen sich Beiträge wie dieser Faden hier
                                                                                      http://www.outdoorseiten.net/forum/s...itnahme+kocher
                                                                                      geradezu wie groteskes Zeug. Dann dürften ja Bomben und anderer hochexplosiver Kriegsdreck überhaupt nicht erst als Transportgut geladen werden, deren Gefährlichkeit noch dazu bekannt ist...
                                                                                      Ich hoffe das Bunte Amt für Verfassungsstutz denkt über meine Ansicht hier mal nach. genau wie ihr, liebe Leser

                                                                                      _______________________________________________________________________

                                                                                      Hier habe ich noch einmal eine nicht so erfreuliche Nachricht von der Vasertalbahn:
                                                                                      http://www.tagesanzeiger.ch/leben/re...998/print.html

                                                                                      Nach der nächsten Überschwemmung sind die Schweizer sicher wieder gern gesehen.....

                                                                                      Ich sage aber schon heute mal danke an den Schweizer Verein und Michael Schneeberger.
                                                                                      Herrn Schneeberger habe ich auf meiner Tour 2011 selbst als sehr netten, umsichtigen Herrn in dem Bahnhof dort kennengelernt.
                                                                                      Zuletzt geändert von Abt; 24.02.2013, 08:42.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 23.07.2011
                                                                                        • 436
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                                        Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                                                                                        Über wie viele Bergpässe, die höher >1000m waren, ging es denn auf den bisherigen Gesamttourenverlauf?
                                                                                        Um diese Frage einer Beantwortung zuführen zu können, ergänze ich mal den Streckenverlauf für die bisher hier zwei beschriebenen Routen:

                                                                                        Romania cu bicicleta toamne '86: Bikemap.net-Romania cu bicicleta 1986 (1).gpx
                                                                                        (beschrieben von EbsEls)





















                                                                                        Romania cu bicicleta toamne '87: Bikemap.net-Romania cu bicicleta 1987.gpx
                                                                                        (beschrieben vom Abt)

                                                                                        Heute kann man diese Touren so n.m.M. nicht mehr nachfahren, da wir häufig auf Hauptstraßen geradelt sind. Zu Nikolaus' Zeiten kamen wir uns mit den Fuhrwerken als Radler nicht ins Gehege. Heute ist auf den befahrenen Straßen regester LKW-Verkehr und damit praktisch unradelbar. Aber man findet heute schöne Nebenstrecken, die mit einem Mounty befahrbar sind. Ein Radwegenetz und ausgeschildert gibt es nur regional.
                                                                                        Zuletzt geändert von EbsEls; 03.03.2013, 13:37.
                                                                                        Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                                                                        Eberhard Elsner

                                                                                        Kommentar


                                                                                        • EbsEls
                                                                                          Erfahren
                                                                                          • 23.07.2011
                                                                                          • 436
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                                          Die Fortsetzung dieser Geschichte aus längst vergangener Zeit beginnt mit einer Aufgabe aus dem PISA-Test:
                                                                                          1986 sind drei Radler aufgebrochen, einer ging verloren und zwei lagerten ihre Räder in Schässburg ein. 1987 kamen 5 Radler, einer ohne Rad, einer mit 'nem Schrottrad, das die Zugfahrt nicht überlebte. Drei Leutchen erreichten wieder Schässburg mit dem Rad. Einer nahm sein Rad wieder mit nach Hause. Einer lagerte sein mitgebrachtes Rad auf der Heimfahrt von Rimnicu Vilcea auch noch in Schässburg ein. Einer wagte es, sein Rad per Post heim zu schicken, was tatsächlich innerhalb von ein paar Wochen klappte.

                                                                                          Lösung: Wir fanden 1988 drei Räder in Schässburg vor.

                                                                                          Hier nun die Fortsetzung im Original-Ton aus dem Tagebuch von damals. Ein Kumpel aus Schul-&Studienzeit und ich fahren bepackt mit einem Beutel Ersatzteile nach Schässburg. In dunkelgrauer Schrift sind die Eintragungen meines Kumpels.

                                                                                          12.5.1988, Saalfeld
                                                                                          Es ist jetzt kurz nach ½ 10 Uhr. Ich habe die Routenplanung noch ins Tagebuch übertragen. Jetzt gilt es noch das Bagage zu packen und ordentlich in den „Fahrrad“-Rucksack zu verstauen. Sicher viel vergessen! Zur Zeit habe ich erstmal ein schlechtes Gefühl. Kriege ich mein Rad wieder auf Vordermann? Bleibt uns das Wetter gewogen und trocken?

                                                                                          Routenplan
                                                                                          • Sighisoara – Saschiz – Roades – Rupea – (Homorod) – Viscri 75 km
                                                                                          • Viscri – Dacia – Rodbav – Cincu – Agnita – Birghis – Mosna 90 km
                                                                                          • Mosna – Medias – Copsa Mica – (Valea Viilor) – Blaj – Teius – Richtung Intregalde 85 km
                                                                                          • oder
                                                                                          • Mosna – Motis – Valea Viilor – Copsa Mica – Blaj – Teius – Richtung Intregalde; drum nemodernizat 80 km
                                                                                          • Cheile Intregalde – Mogos – Bucium – Abrud – Rosie Montana 85 km
                                                                                          • Rosie Montana – Cimpeni – Scarisoara – Girda de Sus (mit Besuch der Eishöhle) 55 km
                                                                                          • Girda de Sus – Sighistel 50 km
                                                                                          • Wandertag Sighistel-Klamm
                                                                                          • Sighistel – Dr. Petru Grozu (heute Stei) – Beius – Baile Felix 86 km
                                                                                          • Baile Felix – Oradea – Debrecen 74 km
                                                                                          • Degrecen – Hajduböszörmany – Hajdunanas - Tiszavasva – Tiszalök (ggf. Fähre) – Rakamaz – Tokaj 90 km
                                                                                          • Tokaj – Mad – Abaujker – Goenc – Hidasnemeti – Grenze – Kosice 86 km


                                                                                          Die Etappen sind abgesteckt, nicht all zu lang, es sind sogar noch Reservetage übrig geblieben. Die Strecke Intregalde – Abrud ist nicht asphaltiert, hier wird eventuell ein anderer Weg zu wählen sein. Heute muss ich noch bei Gert vorbei, es ist etwas nach Rumänien mitzunehmen. Er hat so komische Andeutungen gemacht. Platzkarten haben wir nicht! Es sind also keine guten Zeichen, aber wenn wir auf den Rädern sitzen, haben wir es wieder selbst in der Hand. Wenn es nur schon so weit wäre.



