• FatmaG
    Erfahren
    • 14.03.2013
    • 233
    • Privat


    [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalunya

    Auf dem GR11 durch die Nationalparks der Zentralpyrenäen


    Land: Spanien
    Reisezeit: 31. Juli – 13. August 2019
    Region: Pyrenäen, Norden Spaniens

    Startpunkt: Candanchú
    Endpunkt: La Guingueta d'Àneu

    Wandertage: 13.5
    Kilometer: ca 242


    In einer erstaunlich kurzweiligen Tagesreise erreiche ich am 30. Juli per U-Bahn, Zug, Bus und Taxi Candanchú, den Ort, an dem ich den GR11 im letzten Jahr verlassen hatte. Die Reise führt mich abermals an vielen Orten vorbei, die Erinnerungen hervorrufen. Die Vorfreude steigt!
    Obwohl ich erst um 6 Uhr morgens in Brüssel gestartet bin, erreiche ich das Hotel Edelweiß schon um 18 Uhr.

    Über Candanchú hängen tiefe Wolken. Überhaupt schwebt über dem ganzen Ort eine trübe Stimmung; eine Riesenbaustelle macht den Ort zudem nicht hübscher!
    Dort, wo ich meinen letzten Abend auf der Sonnenterrasse verbracht hatte, ist alles feucht-kalt. Die Liegestühle sind weggeräumt. Der Ort ist in tiefen Nebel gehüllt. Es nieselt.



    Trübsal blasen


    Ich drehe eine kurze Runde durchs Dorf, besser gesagt, ich gehe 200 Meter die Straße hoch zum Mini-Supermarkt, um einige letzte Dinge zu besorgen und kehre sofort zurück. Brrrh, ganz schön ungemütlich. Beim Abendbrot im großen Hotelrestaurant sind wir zu zweit. Dementsprechend schnell fällt der Service aus...



    Mi., 31.7. - 1. Tag: Von Candanchú nach Sallent de Gállego
    (ca 23,8 km, ↑960Hm ↓1230Hm)

    Ein toller Einstieg bei strahlendem Sonnenschein. Was will man mehr?!


    Aus tiefem Schlaf weckt mich unsanft der Wecker. Ich realisiere, wo ich bin und hechte zum Fenster. Klare Luft, es hat aufgeklart. Juchuuuh! Nach einem schnellen Frühstück ziehe ich los und laufe – keine 100 Meter weiter – erst einmal falsch. Oberhalb sehe ich 2 Wanderer, die mir den 'rechten Weg' weisen...
    Der GR11 folgt einige Zeit dem GR365, dem Camino Aragones von Oloron-Sainte-Marie nach Puente la Reina, bevor letzterer südlich und erster nach Westen Richtung Anayet abbiegt.



    Rückblick in Richtung Candanchú


    Bald schon ist die „Schonfrist“ vorbei und der Weg, rechts am Río de la Canal Roya entlang, beginnt erst gemächlich, dann immer heftiger anzusteigen. Er führt durch ein wunderschönes, von Gletschern geformtes Tal und scheint in einer „Sackgasse“ zu enden, schlängelt sich dann jedoch unendlich lange (und steil) den Berg hinauf...



    Blick hinab auf den Plano de la Rinconada


    Schrille Murmeltierpfiffe begleiten mich. Und idyllisches Kuhglockengeläut.
    Indessen keuche ich den Weg hinauf. Welch eine Anstrengung!
    Sind das schon die ersten Anzeichen eines Herzinfarktes? Ich sterbe! Allerdings zieht sich das Sterben hin; vor mir stirbt eine Frau meines Alters auch vor sich hin und wird am Wegesrand sitzen gelassen von ihren beiden jugendlichen Töchtern, die glücklich von Stein zu Stein springend und lachend nach „oben“ hasten.

    Nach einer gefühlten ewigen Ewigkeit komme auch ich „oben“ an. Oben, das ist am Ibón Norte de Anayet, der ein grandioses Panorama mit Pic du Midi d'Ossau bietet.
    Natürlich muss ich diese Idylle mit Tageswanderern teilen, die wie ich fasziniert das Paradies genießen und ausgiebig picknicken.



    Paradiesische Aussichten auf den Pic du Midi d'Ossau


    So steil wie der Aufstieg war, gestaltet sich nun der Abstieg.
    Meine Knie leiden, und ich gleich mit! Schön ist es dennoch. Zumindest bis zu den Parkplätzen des Skigebietes Anayet und den 2 Kilometern Asphalt. Dann schlängelt sich der GR11 wieder durch Wiesen weiter hinab ins Tal – meine Knie! - an Formigal vorbei bis nach Sallent de Gállego, das ich fast humpelnd erreiche. Das Hostal Centro liegt zum Glück direkt am Weg, aber dummerweise mein Zimmer ganz oben im 3. Stock unterm Dach.



    Der Abstieg zum Skigebiet Anayet






    Kurz vor Formigal


    Eine gute Dusche päppelt mich sogar soweit wieder hoch, dass ich eine Runde durch das charmante Dorf drehe, bevor ich einen verdienten Aperitif und danach ein leckeres Abendessen zu mir nehme.
    Später, nachdem ich den Wetterbericht von morgen gecheckt habe, schlafe ich ein. Es soll regnen. On verra. Vamos a ver.



    In Sallent de Gállego



    Nice surprise am Dorfausgang



    Do., 1.8. - 2. Tag: Von Sallent de Gállego zum Refugio de Respomuso
    (ca 11,2 km, ↑902Hm ↓36Hm)


    Mindestens zwei mal werde ich in der Nacht von Regenschauern geweckt, die auf das Hoteldach prasseln, bevor der Wecker klingelt.
    Ein Blick hinaus – so schlecht sieht es draußen definitiv nicht aus. Also stehe ich auf, bereite mich vor und freue mich schon auf einen Kaffee. Der Hotelbesitzer, der gestern abwesend war, hatte mich im Vorfeld kontaktiert und gesagt, dass er morgens ab 8 Uhr vor Ort sei.
    Punkt acht Uhr verlasse ich das Hotel und gehe zum Café nebenan. Niemand. Ich warte, streife schließlich resigniert durch das (ganze!) Dorf auf der Suche nach einem Kaffee. Nichts. Nirgendwo! Mittlerweile ist es fast halb neun. Mich hat inzwischen schon eine Französin ziemlich genervt. Die Dame, sogar noch etwas älter als ich, ist auf dem GR11 in Gegenrichtung unterwegs. Und will mir meinen GR10 madig machen; der sei ja nichts; völlig anderes Niveau. Der gestrige Tag... bla bla bla. Und das auf nüchternen Magen!
    Bref. Mich hält in Sallent nichts mehr.

    Der Weg führt schnell aus dem Dörfchen heraus und angenehm regelmässig ansteigend erst an einer Talsperre, dann immer am Río Aguas Limpias entlang. Und wenn ich bei den wenigen kurzen steileren Passagen außer Puste bin, liegt das wohl einzig und alleine daran, dass ich noch nicht fit bin. Das definitiv anstrengendste ist das Gewicht von meinem Rucksack. Und selbst das hält sich – objektiv betrachtet – in Grenzen.



    In der Ferne das Massiv de l'Infierno


    Bei einer kurzen Nieselschauer stoppe ich für einen kurze Früchte-Nuss-Imbiss unter einem geschützten Blätterdach; ziehe meine Regenjacke über und gehe weiter.
    Schön ist er, der Weg zum Refugio de Respomuso; Wasser gibt’s nicht nur von 'oben', sondern immer wieder muss ich über kleinere Wasserläufe balancieren, und laufe an kleinen Gebirgsrinsalen und -bächen vorbei. Auch nutze ich die Gelegenheit und teste meinen Wasserfilter, die Neuheit meiner diesjährigen Wanderung! Köstlich schmeckt das Wasser, und läutet das Ende des gekauften bzw. des Leitungswassers ein.

    Und Himbeeren gibt es, reife, ungepflückte. Immer wieder greife ich zu. Unvorstellbar, dass noch so viele Beeren an den Sträuchern hängen. Und dass alle daran vorbei laufen.
    Ich habe Zeit, die heutige Etappe ist kurz.

    Bevor ich an der Staumauer der Talsperre von Respomuso ankomme, haben mich schon einige Wanderer überholt. Jedoch gehen die meisten am Stausee entlang und lassen die Hütte links (bzw. rechts) liegen.



    Die Staumauer von Respomuso vor den mächtigen Gipfeln Campoplano, Llena Cantal & Piedrafita


    Kurz vor 14 Uhr bin ich am Refugio und lasse es langsam angehen. Café con leche (endlich), Dusche, Zimmer (bzw. Bett) beziehen.
    Bevor ich mich später wieder im Aufenthaltsraum hinsetze und schreibe, laufe ich noch eine Runde und erkunde ausgiebig das Terrain. Wir sind hier in den Zentralpyrenäen, der Balaitous, die Grande Fache und Frankreich sind nahe, der Collado de Tebarray sowie der Cuello-Pass der „Infierno-Gruppe“ stehen morgen auf dem Programm.
    Murmeltiere gibt’s auch in Hülle und Fülle, der Wind steht gut, unbeweglich bleibe ich stehen und beobachte sie aus nächster Nähe.



    Das Bänkchen mit Aussicht auf den morgigen Tag
    Beim Schneefeld in der Mitte des Bildes kann man schon den Collado de Tebarray erahnen


    Später, wieder innen, beobachte ich das Kommen und Gehen im Refugio und warte auf das Abendessen. Ein langer Holländer. Ein Paar aus dem Osten. Eine junge Frau mit Hund, die nur kurz zum Provianteinkaufen kommt. Ein holländisches Paar auf der HRP, die ebenfalls nur kurz stoppen.
    Junge, Ältere, Familien, Einzelpersonen aller möglichen Nationalitäten.
    Abendbrot! Da die Teller portionsweise durch eine Durchreiche einzeln verteilt werden, entsteht urplötzlich eine ziemlich lange Warteschlange. Als ich mich schließlich anstelle und just endlich mein Essen bekomme, blicke ich kurz aus dem Fenster.
    Ein grandioser Anblick bietet sich mir: In den letzten Sonnenstrahlen des Tages erscheint in dem düsteren grau-schwarzen Wolkenhimmel über der Bergen ein Regenbogen. Bevor ich zum Essen komme, muss ich hinaus und das Schauspiel bewundern. In der Ferne Donnergrollen. Hier ist es, das angekündigte Gewitter.
    Lieber heute und jetzt als morgen.




    Großartiges Naturspektakel

  • Meer Berge
    Fuchs
    • 10.07.2008
    • 2381
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    #2
    AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

    Pyrenäen! 2 Wochen!

    Wunderbar, ich bin dabei, Schuhe schon geschnürt.
    Ich bin im letzten Sommer von Sallent de Gallego gestartet, habe die erste Nacht aber oben an den Arriel-Seen gezeltet, dann an der Respomuso-Hütte vorbei über den Grande Fache gestiegen.

    Bin gespannt!

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    • Wafer

      Lebt im Forum
      • 06.03.2011
      • 9533
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      #3
      AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

      Hallo FatmaG.

      Ein vielversprechender Anfang eines Reiseberichtes aus einer großartigen Gegend! Das Abo steht und ich freue mich auf die Fortsetzung.

      Gruß Wafer

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      • FatmaG
        Erfahren
        • 14.03.2013
        • 233
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        #4
        AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

        Besten Dank für eure Rückmeldung und eure Interesse!

        Wir in Belgien sind ja schon seit ein paar Tagen mit strengeren Maßnahmen unter Hausarrest. Da hat man plötzlich viiiiiel Zeit zum virtuellen Wandern...


        Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
        Ich bin im letzten Sommer von Sallent de Gallego gestartet, habe die erste Nacht aber oben an den Arriel-Seen gezeltet, dann an der Respomuso-Hütte vorbei über den Grande Fache gestiegen.
        Das habe ich gleich mal auf der Karte nachgesehen. Du bist also - wahrscheinlich vom GR11 aus - erst was höher aufgestiegen und nach der Nacht wieder zurück zum GR11 bis zur Hütte? Oder gibt es da eine andere Querverbindung?

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        • Meer Berge
          Fuchs
          • 10.07.2008
          • 2381
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          #5
          AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

          Zitat von FatmaG Beitrag anzeigen
          Das habe ich gleich mal auf der Karte nachgesehen. Du bist also - wahrscheinlich vom GR11 aus - erst was höher aufgestiegen und nach der Nacht wieder zurück zum GR11 bis zur Hütte? Oder gibt es da eine andere Querverbindung?
          Ja, richtig. Da, wo der GR11 nach Osten biegt, bin ich geradeaus nach Norden hochgestiegen.
          Wir sind mit dem Bus erst mittags aus Zaragoza gekommen, daher wollten wir nicht weiter laufen für den ersten Tag.
          An die Arriel-Seen wollte ich, weil ich dort schon auf der HRP vorbeigekommen bin, das erste Mal, dass ich von der HRP wegen der Schneeverhältnisse abweichen musste, und die Ecke so schön fand. Damals hatte ich schon einen Zeltpatz gesehen und dachte mir, hier könne ich toll noch einmal einsteigen.
          Am nächsten Tag sind wir dann halbwegs höhenmeterfrei zur Respomuso gequert, sehr schöner Weg! Und dann aber gleich weiter über den Col de la Fache bis in die Nähe der Wallon-Hütte.
          Hier war bei Weitem nicht so viel Schnee wie im Jahr zuvor.

          Ich bin diesmal aber keiner Route (GR11/HRP oder so) gefolgt, sondern habe mir selbst was gestrickt. Auf diese Routen bin ich natürlich trotzdem immer wieder gestoßen und habe sie streckenweise genutzt. Einfach herrlich!

          Bist du über den Tebarray/Infierno-Pass rüber? Das würde mich interessieren.
          Ich bin gespannt!

