• Suomalee
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    • 15.10.2010
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    [HR] Seekajakrevival in Dalmatien

    Tourentyp Kanutour
    Breitengrad 44.721510865
    Längengrad 15.601560354
    Dalmatien per Kajak, 24.9.-2.10 2019, ca. 120 km


    Stilleben Punkte und Kreise

    ES WAR ANDERS DIESMAL

    Diesmal roch es oft sehr lecker nach Pinien.
    Diesmal war das Meer abends meist so ruhig, dass man glauben konnte an einem See zu sein.
    Diesmal war das Velebitgebirge fast immer gegenwärtig und dessen Erscheinung durch den frühherbstlichen Dunst mutete an wie ein Gemälde von Hodler.


    Das Velebitgebirge ist der grau-rosa-lila Streifen im Hintergrund

    Die letzte richtige Seekajaktour hatten wir vor vier Jahren gemacht.
    Zwar waren wir 2017 im August auch losgezogen und wollten Cres umrunden und vielleicht auch noch ein paar Inselchen dranhängen, doch wer sich erinnert, weiß, dass damals Italien und Dalmatien unter Sintflutartigen Zuständen litt.
    Unsere Tour viel buchstäblich ins Wasser… und in Gewitter, die sich bedingt durch die geographischen Gegebenheiten im Kreis drehten.
    Dazu hatten sich 6 Bft ebenfalls für einen Aufenthalt in Norddalmatien entschieden.
    Der Wind kam von Süden übers Meer, Jugo heißt er und er bringt immer ein Gewitter mit.
    Zwischen Istrien und dem Velebitgebirge wird es dann eng für so viel Wind, der aus Afrika übers Mittelmeer Fahrt aufnimmt.
    Er muss sich ganz schön quetschen und je nach dem, was von den Alpen und Slowenien an Wetterlage entgegensteht, knallt, heult und tobt die Natur gewaltig.
    Das war eine harte Schlappe gewesen für uns und daher planten wir diese Tour weiter südlich, um bessere Voraussetzungen zu haben.

    (Reisevorbereitung, Anreise, Proviant und andere Umstände bitte meinen anderen Reiseberichten hier im Forum entnehmen:
    -Mein Seekajakherz auffüllen
    -Seekajakherz reloaded oder die Geschichte vom Wellenkamm
    -Zum Donnerwetter mit dem Seekajakherz, mein persönlicher Lieblingsbericht)

    Wir starteten bei Zadar.
    Genauer in Diklo.
    Doch zuvor wetterten wir noch am Festland so einen eben erwähnten Jugo ab.
    Es schüttete den ganzen Tag aus Kübeln, Blitz und Donner inklusive.
    Da blieb nur Abwarten und Tee trinken und schon mal am Strand checken, wie oft die Fähren den Kanal kreuzten damit wir bei der Überfahrt keine unangenehmen Überraschungen haben würden…

    Am 24.9. dann luden morgens die Boote am Strand ab und packten.
    Die Luft war frisch geputzt, die Aussicht gigantisch scharf.
    Erstaunlich schnell konnten wir in See stechen und begannen mit der Überfahrt nach Uglian.
    Das ist die nördliche der Zwillingsinseln, die dem Festland bei Zadar vorgelagert sind.
    Dort lagerten wir in einer kleinen Bucht, die gerade genug Kiesstrand für unsere zwei Boote hergab.
    Seitlich von ihr und über dem Felsenband schliefen wir unter einer dicken Pinie mit einer einfachen Plane als Tarp.
    Zadar war am anderen Ende des Wassers am Horizont zu sehen.
    Weit genug weg um sich draußen zu fühlen und nah genug um die Stadt zu erkennen.
    Außer ein paar Mücken war es ruhig in der Nacht.
    Die Fasane waren nur von fern zu hören, nachdem ich tags zuvor beim Erkunden der Umgebung einen aufscheuchte und dieser explosionsartig neben mir wir ein verspäteter Silvesterkracher durchstartete.
    Seeigel sah ich spärlich im Wasser und an Land nichts außer dem üblichen Schwemmmüll am Spülsaum...
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 09:05.
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  • Suomalee
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    #2
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    ANDERE INSELN - ANDERE SITTEN


    Blick auf Zadar

    Der nächste Morgen war wolkig, doch wenig später riss der Himmel auf und nach einem ersten Frühstück auf Felsen paddelten wir weiter hoch nach Norden, vorbei an Uglian Ort und um die Nordspitze Richtung Südspitze Rivanj.
    Zwischen den Inseln hindurch, dem Festland den Rücken kehren und im Süden von Rivanj an einer Mole lagern.
    Fast hätten wir diese übersehen und wären daran vorbeigepaddelt, doch es fiel uns noch rechtzeig auf.
    Die Buchten und Molen auf der Karte schnurren zur Unkenntlichkeit zusammen, gerade wenn man noch in großer Entfernung zum Land ist.
    Die felsigen Säume der Küsten verstecken Gemauertes geradezu perfekt.
    Wir steuerten den Minihalfen an und machten Rast.
    Inspizierten das Gelände.
    Es war unmöglich dort zu übernachten.
    Die Mole war nur locker mit Beton auf den groben Steinen zusammengefügt.
    Das Hinterland zu felsig und mit Macchia zugewachsen.


    unbrauchbare Minihafenmole im Süden von Rivanj

    Wir fuhren weiter und waren mitten im typischen Abendteuer für diese Gegend als Paddler:
    auf der Suche nach einem Schlafplatz.
    Um die nächste Inselspitze kam offenes Wasser bis Dugi Otok.
    Das war zu weit für heute und die nächste Insel war Sestrunj, rechter Hand von uns.
    Inzwischen war es wieder deutlich bewölkt und windiger geworden, der Tag schon deutlich fortgeschritten.
    Wir entschieden uns Sestrunj anzusteuern, da die westliche Küste von Rivanj geschlossen nach Felsengürtel aussah und keinerlei Bucht oder Büchtchen versprach.
    Nach einer kleineren Überfahrt erreichten wir die Südspitze von Sestrunj und suchten ihre Ufer nach einer Gelegenheit zum Lagern ab.
    Wir fuhren zweimal in Buchten und machten wieder kehrt.
    Zu felsig oder zu schmal um die Boote zu sichern und zusätzlich zwei Schlafplätze abzutrotzen.
    Walter machte den Vorschlag in der nächsten Ortschaft ein Zimmer zu nehmen, zumal in der Nacht Gewitter und Regen zu erwarten war.
    Wir steuerten einen tiefen Einschnitt auf der Westseite der Insel an und fanden zuhinterst eine Handvoll Häuser.
    Und links noch tiefer dahinter einen kleinen Hafen.
    An der Promenade standen Autos dicht an dicht.
    Die meisten ohne Kennzeichen.
    Menschen sahen wir nicht.
    Wir paddelten durch den kleinen Hafen und suchten einen Slip um auszusteigen.
    Endlich ein Mensch in einem kleinen Boot.
    Ein Mann der zum Fischen rausfuhr.
    Walter fragte ihn nach Unterkunftsmöglichkeiten.
    Der Mannn ermutigte uns im Ort zu fragen und fuhr weiter.
    Wir stiegen aus und begutachteten das Ufer.
    Maccia, sehr dornig, Müll, Autos, soweit der Untergrund eine ebene Fläche hergab.
    Ich begegnete einer großen Schlange, die durch meine Präsenz aufgeschreckt worden war.
    Die maß locker an die zwei Meter und war mattdunkelbraun ohne Zeichnung.