                                                                                          13.5.1988, im Zug nach Sighisoara
                                                                                          Ohne Platzkarten den »Balt-Orient« gentert. Bis Prag sind viele Assis mitgefahren, lagen und saßen in den Gängen, wir gehörten auch dazu. Detlef kam verspätet erst gegen ½12 Uhr abends in Dresden an. Gert und ich haben die ganze Zeit auf ihn gewartet, statt in die Kneipe zu gehen.
                                                                                          Ab Prag konnten wir uns dann in einem rumänischen Liegewagen einmieten. Der Schaffner achtete überraschenderweise sehr auf Ordnung. Da ging dann der Urlaub richtig los, auch Bier war da. Ein Mittagessen im Wagonrestaurant. In Budapest bekamen wir dann Besuch aus China.
                                                                                          Von einem echten Chinesen, der reiste mit einer Europa-Karte durch die Lande. Ansonsten, die Versorgung ist erstklassig: Staro Pramen, Schnitzel, Waffeln. Ich habe fast die ganze Zugfahrt geschlafen.
                                                                                          In Dresden kam ich deshalb so spät an, weil auf die Deutsche Reichsbahn eben überhaupt kein Verlass mehr ist. Mit anderen Worten: Die Zugfahrt in der DDR war zum Kotzen.


                                                                                          14.05.88, Bergkirche in Schässburg
                                                                                          Im Liegewagen bis kurz vor Schässburg gut geschlafen, auf den Burgberg geklettert, dort, wo unsere Räder stehen sollen. Gleich von Heltschs, der Küsterfamilie, zum Frühstück eingeladen worden - den ersten 60%igen gekippt.



                                                                                          Ein erster Spaziergang führte uns durch die Stadt und die städtischen Kneipen. Das Mittagessen im »Dracul«: Zwei Schweineschnitzel, Pommes frites, Reis, Gurkensalat mit Tomaten, für so ein Essen muss man schon Glück haben. Die Übernachtung, wie üblich in Schässburg in der Friedhofskapelle.
                                                                                          Notwendige Arbeiten an unseren Fahrrädern: Reifen aufgezogen, Bowdenzug an der Vorderbremse eingehängt und Gepäckträger montiert, den hatte ich von zu Hause mitgebracht habe. Achtung Lothar: An Deinem Rad mussten sechs Speichen nachgezogen werden, haha.
                                                                                          Eberhard schreibt nicht ganz die Wahrheit. Nach dem ersten 60%igen folgte sofort der zweite. Damit hatten wir schon einen leichten Stecker drin. Lothar' Ich musste an Deinem Fahrrad 6. in Worten sechs oder auch seze (?) Speichen wechseln. Sauerei!
                                                                                          Nach der Fahrrad- reparatur sind wir ins »Dracul« zu Mittag essen gegangen, und haben ordentlich Bier eingelassen. Anschließend Besichtigung des Stundturmes, danach Stadtbesichtigung und Bier, zurück zum »Dracul« und Wein. Voll heraus gekommen und in der Kapelle zu Bett gegangen. Der Tag war wunderschön!



                                                                                          15.05.88, Deutsch-Weißkirch



                                                                                          Aufbruch gegen 9 Uhr. Zuvor noch Frühstück für uns und für die Schweine. Frau Heltsch und ich sind mit 'ner Sense und Sichel auf den Friedhof gegangen, zum Grasmähen für die Schweine zum Frühstück. Dann musste noch die Glockenuhr wieder auf Sonntag gestellt werden. Diese Uhr hat zwei Modi: Einen für die Wochentage und einen für Sonn- und Feiertage, da wird dann öfters geläutet. Herr Heltsch hatte die Uhr noch nicht wieder vom Himmelfahrtstag zurückgestellt.
                                                                                          Seit unserem Bogen nach Süden, Richtung Saschiz, müssen wir schwer gegen den Wind kämpfen. Deshalb machen wir jetzt in fast jeden Dorf eine Pause, Kirchenburg fotografieren und Bier trinken. Dabei nimmt mit dem Abstand von der Stadt die Qualität des Bieres ab.
                                                                                          Wir sind auf den Spuren unserer Vorgänger, Lothar, Odysseus, Andreas und Gert, die vorigen Herbst hier lang sind und deshalb kennen wir auch die Anlaufpunkte. Der Herr Wagner rät auch uns gleich in Bunesti nach Deutsch-Weißkirch abzubiegen (7 km). Geplant war über Rupea/Reps zu fahren, das bedeutet aber 40 km Umweg. Wir sind dem Rat gefolgt und über einen Feldweg nach Viscri gefahren.



                                                                                          Wir haben einige S/W-Abzüge von Dias mit, die unsere Vorgänger bei einer Hochzeit in Weißkirch gemacht haben. Mit diesen Bildern finden wir sofort Kontakt zu Leuten hier, wir stehen vor dem Haus der "Kirchenbedienerin" und dürfen auch wieder in dem alten Schulzimmer an der Mauer der Kirchenburg übernachten. Nach einem interessanten Rundgang in der Kirchenburg (mit Turmbesteigung) konnten wir uns auch als Nachhut in das Gästebuch eintragen. Unsere Vorgänger trugen sich am 3. Okt. 87 ein. Die Turmbesteigung war ganz schön gefährlich. Heute soll es noch zu einem Mann zu Besuch gehen, der auf einem der Bilder war, und noch in die Dorfkneipe.
                                                                                          Der Herr Wagner hat, obwohl geschlossen war, uns das Bier gezapft. Der direkte Weg nach Deutsch-Weißkirch war befahrbar, also nicht so schlecht, wie nach der Erzählung des "Mullahs".



                                                                                          Drei schale Bier haben wir jeder in der Kneipe getrunken. Das Bier hat im Sommer eine Haltbarkeitsdauer von neun Tagen, die Kneipe wird aber nur einmal im Monat beliefert. Aber die Gespräche waren Gold wert, viele Sachsen, ein Thema - die Lebensverhältnisse. Sehr interessant: Der Vater eines sächsischen Gastes ist für Großdeutschland gefallen, die Mutter in der sowjetischen Zwangsarbeit gestorben, er lebte seit dem zweiten Lebensjahr bei seinen Großeltern, wörtlich: "... was den Sachsen die Deutschen angetan haben!".

                                                                                          16.5.88, Meschen
                                                                                          Früh in Weißkirch nach dem Waschen am Dorfbrunnen und frisch gebackenem Brot zum Frühstück aufgebrochen. Wenn wir bis zum nächsten Wochenende wiederkommen könnten, würden wir auch eine Hochzeit in Viscri erleben.