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          • Nicki
            Fuchs
            • 04.04.2004
            • 1307
            • Privat


            #6
            AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

            ich bin natürlich auch dabei.... :-)


            Bist du über den Tebarray/Infierno-Pass rüber? Das würde mich interessieren.
            Zum Tebarray und geröllig geht es recht steil hinauf und zum Ibon de Tebarray runter brauch ich ein paar mal die Hände- aber andere sind da aber gehend hinunter :-). Den Infierno habe ich als nicht schwierig in Erinnerung.

            Wie - fast - immmer - schöne Ecke
            Ibon de lena cantal - ein gutes Stück vor dem Tebarray



            Schön für ein Bivac .... im Hintergrund Balaitous





            LG
            Folko
            www.mitrucksack.de
            Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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            • Meer Berge
              Fuchs
              • 10.07.2008
              • 2381
              • Privat


              #7
              AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

              Zitat von Nicki Beitrag anzeigen
              Zum Tebarray und geröllig geht es recht steil hinauf und zum Ibon de Tebarray runter brauch ich ein paar mal die Hände- aber andere sind da aber gehend hinunter :-). Den Infierno habe ich als nicht schwierig in Erinnerung.
              Ah, gut, aber du hattest keinen Schnee, oder?

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              • Nicki
                Fuchs
                • 04.04.2004
                • 1307
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                #8
                AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                Im Abstieg vom Infierno schon, aber die sind nicht so steil.
                Oben am Tebarray - kein Schnnee, als ich dort war.
                www.mitrucksack.de
                Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                • FatmaG
                  Erfahren
                  • 14.03.2013
                  • 233
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                  #9
                  AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                  Zitat von Nicki Beitrag anzeigen
                  ich bin natürlich auch dabei.... :-)

                  Schön für ein Bivac .... im Hintergrund Balaitous
                  Hi Folko,

                  Wie immer tolle Fotos! Danke!
                  Welche Kamera hast Du eigentlich? - ich hoffe, das habe ich Dich nicht schon einmal gefragt...
                  Ich habe mir in der Winterpause jetzt auch eine neue zugelegt. Bin die doch mittelmäßige Qualität definitiv leid.



                  Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                  An die Arriel-Seen wollte ich, weil ich dort schon auf der HRP vorbeigekommen bin, das erste Mal, dass ich von der HRP wegen der Schneeverhältnisse abweichen musste, und die Ecke so schön fand. Damals hatte ich schon einen Zeltpatz gesehen und dachte mir, hier könne ich toll noch einmal einsteigen.
                  Am nächsten Tag sind wir dann halbwegs höhenmeterfrei zur Respomuso gequert, sehr schöner Weg! Und dann aber gleich weiter über den Col de la Fache bis in die Nähe der Wallon-Hütte.
                  Hier war bei Weitem nicht so viel Schnee wie im Jahr zuvor.

                  Ich bin diesmal aber keiner Route (GR11/HRP oder so) gefolgt, sondern habe mir selbst was gestrickt. Auf diese Routen bin ich natürlich trotzdem immer wieder gestoßen und habe sie streckenweise genutzt. Einfach herrlich!

                  Bist du über den Tebarray/Infierno-Pass rüber? Das würde mich interessieren.
                  Ich bin gespannt!
                  Hallo Sylvia!

                  Ja, jetzt gleich kommt der Tebarray-Pass.
                  Aber Folko hat ja auch schon sehr treffend darauf geantwortet.
                  Es lag 2019 zumindest kein nennenswerter Schnee, bzw. die wenigen Schneefelder, über die ich musste, waren wenige und unproblematisch.


                  Gruß aus Brüssel

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                  • FatmaG
                    Erfahren
                    • 14.03.2013
                    • 233
                    • Privat


                    #10
                    AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                    Fr., 2.8. - 3. Tag: Vom Refugio de Respomuso nach Baños de Panticosa
                    (ca 13,9 km, ↑745Hm ↓1260Hm)


                    Eine durchwachsene Nacht. Und das ausgerechnet vor der angeblich „schwierigsten Passage“ des GR11s.
                    Wie dem auch sei. Der Himmel ist strahlend blau. Perfektes Wanderwetter.
                    Das Frühstück nehme ich mit dem langen Holländer ein und schenke ihm meine Madalenas und Marias und wie sie noch so heißen, die 'Dulces', die statt Brot zum Frühstück gereicht werden und mich nicht reizen. Er nimmt sie dankend an sich. Klar, bei der Körpergröße kann man ein paar Kalorien mehr gebrauchen...

                    Während ich meinen Rucksack vorm Refugio packe, sehe ich das Paar aus dem Osten mit riesigen Rucksäcken in Richtung GR11 stapfen. Die Abkürzung hinterm Refugio beginnt gleich mit einem kurzen heftigen Anstieg. Mutig, mutig! In den nächsten Tagen werde ich sie ein paar Mal treffen, denn auch sie sind auf dem GR11 unterwegs.



                    Erst einmal gen Osten – Frankreich und die Grande Fache lassen grüßen


                    Los geht’s Richtung terriblem Tebarray.
                    Erst eher lieblich und sanft im warmen Licht der Morgensonne.
                    Rudolf, so heißt der Holländer, überholt mich bald. Eine Grüppchen laut erzählender Spanier driftet ab Richtung Frankreich und Grande Fache.
                    Nun bin ich wieder alleine, nehme den Weg in Beschlag und laufe mich allmählich ein. Grasende Kühe am Wegesrand ignorieren mich uninteressiert, zwei Esel blicken mir träge nach. Es steigt nun stetig, immer noch relativ moderat. Endlich komme ich an den See zu Füßen des Pico Tebarray, den Ibón de Llena Cantal. Weit vor mir auf dem grau-schwarz-glänzenden Steinfeld sehe ich ameisengroß ein paar Wanderer sich langsam über einen kaum zu erkennenden Weg aufwärts bewegen.




                    Am Ibón de Llena Cantal



                    Eine kleine Pause tut not, bevor es an das berühmt-berüchtigte Teilstück geht. Obst und Nüsse, etwas Energie.

                    Die grau-schwarze feine Schotterpiste steige ich hoch, langsam aber sicher, bevor ich unterhalb eines Schneefeldes an die Rinne bzw. Kletterpassage ('Rinne' ist wohl übertrieben) komme, die es zu bezwingen gilt. Weit über mir taucht plötzlich ein Kopf auf.
                    Ich wage mich vorwärts; und schätze sogleich erst einmal die Distanz falsch ein: Die Stöcke hätte ich längst wegpacken sollen. Vorsichtig taste ich mich auf dem steilen Gelände zu einem Platz, an dem ich den Rucksack ausziehen kann. Außerdem muss der Wanderer vorbei. Dann arbeite ich mich weiter hoch, sehr vorsichtig. Ein kurzes plötzliches „Hey“ von unten. Der spanische Wanderer macht mir ein Zeichen, ich müsse mich weiter rechts halten. Gracias! De nada. Er zieht talabwärts.
                    Ich bewege mich zu der besagten Stelle, kann den Weg jedoch nicht einsehen. Steige vorsichtig wieder etwas tiefer runter, um zu einer besseren Übersicht zu gelangen. Wage mich nach einem Moment des Innehaltens erneut hoch.
                    Plötzlich tauchen zeitgleich vor mir zwei Dinge auf: ein Drahtseil und eine ältere Frau, die sich sehr umsichtig daneben herunterhangelt. Etwas höher ihr Mann am Drahtseil. Ich lasse sie vorbei. 'Es sei rutschig, da oben', meint sie. Ich lasse das Seil los, und klettere weiter. Ohne Seil erscheint mir das viel einfacher. Das bestätigt auch der Ehemann, obwohl er am Seil steht. Dann, fast oben, erscheint noch eine ältere Dame, sehr verunsichert. Auf dem Kamm angelangt freue ich mich erst einmal riesig. Geschafft. Welch ein Anblick auf die umliegenden Berge. Welch ein Glück! Und dann sehe ich auch noch erst einen, dann einen zweiten Büschel Edelweiss, die allerdings – noch nicht offen – sich kaum als solche zu erkennen geben.




                    Oben!



                    Beim Blick zurück nach unten erblicke ich die Dame, die sich immer noch sehr unsicher weiter runter hangelt. Lange dauert es, bis sie die Rinne hinter sich gelassen hat und aus meinem Blickfeld verschwunden ist...




                    Ein Blick zurück und - wenn man genau hinsieht – auf die 'Absteigerin'



                    Warm eingepackt mache ich erst einmal eine schöne Pause und genieße. Genieße! Es ist traumhaft.

                    Die ersten Meter des Abstiegs sind ebenfalls steil, wenn auch kein Vergleich zu dem, was hinter mir liegt. Wenn ich ehrlich bin, kann ich nun auch die Französin von gestern etwas verstehen, den Abstieg in die andere Richtung hätte ich ungern gemacht. Mir kommt eine Familie entgegengeklettert mit einem noch sehr kleinen Jungen, vier oder fünf vielleicht? Ich beobachte sie eine Weile. Sie steigen in Richtung Pico Tebarray. Alle Achtung!
                    Derweil stapfe ich etwas oberhalb des Ibón de Tebarray weiter in Richtung Cuello del Infierno. Dort weht ein infernalischer Wind und so gehe ich gleich weiter.




                    Ibón und Pico de Tebarray vom Cuello del Infierno aus gesehen





                    Steinwüsten...



                    Lediglich ein paar einsame Schneefelder sind unterhalb des Kamms noch vom Winter übriggeblieben.
                    Vor Erleichterung, diese „schwierigste Passage“ des GR11 hinter mir gelassen zu haben, kommt mir der lange Abstieg Richtung Bachimana nur angenehm vor. Wunderschön ist diese Strecke sowieso, auch wenn sie sich ellenlang hinzieht. Eine Schafherde, Murmeltier, blaue Bergseen. An einem dieser Seen muss ich natürlich rasten und genießen.




                    … und Bergseeparadiese wechseln sich ab



                    In der Nähe des Refugio de Bachimana treffe ich auf immer mehr Tageswanderer. Ein nettes Gespräch mit einer Spanierin ergibt sich. Sie ist an jedem freien Wochenende hier in den Bergen. Die Glückliche!
                    Eine weitere Pause im Refugio dient dazu, eine Entscheidung zu fällen: Steige ich die noch anstehenden Höhenmeter bis Baños de Panticosa ab und folge von dort aus morgen ganz regulär dem GR11 oder bleibe ich hier, übernachte, und versuche morgen von hier aus der Alternative (sie folgt irgendwelchen Wasserleitungen und spart an Höhenmetern ) zu folgen?



                    Beim Refugio de Bachimana (das Gebäude vorne rechts)


                    Ich ziehe los und tiefer ins Tal hinab, an vielen Wasserläufen und Wasserfällen, einigen wunderbaren Biwakplätzen vorbei, treffe auf die junge Frau mit Hund (eine Belgierin, die in Frankreich lebt), bis ich am Refugio Casa de Piedra stehe, wo ich glücklicherweise noch ein Bett bekomme.




                    Der Abstieg ins Tal ist noch lang und steinig...





                    Granitene Felswände



                    Das Abendbrot nehme ich mit Rudolf, dem langen Holländer, zwei jungen Spanierinnen, die ich in den nächsten Tagen immer mal wieder sehen werde, und zwei Paaren ein; dann gehe ich sehr zeitig ins Bett...




                    Das Refugio Casa de Piedra

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                    • Meer Berge
                      Fuchs
                      • 10.07.2008
                      • 2381
                      • Privat


                      #11
                      AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                      Aaach, ist das schöööön!

                      Vielen Dank für deine Beschreibung des Tebarray!
                      Sieht eher sehr reizvoll als abschreckend aus
                      Na gut, wenn Schnee und Eis drin liegen, ist es immer noch ein bisschen anders.
                      Auf den Col de la Fache bin ich letztes Jahr tatsächlich noch recht viel über Schneefelder gestiegen, aber nicht so steil. Die oberste, steile Passage war dann schneefrei.

                      Schön zu sehen, was ich nicht selbst gesehen habe
                      Leider muss man sich ja immer für eine Alternative entscheiden.
                      Wir sind von nahe der Wallon-Hütte dann über die Puerto de Marcadau Richtung Bachimana gestiegen, kurz vorher aber nach links abgebogen und über den Collado Letrero ins Ara-Tal gelangt.
                      Daher ist es wieder spannend, die Alternative hier zu sehen.
                      Vielen Dank!

                      Ach, wäre ich jetzt gerne da!!!

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                      • Nicki
                        Fuchs
                        • 04.04.2004
                        • 1307
                        • Privat


                        #12
                        Sieht eher sehr reizvoll als abschreckend aus
                        Ja :-) jedenfalls wenn es nicht grad die erste Tour ist..... auch bei mir waren auf der Balneario de Panticosa Seite reichlich Tageswanderer Unterwegs. Alles sehr schön- .... die Felsen kurz vor Balneario de Panticosa

                        Bei Schnee aber nicht zu unterschätzen....

                        Wolfgang ist da ordentlich gerutscht... kann auch schiefgehen ... 37. Tag ganz unten ... - mit vielen Fotos ....
                        Zitat aus seinem Block "Die Oberfläche ist jedoch alles andere als eisig. Der Schnee ist total griesig und nass. Ich sinke bei jedem Schritt tief ein und plötzlich passiert es. Alles unter mir gerät in Bewegung.