    Die Häuser hier waren merkwürdig schäbig, wie Arbeiterhäuser.
    Und sie waren meist leer, ohne Fensterscheiben und verlassen.
    Hinter den Häusern waren weitere Häuser, dahinter wieder welche.
    Sie waren den Hang hoch gestapelt und durch schmale Treppengassen zu erreichen.

    Nachdem wir vor und zurück gegangen waren und Niemanden antrafen, entschied sich Walter eine der Treppengassen hinauf zu steigen und nach Menschen in den höheren Etagen des Ortes zu suchen.
    Tatsächlich wurde er in der dritten Ebene fündig und wir konnten mit unserem Anliegen weiterkommen.
    Ein älteres Paar war so freundlich, wenn auch in einer recht spröden Art und vermittelte uns weiter an eine alte Dame am anderen Ende des Ortes.
    Der Mann begleitete uns dorthin, die Promende entlang, vorbei an zahllosen Autos, ohne Kennzeichen und überwiegend eher oll. Typische Roststellen, wie sie von salziger Luft entstehen, übersähten die Karosserien.
    Wir fragten uns, ob das hier der örtliche Schrottplatz war.
    Wir bemerkten einen größeren Anleger und erfuhren nebenbei, dass hier eine Fähre die Inselbewohner mit dem Festland verband.
    Angekommen am anderen Ende des Ortes, der deutlich bewohnter aussah, konnten wir einen kleinen Raum beziehen.
    Zwar waren die Wände feucht, wie wir später merkten und es roch auch deutlich so, aber für eine Nacht und unter diesen Umständen schätzen wir uns glücklich darüber.
    Die Toilette war außerhalb von der Gassentreppe zugänglich und die Möglichkeit zum Duschen befand sich in einer Art Aufgang zu einem terrassierten Gartenteil hinter dem Haus.
    Zwischen Kiwi, Wein und Paprikastauden konnten wir uns immerhin süsswässern, wenn auch nur kalt.
    Nachdem wir alles Nötige zum Schlafen und Essen in unser Domizil gebracht hatten, setzten wir die Boote aus, da es auch hier keinen Kiesstrand gab, der genug Schutz bot bei etwas unruhigeren Wetter, bzw. Wellengang.


    abends in Sestrunj

    Anschließend machten wir einen Landgang ins Inselinere, die Teerstraße hinauf in die eigentliche Ortschaft.
    Unterwegs trafen wir den Mann, der zuvor zum Fischen hinausfuhr und kamen mit ihm ins Gespräch.
    Wir erfuhren, dass er ein Insulaner war, der hervorragend deutsch sprach, da er die letzten vierzig Jahre in der Schweiz gearbeitet hatte.
    Jetzt war er frisch berentet und in seine Heimat zurückgekehrt.
    Wir erfuhren, das Sestrunj eine private Insel ist, die seit der römischen Zeit Dalmatiens unter ungefähr dreißig Familien aufgeteilt wurde.
    Und jetzt kommts: nicht in zusammenhängenden Flächen, sondern in 15 Meter breiten Steifen!
    Einer Familie gehörten also viele, im wahrsten Sinne des Wortes, Landstriche auf der Insel!
    Daher erklärt sich die terrassierte Bauweise an der Küste.
    Eine Familie baute also für ihre weiteren Mitglieder in die Tiefe, bzw. Höhe ihres Landes.
    Die abgemeldeten Autos gehörten ebenfalls zu diesem privaten Systhem.
    Auf der Insel gab es keine KFZ Steuer oder Tüv.
    Hier herrschten eigene Gesetze.
    Der wilde Westen also von Kroatien.
    Lässt Fragen offen, wie:
    Wer repariert hier die Stassen? Wer sorgt für öffentliche Beleuchtung? Wie werden hier Verkehrsunfälle geregelt?
    Auf diese Fragen haben wir in der Kürze keine Antworten erhalten.
    Aber auf eine andere.
    Ich fragte den Mann nach seiner Einschätzung über sein Land und seine Leute seit dem Krieg vor über dreißig Jahren.
    Wie hat sich die Gesellschaft verändert danach?
    Die Kurzfassung lautete ungefähr so:
    Ein einziger korrupter Klüngel.
    Der kleine Mann wird für kleine Fehler hart bestraft, der große Mann für große Missgriffe womöglich subventioniert.

    Okay...? Bitter. Und leider nachvollziehbar.
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 09:31.
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      #3
      AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

      KURSÄNDERUNG

      Grundsätzlich checkten wir täglich den Wetterbericht.
      Leider zeichnete sich in einer ungefähren Woche ein mittleres Desaster ab:
      Sah aus wie eine Bora mit Temperatursturz und viel Wasser obendrein von oben rein.
      Bora, das sind Winde vom Velebitgebirge herkommend.
      Die haben zwar nicht den langen Weg über das Mittelmeer, aber durch die hohen und steilen Hänge des Velebits könnte man diese Winde so beschreiben, als machten sie Bungee -Jumping ohne Bungee.
      Die Bora also kann also enorm beschleunigen.
      Die Wetterinfo gab bisher zwar nicht katastrophale Werte, doch es sollte ungemütlich werden.
      Mal waren 6 Bft mit Spitzen von 8 Bft ausgewiesen, mal war es etwas mehr.
      (Auflösung folgt selbstverständlich zum Schluß)
      Wir überlegten, wie die Tour weiter zu planen sei.
      Wir hatten, wie immer einen groben Ablauf vorab aufgestellt.
      Der konnte, je nach Wetter, Kondition und weiteren Wünschen adaptiert werden.
      Er gab genügend Zeit, um Pausen- und Abwettertage einzulegen und all die Plätze anzusteuern, die wir wiedersehen wollten.
      Es sollte ja ein Revival werden.
      Weiter südlich hatten wir manche unserer Lieblingsplätze schon zum Zweiten Mal aufsuchen innerhalb drei Touren können.
      Doch diesmal hatte ich einen konkreten Wunsch:
      Ich wollte noch einmal die ganze Westküste Dugi Otoks entlangpaddeln wie in 2011.
      Warum?
      Dugi Otok schließt die Inselketten Dalmatiens an dieser Stelle ab.
      Auf ihrer Westseite ist nichts mehr, außer Meer.
      Da gibt es Stellen, die sehen aus, als wäre man am Atlantik!
      Wild, viel Schwemmholz, Einsamkeit und Weite bis zum Horizont.
      Wie ein riesiges Bild von Rothko in verblasstem Blau-Grau gehalten.


      Dugi Otok 2011

      Dugi Otok ist 43 Kilometer lang, hat ausnahmsweise auch große, tiefe Kiesstrände und eine atemberaubende Steilküste.
      Man fühlt sich fast nach England versetzt.