                                                                                          Abgehakte Kirchenburgen: Cloasterf – Klosdorf/Rs.

                                                                                          Crit – Deutsch-Kreuz

                                                                                          Viscri – Deutsch-Weißkirch
                                                                                          Soars – Scharosch/Fg., Rodbav – Rotbach, Cincu – Großschenk

                                                                                          Mergindeal – Mergeln
                                                                                          Deal Frumoas – Schönberg, Pelisor – Margeren, Mosna – Meschen.

                                                                                          Endlich kein großer Wind, konnten viele Kirchenburgen abhaken und viele Unterhaltungen mit den Leuten. "Ich kenne den Kommunismus, mir braucht ihr nichts zu erzählen, war in der Ukraine im Bergwerk...", ein 84-jähriger, ehemaliger SS-Mann in Merghindeal. Das Mittagessen gab es im Selbstbedienungsrestaurant in Agnita/Agnetheln. Zuvor für den Durst eine Flasche Wein und apa minerale mit Aufpreis für 35 Lei gekauft. Dieser Wein gab dann neuen Auftrieb für den zweiten Teil der Königsetappe. Wir haben uns dann durch ein wenig Regen bis Meschen durchgekämpft. Jetzt haben wir die ganze Zeit mit unseren sächsischen Gastgebern bei einer Flasche Wein geplaudert.
                                                                                          Das war heute die Königsetappe. 102 km! Ich habe das aber auch gespürt. Ab Agnita hatten wir auch immer leichten Gegenwind, das Streckenprofii war eigentlich zu ertragen, aber anfangs hat uns die Sonne zu schaffen gemacht. Die Tour haben wir gerade zum richtigen Zeitpunkt beendet. Im Moment, als wir in Meschen ankamen, hat es angefangen zu regnen. Da haben wir uns erst einmal untergestellt. Ein älterer Sachse sprach uns an und klagte sein Leid. Der hat uns dann auch eingeladen, bei ihm zu übernachten. Anfangs, bis zum Sendeschluss punkt 10 Uhr, haben wir uns das rumänische Fernsehprogramm angesehen. Naja! Danach zeigte er uns seine Familienbilder, unter anderen ein Bild eines Schwagers, der noch Hitlers Leiche in der Reichskanzlei bewachte bis zum Ende. Auch unser Gastgeber will auswandern. Anschließend haben wir uns im Hof gewaschen und Eberhard und ich haben zusammen auf einem ausgebollerten Sofa geschlafen.

                                                                                          17.5.88, in der Nähe von Alba Iulia
                                                                                          Heute früh musste an meinem Fahrrad erst noch eine Speiche gewechselt werden. Das hat Eberhard gemacht, während ich an der einen Packtasche eine Lasche angenäht habe. Nach nur zwei Kilometer Fahrt musste an meinem Fahrrad ein Kugelager gewechselt werden. Eberhard hatte noch keine Defekte zu beklagen, bis 9 Uhr Medias erreicht.
                                                                                          Da hatte ich aber was beschrien. Zwischen Medias/Mediasch und Blaj/Blasendorf hatte Eberhard Speichendefekt. Aber ansonsten sind wir gut über die Runden gekommen. Als wir durch Copsa Mica/Kleinkopisch fuhren, dachte ich, die Welt geht unter, Ruß überall auf 20 Kilometern, wir sahen aus wie die Neger. Jetzt bofen wir in der Nähe von Alba. Da soll Eberhard weiter schreiben, wie alles so kam.
                                                                                          Nach dem Frühstück bei den guten Leuten in Meschen (hoffentlich haben sie wegen uns keine Schwierigkeiten) sind wir ca. sechs Kilometer Richtung Medias gerollt, dort Schecktausch. Die Umständlichkeit dieses Vorgangs ist für mich Synonym für die Wirtschaft, besonders für deren Organisation. Dann Copsa Mica - die Schwarze Gegend. Zum Glück konnten wir uns in einem Hotel in Blaj einigermaßen waschen.



                                                                                          Nach Blaj war dann die Strecke glatt und zig Kilometer einzusehen - eine Durststrecke. In Teius haben wir dann irgendwie die Abzweigung Richtung Zlatna verpasst. Wir sind dann Richtung Alba Iulia auf Suche nach einem Campingplatz gegangen, Ergebnis: Eine Bofstelle zwischen Bahndamm und Hopfenfeld. Wir haben es uns jetzt zur Regel gemacht, vorher einen Liter Wein zu kaufen, damit es ein gutes Abendbrot wird.

                                                                                          18.5.88, Rosie Montana
                                                                                          Heute ging es nun in die Berge, ins Westgebirge. Eigentlich war es nur ein Berg, der Bucium-Paß zwischen Zlatna und Abrud in den Goldfeldern Rumäniens.
                                                                                          Früh sind wir von unserem Biwakplatz am Bahndamm kurz zum Waschen auf den Campingplatz gefahren, wo uns am Vorabend niemand haben wollte. Bis Alba Iulia rollte es auf glattem Asphalt, dann nur noch bergauf. Bis Zlatna ohne Absteigen, ein hässlicher Industrieort. Aber dort gab es ein gutes Gebäck - frische Semmeln und drinnen brincu. Das ist Schafskäse. Dann mussten wir viel und oft schieben. Eine tolle Abfahrt nach Abrud.



                                                                                          Dort zwei Flaschen Wein gekauft und zum Zeltplatz in Rosie Montana aufgebrochen. Was wir uns da eingebrockt hatten, war gerade noch so zum Auszulöffeln. Jetzt sitzen wir am geschlossenen Campingkiosk zum Abendessen mit den zwei Flaschen Wien. Fazit: Es ging ans Eingemachte.
                                                                                          Dass es ans Eingemachte ging, kann ich nur bestätigen. Wir haben zwei Stunden geschoben um zum Zeltplatz zu kommen, teilweise eine 15-20%ige Steigung. Da bin ich jetzt ganz schön geschafft. Aber Ende gut, alles (sprich Wein) gut.

                                                                                          19.5.88, Girda de Sus
                                                                                          Wir sind hier jetzt auf dem Campingplatz von Girda de Sus, nach 1984 zum 2. Mal. Es war eine kurze aber ereignisreiche Etappe, vor allen Dingen waren es positive Ereignisse. Von unserem Platz in Rosie Montana rollten wir in das Aries-Tal, Richtung Cimpeni. In Cimpeni als Frühstück sechs Stück mici (gegrillte Hackfleischröllchen, ähnlich dem Kebaptsche in Bulgarien, und zwei Bier.