                        Da wo ich eben noch stand rutsch unter und neben mir der ganze Schnee nach unten. Pickel und Steigeisen nützen bei diesen Verhältnissen nichts, ich kann die "Abfahrt" weder stoppen noch bremsen. Nach einer Rutschpartie komme ich etwa 100 m weiter unten zum Halten und schüttle den Schnee ab. Im Rückblick erkenne ich dass neben der von mir gezogenen Bahn eine zweite, ebanfalls ganz frische Bahn zu erkennen ist. Also war da vorhin doch jemand im Aufstieg, als ich meinte einen kleinen Punkt erkannt zu haben. In ein paar Tagen werde ich wissen dass es Frank war, der hier kurz vor mir nach unten gerutscht ist".
                        LG Folko
                        Zuletzt geändert von Nicki; 22.03.2020, 10:05.
                        www.mitrucksack.de
                        Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                        • Nicki
                          Fuchs
                          • 04.04.2004
                          • 1307
                          • Privat


                          #13
                          AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                          Welche Kamera hast Du eigentlich? - ich hoffe, das......
                          Bei den Fotos oben- eine Panasonic G 3 - jetzt eine Olympus E- M10.
                          Kamera und Objektive machen aber nicht soviel aus - da die Qualität schon in der Einsteigerklasse immer gut ist. jpeg direkt aus der Kamera ist da eher der Faktor - die Bildbearbeitung macht es.
                          (Was SP oder Kompakt - weiß ich nicht lass ich mal vor)

                          LG

                          Folko
                          www.mitrucksack.de
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                          • FatmaG
                            Erfahren
                            • 14.03.2013
                            • 233
                            • Privat


                            #14
                            AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                            Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                            ...deine Beschreibung des Tebarray!
                            Sieht eher sehr reizvoll als abschreckend aus
                            Ja, der Tebarray ist beeindruckend - auch weil es ja immerhin ein Wanderweg und kein Klettersteig ist -, allerdings sind es wirklich nur die allerletzten Meter. Und die Tatsache, dass man von unten nicht unbedingt einsehen kann, wo es genau langgeht.
                            Tebarray - Infierno : bleibt auf der Höhe.
                            Und vom Infierno runter war es gar kein Thema.
                            Allerdings bei besten Bedingungen


                            Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                            Leider muss man sich ja immer für eine Alternative entscheiden.
                            Habe ich eben auf der Karte mal erkundet.
                            Die ganze Gegend ist einfach so unglaublich schön.
                            Gut, dass es viele Alternativen für noch viele Wanderungen gibt...
                            Und Deine Varianten - ja, ich ahne deren Schönheit...


                            Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                            Ach, wäre ich jetzt gerne da!!!
                            Oh, Mann, ich auch!!!



                            Zitat von Nicki Beitrag anzeigen
                            Ja :-) jedenfalls wenn es nicht grad die erste Tour ist.....
                            Yes!!!


                            Zitat von Nicki Beitrag anzeigen
                            Bei Schnee aber nicht zu unterschätzen....
                            Wolfgang ist da ordentlich gerutscht... kann auch schiefgehen ...
                            In der Tat ganz schön beeindruckend! Kleinere Schneefelder geht ja noch, aber sowas...

                            Und noch Dank, Folko, für die Antwort auf die Fotoapparate - Deine sind dann schon auch etwas "gewichtiger".
                            (und ja, vielleicht müsste ich mehr Zeit in die Fotobearbeitung investieren. Allerdings hatte ich vor allem dieses Jahr das Gefühl, dass mein Fotoapparat nicht mehr wirklich auf der Höhe ist...)

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                            • FatmaG
                              Erfahren
                              • 14.03.2013
                              • 233
                              • Privat


                              #15
                              AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                              Sa., 3.8. - 4. Tag: Von Baños de Panticosa nach San Nicolás de Bujaruelo
                              (ca 21 km, ↑1100Hm ↓1430Hm)

                              Im Bann des Vignemale


                              Dass eine Nacht noch schlechter sein kann, hätte ich nicht für möglich gehalten. Und dennoch ist es wahr.
                              Eine kurz vor Mitternacht eintreffende Gruppe, das Wort Diskretion scheint sie nicht zu kennen, monopolisiert die Stille der Nacht. Bzw. das, was einmal Stille war...
                              Noch bevor mein Wecker klingeln kann, stehe ich resigniert – und müde - auf. Nach einem sehr bescheidenen Frühstück (es ist nicht meine bevorzugte Nahrungsaufnahme, besonders nicht, wenn schlechte Laune mir der Appetit verdirbt und dazu fast ausschließlich Süßes auf dem Tisch steht), ziehe ich los. Erst quer über den Platz an dem schicken neuen Wellnesshotelkomplex vorbei, dann an den verlassenen Gebäuden und Ruinen der ursprünglichen Therme, in langgezogenen Schlaufen hoch und höher.




                              Die verfallenden Gebäude der ehemaligen Thermen von Panticosa



                              Pfad und bescheidene Geröllfelder wechseln sich ab. Eine Gruppe laut plappernder junger Männer kommt nah und immer näher. Schließlich überholen sie mich, ich sie (sie stoppen für eine Fotosession), sie mich, ich sie... Bei einem der Fotos fällt einer der Männer fast hintenüber, die Felsen hinab, und kann sich gerade noch an einem der Begleiter festhalten, der kurz schwankt, aber genug Halt hat. Wahnsinniges Glück gehabt!

                              Noch liegt der Weg im Schatten - eine angenehme Wandertemperatur. Ich lege eine Pause ein. Die beiden Spanierinnen von gestern Abend überholen mich; später sehe ich etwas versteckt das Zelt des polnischen Pärchens; noch etwas später überhole ich wieder die beiden pausierenden Frauen.
                              Die Strecke ist wieder wunderschön, weite Aussichten bieten sich mir; ein Stausee; Schotterpisten und Geröll; noch mehr Seen, noch mehr Geröll; die eine oder andere kniffeligere Stelle (aber was heißt schon kniffelig nach der gestrigen Etappe?!).



                              Farbtupfer



                              Ein Blick zurück



                              Und noch etwas höher durchs Geröll - da komme ich gerade her


                              Am Collado Alto de Brazato, der höchsten Stelle des Tages, eröffnet sich der grandiose Blick auf den majestätischen Vignemale.
                              Alles andere als eine ausgiebige Pause mit Ausblick wäre undenkbar.



                              Der Vignemale vom Collado Alto de Brazato



                              Kleine Yoga-Entspannungs-Session erwünscht?


                              Nach und nach treffen alle hier ein: die beiden spanischen Frauen, die Polen, Rudolf, der Holländer.
                              Dann beginnt der Abstieg. Zum Glück ahne ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie sehr lange er sein wird... Erst moderat, dann steiler. Über sehr SEHR viele Geröllfelder, an einigen klaren Bergseen entlang, über viele kleine Bäche.



                              So oder ähnlich geht es einige Höhenmeter hinab...



                              … bis in die valle del Río Ara


                              Lange Zeit – und etliche Geröllfelder später - riecht es intensiv nach Kuh. Die 'Zivilisation' hat uns wieder, bzw. die Vorboten der nämlichen. Denn immer noch schlängelt sich der Weg sehr allmählich hinab am Río Ara entlang in südlicher Richtung bis ins Bujaruelo-Tal.



                              Die kleine Schutzhütte Refugio Cerbillonar



                              Immer weiter talwärts entlang des Río Ara



                              Ganz schön lang und immer noch nicht unten angelangt...


                              Bevor ich dort eintreffe und dann unerwartet plötzlich die mittelalterliche Brücke von Bujaruelo vor mir auftaucht, werde ich eine Sonnenpause (will sagen: eine Pause vor der Sonne) und ein Fußbad unterwegs eingelegt haben.



                              Der Río Ara lädt ein!


                              Während ich heute zum ersten Mal im Zelt auf dem Campingplatz schlafe, hat Rudolf (das Refugio ist brechend voll) eine Mitfahrgelegenheit nach Torla gefunden und die beiden Frauen dürfen es sich auf 2 Biertischen in einem 'Aufenthaltszelt' bequem machen. Lieber sie als ich, aber die beiden sind ja noch jung!

                              Übrigens: Der Kurzwaschgang der Waschmaschine ist läppische 15 Minuten lang... Du jamais vu!

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                              • Nicki
                                Fuchs
                                • 04.04.2004
                                • 1307
                                • Privat


                                #16
                                AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                vorher aber nach links abgebogen und über den Collado Letrero
                                Meer Berge - wie war es denn daher- irgendwelche Schwierigkeiten?
                                Ich hatte diesen Weg auch vor - bin dann aber doch dem GR 11 folgend zur Refugio Casa de Piedra runter.

                                Hoffentlich klappt es - habe für Juni Flug und Zug gebucht- wer weis was bis dahin ist .....

                                LG Folko
                                www.mitrucksack.de
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                                • Meer Berge
                                  Fuchs
                                  • 10.07.2008
                                  • 2381
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                  Ui, da haben wir in der Bujaruelo ja richtig Glück gehabt.
                                  Es war nicht geplant, dort zu übernachten, aber heftige Gewitter ließen uns dort spontan nach einem Bett fragen. Und wir zwei bekamen ein Doppelzimmer mit Bad - Luxus!

                                  Folko, die Letrero-Variante ist klasse! Musst du mal machen!
                                  Ich schaffe es hoffentlich in den nächsten Wochen (wenn das so weitergeht) auch endlich, meine Pyrenäentour der letzten Sommers hier aufzuschreiben, dann Näheres dazu. Gut zu wissen: Es gibt an dem großen See kurz vor dem Pass eine nigelnagelneue Schutzhütte - mit Strom und Empfang!

                                  Viele Grüße,
                                  Sylvia

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                                  • whale
                                    Erfahren
                                    • 13.09.2014
                                    • 205
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                    Vielen Dank für deinen schön zu lesenden Bericht!
                                    Jetzt habe ich eine Idee von dem Teilstück des GR11 bevor ich auf ihn gestoßen bin. Ich bleibe gespannt dabei, da jetzt ja bekanntere Passagen kommen werden.

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                                    • FatmaG
                                      Erfahren
                                      • 14.03.2013
                                      • 233
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                      Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                      Ich schaffe es hoffentlich in den nächsten Wochen (wenn das so weitergeht) auch endlich, meine Pyrenäentour der letzten Sommers hier aufzuschreiben, dann Näheres dazu.
                                      Darauf freue ich mich auch jetzt schon, Pyrenäen lesen sozusagen ;)


                                      Zitat von whale Beitrag anzeigen
                                      Ich bleibe gespannt dabei, da jetzt ja bekanntere Passagen kommen werden.
                                      Ja, wie ich schon in Deinem Bericht kommentierte, es ist immer wieder erstaunlich wie ein und derselbe Weg anders sein kann je nach Wetter, Tagesform, unterschiedlichen Tageszeiten durch die Etappenaufteilung...


                                      Euch liebe Grüße

                                      FatmaG

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                                      • FatmaG
                                        Erfahren
                                        • 14.03.2013
                                        • 233
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalunya

                                        So., 4.8. - 5. Tag : Von San Nicolás de Bujaruela zum Refugio de Góriz
                                        (ca 24,6 km, ↑1300Hm ↓420Hm)

                                        Durch den Nationalpark Ordesa y Monte Perdido



                                        Heute steht ein Spätstart an, ich muss erst einmal mit dem Zelt zurechtkommen... Zudem gönne ich mir einen Café con leche mit Schokocroissant. Soviel Zeit muss sein!

                                        Der GR11 führt einige Zeit durch den Wald am Río Ara (Ara von Aragon) entlang, bis es über eine Brücke geht und etwas höher an ein paar leicht ausgesetzten Stellen vorbei. Dort treffe ich die beiden Frauen wieder und mache kurze Rast mit ihnen. Gemeinsam ziehen wir wieder los, da wir jedoch unterschiedliche Gehrhythmen haben, lasse ich sie an der Grenze zum Nationalpark zurück, wo sie erst einmal ihre Füsse in den Fluss tauchen wollen.



                                        Der erste Teil der heutigen Wanderung entlang des Río Ara





                                        Der Nationalpark Ordesa y Monte Perdido führt erst einmal laaange Zeit durch Wald. Immer wieder eröffnet sich jedoch ein Blick, entweder nach oben zum Rande des langgezogenen Canyons oder nach unten zu einem der spektakulären Wasserfälle. An der Pradera de Ordesa herrscht buntes Treiben. Für die (meist) Tagesausflügler gibt es (Souvenir)Shops, Restaurant und eine große Terrasse, wo auch ich eine Pause einlege und mich nach dem Wetter erkundige. Von dort fahren die Shuttles zwischen Nationalpark und Torla ab.



                                        Spektakuläre Aussichten im Nationalpark Ordesa y Monte Perdido


                                        Soll ich mit dem Bus zurück nach Torla und es langsam angehen lassen oder noch hoch bis zum Refugio Góriz am Fuße des Monte Perdido steigen? Nach 1000 Hin- und Herüberlegungen (Entscheidungen treffen gehört definitiv nicht zu meinen Stärken) entscheide ich mich schließlich fürs Weitergehen, dafür aber gegen die Alternativstrecke über die Faja de Pelay, die nochmal anderthalb Stunden länger sein soll und die ich ursprünglich wegen der Aussichten und der Touristenmassen ins Auge gefasst hatte.

                                        Erst nach 15 Uhr mache ich mich also wieder auf, steigere mein Tempo leicht. Endlos und – ehrlich gesagt - langweilig steigt der Weg in vielen Schlaufen durch den Wald. Und nur durch den Wald; lediglich hin und wieder kann man noch einen Schlenker zu einem der berühmten Wasserfälle einlegen. Und wo ich schon mal da bin, lasse ich mir das nicht entgehen, Tageszeit hin, Tageszeit her.

                                        Richtig schön wird es erst wieder, als ich den Wald hinter mir lasse und sich der Blick auf die atemberaubenden Wände des Canyons öffnet. Betörend duftet die Kräuterwiese, durch die es auf dem Weg zum Wasserfall „Gradas de Soaso“ geht. Hier sind nun auch wesentlich weniger Menschen unterwegs.



                                        Leckere Luft


                                        Der Weg führt weiter hinein in die scheinbare Sackgasse des Felskessels von Soaso. Links am Weg liegt eine Nothütte, deren Türe ich neugierig öffne. Sie ist komplett leer und sauber und dient laut Hinweisschild lediglich dazu, Ausflüglern in Falle von plötzlichem Wetterumschwung Unterschlupf zu gewähren. Ich nehme eine Bewegung neben der Hütte wahr – ein Ranger, der nach dem Rechten sehen soll, sitzt dort im Schatten der Hütte und döst vor sich hin. Es ist der erste Ranger, den ich sehe; er wird auch der einzige bleiben bis zum Ende meiner gesamten Tour.
                                        Übrigens - obwohl es sie gibt, habe ich vieles unterwegs gesehen, was eigentlich – laut dieser zahlreichen Hinweisschilder - verboten ist: von Müll auf den Wegen über Wegabkürzungen querfeldein bis hin zu nicht angeleinten Hunden und einer ziemlich lauten vom Mensch produzierten Geräuschkulisse... Ob ganz Dreiste es gar wagen, hier zu übernachten?