      Dugi Otok/Steilküste
      https://upload.wikimedia.org/wikiped...sola_Lunga.JPG
      Wikipedia

      War man einmal da draußen, war man auch abgeschnitten und brauchte Tage, um wieder in besiedeltere Gebiete zu kommen.
      (Besiedeltere Gebiete will meinen: alle paar Paddelstunden eine Handvoll Häuser).
      Das Meer auf der Westseite war rauer.
      Die Lagerplätze weiter südlich konnte man an zwei Fingern (!) abzählen und die Steilküste war paddeltechnisch nur in Einem zu bewältigen.
      Situative Pausen waren da nicht möglich.
      Diesen Fragen beschäftigten uns ausgiebig.
      Letztlich entschieden wir uns, die Tour nicht außen herum um Dugi Otok fortzusetzen, sondern im Inneren, im Inselwirrwar zu bleiben, weil wir dadurch besser auf die Wetteränderungen reagieren konnten.
      "Da Draußen", wie wir ihre Westseite nannten, konnte Abwettern über zwei drei Tage dauern.
      Diese Zeit würde uns später fehlen.
      Letztlich gab der Temperatursturz den Ausschlag, Regen und Sturm hätte ich bei entsprechender Wärme riskiert.
      Aber alles zusammen?
      Ich nahm Abschied von einem lang gehegten Wunsch.
      Ich hatte mich so gefreut auf diese Weite.
      Der Blick dehnt sich aus und entspannt da, wo die Blaus ineinander schmelzen…
      Das tat mir richtig weh.
      Ich kämpfte immer wieder mit meinen Gefühlen und meiner Vernunft und suchte nach etwas, das mich trösten könnte für den Rest der Tour.
      Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 09:40.
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        #4
        AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

        TROSTBRETTER, ALLEIN AUF WEITER FLUR UND WIEDERSEHEN MIT EINER ALTEN BEKANNTEN

        Morgens waren wir allein.
        Unsere Vermieterin und ein anderer Nachbar waren abends zum Festland aufgebrochen.
        Wir hatten alle Häuer und Gassen nur für uns.
        Daher frühstückten wir mitten auf einem Gassentreppenabsatz und betrachteten dabei die wieder beruhigte See.
        Nach dem Packen und Boote zu Wasser lassen, ging Walter zum anderen Ende des Ortes um den Schlüssel bei dem Herrn abzugeben, der uns tags zuvor die Unterkunft vermittelte.
        Ich ging ein Stück die Straße mit.
        Im Boot würde ich heute noch lange genug sitzen.
        Mein Blick fiel erneut auf einen Haufen alter Bretter, von denen die Farbe abblätterte.
        Ich sah sie gestern schon.
        Bretter, genauer gesagt Schwemmholz wollte ich vor allem auf der Westseite, also "da Draußen" sammeln.
        Ich hatte eine Klappsäge dabei, um entsprechende Teile frei zu legen, damit ich sie besser mit dem Boot transportieren konnte.
        Nun traf mein Blick zum zweiten Mal auf das ausrangierte Holz.
        Ich brauchte ja noch Trost…
        Die Formate waren gerade so, dass ich sie auf den hinteren Teil des Hecks befestigen konnte.
        Oft empfinde ich zu Anfang meine Entdeckungen als gar nicht so schön.
        Ich muss mich erst einsehen und eine Idee haben, wofür ich das Stück verwenden kann.
        Dann ist es Liebe auf den zweiten Blick.
        In den nächsten Tagen bewahrheitete sich, dass meine Entscheidungen richtig waren:
        Nicht außen um Dugi Otok zu paddeln und dass die Trostbretter funktionieren würden.


        morgens von Setrunj in Richtung Dugi Otok

        Hoffnungsvoll stach ich an diesem Tag in See.
        Über Bozava (einkaufen) im Osten der langen Insel vorbei und im Norden herum…
        Aber der Reihe nach: Irgendwas war anders...

        Das Meer war unglaublich ruhig.
        Und nicht nur wegen der Fast-flaute. Es waren überhaupt keine Boote unterwegs, außer der Fähren.
        Erst Nachmittag waren vereinzelt Segler zu sehen.
        Jetzt erst realisierte ich, dass wir in meinen optischen Radius über Stunden oft die einzig sichtbaren Lebewesen waren.
        Da wir auf Höhe paddelten, verstellten wir uns selbst gegenseitig nicht die Sicht (mit ein Grund, warum ich Einer bevorzuge).
        Diese Ruhe, die von der langsam und simultan zum Paddelschlag sich verändernden Landschaft ausging, hatte ich erst jetzt bemerkt.
        Überwältigend!
        Wir hatten die ganze Landschaft, das ganze Meer für uns allein.
        Das war Herbststimmung at it´s finest.
        Gute Gelegenheit um gaaanz runterzukommen.


        Hersbtliche Stimmung mit ohne alles

        Es zeichneten sich dadurch unmerklich langsam und dann doch ins Bewusstsein dringende optische Veränderungen ab.
        Es tauchten neue Kaps und Buchten auf, sanken und stiegen Inseln und Inselketten am Horizont ums uns herum.
        Meist säumte im Osten das Velebitgebirge die Kulisse, in wechselnder Beleuchtung von morgendlich dunstig kühlem Blau über nachmittägliches lila-grau-rosé, wie ein Monumentalschinken in einer alten Bauernstube.
        Nach einer kleinen Essenspause mit kontemplativer Betrachtung von allem, was ist, brachen wir auf zur letzten Etappe des Tages.
        Nun näherte sich das nördliche Ende der langen Insel und wir bogen sozusagen ab, zwischen kleinen Inselchen hindurch in Richtung richtig offene See.
        Wieder einmal verschlug es mir den Atem, zwar wie erwartet, doch letztlich unvermittelt diese Weite zu sehen und sofort über mein Boot die Rückmeldung zu bekommen, dass hier ein anderer Wind weht.
        Ich wurde wehmütig und hatte gleichzeitig, wie immer, einen Heiden-Respekt.
        Aber genau das macht ja den Reiz aus.
        Hier Draußen waren in der Ferne ein paar wenige Segler zu sehen.
        Auch zeichneten sich zwei Schifffracks am Horizont ab.
        Wir hielten uns links, an den Felsen entlang und umrundeten die erste der drei nördlichen Inselspitzen.
        Dugi Otok ist hier oben sozusagen Flossenartig.
        Kurz hinter der ersten großen Landflosse sollte eine exquisite Felsenplatte mit kleiner Kiesbucht auftauchen.
        Und auf das Erscheinen dieser alten Bekannten warteten wir jetzt mit Spannung.
        Was würde sich verändert haben? Erkannten wir die Stelle wieder? Waren Felsen abgebrochen?

        Wir erkannten sie sofort.
        Zwar braucht das Auge einen Moment, bis es einmal Gesehenes identifiziert hat und es mit der Erinnerung, die sich innerhalb von acht Jahren hie und da selbstständig gemacht hat, wieder in Einklang bringt.
        Aber dann ist es einfach ein tolles Gefühl und sehr vertraut.