                                                                                          Dann ging es aufwärts im schönen Tal der Ariesul mare, aber mit Defekthexe. Die Reparatur kann Detlef sicher besser schildern. Auch bei mir gab es eine Schraube am vorderen Gepäckträger nachzuziehen. Kurz vor Scarisoara kam dann ein Gewitterguss, gerade noch so unter ein Dach zum Unterstellen gekommen. Wir wollten uns noch mit Wein versorgen, doch in Scarisoara keine Chance, zu viele Leute im Laden. In Girda Rotwein gekauft, erst eine Flasche zum Kosten, dann drei weitere Flaschen Rotwein vom Feinsten. Am Campingplatz eine große Überraschung: Bewirtschaftung mit bere und mici. Und da sitzen wir auch jetzt noch beim bere.
                                                                                          Um noch einmal auf Gestern zurück zu kommen, Rosie Montana war sehr schön. Aber Wahnsinn, 10 km bergauf. Wir sind dann nach dem Frühstück und Fahrraddurchsicht nach Cimpeni gerollt. Dort kurzer Aufenthalt (siehe Ebs) und dann weiter. Lothar! Dein Fahrrad hat uns auf dieser Etappe in absolute Schwierigkeiten gebracht. Das Kugellager vom Rücktritt ist total hin. Da haben wir kurz hinter Cimpeni zweimal gebaut. Das erste Lager war nach hundert Metern ebenfalls hin. Daraufhin wurde eine ingenieurtechnische Lösung gebraucht und auch gefunden. Acht Kugeln ohne Käfig nur in Fett gedrückt auf den Konus, die Lösung!



                                                                                          Anschließend sind wir das Ariestal aufwärts gerollt. Das Tal ist wunderschön. In Girda sitzen wir jetzt auf dem Zeltplatz beim Bier und bei Folklore. Das wird unser Ruhetag.

                                                                                          20.5.88, Girda de Sus
                                                                                          Heute nun der lang ersehnte Ruhetag. Früh etwas länger geschlafen und dann zum kurzen Spaziergang in die Odincesca-Klamm aufgebrochen.
                                                                                          Eigentlich wollten wir zur Eishöhle, aber nach dem vielen Radfahren wollen die Beine nicht so richtig laufen.



                                                                                          Dort haben wir eine Höhle gefunden, ganz konnten wir sie aber nicht erforschen, eine Kletterstelle war zu glitschig und schmierig. Dann zurück zum Camping zu bere und mici als Mittagessen. Jetzt sitzen wir nach einigen kleineren Reparaturen an Packtasche und Hinterrad vor unserer Hütte. Außerdem haben wir auch noch den hervorragenden Rotwein. Die Wirtin hat uns gleich als "Stammgäste" wiedererkannt, waren wir doch 1984 schon hier untergekommen. Dabei erfuhren wir, dass der Hund Labusch, den ich '84 immer geärgert hatte, vom Wolf gekillt wurde.

                                                                                          21.5.88, Camping 1. Mai bei Oradea
                                                                                          Der Regen ist gekommen. Nach fast mühelosem Aufstieg auf den passul Virtop, gab es dann eine Super-20km-Abfahrt. Oben durch den Nebel und über feuchte, glitschige Straße. Zwar regnete es noch nicht, aber viel Feuchtigkeit in der Luft.

                                                                                          Kurzer Exkurs zur Transhumanz; damals haben wir das garnicht verstanden:

                                                                                          Uns begegneten immer wieder Planwagen


                                                                                          Auf der anderen Seite des Apuseni, nach dem Pass Virtop gab es eine Warteschlange


                                                                                          Die Planwagen wurden mit einem ROMAN über die Pässe geschleppt. Es waren die Hirten mit ihrem Hausrat auf dem Weg zu den Sommerweiden, wo sie sich bei den Besitzern der Herden verdingen.
                                                                                          s.a. Ion Semenic bei Karpatenwilli

                                                                                          Die Abzweigung nach Sighistel fanden wir nicht. Da wir gegen Zwölf schon in Dr. Petru Grozu waren, erwuchs die Möglichkeit, Baile Felix heute noch zu erreichen. Nach Beius wurde es dann offizielles Tagesziel, auch mit Blick auf das kommende Regenwetter. In Beius gestärkt mit gogosi, Kartoffelbrei und einem Glas Bier ging es dann durch Nieselregen nach Baile Felix bzw. zum Camping »1. Mai«. Zwischendurch konnten wir uns vor einem größeren Regenschauer in eine Dorfkneipe retten, der Schauer dauerte drei Glas Bier. Jetzt in einem casuta comfort II in Baile 1. Mai eingemietet. Eigentlich wollten wir in eine casuta comfort III einziehen, das wollte uns das Mädchen in der Rezeption aber nicht zumuten, das waren faktisch Blechzelte.


                                                                                          Die Abfahrt war super. Allerdings ging da bei mir gleich eine Speiche drauf. Der Nebel und die feuchte Straße zwangen ständig zu höchster Konzentration. Die letzten Kilometer nach Baile Felix bzw. nach Baile 1. Mai gingen bei mir echt ans Eingemachte. Es war kalt und Nieselregen mit Nebel. Eine Kontrolle der Speichen ergab vier defekte Speichen am Hinterrad. Aber nur noch zwei Ersatzspeichen dabei. Lothar, was tun?

                                                                                          22.5.88, Camping 1. Mai bei Oradea
                                                                                          Der Regen hält an, wir warten ab. Ein Kassensturz ergab noch genügend Geld für eine weitere Übernachtung hier. Aber wir warten erst einmal bis Mittag, um eine genaue Prognose treffen zu können. So Lothar! Hast Du Dir überlegt, was zu tun ist mit den Speichen? Ich will Dir die Überlegung erleichtern. Eberhard hat noch genügend 28er Speichen für das Vorderrad. Diese wurden von uns zugeschnitten und anstatt der Pippusse ein Haken gebogen. Die Lösung!
                                                                                          Berettyóujfalu
                                                                                          Aufbruch, trotz anhaltend schlechten Wetters, obwohl die Lei auch noch für einen weiteren Tag in Rumänien gereicht hätten. Aber das Land Ungarn lockt. Also durch Oradea, natürlich mit Bierhalt. An die Grenze, dort haben wir uns an den wartenden Autos vorbei bis an die Schranke vorgedrängelt und sind auch prompt bedient worden. Äußerst günstig für die Morgenwäsche sind für uns Reisende die Hydranten in den ungarischen Dörfern.
                                                                                          Gleich an der Grenze auf ungarischem Territorium ein allerdings geschlossener Zeltplatz. In Biharkerezstes im etterem ein gutes Schweineschnitzel und Bier zu Mittag gegessen. Mein bis auf ein Viertel geleertes Bier hat die Kellnerin umgeschmissen. Oha, es kommt sofort ein neues, volles Glas. Hinter dem nächsten Ort neben einem geschlossenem Campingplatz gezeltet. Im Dorf haben wir die alternative Privatpension »Angela« aus Budgetgründen ausgeschlagen. Morgen ist dann Wochentag - die ABC-Läden sind geöffnet.