                                        Der Talkessel von Soaso mit dem Monte-Perdido-Massiv


                                        Am Ende des Cirque de Soaso gibt es 2 Wege hinaus aus dem Kessel: Der eine, der ursprüngliche Weg, führt über die sogenannten clavijas (in die Felsen eingelassene Eisenzapfen) ausgesetzt auf direkterem Wege zumindest hinauf auf die erste Stufe der Felsterrassen; der zweite schlängelt sich allmählicher hoch und ist nicht ausgesetzt.
                                        Leider traue ich mich – nach einem so langen Tag – nicht an die clavijas und schleppe mich daher in der Hitze langsam hoch und höher. Dabei beobachte ich in der Ferne immer wieder neidisch die drei Wanderer, die sich über den kürzeren steileren Weg hochangeln.

                                        Jedoch sind die Aussichten so grandios, dass ich im Grunde froh sein könnte, diesen längeren Weg gewählt zu haben. Und natürlich bedauere ich mittlerweile bitterlich, dass ich mich nicht für die Faja de Pelay entschieden habe mit ihrem Blick bis hin nach Frankreich und gar zur Breche de Roland...



                                        Blick auf den Wasserfall Cola de Caballo


                                        Endlich stehe ich dort, wo sich die beiden Varianten treffen und auf der ersten Felsstufe des Kessels, dh es gibt noch einiges zu ersteigen. Irgendwann, viel später, steht ein Schild „Góriz 1,9 km 55 Min“. Das darf ja wohl nicht wahr sein, ich wähnte mich schon fast am Refugio. Dennoch ist es genau so und diese nicht einmal 2 Kilometer ziehen sich endlos dahin.



                                        Die Sonne brät und brutzelt




                                        Blick auf den Cilindro de Marboré


                                        Eine gefühlte Ewigkeit später, jedoch pünktlich zum ersten der beiden Abendbrotshifts komme ich oben an, sehe mit Freude schon überall bunte Zelte stehen, melde mich an der Rezeption an, bestelle (das 2.) Abendbrot und Frühstück, lehne jedoch das Bett, das man mir anbietet, dankend ab. Lieber draußen bleiben und mit Blick auf den Canyon de Ordesa zelten. Während ich aufs Abendbrot warte, suche ich einen Zeltplatz, baue auf und mache mich kurz frisch in den sehr dürftig eingerichteten sanitären Anlagen für die Draußenschläfer.

                                        Nach und nach treffen „alte Bekannte“ ein: die beiden Spanierinnen, die Belgierin mit Hund und das polnische Paar.
                                        Die Spanierinnen haben an fast jedem Wasser ein Fußbad genommen, vor allem eine der beiden hat Fußschmerzen. Da sie jedoch alle Unterkünfte im voraus reserviert haben, müssen sie sich an ihr Tagespensum halten.
                                        Die Belgierin ist in Form trotz des enormen Rucksacks, den sie mit sich trägt. Jedoch ist ihr Hund nach ein paar Tagen Hochgebirge ziemlich fertig. So wird sie am nächsten Tag eine Ruhepause einlegen und dann ihren Ausstieg planen.
                                        Die beiden Polen werden auf den Monte Perdido steigen.

                                        Nach dem Abendbrot schon in der Dämmerung noch mal schnell los zum Zähneputzen, sich zwischen den vielen Zelten orientieren, um das eigene wiederzufinden und dann noch ein wenig die Aussicht genießen. Mein Zeltplatz erweist sich leider nicht als so toll wie erhofft. Eine spanische Familie hat sich neben mir häuslich eingerichtet, die jugendliche Tochter lässt erst einmal ihre Konservendose (Fisch oder Oliven mit Anchovis?) neben meinem Zelt austropfen (puuuh), dann plappern und quatschen sie gefühlt die halbe Nacht, als seien sie auf einem touristischen Campingplatz – so laut, dass ich sie durch die Ohrenstöpsel hören kann.



                                        Abendstimmung über dem Ordesa-Tal
                                        Zuletzt geändert von FatmaG; 23.03.2020, 21:37.

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                                        • FatmaG
                                          Erfahren
                                          • 14.03.2013
                                          • 233
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                          Mo., 5.8. - 6. Tag: Vom Refugio de Góriz zum Refugio de Pineta über die Faja de las Olas
                                          (ca 11,7 km, ↑630Hm ↓1600Hm)

                                          Hunderttausend heulende Höllenhunde! Und sogar noch ein paar mehr!


                                          Heute kündigt sich wieder ein langer Tag an. Nach dem Einpacken und einem Frühstück im Refugio ziehe ich erst um 8:30 Uhr los. Es ist traumhaft hier oben. In der Ferne tönen Schafglocken. Viele Wanderer zieht es zum Monte Perdido, der GR11 driftet allerdings süd-südöstlich ab und umrundet den Morón de Arrablo.
                                          Als ich losziehe, stehen noch viele Zelte – so streng ist das Reglement anscheinend doch nicht. Oder?
                                          Noch in der Biwakzone steige ich über ein fettes Geschäft, das unglaublicherweise genau auf dem GR11 abgelegt wurde. Es sieht ganz eindeutig nicht nach Hund aus!

                                          Recht zügig und schnell komme ich an den Collado de Arrablo, wo sich wieder 2 Varianten trennen: Der offizielle Hauptweg steigt ab ins Tal Richtung Fuen Blanca. Die Variante über die Faja de las Olas steigt in luftige Höhen hinauf. Genau diesen Weg werde ich heute einschlagen.



                                          Am Collado de Arrablo


                                          Es geht hoch und höher hinauf, sehr beeindruckend! Noch ein Wasserfall, bevor sich das Terrain zur Steinwüste wandelt. Und Edelweiß, diesmal voll erblüht! Die Aussicht ist schier atemberaubend. Man sieht herab in das Arrablo-Tal und auf die langgezogene Añisclo-Schlucht.
                                          Mit der fantastischen Aussicht mache ich in der Sonne Picknickpause. Kurz vorher hatte ich ein Grüppchen gekreuzt, die ihre Fernwandertour mit Gipfelbesteigungen kombinieren. Hier wollen sie auf die Punta de las Olas.



                                          Perfektes Wanderwetter



                                          Edles Weiß



                                          Steinige Wege in schwindelerregenden Höhen...






                                          … mit grandiosen Aussichten


                                          Dann gehe ich weiter, immer in schwindelerregender Höhe und manches Mal doch recht nah am Abgrund entlang. Wie beschrieben komme ich bald an die Stelle, an der Wasser aus dem Felsen herausfließt. Und gleich darauf an die erste der wirklich kniffeligen Passagen. Eine kurze steile Kletterpartie, die jedoch dank der Eisenkette recht gut zu bewältigen ist. (Ohne wahrscheinlich auch). Eine der beiden Spanierinnen, Iskra, hat mich inzwischen eingeholt. Sie ist gestern wegen der Fußschmerzen in ihren Sandalen gewandert. Für diese Variante hatte ich ihr sehr davon abgeraten. Den Rat hat sie wohl befolgt und ihre zu kleinen Wanderschuhe angezogen, weil sie unbedingt über die Faja steigen wollte. Jedoch alleine; ihre Begleiterin, Elena, hat Angst bekommen und kehrt gemacht, um den regulären Weg zu gehen.
                                          Behände steigt sie hoch. Ein Paar kommt entgegen, die Frau schwitzt an dieser Stelle Wasser und Blut, mit der Hilfe – und dem Zureden – ihres Partners meistert sie schließlich unbeschadet den Abstieg. Sobald sie unten sind, klettere ich los. Kurz darauf kommt die zweite mit Drahtseil gesicherte Stelle. Recht flach geht es ca 20 Meter weiter, bei Nässe kann es jedoch hier gefährlich werden. Heute ist es trocken, und die Stelle sicher zu überbrücken. Nicht lange danach komme ich an die für mich stressigste - nicht gesicherte - Passage: Von oben tropft und träufelt Wasser auf den schmalen Weg und macht den Stein nass und glitschig. Fast rutsche ich aus und gehe daraufhin noch vorsichtiger weiter.



                                          Ein Blick zurück auf die Faja de las Olas


                                          Bald jedoch ist alles wieder im grünen Bereich. Eine Schafherde weidet (woran eigentlich) in den Steinen unter mir. Ein Grat mit viel Wind gibt den Blick frei auf das Tal, die Valle de Pineta, wohin es gleich hinabgeht, aber erst führt der GR bis zum Collado de Añisclo, wo die beiden Varianten wieder zusammenkommen. Dort will Iskra auf ihre Partnerin warten, wir machen kurze Rast zusammen, bevor ich gegen 14:30 Uhr den windigen Platz Richtung Pineta verlasse.



                                          Gratwanderung zum Collado de Añisclo



                                          Am Collado de Añisclo


                                          Noch ahne ich nichts Böses, als ich in das Tal unter mir blicke. Bzw. dass es kein Zuckerschlecken werden wird, sieht man der Steile des Terrains natürlich an.
                                          Wie angekündigt, geht es richtig steil und zu allem Unglück ewige Strecken lang über Schotter und Geröll. Alles, was ich hasse!
                                          Eine Gruppe steigt ab und an mir vorbei. Etwas tiefer bleiben sie stehen und ein Begleiter erklärt, wie ein solcher Abstieg zu meistern ist. Dann gehen sie zügig weiter, während ich hinter ihnen her schleiche. (Wahrscheinlich bewege ich mich allzu übervorsichtig, aber mein Ausrutscher auf so kleinem fiesen Geröll vor einigen Jahren bleibt mir allzu gut in Erinnerung). Nach den ersten geschafften Höhenmetern durch das Gestein nehme ich langsam auch die Pflanzenwelt auf. Immer wieder Grasbüschel, Glockenblumen sowie andere Bergblumen. Und Edelweiß – noch und nöcher. Als Trostpflaster sozusagen. Zumindest als mein Trostpflaster, denn ich leide ganz schön hier!



                                          Weit unten zu erkennen: das Parador-Hotel de Bielsa



                                          Schotter und Geröll, Geröll und Schotter. Grrrr!



                                          Scharfe Kurven...


                                          Eine gefühlte Ewigkeit später lande ich an der Baumgrenze (und zugleich an der Grenze zum Nationalpark). Aber es geht munter mit den Hürden weiter, die Schwierigkeiten werden lediglich andere. Immer noch teilweise sehr steil hangelt sich der Weg nun durch Bäume hinab, so manches Mal brauche ich meine Hände, um ein paar besonders knifflige Passagen zu bewältigen. Meine Knie sehnen sich nach Ankommen, ich auch. Endlich, kurz vor 19 Uhr, stehe ich im trockenen Flussbett, der Höllenabstieg liegt hinter mir und das Refugio de Pineta vor mir...

                                          Als ich die Hütte betrete, sitzt zu meiner großen Überraschung Rudolf, der lange Holländer, an der Bar. Er hatte gestern einen Ruhetag in Torla eingelegt, und hat dann eine Hammeretappe vom Nationalpark über Góriz bis hierher nach Pineta hinter sich gebracht. Jetzt wartete er auf ein Taxi, das ihn nach Bielsa bringen soll. Er sieht aus, als würde er diese Nacht sehr gut schlafen...
                                          Ich beziehe mein Bett in einer der kleinen Vierer-Kojen, dusche warm und setze mich dann mit einem Bier an den Abendbrottisch. Eine junge Amerikanerin (in Gegenrichtung) spricht mich an. Wir tauschen kurz aus über die Unterschiedlichkeit der Fernwege in Amerika und Europa, dann gibt es Abendbrot. Und – so wie schon gestern in Góriz – tauchen pünktlich zum Essen Iskra und Elena völlig fertig auf. Wir essen wieder zusammen und tauschen aus, bis sie duschen und ich recht zeitig ins Bett gehe.

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                                          • Meer Berge
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                                            • 10.07.2008
                                            • 2381
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                            Wie cool, dass du über die Faja de las Olas gestiegen bist!
                                            Was für geniale Aussichten von dort!

                                            Ich bin tatsächlich runter zur Fuen Blanca (auch über 2-3 steile Felsstufen mit Einsatz der Hände) gelaufen, habe dort eine Tagestour durch die Faja Pardina gemacht (sehr lohnend!) und bin am nächsten Tag über den Col de Anisclo zur Ref. Pineta abgestiegen. Bei drohendem Gewitter und Regen. Ich fand auch, dass der Abstieg echt anstrengend war. Als ich in den Wald kam, dachte ich, das Schlimmste sei geschafft, und dann kamen all diese kleinen Kletterstufen ...
                                            Als ich unten am Bach ankam, war der leer.
                                            In der Nacht hat es so geregnet, dass dort am nächsten Morgen ein richtiger Fluss geflossen ist, der unmöglich hätte gefurtet werden können. Das hätte noch einen ziemlichen Umweg bedeutet. Glück gehabt!
                                            Ich habe auch spontan in der Ref. übernachtet, statt mit dem Zelt noch hoch nach La Larri zu steigen.

                                            Beim nächsten Mal nehme ich dann die Faja de las Olas!

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                                            • FatmaG
                                              Erfahren
                                              • 14.03.2013
                                              • 233
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                              Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                              Wie cool, dass du über die Faja de las Olas gestiegen bist!
                                              Was für geniale Aussichten von dort!
                                              ...
                                              Beim nächsten Mal nehme ich dann die Faja de las Olas!
                                              Unbedingt lohnenswert. Und bei guten Wetterverhältnissen ganz problemlos zu laufen.
                                              Man sollte lediglich eher schwindelfrei sein, obwohl ich mich im Nachhinein nicht an ganz problematische Stellen erinnern kann.


                                              Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                              Ich fand auch, dass der Abstieg echt anstrengend war. Als ich in den Wald kam, dachte ich, das Schlimmste sei geschafft, und dann kamen all diese kleinen Kletterstufen ...
                                              Ganz genau!!!