        Felsenplatte/Dugi Otok/Norden

        Als wir einigermaßen angelandet hatten, inspizierte ich oberflächlich den hinteren Kiesstrand nach Treibgut und Treibungut.
        Auf den ersten Blick außer Treibungut nichts für mich Interessantes.
        Ich erwartete keine Seeigel hier zu finden.
        Doch mich interessierte, ob ich noch einmal Wassernüsse finden würde, worauf ich auf gewisse Strömungen schließen könnte.
        Bisher nichts von alledem.
        Die große Felsenpatte zum lagern war noch besser als ich sie in Erinnerung hatte.
        Es gab ideale Vertiefungen für Feuerstellen, Schlaf und Sitzplätze...irgendwie von allem alles.

        Wir bereiteten unser Lager, dann kochten wir.
        Aßen in der Dämmerung und schauten in den gigantischen Sternenhimmel.
        Nirgends war es so dunkel gewesen auf unserer Tour wie hier.


        Dämmerung
        Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 09:51.
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          #5
          AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

          ZARTE GEFÜHLE VERSCHIEDENER ART


          am Morgen

          Wir schliefen unter freiem Himmel.
          In der Nacht waren lediglich ein paar Fischer in unsere Bucht gekommen.
          Zum Netze einholen und Tintenfische jagen.
          Ansonsten war es still geblieben.
          Halt, doch! Da war etwas:
          Wiederholt hatte ich das Gefühl, mich würde in der Nacht etwas ganz sachte an den Haaren berühren.
          So leicht, dass es ausgezeichnet in einen Horrorfilm passen könnte.
          So ein µ von einer Berührung, als würde mir ein nicht wahrnehmbarer Wind durch das Haar streichen, oder besser durch meine Kopfhaut.
          Es ging so schnell...es war so fein...dass ich sofort danach glaubte es mir eingebildet zu haben.
          Es war ein Gefühl, das an mir vorbeiglitt.
          Obwohl ich schon oft draußen geschlafen hatte, war mir das neu.

          Doch nun brach der Morgen an und wir warteten darauf, dass die Sonne in unsere Bucht schien und uns erwärmte.
          Selbstverständlich wollte ich einen Tag hier verweilen und alles in mich aufsaugen, um dann erfüllt und ohne Wehmut von dieser alten Bekannten wieder weiter zu ziehen.
          Und genau deshalb brauchte ich diesen Tag hier.
          Mich einmal voll betrinken mit einem schönen Ort, die Lichtverhältnisse beobachten, sich mit scheinbaren Nichtigkeiten befassen und dabei beiläufig meine Eindrücke zu vertiefen.
          Das macht meine Seele satt.

          Nachdem die Sonne die meisten Winkel unseres Lagers ausgeleuchtet hatte, war uns warm genug zu baden.
          Ansonsten stand Rumstreunen und Inspizieren an.
          Ich stieg wegen des einfacheren Zugangs hinten in der Kiesbucht aus dem Wasser und betrachtete das umliegende Strandgut nur beiläufig.
          Ein Seeigelgehäuse! Noch eines und noch eines.
          Schön! Drei kleine Gehäuse auf einmal.
          Wieso hatte ich die gestern nicht gesehen?
          Nun war mein Interesse doch wieder geweckt und ich begab mich erneut in ein intensives Sehen.
          Es dauerte nicht lange und ich fand kleinen echten Bims und Wassernüsse.
          Auch drei an der Zahl im hintersten Teil der Kiesbucht.


          Wassernüsse

          Nach weiteren Funden dann zückte ich die Kamera und verarbeitete meine Entdeckungen.
          Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen an Pausentagen.
          Manchmal wird’s auch ein bisschen Kunst.


          Symbiose


          Die Krieg-dem-Plastik-Plastik aus Plastik


          Homage an Dalí

          Den ganzen Tag blieben wir unbehelligt.
          Die einzigen Gäste auf der Felsenplatte waren kleine Eidechsen.
          Wenn sie sich nicht gerade in der Sonne auf Steinen wärmen, flitzen sie in Fugen aller Art von einem Ort zum anderen.
          Glücklicher Weise sind sie so flink, dass man keine Sorge haben muss, versehentlich aus sie zu treten.

          Der Tag verging schnell.
          Ich hatte es nicht einmal geschafft mich in die Sonne zu legen.
          Wir bauten zudem noch die Plane auf, da in der kommenden Nacht Regen angezeigt war.
          Beiläufig beobachtete ich die Eidechsen, wie sie geduckt zwischen Stein und der Kante Isomatten in Deckung gingen.

          Die Dämmerung kam zeitig und mit ihr diese Ausdehnung in den Himmel.
          Nach eingehender Betrachtung des Sternenhimmels und einer einzelnen Sternschnuppe krochen wir in unsere Schlafsäcke.

          Das Meer wurde so still, dass ich mich fragte, ob es da ist.
          Eigentlich hatte ich mich auf das Wellenrauschen gefreut.
          Das Meer rauscht überall anders.
          Ob zerklüfteter Fels, ob grober oder feiner Kies, ob Sand.
          Durch die Gezeiten ergibt sich, dass das Meer in Felsenspalten gluckst oder röchelt.
          Mitten in der Nacht kann so etwas anfangen.
          Wenn ich so ganz draußen schlafe, wache ich in kurzen Abständen auf und horche in die Dunkelheit.
          Sind das Geräusche, die nicht dort sein sollten?
          Höre ich Tiere, Regen oder Wind?
          Wenn ich über mir in den Nachthimmel schaue, sehe ich, wie die Sternbilder ihre Bahnen ziehen.
          Es hat etwas Ewiges.
          Mein Schlaf ist nicht so tief. Das merke ich vor allem jetzt. Ich schlafe wieder durch.

          Zurück zum Meer:
          Akustisch war es nicht da. Ich hatte den Eindruck an einem mittelgroßen See bei Flaute zu sein.
          Fast gespenstisch war das.

          Apropos gespenstisch.
          Auf einmal wusste ich woher das unheimliche Gefühl an meiner Kopfhaut kam.
          Es mussten die Eidechsen sein, die über meine Haarspitzen huschten!
          Ich glaube das ist die feinste Berührung die ich bisher in meinem Leben gespürt habe.
          Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 09:57.
          Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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          • LihofDirk
            Freak

            Liebt das Forum
            • 15.02.2011
            • 13729
            • Privat


            #6
            AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

            Schön. Nahezu poetisch. Danke fürs Teilen.

            Kommentar


            • qwertzui
              Alter Hase
              • 17.07.2013
              • 3048
              • Privat


              #7
              AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

              wieso "nahezu poetisch", schon eher reine Poesie. Eidechsenberührungen kenne ich noch aus der Kindheit in der ich regelmäßig bewegungslos mit dem Untergrund verschmolz, um Eidechsen zum Spazierengehen auf mir einzuladen, nur der Flügelschlag eines auf dir startenden Schmetterlings ist noch zarter.
              Wunderschön erzählt abonniert!