                                                                                          Ja, auch ich war sofort dafür, Rumänien zu verlassen. Wir sind gegen Zwölf aufgebrochen und haben zweimal Bier im Lande getrunken (und einmal gogosi gegessen). Ungarn hat uns, wie Ebs schon schrieb, gut empfangen, mit Schnitzel und Pommies. Jetzt sind wir noch 35 km von Debrecen entfernt.

                                                                                          23.5.88, Debrecen
                                                                                          Nun wälzen wir gerade in unserem neu erstandenen Weinführer Ungarn,
                                                                                          um den traditionellen Abendwein einzuordnen: Egri muskataly - halbsüß - ein Stern (Qualitätswein). Das deutet auf die ersten Einkäufe hin, wir sind auf dem Zeltplatz »Thermal« in Debrecen gelandet.
                                                                                          Ein Frühstück aus dem ABC-Laden im Zentrum von Berettyóujfalu brachte uns den nötigen Schwung für die knapp 40 km bis Debrecen. Nachmittag dann in die Stadt, nachdem wir uns von einem netten Banater Schwaben den Weg haben weisen lassen. Ich habe mich durch Debrecen gefressen, der Abschluss war ein Schweinepaprikasch mit Nockerln. Detlef hat nun schon die Karte für die morgige Fahrt durch die Puszta in der Hand.
                                                                                          Auf dem Zeltplatz konnten wir mal wieder ordentlich duschen, es gab warmes Wasser hier, was auch zu erwarten ist von einem Zeltplatz mit dem Namen »Thermal«. Anschließend sind wir in die Stadt. Ebs hat vielleicht gefressen. Da komme ich nicht mit. Jetzt klingt der Tag mit Wein aus, wir werden wohl bald ins Bett gehen.

                                                                                          24.5.88, Tokaj

                                                                                          Wir sind früh aufgebrochen und losgeradelt. Das Wetter wurde immer besser, die Sonne brennt wieder, aber es blies ein relativ kalter Wind. Die Puszta ist sehr eintönig, aber die Städte sind recht niedlich. Wir erreichten das Mekka Tokaj schon um 14.30 Uhr und sind dort erst einmal auf den Zeltplatz.
                                                                                          Anschließend haben wir uns die hiesigen Spezialitäten und Besonderheiten näher betrachtet. Vielleicht etwas zu viel. Ich weiß jedenfalls nicht mehr, wie ich in den Schlafsack gekommen bin.
                                                                                          Am frühen Morgen glaubten wir schon ein Stückchen blauen Himmel gesehen zu haben, tatsächlich klärte es sich immer mehr auf, je näher wir unserem Ziel Tokaj kamen. Dieses schöne Wetter beschleunigte unsere Fahrt durch die Puszta, die Theiß haben wir mit der Fähre bei Tiszalök überqueren können, so dass wir schon gegen zwei in Tokaj eintrafen.



                                                                                          Ohne Verzögerung sind wir zum Campingplatz, das Zelt aufgebaut, um schnell unsere Weinexkursion durch die Stadt zu starten. Sicherheitshalber haben wir uns vor dem Weintrinken noch das Weinmuseum in Tokaj angesehen. Dann die erste Kostprobe im staatlichen Weinkeller. Bei der nächsten "Kostprobe" sind wir gleich hängen geblieben, eine dicke Oma ließ uns vier Sorten kosten, dann haben wir einen Liter 1985er Aszu gekauft. Merkwürdigerweise mussten wir auch die Kostproben bezahlen. Nach der ersten Flasche fanden wir dann in Omas Garten noch ein lauschiges Plätzchen für den zweiten Liter.





                                                                                          Langsam tat der Wein seine Wirkung, zum Essen sind wir in das erste Haus am Platz, es lag direkt vor unserer Nase. Dort zum Essen eine weitere Flasche Tokaj Muskateller. Detlef musste ich davon abhalten, eine der alten Russinnen einer Reisegruppe aufzureißen. Zum Schluss saß ich nur noch allein am Tisch. Detlef war schon ins Zelt gegangen, wenn er auch nicht mehr weiß wie. Ich bin dann auch gegangen, ohne zu bezahlen. Das war ein wunderschöner Nachmittag!

                                                                                          25.5.88, Camping Barca, Kosice
                                                                                          Die Mücken weckten uns aus unserem Aszu-Rausch, sie haben uns arg zerstochen. Wegen der Zechprellerei sind wir gleich aus dem Ort abgehauen, aber der Brand ließ uns an einem kleinem Lebensmittelladen für einen Liter Kiwi-Brause und zwei Hörnchen anhalten.
                                                                                          Das richtige Frühstück dann erst im nächsten Ort. Vermiest wurde es aber von einem mit laufendem Motor abgestellten W50. Dann langsam und schwer gegen den Wind kämpfend am Rande der Zempliner Berge gen Norden gestrampelt. Wir wollten die Grenze eigentlich gar nicht erreichen, aber hier "oben" gibt es in den kleinen Dörfern keine etterems mehr. Gleich hinter der Grenze in ein motorest zu Schnitzel und Pilsner Bier eingekehrt. Dann auch noch die restlichen Kilometer bis Kosice gefahren, aber schwer gegen den Wind kämpfen müssen. In Kosice gleich auf den Autocamping, nun gilt es nur noch die Räder zu verschicken.



                                                                                          26.5.88, Hrensko
                                                                                          Die Umstellung auf den Eisenbahntransport erfolgte reibungslos, wenn man die kurze Suche nach der Aufgabestelle für die Räder nachsieht. Radlerhose aus, Stadthose an, und dann wurde Kosice erobert. Nur wieder durch die Stadt gefressen, das Kaufangebot fiel aber auch nicht besonders aus. Beispiel: Tuszka - die neumodischen Bleistifte 0,7 mm, aber Minen nur für 0,5 mm. Auch mit Schallplatten war nichts los, aber eben das Essen. Abends im Platzkartenwagen nach Decin, die Räder im selben Zug, jedenfalls wurde das uns zugesichert.