                                              Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                              Als ich unten am Bach ankam, war der leer.

                                              In der Nacht hat es so geregnet, dass dort am nächsten Morgen ein richtiger Fluss geflossen ist, der unmöglich hätte gefurtet werden können. Das hätte noch einen ziemlichen Umweg bedeutet. Glück gehabt!
                                              Unglaublich!
                                              Ich hatte im Vorfeld gelesen, möglicherweise, wenn nicht zu furten, bedeute das einen längeren Umweg.
                                              Als ich an dem trockenen Flussbett stand, habe ich erstmal nur gedacht, "never ever". Aber Du belehrst mich gerade eines besseren...

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                                              • FatmaG
                                                Erfahren
                                                • 14.03.2013
                                                • 233
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                Di., 6.8. - 7. Tag: Vom Refugio de Pineta nach Parzán
                                                (ca 18 km, ↑970Hm ↓1400Hm)

                                                Die Nacht ist erstaunlich gut – naja, wieso 'erstaunlich' nach all den Strapazen?
                                                Und abgesehen von meinen Füßen, meinen Knien, meinen Schultern und meinem Nacken geht es mir soweit gut...
                                                Zum Glück soll der Tag nicht so anstrengend werden, wenngleich auch wieder lang.
                                                Erst geht es wundersam flach an dem ausgetrockneten Flussbett des Río Cinca entlang bis in den Talkessel von Pineta, bevor der GR11 an der kleinen idyllischen Kapelle Nuestra Señora de Pineta abbiegt und hinter dem Parador-Hotel durch Wald ansteigt. Zum Teil sind in dem Wald natürliche Treppenstufen angelegt, eine jede tut weh! Bei einem Geräusch von links zucke ich zusammen. Entwarnung: Ein älteres Paar kommt gemächlich die Schotterpiste entlang, während der GR11 durch Farnfelder die Schlaufen abkürzt.
                                                Die beiden treffen kurz nach mir an der Llanos de La Larri ein. „Hauptsache oben“ sagt sie ganz treffend. Ich pflichte ihr bei. Wir stehen auf der netten Hochweide und blicken auf den Talkessel von Pineta und den Monte Perdido.



                                                Auf zum Talkessel von Pineta



                                                Toller Blick auf den Monte Perdido – und auf seinen schwindenden Gletscher...


                                                Nun schlängelt sich der GR11 weiter hoch, bald schon durch ein angenehmes Kiefernwäldchen. Immer wieder eröffnet sich ein Ausblick auf dieses beeindruckende Massiv des Perdido. Und auf meine „Folterstrecke“ vom gestrigen Tag, die mich den ganzen Vormittag fast höhnisch begleitet. Plötzlich höre ich lautes Knacken. Ein schwarz-weißes flinkes Tierchen (wäre es nicht schwarz-weiß hätte ich gesagt, ein Eichhörnchen) flitzt einen Baumstamm hinauf.
                                                Kurz darauf, fast schon am Kamm, höre ich auf der Bergwiese hinter mir wieder Geräusche. Elegant springen 4 Berggazellen den Hang hinab. Rehe? Gämse? Aus der Distanz kann ich sie leider nicht eindeutig erkennen.

                                                Der Weg verläuft angenehm weiter erst über die Hochebene Plana Fonda an weidenden Kühen vorbei (zumindest diese erkenne ich auf Anhieb ganz eindeutig) und steigt dann kurz und steil bis zum Collado de las Coronetas an.
                                                Dort verbringe ich im Windschatten eine Pause, bevor ich das Pineta-Tal und den Monte Perdido endgültig hinter mir lassen werde, um mich ins nächste Tal zu begeben, erst über sanfte Weiden, dann etwas steiler und steiniger und schließlich durch Felsblöcke durch bis zu einer kleinen Brücke, an der eine Kuhherde in der Sonne steht. Vorher jedoch, an einer steileren Passage, taucht wie aus dem Nichts plötzlich ein Mountain-Biker mit seinem Fahrrad auf – er zu Fuß, das Rad auf den Schultern... Heftig sei es. Ich stimme zu, aber es sei ja auch schließlich eher ein Fußweg. Kurz darauf höre ich ihn einige Höhenmeter über mir so etwas wie ein You-Tube-Video drehen und brabbeln. 'Die Menschheit ist ein wundersames Kuriosum...' Denke ich und ziehe gemütlich, entspannt und zufrieden weiter.



                                                Links im Bild die sehr lange Schotterpiste nach Parzan



                                                Durst löschen


                                                Eine der Kühe steht im Bach, die anderen suchen Schatten, genauso wie die Schafherde, die etwas weiter dicht zusammengedrängt steht. Nach der Steinbrücke beginnt die Schotterpiste, die ich nun nur noch bis Parzán hinablaufen muss.
                                                Wobei „nur noch“ rein rhetorisch ist: Die staubige Piste ist endlos und die einzige Abwechslung bieten eine kleine Dusche (fürs Wasserflaschenfüllen) am Rande der Piste und das Minendörfchen Chisagüés...



                                                Irgendwo in Chisagüés ist die Zeit stehengeblieben...

                                                Parzán – endlich erreicht – besteht wie angekündigt eigentlich nur aus einer langen Straße, einem Supermarkt und einer Tankstelle. Dort, auf der Terrasse der angegliederten Bar, esse ich sofort - und ausgiebig - nach meiner Ankunft. Und plane die Nacht. In dem einzigen Hotel des Ortes ist ein Zimmer frei. Ein eigener Raum verspricht eine ruhige Nacht; das lasse ich mir nicht entgehen. Außerdem gibt’s Wlan und ermöglicht mir endlich einen netten Videochat nach Hause...

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                                                • Meer Berge
                                                  Fuchs
                                                  • 10.07.2008
                                                  • 2381
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu


                                                  Den Mountainbiker habe ich auch getroffen!

                                                  Trug sein Radl durch lange Schneefelder den Col de la Fache rauf, wir trafen ihn oben.
                                                  Dort drehte er sein Video für seinen Blog, bat uns, von ihm Fotos zu machen mit Kamera, Handy und Tablet, ...
                                                  Meinte noch, die Wege seien für Mountainbiker schon schwer (was ihn zum Helden machte), worauf wir meinten, hier sei Mountainbiken eigentlich auch verboten (was seinem Heldentum nicht zu schaden schien).
                                                  Dann wollte er über Respomuso nach Sallent de Gallego abfahren, wobei ihn dummerweise fast bis zur Respomuso runter wieder Schneefelder, auch steilere, erwarteten. Hat ihm keiner gesagt! Hätte der Held aber schon auf der Homepage der Ref. erfahren können ...


                                                  An zukünftige GR11-Wanderer: Es gibt von dem Pass einen sehr schönen Weg runter nach Bielsa, das auch ein hübsches Dörfchen ist mit netten Unterkünften, Supermärkten und Gastronomie. Zur Not kann man von da mit dem Bus/Anhalter das Tal rauf nach Parzan fahren, ist nicht weit. Oder direkt von dort ohne lange Schotterstrecke zur Ref. Viados (das ist doch der nächste Etappenpunkt?).


                                                  Die La Larri-Ebene fand ich herrlich! Leider hat es bei uns ab da zunehmend feste geregnet und wir haben noch vor dem Pass an einer kaputten Hütte gezeltet, weil ich auch den Blick in die tollen Berge gegenüber haben wollte. Beim Aufstieg haben wir kaum 50 m Sicht gehabt ...
                                                  Der Plan ist aufgegangen :-)

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                                                    Fuchs
                                                    • 04.04.2004
                                                    • 1307
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                    Ich freu mich schon auf Juni- mal schauen ob Reisen dann Möglich ist. Ist ja noch etwas Zeit ...
                                                    Beim übernächsten mal wird es dann noch mal die Torla/ Ordesa Ecke mit den Schluchten......

                                                    LG Folko
                                                    www.mitrucksack.de
                                                    Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                                                      Erfahren
                                                      • 14.03.2013
                                                      • 233
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                      Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen

                                                      Den Mountainbiker habe ich auch getroffen!
                                                      KRASS!

                                                      Wann genau warst Du nochmal an der Fache, bzw an Respomuso vorbei?


                                                      Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen

                                                      An zukünftige GR11-Wanderer: Es gibt von dem Pass einen sehr schönen Weg runter nach Bielsa, das auch ein hübsches Dörfchen ist mit netten Unterkünften, Supermärkten und Gastronomie. Zur Not kann man von da mit dem Bus/Anhalter das Tal rauf nach Parzan fahren, ist nicht weit. Oder direkt von dort ohne lange Schotterstrecke zur Ref. Viados (das ist doch der nächste Etappenpunkt?).
                                                      War das der Pfad rechts am Tal entlang?
                                                      Den konnte man immer wieder gut "von links" erkennen...
                                                      Aber Du schreibst ja "ab dem Pass", also eher nicht...

                                                      Und, ja, nach Parzan ist offizielles Etappenende Viados. Allerdings fand ich den Weg (zumindest ab dem Collado de Urdiceto recht nett, wenn auch nicht unbedingt

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                                                        Erfahren
                                                        • 14.03.2013
                                                        • 233
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                        Zitat von Nicki Beitrag anzeigen
                                                        Beim übernächsten mal wird es dann noch mal die Torla/ Ordesa Ecke mit den Schluchten......
                                                        Hallo Folko!

                                                        Ja, da gibt es definitiv einiges zu erkunden - zum Glück auch abseits der Tagestouristenmassen.
                                                        Faja de las Flores zB reizt mich sehr...
                                                        Und die Übergänge nach Frankreich.
                                                        Allerdings müsste ich weder Ab- noch Aufstieg Pineta-Anisclo nochmal haben

                                                        Un saludo aus Brüssel,

                                                        FatmaG

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                                                          Erfahren
                                                          • 14.03.2013
                                                          • 233
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                          Mi., 7.8. - 8. Tag: Von Parzán zum Camping El Forcallo
                                                          (ca 19,1 km, ↑1400Hm ↓920Hm)

                                                          Trotz des vielen Lärms von Bar und Straße eine gute Nacht – Ohrenstöpsel sei Dank!
                                                          Planen, packen, zur Tanke einkaufen, Kaffee plus Frühstück an der Bar. Nun kann es losgehen.
                                                          Mittlerweile sind es läppische 10 Uhr.



                                                          Parzan am Morgen...



                                                          Impressionen von unterwegs


                                                          Erst führt der GR11 etwas oberhalb der Straße Richtung Frankreich entlang, quert diese und schlängelt sich dann wieder auf einer endlos langen Schotterpiste bis zur „Stromfabrik“ hoch, am Stausee von Urdiceto vorbei und - dann als Piste - bis zum Urdiceto-Kamm, der den ersten Blick auf das Posets-Massiv freigibt. Waow!
                                                          Mit dem Rücken an die Hütte gelehnt lege ich eine kleine Kuck-Pause ein. Innen sitzt schon ein junger Wanderer und kocht sich ein Pulversüppchen. Mir ist nach Einsamkeit.



                                                          In der Ferne das Posets-Massiv


                                                          Nun geht es wieder recht lieblich weiter, mit sanftem Ab und Auf bis zu einem zweiten, tiefer gelegenen Kamm. Das Wetter wirkt in der Ferne immer mal wieder angehaucht bedrohlich, auf der entgegengesetzten Talseite laufen die Kühe aufgeregt muhend talwärts.
                                                          Letzten Endes kommen jedoch lediglich ein paar Tröpfen vom Himmel, nicht der Rede wert. Und so gehe ich recht gelassen weiter zu meinem Etappenziel, das jedoch bis zum Schluss undefiniert bleibt.

                                                          Heute ist übrigens der Tag der Cabañas, der kleinen Schutzhütten, die ich allesamt mit einer mehr oder weniger kurzen Pause beehre. Ich genieße die Zeit, das köstliche frische gefilterte Bergwasser und die vielen Himbeeren am Wegesrand.



                                                          Spuren der Verwitterung


                                                          Allmählich melden sich wieder meine Füße; bevor sie jedoch schreien, bin ich im Tal angelangt, am Jugendcamp vorbei und am Camping El Forcallo angekommen. Dort entscheide ich mich auf der Terrasse sitzend spontan fürs Übernachten, und zwar in dem Schlafsaal des Campings, den ich dann ganz für mich alleine haben werde. Es gibt sogar Abendessen. Das seltsamste seiner Art! Als ich um 19:30 Uhr in der Bar ankomme, sind 4 Einzeltische gedeckt, allesamt blicken in Richtung Theke. Nach und nach treffen die anderen „Mitesser“ an ihren Tischen ein, jeder wird nach seinem Rhythmus bedient. Es herrscht Totenstille. Ich kaue zögernd auf dem zähen 'pulpo' rum, der als erstes aufgetischt wird. Eigentlich esse ich keinen Fisch (mein Liebster ist „Sea Sheperd“-Ehrenamtlicher) und schon gar keine Meeresfrüchte und dergleichen (Brrrh!), aber in diesem fast spooky-Rahmen würde ich es nie wagen, mich zu widersetzen.
                                                          Als plötzlich die Türe aufgeht und ein Paar hereinkommt, das sich auch noch gegenüber hinsetzt, wird die wunderliche Symmetrie aufgebrochen. Doch auch die beiden trauen sich nicht so recht, ein lautes Gespräch zu führen. Und so bleibt es weiterhin gespenstig still... Ein wunderbares Horror-Film-Szenario!
                                                          Das recht lieblos aufgetischte Essen schmeckt übrigens „den Umständen entsprechend“...



                                                          Die wundersame Deko der Bar El Forcallo


                                                          Kurz bevor ich ins Bett gehe, fängt es an zu regnen. Wie froh bin ich über meinen trockenen Schlafplatz! Und mal sehen, was der morgige Tag bringt! Vorsorglich verriegele ich noch die Schlafsaaltüre hinter mir – ich habe eine sehr rege Fantasie...