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              • ronaldo
                Freak
                Moderator
                Liebt das Forum
                • 24.01.2011
                • 12506
                • Privat


                #8
                AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                Schön, wieder von euch zu hören!
                Großes Kino.

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                • Suomalee
                  Erfahren
                  • 15.10.2010
                  • 233
                  • Privat


                  #9
                  AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                  @alle:
                  GRINS...
                  Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                  • Suomalee
                    Erfahren
                    • 15.10.2010
                    • 233
                    • Privat


                    #10
                    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                    UMKEHR UND WEITERE SCHÖNHEITEN


                    Abschied von der Felsenplatte/Dugi Otok

                    Am Tag darauf brachen wir von diesem schönen Ort auf.
                    Nun wurde die Kursänderung real.
                    Außerhalb der Bucht genoss ich noch einmal die Weite des Meeres und brannte den Eindruck tief in mich ein.
                    Ein Psychotattoo, sozusagen.
                    Schnell gelangten wir wieder ins Innere der Inselwelt und paddelten Dugi Otok östlich abwärts.
                    Vorbei an den Buchten, die wir zwei Tage zuvor schon gesehen hatten.
                    Das herbstliche Wetter ließ uns stumm sein.
                    Wir genossen in unseren Gefühlen eingesponnen zu sein.

                    So leise dahingleitend, warf ich Walter einen Blick über meine rechte Schulter zu und stieß unwillkürlich einen hellen Schrei aus.
                    Eine Finne!
                    Walter schreckte aus seinen Gedanken und starrte mich an.
                    Ich deutete stammelnd über ihn hinweg nach Osten.
                    Da, jetzt zwei!
                    Ein Delphinpärchen!
                    Sie zeigten sich zwei, drei Mal keine zehn Meter neben Walters Boot.
                    Wie zwei rotierende Scheiben, die leicht versetzt ihren Zyklus durchlaufen und dabei zu einer Bewegung verschmelzen.
                    Sie bewegten sich wie in Zeitlupe, einerseits und andererseits war alles an ihnen fließend geschmeidig.
                    Ich war euphorisiert.
                    Vor acht Jahren hatten wir nicht weit von hier schon mal ein Pärchen gesehen.
                    Früh am Morgen, beim ersten Kaffee, weit draußen vor unserem Lagerplatz auf der Insel Lavdara.

                    An Bozava vorbei paddelten wir, kauften nicht ein, sondern steuerten eine Bucht weiter unterhalb an und machten Rast.
                    Wir überlegten, wie es weiter gehen konnte.
                    Jetzt nach der Kursänderung hatten wir eine Station zu überbrücken, zu der wir keinen konkreten Lagerplatz wussten.
                    Wir stellten uns auf längeres Suchen ein und aßen daher ausgiebig Nüsse und Salami.
                    Nach dem Blick in die Karte hatten wir mehrere Buchten bestimmt, in denen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit suchen konnten.
                    Von ihrer Form her machten sie uns dazu Hoffnung.

                    Weiter ging es nach Süden, vorbei an kleinen Städtchen, Kaps und Käppchen und vorgelagerten Inselchen.
                    Alle Orte sind nämlich auf der Ostseite Dugi Otoks, die Westseite bietet nichts dergleichen.
                    Auf den kleinen vorgelagerten Inseln änderte sich die Farbe der Erde.
                    Sie war sehr rot.
                    Viel Eisen also.
                    Und mehr als in anderen Gegenden Dalmatiens, gab es Pinienbewuchs an der Küste.
                    Auch die kleinen Inselchen waren mit leuchtenden Piniengrün überzogen.
                    Sie verströmten sie ihren Geruch hinaus aufs Wasser, lange bevor man das Ufer betrat.
                    Das war ein farbigeres Dalmatien, als ich es bisher kannte.


                    kleiner Friedhof am Meer

                    Wir näherten uns den Buchten, die wir inspizieren wollten und fuhren in ihre hintersten Winkel.
                    Mhm, irgendwie Fehlanzeige.
                    Die erste Bucht war ganz okay im Grunde.
                    Sie hatte einen tollen Ausblick doch war leider komplett vermüllt.


                    So sähe es eigentlich überall aus, wenn nicht Menschen aufräumen

                    Sie würde zur Not gehen.
                    Aber dafür war es noch ein bisschen früh, um sich schon zufrieden zu geben.
                    Wir zogen weiter und in der nächsten Bucht standen zwei Häuser.
                    An und für sich nicht wirklich ein Hindernis, wenn auch immer erst zweite Wahl, doch es gab einfach nicht genügend Hinterland für die Boote und uns.

                    Nun wurde es spannend.
                    Die Zeit war fortgeschritten und wir hatten die bisherigen Angebote Dugi Otoks ausgeschlagen.
                    Einen Kilometer weiter im Meer lag eine kleine Insel und dahinter noch eine Größere.
                    Die Insel Rava.
                    Wir entschieden uns die kleinere im Vordergrund anzusteuern, ihren Saum zu beäugen, um noch mal zu queren und auf Rava weiter zu suchen.
                    Dort hätten wir im noch notfalligeren Notfall vielleicht auch ein Zimmer nehmen können.
                    Was mir im Grunde immer wiederstrebt.
                    Ich will frei sein!
                    Nach der ersten Querung sahen wir schnell, dass die Insel nichts für uns zu bieten hatte.
                    Ihr Ufer war zu felsig und zu steil.
                    Keine Möglichkeit auch nur herauszukommen.
                    Rechts von ihr, in unserem Augenwinkel lag ein so winziges Inselchen, dass wir es gar nicht wirklich bemerkt, geschweige in Betracht gezogen hatten.
                    Jetzt schob sie sich direkt in unser Gesichtsfeld und wartete still.
                    Ich deutete auf sie, während ich Walter den Vorschlag machte, dieses Minieiland auch noch gleich mitzunehmen, bevor es nach Rava weiter ging…
                    Okay, unsere Neugierde war geweckt.
                    Paddelschlag für Paddelschlag wuchs unsere Neugier und Hoffnung, ob dieses winzigste Eiland in ganz Dalmatien uns beherbergen konnte?


                    Oh Du zauberhaftes kleines Stück Erde!

                    Wir booteten entzückt aus.
                    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 10:02.
                    Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                    • ticipico
                      Erfahren
                      • 18.10.2016
                      • 262
                      • Privat


                      #11
                      AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                      Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
                      Oh Du zauberhaftes kleines Stück Erde! Wir booteten entzückt aus.
                      Schöner Spannungsbogen. Weiter !!
                      „Wie komm ich am besten den Berg hinan? Steig nur hinauf und denk nicht dran!“ – Friedrich Nietzsche

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                      • qwertzui
                        Alter Hase
                        • 17.07.2013
                        • 3048
                        • Privat


                        #12
                        AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                        oh Gott, ich muss da an Käpt'n Blaubär denken. Die idyllische Insel, war hoffentlich keine fleischfressende Insel?!?