                                                                                          Die heutigen Tagebucheintragungen
                                                                                          Ebs hat sich mangels anderer Kaufgelegenheiten durch Kosice durchgefressen. Wir sind schön fett gefressen, aber trotzdem mit Waffeln und einem Liter slowakischen Wein als Reiseproviant in den Zug eingestiegen. Die Fahrt verlief reibungslos.

                                                                                          27.5.88, Saalfeld
                                                                                          Eine gute Nachtfahrt im nur mit maximal vier Mann besetzten Abteil nach Decin gehabt. Früh beim Ausladen nur das "Streitroß" gesehen, deshalb leichte Unruhe bei Detlef. Trotzdem erst einmal in die Stadt. Tatsächlich gab es hier alle Sorten von Minen, aber es gab keine Stifte. Gegen 10 Uhr dann die Rösser bepackt, natürlich war auch Detlefs Rad da, und nach Hrensko gefahren. Nach ausgiebiger Pause über die Grenze ins Heimatländle. Heimfahrt nach insgesamt ca. 763 km!


                                                                                          Ich übergebe die Tastatur wieder an den Abt - der muss nun das letzte Fahrrad heimführen.
                                                                                          Zuletzt geändert von EbsEls; 13.01.2014, 08:42.
                                                                                          Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                                                                          Eberhard Elsner

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                                            Zitat von EbsEls Beitrag anzeigen
                                                                                            Die Fortsetzung dieser Geschichte aus längst vergangener Zeit
                                                                                            Ich bin begeistert!

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Erfahren
                                                                                              • 23.07.2011
                                                                                              • 436
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                                              Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                                                                                              Ich bin begeistert!
                                                                                              Na, nu warte noch ein Bissel, bin doch noch nicht fertig mit den Bildern.
                                                                                              Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                                                                              Eberhard Elsner

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                                                Zitat von EbsEls Beitrag anzeigen
                                                                                                Na, nu warte noch ein Bissel, bin doch noch nicht fertig mit den Bildern.
                                                                                                Ich bin begeistert, dass es weiter geht. Auf manche Fortsetzungen muss etwas länger warten.

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Gerne im Forum
                                                                                                  • 14.03.2011
                                                                                                  • 58
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                                                  Was für geile Bilder....sehr herzliches Dankeschön.

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                                    • 25.06.2013
                                                                                                    • 566
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                                                    Ich bin einfach nur begeistert. Zum Glück habe ich den Bericht erspäht
                                                                                                    Waren selbst 1987/89 in Rumänien unterwegs. Allerdings nicht mit Fahrrädern. Der Virus kam erst später. Rumänien war damals schwierig, doch vergessen werden wir es nie. Mir läuft ein Schauer über die Haut. Die Bilder, die Wörter, die Geschichten, wirklich prima. Danke für den überaus genialen Bericht. Wirklich Danke!!!
                                                                                                    Zuletzt geändert von grenzenlos; 14.01.2014, 12:48. Grund: was vergessen
                                                                                                    Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                                                                    Gruß, Wi grenzenlos

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Lebt im Forum
                                                                                                      • 26.04.2010
                                                                                                      • 5726
                                                                                                      • Unternehmen


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                                                                                      Ah, danke Ebs.
                                                                                                      Dein Text und Bilder sind doch gerettet!
                                                                                                      Unser Mitreisender Odysseus hat sein altes Tagebuch aus jenen Tagen zu mir gebracht und uns für diese Geschichte zur Verfügung gestellt.
                                                                                                      Und so nimmt die Geschichte demnächst noch einmal Fahrt auf.

                                                                                                      Denn mein Rad wartete noch immer in der Bergkirche in Schäßburg....

                                                                                                      Wolfgang, genannt Odysseus,- und ich haben uns bei einem Treffen wieder darauf verständigt, unsere Radtour durch Rumänien zusammen weiterzuführen. Was? Wohin?? - Selbstverständlich Rumänien. Denn wo kann man 1988 derart zwangsfrei Uneuropäisches erleben. Nur dort! Ebsels und Detlev haben ihre Räder im Sommer abgeholt. Mein Reiserad stand ja noch immer in der Bergkirche in Schäßburg und wartete auf mich und seine Zurückführung.
                                                                                                      Die Familie des Küsters ist zwischenzeitlich nach Deutschland ausgesiedelt, soweit ich das erfahren konnte. Der Schlüssel war in guten Händen.
                                                                                                      Die Streckenplanung übernehme ich, ich tüftle das gerne aus. Das liegt mir.
                                                                                                      Kurz vor unserer Abfahrt kommt Odysseusi dann mit der tollen Nachricht, dass er sein Fahrrad vor 14 Tagen nach Rumänien vorausgeschickt hat. Mir stehen die Haare zu Berge, denn das das Rad dort zeitnah eintreffen würde, daran hatte ich erhebliche Zweifel. Man hatte ihm das vorher hier beim Zoll so zur Auskunft gegeben, das das Rad etwa vierzehn Tage da sein würde in Rumänien.
                                                                                                      Nachdem ich den Schreck versucht hatte, mit paar Bieren zu ertränken, fange ich mich notgedrungen auf dem Boden dieser Tatsache wieder zu orientieren.und arbeite schon Plan B einer Alternativtour aus

                                                                                                      So machten wir uns zusammen am Abreisetag mit gemischen Gefühlen auf den Weg .
                                                                                                      Alles wird gut. und es erwies sich als geradezu genial! Denn das Rad war fast pünktlich in Sibiu, was sind da da schon zwei Tage Differenz.


                                                                                                      Abzuholen war Odyseus Rad zunächst beim Zollamt in Sibiu und so warteten wir zunächst zusammen nach Sighisoara ab, Odyseus telefonierte täglich, und nach zwei Tagen machte er sich dann mit Eisenbahn auf den Weg, um das Rad auszulösen.
                                                                                                      Als Endziel unserer Tour wollten wir bis Kosice im Osten der CSSR fahren.

                                                                                                      An einem sonnigen Endseptembertag machte ich mich auf die Chaussee über Medias und Christian (Großau), wo ich bei Sep und seiner Familie zwar etwas ungewollt,-weil überraschend, in der Dunkelheit abends Aufnahme fand. Großau (rumän.Christian) liegt etwa 12 km vor Sibiu (Hermannstadt), wo Odyseus und ich mich am nächsten Tag mittags treffen wollten.
                                                                                                      Treffpunkt war auf dem Bahnhof ausgemacht.