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                                                          • FatmaG
                                                            Erfahren
                                                            • 14.03.2013
                                                            • 233
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                            Do., 8.8. - 9. Tag: Vom Camping El Forcallo zum Camping Ixeia
                                                            (ca 23,9 km, ↑1170Hm ↓1360Hm)

                                                            Der Nationalpark Posets-Maladeta, das 'Dach' der Pyrenäen


                                                            Der Morgen beginnt gleich mit einer schönen Steigung und zwar zum wunderschön gelegenen Refugio Viados. In der Sonne vor der Türe animiert Elena einen Spanier zu einer Entspannungs-Yoga-Sitzung. Sie sind vertieft, so ziehe ich weiter.

                                                            Der Weg läuft etwas oberhalb eines Baches an einem grasigen Steilhang entlang – unterhalb des Posets – bis zum in der Tat sehr malerischen Añes Cruzes, wo sich am Morgen viele Wanderer aus allen Richtungen treffen. Manche haben auch dort gezeltet, haben die Zelte noch nicht abgebrochen, füllen Wasser auf, und gar eine Wanderin lässt das Höschen runter und erleichtert sich. (Warum auch nicht, aber so direkt am Bach – naja naja?!)



                                                            Den Posets rechts liegen lassen...



                                                            Añes Cruzes


                                                            Danach wird es so richtig schön heftig. Bis zum Puerto de Chistau auf über 2500 Metern ächze und stöhne ich ununterbrochen. Doch erwartet mich wieder ein umwerfender Blick ins nächste Tal. Und trotz des sehr kalten Windes bleibe ich eine kleine Weile hier oben sitzen.



                                                            Am Puerto de Chistau


                                                            Der Abstieg führt erst lange Zeit durch Schotter und Geröll – mit einem kurzen Stopp zwecks Austauschs mit einem entgegenkommenden Spanier, der aus dem Schwärmen von der Natur weiter unten nicht mehr herauskommt - , dann geht es sanfter weiter durch ein grünes Tal mit vielen Murmeltieren und schönen Pflanzen bis hin zum Refugio de Estós, das leider zu diesem Zeitpunkt weder warmes Essen noch Sandwiches anbietet. Schade! So trinke ich was und knabbere Nüsse.



                                                            Schiefergebirge...



                                                            … mit Schieferschotterpiste


                                                            Auf der Terrasse neben mir ergötzen sich ein Fotograf und sein Modell an dem Ausblick; er hält beides, sowohl Modell als auch Ausblick, auf gefühlten 1000 Aufnahmen fest...
                                                            Nach einer kurzen Pause gehe ich weiter durch das wirklich schöne Tal des Río Estós mit seinen Blumen, Pflanzen und Himbeeren! Das erste Stück des Weges erinnert mich an den „Alice im Wunderland“-, bzw. „Zauberer von Oz“-Weg; aber nicht nur das – meine Füsse beginnen auf dem zum Teil gepflasterten Weg wieder zu schmerzen. Das ändert sich auch nicht, als es durch Wald und über die weichen Nadeln weiter bergab geht. In der Stille, hin und wieder von einem Knacken unterbrochen, muss ich mal wieder an die Pyrenäenbären denken, jedoch begegnen nicht sie mir, sondern Wanderer und Jogger.



                                                            Weg durch das Estós-Tal mit seiner üppigen Vegetation


                                                            Eine sympathische Cabaña (Santa Ana) liegt am Weg. Ich erkunde sie und gönne so meinen Füßen eine kurze Pause. Dann geben die Betonpiste und der Asphalt ihnen den letzten Rest, bis ich an der Puente de San Jaime und am Campingplatz Aneto ankomme. Es gefällt mir hier jedoch nicht und so schleppe ich mich noch ca. 3 Kilometer über einfaches Terrain weiter zum Camping Ixeia, der kleiner und familiärer ist. Er hat eine Bar und serviert Essen. Was will man mehr?!



                                                            Die Cabaña Santa Ana

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                                                            • Meer Berge
                                                              Fuchs
                                                              • 10.07.2008
                                                              • 2381
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                              Zitat von FatmaG Beitrag anzeigen
                                                              KRASS!

                                                              Wann genau warst Du nochmal an der Fache, bzw an Respomuso vorbei?
                                                              Ich bin am 1.7. über den Col de la Fache gestiegen - aber ich kann mir gut vorstellen, dass er mit seinem Fahrrad unterm Arm und all seinen Selfies schon gut einen Monat für die Strecke gebraucht hat


                                                              War das der Pfad rechts am Tal entlang?
                                                              Den konnte man immer wieder gut "von links" erkennen...
                                                              Aber Du schreibst ja "ab dem Pass", also eher nicht...
                                                              Vom Pass aus sind wir erst links rauf zu den Lagos de la Munia gelaufen. Auf dem Rückweg haben wir da, wo die Schotterstraße diese ewig lange Kurve macht, wo du auch auf die Schotterstraße getroffen bist, den Pfad rechts am Hang entlang genommen, der dann auf der anderen Seite in Espierba auskommt, im Tal des Rio Cinco. Massig Walderdbeeren und Kirschen!


                                                              Viados liegt wirklich wunderschön! Auf der HRP habe ich auch am Anes Cruzes gezeltet :-) und bin dann über den Pass und an der Ref. Estos zum CP Aneto gelaufen. Der Platz war zwar groß, hatte aber super Sanitärausstattung, gratis halbvolle Gaskartuschen und tolles Essen in der Bar!

                                                              El Forcallo klingt ja wirklich etwas spooky

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                                                              • FatmaG
                                                                Erfahren
                                                                • 14.03.2013
                                                                • 233
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                                Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                                                ich kann mir gut vorstellen, dass er mit seinem Fahrrad unterm Arm und all seinen Selfies schon gut einen Monat für die Strecke gebraucht hat

                                                                Sehr gut möglich!

                                                                Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen

                                                                Vom Pass aus sind wir erst links rauf zu den Lagos de la Munia gelaufen. Auf dem Rückweg haben wir da, wo die Schotterstraße diese ewig lange Kurve macht, wo du auch auf die Schotterstraße getroffen bist, den Pfad rechts am Hang entlang genommen, der dann auf der anderen Seite in Espierba auskommt, im Tal des Rio Cinco. Massig Walderdbeeren und Kirschen!
                                                                Ok. Die Alternative fürs nächste Mal...

                                                                Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                                                El Forcallo klingt ja wirklich etwas spooky
                                                                Mmm, vielleicht habe ich auch ein klitzekleines Bisschen übertrieben?

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 14.03.2013
                                                                  • 233
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                                  Fr., 9.8. - 10. Tag: Vom Camping Ixeia zum Refugio Cap de Llauset
                                                                  (ca 15,4 km, ↑1500Hm ↓380Hm)

                                                                  Ein Paradies für Boulderfreaks!


                                                                  Nach einem richtig guten Frühstück geht es munter weiter. Der Señor, der Besitzer des Campings, meint, es würde super, er kenne den GR!
                                                                  Und er behält Recht. Nach einem ersten eher langweiligen Teil bis zum Refugio de Coronas, der - abgesehen von ein paar unschön steilen Abkürzungen - recht unspektakulär der Schotterpiste folgt, wird es wieder atemberaubend!






                                                                  Ein unspektakulärer Start in den Tag


                                                                  Das Highlight der ersten Wegstrecke ist definitiv die plötzliche Begegnung mit dem Linienbus, der mir in den Kurven sportlich entgegenbrettert und jede Menge Staub aufwirbelt. Diese treffenderweise Autobús de las Nubes genannte Linie macht im Sommer ganz reguläre Fahrten von Benasque bis zu dieser kleinen Selbstversorgerhütte. Die cabaña ist erstaunlicherweise in einem recht guten Zustand, aber warum sollte ich jetzt schon hier bleiben. Der Berg ruft!



                                                                  Granitwege im Kiefernwald


                                                                  So geht es „poco a poco“ hoch und höher. Zu heiß ist es zum Laufen und sich Beeilen. Und zu schön! Ich bin begeistert! Immer wieder geht es an Bachläufen vorbei, die fröhlich ins Tal sprudeln. Genau das richtige, um sich bei der Hitze zu erfrischen! Der zweite Teil des Tages führt übrigens unterhalb des Maladeta-Massivs und dem Aneto, dem höchsten Gipfel der Pyrenäen, vorbei.



                                                                  Das Maladeta-Massiv mit dem Aneto


                                                                  Schließlich wird die Vegetation weniger, die Granitfelsen mehr, der Weg schmaler, bis ich an einem kleinen See stehe, bzw. an einer Kette von sich folgenden Seen, an denen ich entlang muss. Unmittelbar danach beginnt ein immenses Freiluft-Boulder-Gebiet. Ganz schön abwechslungsreich und abenteuerlich. Des öfteren muss ich an Quentin, unseren Kletterlehrer denken, und ich danke ihm so manches Mal innerlich für den tollen Kurs!




                                                                  Für Boulderfreaks – alles was das Herz begehrt



                                                                  Der Freiluft-Boulder-Parcours steigt weiter an bis zum Ibón Alto de Vallibierna, und ich komme immer noch nicht aus dem Staunen über die Schönheit der Natur hinaus. Irgendwann kommt mir ein Spanier entgegen, der mich früher am Tag schon einmal flott überholt hatte. Wir tauschen kurz aus. Der Glückliche lebt hier und kann so oft genießen, wie er will. Dann geht es weiter. Und nochmals so richtig schön steil hinauf bis ich endlich am Collado de Vallibierna (2732M) stehe und eine wohlverdiente Pause einlege.




                                                                  Ein Blick zurück auf die Ibónes de Vallibierna




                                                                  Am Collado de Vallibierna


                                                                  Es geht nun genauso weiter auf der anderen Seite, jedoch abwärts. Bouldern über Riesengeröll. Irgendwann reicht es einfach. Aber selbst als das Refugio in Sicht kommt, dauert es noch ewig bis dorthin, hier noch eine Schlaufe, da noch eine, bis ich gegen 18 Uhr in dem funkelnagelneuen Blech-Refugio ankomme.
                                                                  Das leckere Abendessen nehmen wir zu 6 zu uns, ein junger (heute kränkelnder) Deutscher, der aus Zeitnot fast immer doppelte Etappen auf dem GR11 zurücklegt, 2 Basken (Vater und Sohn), ein etwas älteren französisches Kletterpärchen und ich. Erstaunlich, dass wir so wenige sind. Der Hüttenwirt meint allerdings, wir hätten Glück, am Vortag sei das Refugio brechend voll gewesen und ohne Reservierung sei nichts gegangen...




                                                                  Herzlich Willkommen ...


                                                                  Recht schnell nach dem Essen verkrümele ich mich, erst in den Aufenthaltsraum, dann in mein Bett. Der Deutsche liegt schon völlig leblos in seinem. Plötzlich – gefühlte Stunden später - bricht eine unübersichtlich große Herde trampelnder Spanier in unser kleines bisher ruhiges 6er-Zimmer ein, huschert mit grellen Stirnlampen umher und raschelt mit unzähligen Plastiktüten. Naja, irgendwann liegen selbst sie in den Betten und schlafen. Zum Glück lassen sie immerhin das Fenster offen und die kühle frische Nachtluft dringt ungehindert ins Zimmer hinein...

                                                                  Kommentar


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                                                                    • 233
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                                                                    AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                                    Sa., 10.8. - 11. Tag: Vom Refugio Cap de Llauset zum Refugio Conangles
                                                                    (ca 10,2 km, ↑200Hm ↓1070Hm)


                                                                    In den frühen Morgenstunden bläst fröhlich ein kühles Windchen durch das Fenster, die muntere Bande ist schon auf den Beinen zieht genauso wenig diskret wieder aus... Ich bin die letzte, stelle mich tot, bis alle weg sind, und stehe um 7 Uhr auf, froh, das Zimmer nun wieder für mich alleine zu haben. Allerdings, unmittelbar nachdem ich aus dem Badezimmer raus komme, stürmt einer der nächtlichen Schlafwandler wieder rein, starrt mich an, rauscht ins Bad, gleich wieder raus und weg. Und vorbei der Spuk...

                                                                    Auf zum Frühstück – ahnungslos setze ich mich zu den Franzosen; ahnungslos, denn nun stellt sich heraus, wie sehr gesprächig Er ist (seine Sie kommt gar nicht zu Wort), wobei ich, tja, ich morgens eher weniger das Gespräch suche ...
                                                                    Wieder alleine (!!!) geht es unter einem bleigrauen Himmel mit fiesem Wind zurück ins Boulderparadies bis zum ersten Kamm und wieder herab. Endlich gelange ich zu den drei aufgereihten Bergseen, die vom Kamm aus wie eine Seen-Perlenkette wirkten; in den einen taucht gerade ein Nackedei ein; an den Felsmauern rechts von mir hangeln sich laut rufend Bergsteiger empor.




                                                                    Idyllischer Morgen



                                                                    Nun geht es lieblicher weiter hinab bis zum Estany de Baix und dem Refugio d'Angliós, einer netten kleinen Selbstversorgerhütte, deren Tür ein wohl unbedachter Wanderer offengelassen hat. Dort in den Eingang hocke ich mich hin.
                                                                    In der weiten Ferne blöken Schafe und klingen Glocken. Allmählich kommen sie näher, die Schafe, und bald schon finde ich mich in einem riesigen nicht enden wollenden Schaftrieb wieder. 3800 Stück, so verrät mir ihr Schäfer, und 4 Hunde. Den Bären hat er allerdings auch nicht gesehen. Vor 2 Jahren jedoch hätte dieser ihm eines seiner Schafe gefressen. Aber, was wolle man machen, der Bär brauche ja schließlich auch was zum Essen...



                                                                    Das Refugio d'Angliós und seine sehr kuriosen Schafe ...


                                                                    Gemütlich geht es noch eine Weile auf „ebenem“ Terrain weiter; ein Mann kommt mir entgegen, er stöhnt, es sei sein erster Wandertag. Später bestellt mir ein zweiter etwas für seine weit hinter ihm herlaufende Freundin. GR-'Stille Post' sozusagen. Und dann noch ein netter Plausch mit einer französisch sprechenden Spanierin, bevor es nun wirklich ungemütlich Richtung Tal geht.