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                        • LihofDirk
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                          Liebt das Forum
                          • 15.02.2011
                          • 13729
                          • Privat


                          #13
                          AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                          Zitat von qwertzui Beitrag anzeigen
                          oh Gott, ich muss da an Käpt'n Blaubär denken. Die idyllische Insel, war hoffentlich keine fleischfressende Insel?!?
                          OT: Könntest Du auf solche Kommentare verzichten, wenn ich gerade am Rechner sitze und einen Tee schlürfe. Oder wenn doch dann wenigstens meinen Monitor putzen!

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                          • Suomalee
                            Erfahren
                            • 15.10.2010
                            • 233
                            • Privat


                            #14
                            AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                            Der Reihe nach:
                            nun, ich habe zwar noch frei, denn der aufmerksame Leser weiß ja, dass die Tour verkürtzt wurde.
                            Nur die Wäsche wäscht sich bekanntlich nicht allein und outdoor-equipment will nach Touren gepflegt werden.
                            Außerdem bin ich eingefrohren.
                            Mir ist so kalt.
                            Bibber...


                            Zwischen dem Schreiben muss ich nachdenken.
                            Wiederkäuen.
                            Das ist mir ganz kostbar am Erzählen.
                            Das Nacherleben und in Worte kleiden intensiviert die Eindrücke undgemein.
                            An alle Urlaube, die ich verschriftlicht habe, habe ich eine deutlich detailreichere Erinnerung als an die übrigen.
                            Allerdings muss ich zugeben, dass Urlaube mit mehr als zwei Personen ihren poetischen Zauber einbüßen.
                            Ich brauche auch schon unterwegs ein gerütteltes Maß an Ruhe um aufzunehmen.

                            Es war keine fleischfressende Insel.
                            Dieser Film hier war eher der kleine Hobbit oder der kleine Prinz.
                            Also bitte wieder zurücklehnen und enspannen, meine Herren, meine Damen.
                            Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 10:04.
                            Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                            • November
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                              Liebt das Forum
                              • 17.11.2006
                              • 11108
                              • Privat


                              #15
                              AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                              Zitat von LihofDirk Beitrag anzeigen
                              ... poetisch
                              Das war das Wort, nach dem ich gestern schon gesucht, es aber nicht gefunden hatte.
                              Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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                              • Suomalee
                                Erfahren
                                • 15.10.2010
                                • 233
                                • Privat


                                #16
                                AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                DAS EILAND


                                Das Eiland ist der kleine Punkt zwischen der 2 und dem M

                                Die Insel maß wahrlich keine 150 Meter in der Länge und an die 30 Meter breit.
                                Sie war an ihren schmalen Enden sehr hübsch von abgerundeten Felsen gesäumt.
                                Da lagen dicken Bollwerke im Wasser und brachen höhere Wellen, sollten diese einmal vorbei an der Nachbarinsel direkt auf das kleine Eiland treffen.
                                An den Längsseiten des Inselchens bestanden die Felsen eher aus schuppigem Gestein.
                                Hier sah man gut, wie der Stein verwitterte und immer wieder dem Meer von seiner Substanz gab und neue kleine Plateaus schuf.
                                So wie auf der Insel Lavdava.
                                Pflanzen, die sowohl im Süß- als auch im Salzwasser leben können, hatten sich rundherum am Felsensaum angesiedelt.
                                Auf einer Seite der Insel stand ein Grüppchen Pinien.
                                Jemand hatte ihre unteren Äste abgeschnitten und daher gaben die Pinien einen Platz frei, um sich darunter bequem aufhalten zu können.
                                Dieses Stück Erde wurde also gehegt!
                                Das Absurde war, dass es unter dem Wäldchen so viel Platz zum Lagern gab, wie wir es definitiv nie vorfinden.
                                Da hätte auch eine Fußballmannschaft drauf schlafen können!


                                quer durch fotografiert

                                Der Boden war mit einer dicken Schicht Nadeln bedeckt und unberührt seit dem heftigen Regen vor Beginn unserer Tour.
                                Das konnte ich an der Art ablesen, wie die Nadeln noch in feinen Bögen auf der Erde lagen.
                                Dazwischen lag feiner Humus.
                                Der Regen hatte ihn aus dem Untergrund getrommelt.
                                Wir wussten sofort, wo wir schlafen würden…


                                im Wäldchen

                                Das Wäldchen war also von drei Seiten mit Felsen gesäumt und auf seiner vierten Seite hatte es eine Steinmauer und hinter der Steinmauer lag ein zugewucherter Platz.
                                Es hätte eine gute Kulisse für Dornröschen abgegeben, wären die Dornen Rosen gewesen.
                                Doch es war stachelige Macchia.
                                Wir wagten keinen Versuch hinter die Mauer zu gelangen.


                                Blick auf die große Schwester

                                Stattdessen umrundeten wir die Insel auf ihrem Felsenband.
                                Das ging so gerade.
                                Mit vorsichtigem Klettern und von Fels zu Fels hüpfen, kamen wir einmal rund herum.
                                Außer Vogelschiss sahen wir nichts weiter.
                                Ich tippte darauf, dass sich hier manchmal Möwen ausruhten oder etwas verzehrten.
                                Keine weitere Spur von Tier oder Mensch.
                                Wir fragten uns, ob es hier Mücken gab?
                                Oder andere Tiere?
                                Mäuse, Ratten?

                                Wir richteten uns ein, nahmen die Boote hoch, damit etwaige Wellen oder etwas höherer Tidenhub nichts ausrichten konnte.
                                Manchmal sind es auch die Schnellfähren, deren Routen wir nicht immer im Kopf haben, die derart heftige Wellen erzeugen, dass einem angst und bange wird.
                                Walter baute die Plane auf und ich kochte für uns.
                                Die Dämmerung lies nicht mehr lange auf sich warten.
                                Wir suchten uns ein Plätzchen mit Blick auf das Hodler-Velebit-Gebierge und lauschten…
                                Von Rava drang Musik herüber.
                                Dort feierten Kroaten, vermutlich auf einem Segelboot.
                                Es war Samstag, das passte.
                                Bald kamen die ersten kleinen Fischerboote und schwoiten mal hier mal dort um ihre eigene Achse und verschwanden wieder aus unserem Blick.
                                Wir tranken noch einen Tee, wie eigentlich jeden Abend und legten und auf unsere Matten.


                                vom Schlafplatz auf das Hodler-Velebit-Gebirge

                                Definitiv gab es Mücken.
                                Und Ameisen.
                                Und Eidechsen.
                                Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 10:13.
                                Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                                  Erfahren
                                  • 15.10.2010
                                  • 233
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                  VERWEILTAG VOM FEINSTEN



                                  Eiland

                                  Wir hatten unruhig geschlafen.
                                  Obwohl wir uns sehr sicher fühlen konnten, weil abgeschottet wie eigentlich nie in der freien Natur, war es ungewohnt, dass das Wasser von mehreren Seiten, zwar nur sehr leise, zu hören war.
                                  Auch gab es ein feines Rauschen, wie es nur die Piniennadeln zu erzeugen vermögen.
                                  Da reicht ein feines Lüftchen.
                                  So lauschte ich nachts der Melodie der Pinien.
                                  Ich beobachtete Autoscheinwerfer auf der einzigen Straße Dugi Otoks, die mitten in der Nacht über die Insel krochen.
                                  Die Insel konnte ich noch unterhalb der Pinienäste erkennen.
                                  Sie war vielleicht einen knappen Kilometer entfernt.
                                  Ab und zu war noch ein Fischerboot zu hören.