                                                                                                      So war es geplant und klappte mit minimaler Verzögerung. So dass wir erst am Nachmittag die Häuser von Hermannstadt hinter uns ließen, Wir passierten Talmaciu und die Reste der alten Grenzbefestigung am Olt bei Turnu Rosu blieben hinter uns. Hatte ich gehofft, noch Kilometer zu schruppen, so war ich da von einem falschem Streckenprofil ausgegangen. Die Strecke war Neuland mit dem Fahrrad und viele Schlenkriche des Oltufers mussten von uns dabei ausgefahren werden. Zudem war die Oltpassage durch die Südkarpaten sehr schön und das Wetter verwöhnte uns regelrecht mit Sonne und angenehmer Wärme beim fahren.
                                                                                                      Bis zum Kloster Cozia kamen wir an dem Abend nicht mehr und zelteten schließlich in der Nähe einer Kapelle im OltTal.
                                                                                                      So hatten wir das sehr schöne Kloster im tollen Fotolicht.
                                                                                                      Die Klöster zwischen dem OltTal und Tirgu Jiu will ich nicht noch einmal erwähnen.Wir registrierten nur die bereits abgehakten Klöster und steuerten diesmal Tirgu Jiu an, bogen da in westliche Richtung nach Tismana ab. Das Kloster liegt am Endes des Ortes, der sich nahezu endlos hinzieht. Das alles wieder zurück, und weiter nach Baia de Arama, was soviel wie Kupfermine heißt. Auch kein Ort zum lange verweilen, wenn noch so viele Kilometer zu fahren sind, und auch unser Brotvorrat zur Neige geht, wir bekommen hier nirgend wo etwas. Hier ist man auf Selbstver-sorgung umgestiegen.
                                                                                                      In den Orten ist so eine besondere Art einer Scheune ohne Mauer zu sehen, den ich wo anders bisher noch nie bemerkt habe. Auf freiem feld sind die Heuhaufen wie spitzhütige Pilze errichtet, so dass das Vieh unten nichts abknabbern kann.
                                                                                                      Wir näherten uns nun dem Mehedinther Karstplateau. Die Straße war in einem jämmerlichem Zustand.
                                                                                                      Orbisia Closani deutet auf eine Quelle, die Gegend wurde einsamer und überwindet in der Nähe des Virful lui Stan noch mal die 1000m Marke.Der Blick auf die Kalkklippen in Richtung Norden ist atemberaubend schön.Aber zur Laubfärbung noch schöner.Im ChernaTal stoßen wir auf die Aspaltstraße nach Baile Herculane.Endlich wieder bergab. Wir halten am >>Strand<< und saunieren erst mal eine Weile inmitten der Felskulisse zwischen Cherna und MehedinthiGebirge.DieThermalquellen waren schon den Römern bekannt.
                                                                                                      Da Herculesbad ein internationaler Touristenort ist, bekommen wir Brot.
                                                                                                      Nach Medgidia biegen wir auf den Weg nach Bozovici ab, weiter nach Anina-Steierdorf, Industrienest mit schlechter Straße.Von der Minisklamm bekomme ich wenig mit, denn es regnet und da bleibt der Blick auf die Straße gerichtet. In Erinnerung geblieben ist mir eine fette Fernleitung für Wasser oder Fernwärme.
                                                                                                      In Resitza übernachten wir bei Bekannten. Früh wieder los.
                                                                                                      Caransebesch passieren wir, fahren über Otelu Rosu. Noch von weitem können wir die Dreckfahne die vom Stahlwerk in Resitza ausgeht sehen.Wir fahren immer in Richtung Osten, überqueren den Pass Orientale und irgend eine stillgelegte Eisenbahnlinie mit einzigartigen Gleisspurmaß die es da gab. Rechts erkenne ich die Berge des Retezatgebirges in der Ferne.Leichter Nieselregen hat inzwischen eingesetzt.Kalt dazu. So nehmen wir uns ein Hotelzimmer, verhandeln erst noch etwa über den Preis. Die Räder können wir unter einem Schuppendach unterstellen.Ich bin skeptisch.An der Rzeption macht ein Mädel uns extra auf das Frühstück aufmerksam.Wir haben aber doch alles mitgebracht...
                                                                                                      Aber wenigstens bekommen wir das ordentliche Frühstück, das ist im Preis, eingepackt und mit auf den Weg.Die Magarine... nehmen wir mit, wer weiß---
                                                                                                      Hatzeg liegt hinter uns,wir durchfahren das von Chemie und Dreck verrußte Calan so schnell es geht, dann weiter über Simeria mit seinem Tafelberg. Hier wäre wegen der Dakischen Siedlungsgeschichte sicher auch ein intressantes Grabungsgebiet. Weiter geht es nach Deva, wo uns die Burgruine auf dem Berg auffällt. Ein Dacia mit riesigen Erdgastaks auf dem dach schneidet an uns vorbei.Ansonsten bewundere ich den für damals architektonisch schönen Baustil mit den gerundeten Balkons
                                                                                                      Westlich von Deva liegen wieder kilometerweit Industriewerke, die dreckige, farbige Wolken in die Atmosphäre blasen. Ich bin froh als wir endlich auf der Straße die nach Norden führt abbiegen. Das goldene Dreieck Rumäniens wird diese Bergbaugegend unter Insidern genannt, Goldabbaugebiet.das hatte in Rumänien eine Art strategische Bedeutung.