                                                                    Kurz vorm Abstieg nach Catalunya


                                                                    Als ich endlich am Riu Salenques - und an der Grenze zu Katalonien - ankomme, sind meine Knie mal wieder ziemlich fertig mit der Welt.
                                                                    Nun geht es über einen schönen Waldweg an dem Flüsschen entlang, ich gönne mir ein Fußbad mit Kniekühlung. Eine Wohltat! Dennoch ist das letzte Stück des Tages mal wieder heftig, und so bin ich heilfroh, am Refugio Conangles, dem ersten katalanischen, einzutreffen! Und zwar so zeitig, dass ich sogar endlich nochmal Wäsche waschen kann. Wurde Zeit!


                                                                    Catalunya olé!



                                                                    Die letzten Meter vorm Refugio Conangles an der Straße nach Frankreich


                                                                    Später drehe ich eine Runde über den großen Parkplatz und suche (für meine irgendwann zu planende Heimfahrt) nach den Informationen bezüglich der Busse Richtung Frankreich... Ich finde zwar nichts, werde jedoch von einem einsamen Autofahrer zum Mitfahren eingeladen (no ¡gracias!); die gewünschten Infos sind jedoch im Refugio am „schwarzen Brett“ angeschlagen. Und das Internet funktioniert auch – Halleluja, ich kann mit meinem Liebsten chatten! Wieder im Schlafsaal hat sich dieser bevölkert: Zwei ältere Herren – der eine in Unterhose – stehen munter mitten im Raum und tauschen angeregt über den heutigen Wandertag aus, den sie sichtlich genossen haben.

                                                                    Ich setzt mich mit einem belgischen Nationalgetränk als Aperitif vor die Hütte und warte auf das Startsignal fürs Essen, das um 20 Uhr gegeben wird. Nur 3 Tische sind gedeckt.
                                                                    An meinem Vierertisch sitzen eine junge Estin und die beiden älteren Herrschaften aus meinem Schlafsaal. Sie erweisen sich als sehr sympathisch. Die junge Frau spricht kaum irgendeine uns verständliche Sprache und dennoch schaffen wir es, uns zu unterhalten. Das Thema ist natürlich vorgegeben: der GR11 und seine Überraschungen. Sie zeltet übrigens (fast) jede Nacht und gönnt sich jedoch gelegentlich ein Essen und eine Wlan-Verbindung in einer Hütte.

                                                                    Nach dem ganz leckeren Essen ist die Welt wieder in Ordnung.
                                                                    In unseren Raum ist unterdessen noch ein Wanderer eingezogen und richtet sich häuslich ein. Ich derweil freue mich auf meinen Schlafsack und kuschele mich in die gemütlichen Daunen – nachdem ich mich vorsorglich mit Ohrenstöpseln versorgt habe. Und – sollte ich diese Nacht schnarchen – so hoffe ich, dass die drei Herren ebenfalls vorgesorgt haben...

                                                                    Kommentar


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                                                                      • 14.03.2013
                                                                      • 233
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                                                                      So., 11.8. - 12. Tag: Vom Refugio Conangles zum Refugio dera Restanca
                                                                      (ca 12 km), ↑1000Hm ↓520Hm)

                                                                      In den Morgenstunden werde ich vom Regen geweckt, noch vor dem Rascheln der Rucksäcke und Plastiktüten. Es schüttet. Der ganze Frühstücksraum ist aufgelöst. Agua todo el día. Y tormenta. Que hacer?!

                                                                      Schon um 7:25 Uhr ziehe ich los, zum ersten Mal mit richtig vielen Schichten, die von Fleece und Regenjacke gekrönt werden. Eigentlich habe ich fast alles an, was ich so mit mir trage. Der Vorteil: Mein Rucksack ist leicht!
                                                                      Eine sehr frische Brise begleitet mich; sie wird immer stärker, je höher ich steige. Erstaunlicherweise bleibt es trocken, obwohl der Himmel auf Endzeitstimmung macht. Ganz schön anstrengend ist es, gegen den Wind zu halten. Und kalt; ich bereue beinahe, diesmal keine Handschuhe eingepackt zu haben.




                                                                      Aufstieg in die Wolken



                                                                      Endlich bin ich am Pòrt de Rius (2354 M) angelangt. Die Sicht ist immer noch sozusagen gleich null, nur hin und wieder reißt die Wolkendecke auf und gibt einen kurzen Blick frei auf den Lac de Rius unter mir, auf ein apfelgrünes Zelt, mit dem der Wind spielt (seine Bewohner scheinen heute nicht mehr herauskriechen zu wollen), auf die Berge am Horizont, auf den Weg vor mir... - bevor ich mich jedesmal gleich wieder in den Wolken befinde.




                                                                      Wattewetter





                                                                      Nur hin und wieder reißen die Nebelschwaden auf...





                                                                      Endlich sehe ich die Umgebung





                                                                      … aber wirklich gemütlich ist das Wetter immer noch nicht



                                                                      Trotz der Sturmböen gestaltet sich der Abstieg recht angenehm; viele kleine Gewässer überquere ich, manchmal führt der GR11 jedoch auch einfach durch. Grasende Kühe, viele kleinere und große Kröten, die sich träge bei dem Wetter zeigen. Das Wetter ist übrigens wieder etwas freundlicher geworden; auch wenn der Himmel grauverhangen bleibt.
                                                                      Wieder muss ich viele Himbeerpausen einlegen, bevor es einen letzten etwas abenteuerlicheren Aufstieg unter Strommasten hinaufgeht.



                                                                      Wie diesen Himbeeren widerstehen?


                                                                      Und dann liegt der Stausee Era Restanca und sein Refugio schon vor mir. Der GR führt über die Staumauer gleich zum Gebäude, das ich um 14 Uhr erreiche. Bevor die Zimmer zugänglich sind, habe ich ein Wahnsinns-Sandwich verschlugen und heiß geduscht.



                                                                      Das Refugio am Era Restanca


                                                                      Später drehe ich draußen eine kleine Runde. Ein paar Engländer tauchen vergnügt in den eiskalten See (Brrrh), während ich mich mit einem Aperitif auf der Bank vor der Hütte installiere und die wenigen Sonnenstrahlen des Tages genieße.

                                                                      Die Tischordnung in dem kleinen vollen Schankraum vereint die Engländer (eine Familie), einen einzelnen Franzosen und mich; es verläuft ganz gesellig. Ich erfahre (wieso habe ich mich nicht vorher zumindest ein Minimum informiert?!), dass hier die „Carros de Foc“-Runde vorbeikommt. Dh ab hier bis Espot jede Menge Wanderer und Touristen! Zumindest im Normalfall...

                                                                      Fast unmittelbar nach dem Essen lege ich mich ins Bett, schlafe zwar nicht gleich ein, genieße es jedoch, in meinem kuscheligen Schlafsack zu liegen und die frische Bergluft einzuatmen. Hoffentlich schließt niemand nachts das Fenster – nach einem ganzen Tag an der Luft ertrage ich die stickige Luft in geschlossenen Schlafräumen ganz schlecht, vor allem, wenn wir das bisschen Sauerstoff zu vielen teilen müssen...

                                                                      Kommentar


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                                                                        Erfahren
                                                                        • 14.03.2013
                                                                        • 233
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                                        Mo., 12.8. - 13. Tag: Vom Refugio dera Restanca nach Espot
                                                                        (ca 27,7 km, ↑1250Hm ↓1900Hm)

                                                                        Durch den Nationalpark d'Aigüestortes i Estany de Sant Maurici. Wie Sie sehen, man sieht nichts!


                                                                        Der Wecker klingelt und ich stehe – eine Premiere – um 6:30 Uhr auf! Ich bin die erste von unserem kleinen Schlafsaal und stehe schon kurz vor 7 Uhr am Frühstücksbuffet. So habe ich die Muße, eine spanische Gruppe zu bewundern, die unglaubliche (süße) Massen zu der frühen Uhrzeit verschlingen kann!
                                                                        Dass es ein langer Tag wird, ahne ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, und so lasse ich es mal wieder gemütlich angehen! Immerhin habe ich kein definiertes Tagesziel, das ich anvisiere.

                                                                        Um 8 Uhr bin ich unterwegs. Im Gegensatz zu den meisten Mitwanderern habe ich keine Reservierung, was ja keine Neuheit ist, aber immerhin bin ich in das Hoheitsgebiet des populären katalanischen Carros de Foc eingedrungen. Die Umgebung ist in feuchtes Grau gehüllt, tiefe Wolken und Nebel verhüllen die Natur ringsumher. Schon um 8:15 Uhr sind meine Füsse nass; sie werden es den ganzen Tag lang bleiben.




                                                                        Nasse Füsse voraus...



                                                                        Die spanische Frühstücksgruppe geht ebenfalls in Richtung Refugio Colomèrs über die GR-Variante 11.18, und so ergibt sich ein sich wiederholendes Muster: Ich voran, werde dann von zwei Frauen und einem Mann überholt, die ich etwas später wieder überhole, da sie auf den Rest der Gruppe warten...
                                                                        Bei einem der Stopps am Rande eines der vielen in mystische Stimmung getauchten Seen tauschen sie lautstark über die unglaubliche Stille der Natur aus! Unglaublich!
                                                                        Als sich unsere Wege irgendwann trennen, genau wann und wo ist schwer zu sagen bei dem Nebel, beginnt das Überholspiel mit einer siebenköpfigen Gruppe junger sportlicher Spanier, die jedoch nicht nur bei den Stopps, sondern während des Wanderns genauso kommunikationsfreudig sind. Dabei sollen immer noch bösartige Zungen behaupten, dass Frauen gesprächiger als Männer sind...




                                                                        Am Estany deth Cap deth Pòrt





                                                                        Sieben sportliche Spanier – im Nebel



                                                                        Der Nebel lichtet sich nicht, bzw. kaum – was zwar schade für den Weitblick ist, dieser Landschaft jedoch sehr gut zu Gesichte steht. Zum Teil so dicht ist er, wäre ich an einem Bären vorbeigekommen, so hätte ich nicht ihn und er nicht mich gesehen...




                                                                        Mal sieht man mehr...





                                                                        … mal weniger!



                                                                        Kurz nach 12:30 Uhr treffe ich im Refugio Colomèrs ein, trinke einen Tee und esse meine immer noch leckere 2. Riesen-Sandwich-Hälfte von gestern. Wie zu erwarten war scheitert der Versuch, Socken und Schuhe zumindest ein wenig zu trocknen, und so zwänge ich mich nach der Pause etwas angewidert in die kalt-feuchten Dinger. Brrrh!




                                                                        Das alte und das neue Refugio Colomèrs



                                                                        Weiter geht’s. Nach einer netten Begegnung mit einem Wanderpaar wähne ich mich nun endgültig ganz alleine in dieser Natur, lediglich ein paar Kühe muhen in die Stille hinein.




                                                                        Wetterbedingt sind wenig Wanderer und Ausflügler unterwegs. Auch nicht so schlecht...



                                                                        Nach einer langen Zeit, es könnte genausogut eine Stunde wie drei sein, nach etlichen Seen und viel Stille, höre ich plötzlich weit entfernt über mir Stimmen: die spanischen „Jungs“! Der Nebel ist hier etwas lichter und so kann ich sie hoch über mir erspähen, wie sie sich in Richtung Pòrt de Ratèra bewegen. Ich fasse es nicht! Irgendwie witzig. Genau 40 Minuten nach ihnen bin ich an der Stelle, wo ich sie erspäht habe. Den Kamm kann ich noch nicht sehen, der Nebel ist wieder dichter geworden. Und der Collado läßt auf sich warten! Glockengeläut. Von oben kommt mir eine Kuh genauso einsam entgegengetrottet.

                                                                        Am Kamm, dem höchsten Punkt des Tages, gibt’s immer noch nichts zu sehen. Dennoch irgendwie auch schade, denn der Nationalpark mit seiner Seenlandschaft soll wirklich wunderschön sein! Wetterbedingt sind wenige Menschen unterwegs. Ab dem Kamm treffe ich noch genau auf 3 Wanderer, die aber zu einem anderen Refugio abdriften, und viel später auf 2 stöhnende (fast noch) „Schuljungs“ mit fetten Rucksäcken, die sich den Berg hinaufquälen. Tiefer unten lichtet sich der Nebel allmählich. Ja, schön ist es! Sehr schön sogar.




                                                                        Kurz nach dem Pòrt de Ratèra an der Grenze zum Parque Nacional d'Aigüestortes i Estany de Sant Maurici – wie Sie sehen, man sieht nichts...





                                                                        Eine knappe Stunde später und einige Höhenmeter tiefer...





                                                                        Am Horizont tauchen die Doppelspitzen des Encantats auf





                                                                        Noch lange nicht am Estany Sant Maurici



                                                                        Bis zum Estany de San Maurici zieht sich der GR11 ellenlang dahin. Eine Familie sucht nach dem Mirador, einem Ausguck mit Panoramablick, und möchte von mir eine Auskunft, die ich ihnen beim besten Willen nicht geben kann, da ich nicht von dort sondern vom Kamm herkomme. Endlich, endlich!, komme ich unten an der Ostspitze des Sees an; und zu meinem großem Erstaunen sitzen da – die 7 spanischen jungen Männer! Sie blicken mich genauso erstaunt an und machen mir tatsächlich Zeichen der Anerkennung. Sie hatten – in Anbetracht meines Alters und meiner Gehgeschwindigkeit, bzw. Gehlangsamkeit - wohl nicht damit gerechnet, dass ich es bis dorthin schaffen würde?!

                                                                        Ich verweile nicht, sondern gehe weiter, das Refugi Mallafré – mögliches Etappenende - liegt etwas tiefer am GR11; an der Abbiegung dorthin entscheide ich mich jedoch erneut fürs Weitergehen. An einer kleinen Kapelle mit angegliederter Schutzhütte (naja, eher ein Notunterstand) mache ich Rast und tanke etwas Energie für die verbleibende Strecke vor mir. Das hat sich gelohnt: Ich sprinte-spurte bis Espot, an dem Parkplatz vorbei, durch den Wald, als sei der Bär hinter mir her...