                                  Der folgende Tag sollte ein weiterer Pausentag werden.
                                  Dieses hübsche Eiland musste gewürdigt, untersucht und genossen werden.
                                  Außerdem war Sonntag und wir brauchten demnächst wieder Wasser.
                                  Auf der nächsten Etappe würde es zwei Orte geben.
                                  Das galt es zu berücksichtigen.


                                  Blick nach Süd Süd-Ost

                                  Nach dem Frühstück verschwand Walter in Richtung Nordspitze.
                                  Als er wiederkam, berichtete er von einem Vogelkadaver.
                                  Ich fragte nach einem Schädel?
                                  Walter sagte, er hätte keine gesehen.
                                  Das musste geprüft werden.
                                  Manche wissen es aus führeren Berichten.
                                  Ich sammele auch gern mal einen Vogelschädel.
                                  Möwen hatte ich schon einige.
                                  Wir kletterten also erneut gemeinsam an die Nordspitze und ich begutachtete die Überreste eines großen Vogels und wusste sofort:
                                  Das ist keine Möwe.
                                  Das ist ein Kormoran!
                                  Und selbstverständlich fand ich seinen Schädel…unter ihm und recht sauber und intakt.
                                  Chaka!
                                  Was für eine wunderbare Insel!!!
                                  Nun war mein Suchinstinkt geweckt und wir zogen noch einmal los.
                                  Während ich Walter erklärte, wo man am besten große Seeigelgehäuse finden kann:
                                  "Schau Walter, hier, in solchen großen Felsspalten, da kommen die Möwen nicht dran und das Gehäuse bleibt heil"…
                                  fand ich genau unter den besagten Paradebedingungen ein Prachtexemplar.
                                  Einen faustgroßen Seeigel, besser seine Hülle.
                                  Seeohren lagen herum, waren schon etwas mit Kalk überzogen, so lange hatte sie Niemand finden wollen.
                                  Das sah wieder nach einer Fotosession am Nachmittag aus.

                                  Doch zunächst stieg ich ins Boot und fotografierte das Eiland rundherum.
                                  Das hatte ich gestern bei der Anreise nicht mehr getan.


                                  beim Umrunden

                                  Dann kam der Kormoran dran.
                                  Sehr vom Herrn der Ringe inspiriert.
                                  (Es war also doch eher eine Insel im Auenland als eine von Kapitän Blaubär)


                                  die letzte Reise des Kormorans

                                  Da ich ja schon Trostbretter mitführte, hatte ich einen sehr pittoresken Hintergrund für geborgenen Fundstücke.


                                  der große Seeigel vom kleinen Eiland


                                  mehr vom Meer

                                  Später wurde es wieder ganz still und das Wasser spiegelglatt.
                                  Da hatte der Kormoran noch ein zweites Shooting.
                                  Rumstreunen, Kaffeetrinken und in der Nase bohren.
                                  Das Leben kann herrlich sein.
                                  Der Abend kam.
                                  Nicht sentimental werden, nach vorne schauen.
                                  Der Tag hatte mich reich beschenkt und ich schickte mich in die abendliche Routine.
                                  Schnibbeln, kochen, essen.
                                  Allerdings suchte ich mir dazu ein Plätzchen auf der anderen Seite der Insel und genoss die sich neigende Sonne.
                                  Das war so Kleiner-Prinz-mäßig.
                                  Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 10:17.
                                  Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                                  • qwertzui
                                    Alter Hase
                                    • 17.07.2013
                                    • 3048
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                    ot:@ LihofDirk
                                    on topic
                                    schön, dass die Insel dich nicht gefressen hat und dieser wunderschöne "Bericht" weitergeht.

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                                    • Suomalee
                                      Erfahren
                                      • 15.10.2010
                                      • 233
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                      ABSCHIED UND UNERWARTETER BESUCH


                                      Lagerplatz auf dem Eiland

                                      Wir brachen früh auf.
                                      Hatten nicht allzu lange schlafen können.
                                      Der Morgen war noch geheimnisvoll, die Sonne hatte sich noch nicht gezeigt.
                                      Schnell packten wir unsere sieben Sachen und stachen in eine noch ganz ruhige See.
                                      Oft drehte ich mich noch um nach diesem verzauberten Ort, der ein Stück seiner Geschichte mit uns geteilt hatte und sicher sehr viel mehr Geschichte zu erzählen hatte.
                                      Wer war ihr Hüter?
                                      Was geschah auf ihr im Krieg?
                                      Woher rührten die Mauern?
                                      War sie vor zu anderen Zeiten bewohnt gewesen?


                                      Rückblick

                                      Wir steuerten Veli Rava, einen kleinen Ort auf Rava an.
                                      Dort sollte es einen Laden geben.
                                      Wir brauchten ja Wasser.
                                      Der Ort schlief noch annähernd.
                                      Im Hafen trafen wir einen Mann auf seinem Boot.
                                      Wir fragten nach enem Geschäft.
                                      Schlaftrunken beantwortete er unsere Fage.
                                      Es hätte heute zu, erfuhren wir.
                                      So zogen wir weiter, Richtung Süden an Rava entlang und steuerten Luka an, eine Häuseranhäufung in einer größeren Bucht auf Dugi Otok.

                                      Der Himmel hatte sich inwischen gleichmäßig bewölkt und das Paddeln war recht angenehm.
                                      Wir begegneten keiner Menschenseele auf dem Wasser.
                                      Es ging vorbei an einer Fischfarm.
                                      Von Ferne hörten wir von dort Motorengeräusche.
                                      Sonst war alles ruhig.
                                      Heute wollten wir auf eine kleine Insel gelangen, die wir vor vier Jahren per Zufall entdeckt hatten und die eine größere Felsenplatte besaß, auf der genug Platz für uns und unsere Boote war.
                                      Wie würde es jetzt dort aussehen?
                                      Hatte sich was verändert?
                                      Wir waren gespannt.
                                      Doch zuvor paddelten wir in den Hafen von Luka.
                                      Auch hier alles ruhig.
                                      Kaum ein Mensch auf der Straße.
                                      Hinten im Hafen fanden wir einen Slip und stiegen aus.
                                      Obwohl Kajakfahrer keine Unbekannten sind in einer maritimen Gegend, werden wir doch immer wieder beäugt, denn fahrendes Volk per „handcraft“ ist doch eher selten.
                                      Im Dorfladen gab es reichlich Wasser.
                                      Das war schon mal das Wichtigste.
                                      Bier gab es auch, da konnte ja nichts mehr schief gehen.
                                      Das Gemüse war durchweg faulig, außer ein paar anständigen Möhren haben wir nichts mitgenommen.
                                      Die Menschen im Laden sahen irgendwie alle gleich aus: groß, reichlich untersetzt und mit knolligen Nasen ausgestattet.
                                      Sie sahen aus, als stammten sie aus einer einzigen Sippe.
                                      Ich hatte den Eindruck, dass der Ort sehr abgeschieden war.
                                      Wir beeilten uns fort zu kommen.
                                      Füllten das Wasser um, damit wir den Müll gleich im Ort entsorgen konnten.
                                      Dann brachen wir wieder auf.
                                      Raus aus der Bucht um das nächste Kap in die nächste Weite.
                                      Der Himmel gab im Westen Blau frei.
                                      Der Wind stand günstig.
                                      Bis wir Tukoscak erreicht hätten, dürfte Sonne satt scheinen.