                                                                                                      den Valisoara-Pass nach Brad.
                                                                                                      Mich intressiert hier das Goldmuseum, in das ich noch nie hinein gekommen bin. Immer wurde ich abgewiesen,- mal war es einfach zu, dann musste man sich umständlich anmelden, dann war angeblich eine ausländische Gruppe angekündigt.
                                                                                                      Aber fragen und wieder versuchen kostet ja nichts.
                                                                                                      Armer Wolfgang denn diesmal hatte ich Glück und traf die gerade nach Hause gehende Frau Direktorin an der Tür, als mich der Wachmann schon wegschicken wollte.
                                                                                                      Irgendeinem Bekannten von Ihr sehe ich wohlmöglich ähnlich, und so durfte ich hinein mit einer Extraführung.
                                                                                                      Zum Glück hatte es draußen aufgehört zu regnen, als ich nach anderthalb Stunde wieder bei Wolfgang ankam.
                                                                                                      Wir schoben den Buces-Pass(725m) hinauf, vorbei an schönen alten Bauernhäusern. Deren Dächer noch von Regen dampften.
                                                                                                      Ich hatte bewusst die Route durch das Tara Motzilor (Motzenland) gelegt, da die Hütten der Motzen Dächer aus Gras haben, so arm ist die Gegend und sehr imposant aussehen.
                                                                                                      Wie zu Decebals Zeiten.Inzwischen wird hier Gold abgebaut und die Gegend ist immer noch abgeschieden, aber im Wandel.
                                                                                                      Bekannte Mineralfundpunkte wie Sacarimb,Rosia Montana machten früher Geschichte,als man hier Kristalle aus Tellur und Silberfunde machte.Inzwischen sind diese Minen wieder dicht wegen der Erschöpfung der Vorkommen.Aber jetzt zerschreddert man ganze Berge und versaut die Umweld mit riesigen Schwemmteichen.Zurück bleibt eine Art tode Mondlanschaft.
                                                                                                      Wir biegen in Cimpeni, einem großen Bergbauort,links in Richtung west ab lassen Girda de Sus hinter uns und beginnen uns danach allmählich nach einer geeigneten Zeltstelle umzusehen. Wolfgang äußert mal den Gedanken, dass es doch eigentlich Pilze geben müsste, und kurze Zeit später werden wir pfündig. Steinpilze, Maronen, Rotkappen.
                                                                                                      Wir putzen die Pilze, das Oberteil meines Kochtopfes stellen wir auf vier kleine Steine, legen paar Hartspiritustabletten drunter, und kurze Zeit später köcheln unsere Pilze.Der mitgenommene kleine Magarinewürfel aus Samizegetusa kommt dabei zum Einsatz. Die Töpfe sind am nächsten Morgen durchgefroren, wir hätten sie abends säubern sollen.Wie überzuckert sieht die Landschaft früh aus. Nach und nach leckt die Sonne dann diese Zuckerschicht auf.
                                                                                                      Unser Zeltplatz liegt direkt neben der Straße. Es kamen wegen des Benzinmangels aber nur ganz wenige Fahrzeuge nachts vorbei.Dieser Mangel hatte zum wirtschaftlichem Erliegen des Landes geführt, für üns bedeutete er einen Glücksumstand.

                                                                                                      Wir schreiben das Jahr 1988, als es Rationierungsscheine von 20 Liter pro Fahrzeug gibt.
                                                                                                      Auf unserer fahrt durch Rumänien liegt nun nur noch der Virtop-pass vor uns, immerhin 1140 m hoch.SigistelKlamm und Bärenhöhle liegen hier gleich über den Berg.Auf der anderen Seite der Straße liegt der Curcubata, der höchste Berg des Bihor-Gebirges.
                                                                                                      Hier ist die Straße so steil, dass viele Fuhrwerke Steine vor die Räder legen wenn sie halten, um die Bremse zu entlasten.
                                                                                                      Die bleiben dann liegen, wenn sie wieder losfahren. Das bedeutet höchste Achsamkeit beim radeln.
                                                                                                      Weit unten sehen wir in Baitza ein Bergwerk, WisPetert wird abgebaut, vielleicht Uran.
                                                                                                      Die LKWs haben eine Plane über ihre Peterlden gedeckt.

                                                                                                      Der Weg nach Oradea wird noch mal richtig lang mit Berg.
                                                                                                      Abends kehren wir auf dem Weg nach Oradea noch mal in einem Wirtshaus ein, wo wir versacken.
                                                                                                      Wir verkrümeln uns irgendwo ein Stück weg als es Nacht wird.
                                                                                                      Am nächsten Tag saunieren wir nochmal richtig in Felixbad.
                                                                                                      Wir spülen den Schweiß der letzten Wochen ab.
                                                                                                      Durch Oradea radeln wir, werden dann angehalten und kontrolliert.
                                                                                                      Ich bitte die Grenzer mal mein Rad zu halten-es war ja sonst nichts in der Nähe, wo ich es hätte anlehnen können. Die Grenzer machen das und werden prompt von ihrem Oberfeld-marshall vollgeflaumt. Wir dürfen passieren. Auch über die Grenze.


                                                                                                      In Ungarn sind die Straßen besser, aber es gibt dafür auch wesentlich mehr Verkehr.Wir fahren vorbei an eingezäunten Apfelplantagen, von denen es aromatisch nach Äpfeln duftet.
                                                                                                      Wir sind zurück in Europa, denke ich.Wir laben uns vor einem ABC-Laden.
                                                                                                      Das merken wir auch bald, als wir nach einem geeignetem Nachtlager Ausschau halten, denn überall sind die geeigneten Flächen abgezäunt. Wir verkriechen uns wie dann immer im Gebüsch unter Robinien, mal ohne Zeltaufbau, um schlechter zu orten zu sein. Die Hauptstraße ist für arme Fahrradfahrer gesperrt, die Autos hupen.
                                                                                                      Ich bin froh, als wir Debrecen passiert haben,und endlich aus der Ebene der Berg von Tokaj auftaucht.Den wollen wir am nächsten Tag hoch,-mit den Räder.
                                                                                                      Schade um die Zeit und Kraft. Denn der ist sau steil, oben kann man nicht drauf wegen Funkturm, hat kaum eine gute Aussicht, und runterzu schiebt man besser wegen der Steilheit. Auch sind die Asphaltwege durch Wurzeln aufgerissen, Ich hatte schon bessere Einfälle. Also ritsch-ratsch abgehakt und nicht zu empfehlen mit Fahrrad und gar Gepäck.
                                                                                                      Die zweite Übernachtung in Ungarn war genauso schlimm wie die erste.Wieder suchten wir eine ruhige Stelle, aber andauernd scheuchten wir Hunde auf, die dann stundenlang kläfften und die besten Zeltplätze sind immer noch die Schulsportplätze, da die der Allgemeinheit gehören, und somit auch uns.
                                                                                                      Weiter dann auf kleineren Straßen durch die Zemplener Berge. Gerade als wir in Höhe einer Burg vorbeiradelten, brach eine meiner Sattelfedern. Nun saß ich zwar etwas schief im Sattel , aber Haltungsnoten gabs nicht mehr.
                                                                                                      Als wir in Hidasnemeti die Slowakische Grenze passierten, waren es noch gute 30 km bis Kosice zum Bahnhof.
                                                                                                      Dort habe ich das Rad vorsichtig in den Zug nach Prag geschoben der damals Fahrräder im Radabteil mitnahm, es gab die Grenze zwischen CZ und SK nocht nicht.
                                                                                                      Zuletzt geändert von Abt; 24.05.2015, 10:25.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Danke Ebs! Danke Abt!

                                                                                                        Schön, die Tagebucheintragungen von damals zu lesen.
                                                                                                        Und die alten Dias zu sehen!

                                                                                                        Danke, danke danke!!!

                                                                                                        Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
                                                                                                        daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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