                                                                        Abendstimmung und das Ende eines sehr langen Tages



                                                                        Um ca. 20:30 Uhr komme ich in Espot an dem kleinen Campingplatz im Dorf an; nach Zeltaufbau und heißer Dusche ist es schon 21:45 Uhr. Die Bar des Campingplatzes ist geschlossen und jetzt habe ich nicht mehr so wirklich den Mut, im Dorf nach einem geöffneten Lokal zu suchen. So esse ich lediglich ein paar Nüsse und lege mich schlafen.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 14.03.2013
                                                                          • 233
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                                          Di., 13.8. - 14. Tag: Von Espot nach La Guingueta d'Àneu
                                                                          (ca 9,7 km, ↑100Hm ↓360Hm ↑↓)

                                                                          Am Morgen bleibe ich noch lange liegen, eingekuschelt in meine Schlafsäcke. Dies war die erste Nacht, in der mir so richtig kalt war, und zwar so kalt, dass ich kaum einschlafen konnte – der mir angewiesene Zeltplatz lag gleich neben dem kleinen Bach. War das der Grund?
                                                                          Irgendwann schäle ich mich dann doch aus dem Bett und bereite mich vor, während meine noch klammen Sachen in den allmählich stärker werdenden Sonnenstrahlen trocknen.
                                                                          Es wird so oder so ein kurzer Wandertag. Denn innerlich habe ich wohl schon vor einiger Zeit und spätestens heute Morgen entschieden, dass der beste 'Ausstieg' aus dem GR11 dieses Jahr an meinem heutigen Etappenziel sein wird. La Guingueta d'Àneu...

                                                                          Als ich schließlich den Campingplatz Richtung Dorf verlasse, treffe ich als erstes... auf die Jung-Männer-Gruppe von gestern. Wir müssen alle lachen... Sie wirken genauso entspannt wie ich – es muss auch das Ende ihrer Wanderung sein, wie auch immer diese ausgesehen haben mag...




                                                                          Die mittelalterliche Brücke in Espot



                                                                          Ich folge dem GR11 ins Dorf, kaufe ein paar altmodische Postkarten, ein wenig Obst und installiere mich auf der Terrasse der einzigen um diese späte Stunde schon geöffneten Bar für ein Frühstück. Dann gehe ich los Richtung Guingueta d'Àneu, Ziel und Abschluss der diesjährigen Etappen.
                                                                          Fast schon schlendere ich eher gemütlich auf dem staubigen Weg, der parallel zur Straße verläuft und rechts am Riu Escritu entlang führt. Dann geht es – fast zu meinem Erstaunen – nochmal ein kurzes Stückchen steiler hinauf bis ins hübsche Dörfchen Estaís; irgendwie hatte sich mein Gehirn schon ganz auf „Flachland“ eingestellt... Aber immerhin fühlen sich meine Beine ganz ok an, fast wie die einer 20jährigen – zumindest solange ich nicht in die Knie gehen muss …




                                                                          Estaís



                                                                          Der GR folgt einem sehr schönen Höhenweg bis Jou, von dem aus ich sehe kann, wo es im nächsten Jahr weitergehen wird. Aber erst einmal an Jou mit seinen vielen katalanisch-separatistisch anhauchenden Nationalflaggen vorbei und einen letzten Abstieg bis nach La Guingeta d'Àneu, einem Dörfchen, dessen Namen romantischer klingt als es aussieht. Aber im Hotel Poldo gibt es eine sehr nette schattige Bar-Restaurant-Terrasse, auf der ich es mir die nächsten Stunden bequem machen werde, um auf den Bus nach Vielha zu warten.




                                                                          Bergpfad von Estaís nach Jou





                                                                          Im Tal liegt La Guingueta d'Àneu



                                                                          Alles klappt tatsächlich wie am Schnürchen. Der angekündigte Bus, der die Runde um den Nationalpark d'Aigüestortes i Estany de Sant Maurici dreht und viele kleine Orte anfährt, kommt pünktlich und setzt mich in Vielha ab, dessen reges Treiben ich noch einen Abend lang genießen kann. Die Stadt erweist sich als überraschend nett und nach einigem Herumstromern finde ich etwas abseits von den zu vielen Touristenströmen eine sehr sympathische Tapas- & Wein-Bar, in der ich den Abend verbringe mit Postkartenschreiben. Und natürlich mit Wein und Tapas...




                                                                          „♪♫ Aaaa-ber schön war es doch... und ich möcht' das noch einmal erleben“ - na, Lied erkannt?



                                                                          Die Rückfahrt mit Bus, Bus und Bahn am 14. August nach Belgien und Brüssel (wunderbarerweise wieder an vielen Orten vorbei, die ich auf den verschiedensten Wanderungen schon erlebt habe) verläuft genauso reibungslos wie die Hinfahrt. Sogar völlig ohne im Vorfeld reserviert zu haben. Und obwohl der erste Bus erst um 7:30 Uhr in Vielha startet, treffe ich kurz nach 21 Uhr zu Hause ein.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Freak
                                                                            Liebt das Forum
                                                                            • 05.08.2005
                                                                            • 10870
                                                                            • Privat


                                                                            #38
                                                                            AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                                            Schön war es auch, dich zu begleiten, und ich möcht noch einen Bericht von dir lesen. Frei nach Hildegard Knef.
                                                                            .

                                                                            Kommentar


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                                                                              Fuchs
                                                                              • 10.07.2008
                                                                              • 2381
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                                              Liebe FatmaG,

                                                                              noch einmal ganz vielen Dank für diesen wunderbaren Reisebericht!
                                                                              Ich konnte ihn besonders intensiv miterleben, weil ich ja so manche Strecke und Hütte, manchen Weg und See selbst erwandert habe und meine Erlebnisse noch sehr präsent sind.
                                                                              Interessant, wenn auch natürlich nichts Neues, wie unterschiedlich ein und dieselbe Strecke, dieselbe Hütte, derselbe Pass unter verschiedenen Umständen wirken - bei Sonne, Nebel, Regen, mit und ohne Schnee, morgens und abends, als Zwischenstopp oder Übernachtungsstation, ...
                                                                              Dazu dann immer wieder die Abschnitte, die ich (noch) nicht kenne ...

                                                                              Ich würde am liebsten sofort meinen Rucksack schnappen und losziehen!

                                                                              Sehr sympathisch finde ich deine "Nicht-Planung". Mal sehen, wo ich heute auskomme ... und ganz entspannt. So übervoll scheinen die Hütten ja nicht gewesen zu sein. Ich bin tatsächlich ein Stück des Carros de Foc gelaufen - weil man es dort ja gar nicht vermeiden kann. Weil man im PN nicht zelten darf, habe ich eine Nacht in einer Hütte verbracht, die wirklich bis unter das Dach vollgestopft war - danach habe ich gesehen, dass ich aus dem PN rauskam und wieder zelten konnte! Der Fensterkrieg ...

                                                                              Das scheint auf den meisten anderen Hütten ja deutlich entspannter gewesen zu sein.
                                                                              Ansonsten habe ich auch kaum Leute getroffen.

                                                                              Nach meiner 2. Pyrenäen-Tour im letzten Jahr dachte ich, im nächsten Jahr mache ich mal was anderes. Aber als ich mir zu Hause meine Fotos angesehen habe, wollte ich doch sofort wieder hin ...

                                                                              Vielleicht treffen wir uns ja beim nächsten Mal dort ...

                                                                              Viele Grüße!
                                                                              Sylvia

                                                                              Kommentar


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                                                                                Fuchs
                                                                                • 04.04.2004
                                                                                • 1307
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                                                Ja, Danke für den Bericht! Schön geschrieben und schöne Bilder.

                                                                                Mir fällt auf das im Sommer doch viele Leute Unterwegs sind- im September sind die Begegnungen selten - meist bin ich alleine Unterwegs. Ist schön und vor allem spannender - aber ab und an hat ein Austausch auch was gutes.

                                                                                Nach meiner 2. Pyrenäen-Tour im letzten Jahr dachte ich, im nächsten Jahr mache ich mal was anderes. Aber als ich mir zu Hause meine Fotos angesehen habe, wollte ich doch sofort wieder hin ...
                                                                                Die Gedanken hab ich auch immer - und jetzt fahre ich dort schon 18 Jahre hin ......

                                                                                LG Folko
                                                                                www.mitrucksack.de
                                                                                Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 14.03.2013
                                                                                  • 233
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                                                  Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                  Schön war es auch, dich zu begleiten, und ich möcht noch einen Bericht von dir lesen. Frei nach Hildegard Knef.
                                                                                  Besten Dank fürs virtuelle Mitgehen, Werner.
                                                                                  Und fürs freie Zitieren

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Erfahren
                                                                                    • 14.03.2013
                                                                                    • 233
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                                                    Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen

                                                                                    Ich konnte ihn besonders intensiv miterleben, weil ich ja so manche Strecke und Hütte, manchen Weg und See selbst erwandert habe und meine Erlebnisse noch sehr präsent sind.
                                                                                    Interessant, wenn auch natürlich nichts Neues, wie unterschiedlich ein und dieselbe Strecke, dieselbe Hütte, derselbe Pass unter verschiedenen Umständen wirken - bei Sonne, Nebel, Regen, mit und ohne Schnee, morgens und abends, als Zwischenstopp oder Übernachtungsstation, ...
                                                                                    Genau so geht es mir auch mit den Pyrenäen-Berichten und ich warte gespannt auf jeden neuen Beitrag zu dieser geliebten Bergkette. Ja, wie ähnlich und dennoch unterschiedlich ein und derselbe Weg sein kann, ist frappierend. Ich denke da an den Bericht von whale zB., die ja auch just auf dem GR11 unterwegs war, aber so vieles anders erlebt hat.
                                                                                    Oder der Nationalpark "Aiguestortes y Estany de San Maurici", den ich ja nur im Nebel erlebt habe, und mir erst im Nachhinein auf sonnigen Fotos das Ausmaß an verpasster Schönheit im Klaren wurde...

                                                                                    Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen

                                                                                    Sehr sympathisch finde ich deine "Nicht-Planung". Mal sehen, wo ich heute auskomme ... und ganz entspannt. So übervoll scheinen die Hütten ja nicht gewesen zu sein. Ich bin tatsächlich ein Stück des Carros de Foc gelaufen - weil man es dort ja gar nicht vermeiden kann. Weil man im PN nicht zelten darf, habe ich eine Nacht in einer Hütte verbracht, die wirklich bis unter das Dach vollgestopft war - danach habe ich gesehen, dass ich aus dem PN rauskam und wieder zelten konnte! Der Fensterkrieg ...

                                                                                    Das scheint auf den meisten anderen Hütten ja deutlich entspannter gewesen zu sein.
                                                                                    Ja, ich habe auch eine eher entspannte Erinnerung an die Hütten, die zum Teil zwar sehr gut besucht waren, in denen es aber eigentlich immer ein Bett für eine Person gab. Sogar in Goriz hätte ich noch in der Hütte ein Bett bekommen. Außerdem habe ich ein Zelt dabei und könnte immer alternativ irgendwie irgendwo schlafen. (Eigentlich will ich das ja auch, traue mich leider jedoch nicht so recht...)
                                                                                    Das fand ich in Frankreich auf dem GR10 entspannter, da man ja eigentlich an jeder Hütte draußen zelten darf...

                                                                                    Meist plane ich in der Tat nicht wirklich im voraus - bzw. nur ganz grob - und reserviere oft nur für die erste Nacht ein Bett. Der Rest findet sich. Allerdings war ich bisher nie in der Situation, Essensvorräte zu organisieren. Das hieße dann doch etwas mehr Planung, denke ich. (HRP o.ä.)


                                                                                    "Fensterkrieg" - das beruhigt mich jetzt ungemein zu lesen - ich dachte schon immer, ich sei alleine auf weiter Flur mit der heftigsten Verteidigung der Frischluft in stickigen Zimmern.


                                                                                    Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen

                                                                                    Ich würde am liebsten sofort meinen Rucksack schnappen und losziehen!

                                                                                    Nach meiner 2. Pyrenäen-Tour im letzten Jahr dachte ich, im nächsten Jahr mache ich mal was anderes. Aber als ich mir zu Hause meine Fotos angesehen habe, wollte ich doch sofort wieder hin ...
                                                                                    [...]

                                                                                    Vielleicht treffen wir uns ja beim nächsten Mal dort ...
                                                                                    Oh, ich würde jetzt auch am liebsten gleich losziehen - und auch ich hatte über Ostern eine kürzere Wanderung in Frankreich geplant. (Mist!)

                                                                                    Und ja, wer weiß, vielleicht sitzen wir in der Tat einmal beide mit 'nem lecker kühlen Bierchen auf einer Hütte und stellen fest, dass wir die aus dem Forum sind



                                                                                    PS Danke fürs Lesen und Austauschen. Und das Lob!
                                                                                    Zuletzt geändert von FatmaG; 11.04.2020, 22:17.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 14.03.2013
                                                                                      • 233
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu

                                                                                      Zitat von Nicki Beitrag anzeigen
                                                                                      Mir fällt auf das im Sommer doch viele Leute Unterwegs sind- im September sind die Begegnungen selten - meist bin ich alleine Unterwegs. Ist schön und vor allem spannender - aber ab und an hat ein Austausch auch was gutes.
                                                                                      Etwas mehr Einsamkeit hat auf alle Fälle was - besonders wenn ich an so manche eine Begegnung denke
                                                                                      Allerdings kann man in der Tat ganz gut filtern, wie viel Begegnung einem angenehm ist.
                                                                                      Was schwieriger zu dosieren ist, ist mitunter der Geräuschpegel in den vollen Gasträumen der Hütten. Oder auf sehr beliebten Wegen (um nicht nochmal Carros de Foc zu zitieren...)



                                                                                      Zitat von Nicki Beitrag anzeigen
                                                                                      Die Gedanken hab ich auch immer - und jetzt fahre ich dort schon 18 Jahre hin ......
                                                                                      Ha! 18 Jahre schon.
                                                                                      Kein Wunder, dass Deine Seite so komplett und informativ ist!

                                                                                      Und danke fürs Kompliment natürlich!

                                                                                      Kommentar