                                      Wolkenwechsel

                                      Wieder ging es vorbei an einer Fischfarm.
                                      An der Küste saß eine Frau uns spielte klassische Musik auf einer Flöte...!
                                      Über das offene Wasser konnten wir einen kleinen Kegel in der Ferne ausmachen.
                                      Darauf steuerten wir zu.
                                      Von dieser Seite hatten wir uns noch nicht der Insel genähert.
                                      Interessiert betrachteten wir das gesammte Panorama und versuchten die verschiedenen Hügelketten den uns bekannten Inseln zuzuordnen.
                                      Der herbstliche Dunst half uns, da er die Hügel in abgestufte Blaus färbte.
                                      So lies sich ihre Lage zueinander besser bestimmen.
                                      Wir sahen die Kornaten majestätisch am südlichen Horizont.
                                      Zusammen mit Dugi Otok bildeten sie den Abschluss zur ganz offenen See bis nach Italien herüber.
                                      Im Herbstlicht, bei der tieferstehenden Sonne in dunstiges Monochrom gehüllt, war dies ein fantastischer Anblick.

                                      In weiter Ferne, am Ende der Wasserlinie sahen wir kleine weiße Striche.
                                      Sehr viele.
                                      Das blieb lange so.
                                      Die Bewölkung veränderte sich.
                                      Anstatt dass der Wind die Wolkendecke endlich zur Seite schob, entstanden neue Wolken.
                                      Jedoch eine andere Sorte.
                                      Es war toll zu beobachten, wie sie sich mischten und eine Synthese eingingen.
                                      Es war geradezu abgespaced.


                                      Synthese

                                      Tukoscak wuchs vor unseren Augen und unsere Aufregung auch.
                                      Kurz bevor wir die Insel erreichten, kam die Sonne dauerhaft durch auch die "weißen Striche" deutlich näher.
                                      Es musste wohl eine Regatta sein.
                                      Nach so viel Leere war der Anblick der 30 oder 40 Segelboote auch mal schön.
                                      Sie gaben der Meeresfläche eine ungewohnte Tiefe und Proportion.
                                      Wir umrundeten die Insel auf der Suche nach dem Ausstieg und fanden ihn bald.


                                      Ausbooten auf Tukoscak

                                      Wieder mussten sich unsere Augen an Bekanntes, doch in der Erinnerung Verselbsständigtes gewöhnen.
                                      Walter und ich hatten den Eindruck, dass der Fels hier stark verwittert war und an Höhe eingebüßt hatte.
                                      Möwen saßen dort herum und machten uns schweigend Platz.
                                      Den ganzen Nachmittag kamen sie in Abständen vorbeigeflogen und schauten nach uns.
                                      Aber sie benahmen sich anständig.
                                      Keine Angriffe, kein großes Geschrei.
                                      Nach dem Anlanden und Boote sichern, machten wir erst einmal Brotzeit.
                                      Ich hatte noch eine Salami und Nüsse.
                                      Auch ein Stück Brot hatte es aus dem Laden in unser Gepäck geschafft.
                                      Hatten wir nicht noch gekühltes Bier?
                                      Bis zum Abend war es sicher warm.
                                      Das musste verhindert werden.
                                      Wir ließen es uns gut gehen und beobachteten die letzten Segler, wie sie aus unserem Blickfeld verschwanden, Richtung Norden ziehend.

                                      Walter saß linker Hand von mir als ich zu ihm blickte und zu sprechen anhob.
                                      Aber da zum zweiten Mal nichts Gescheites aus mir heraus, denn hinter ihm…
                                      Da! Da! Schau!!!
                                      Er drehte sich um:
                                      Wir beide sahen Finnen.
                                      Eine, zwei, drei, vier… eine ganze Delphin Schule!
                                      Vielleicht waren es so an die zwanzig.
                                      Fast immer Pärchen mit ihren typischen kreisenden Bewegungen.
                                      Dazwischen auch Jungtiere.
                                      Die sprangen kerzengerade aus dem Wasser in die Luft und ließen sich genauso kerzengerade wieder ins Wasser fallen.
                                      Es war entzückend.
                                      Das Schauspiel dauerte diesmal einige Minuten.
                                      Ich grinse jetzt noch breit, wenn ich daran denke.
                                      Ich sah so etwas Wunderschönes zum ersten Mal.
                                      Ich war regelrecht glücklich!
                                      Die Welt kann sooo schön sein!!!
                                      Leider kein Foto.
                                      Ich wollte genießen und nicht nach dem kleinen Kasten suchen um, das Wunder durch eine Scheibe zu betrachten.
                                      Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 10:24.
                                      Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                                      • Babsbara
                                        Erfahren
                                        • 26.06.2013
                                        • 169
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                        Ein toller Bericht, ganz voll mit Erinnerungen und so absolut friedlich. Das muss eine wunderbare Tour zum Abschalten und Auftanken gewesen sein.

                                        Vielen Dank!
                                        Babs

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                                        • Suomalee
                                          Erfahren
                                          • 15.10.2010
                                          • 233
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                          @ Babsbara

                                          Ja, das war es wirklich.
                                          Es ist meine vierte Gepäckfahrt in Dalmatien.
                                          Und die erste fand auch Ende Sepmtenber/Anfang Oktober statt.
                                          Doch es war noch nicht so tuhig.
                                          Ich habe am Stück noch nie so stilles Meer erlebt.
                                          Auch das Licht war fantastisch.

                                          Wenn ich die Augen schließe bin ich immer noch voll mit dieser ruhigen blauen Weite.
                                          Der Velebit-Hodler ziert jetzt meinen Rechner und hält die Erinnerung wach.

                                          Allerdings haben wir die Tour zeitlich eingepasst zwischen einen Jugo und einer Bora.
                                          Und das war gut so.
                                          Mit der Bora ist nicht zu spaßen.
                                          Auf der Heimreise machten wir noch mal Bekanntschaft mit ihr.
                                          Aber dazu schreibe ich noch.

                                          Leider ist das Wetter im Oktober nicht mehr so zuverlässig.
                                          Das liegt mehr an den Stürmen als an den Temperaturen.
                                          Anfang September mag ein guter Kompromiss sein.
                                          Da ist der meiste Tourismus durch.
                                          Was uns wunderte war, dass eigentlich auch kaum Einheimische zu sehen waren.
                                          Allenfalls am Wochenende waren sie mit den Booten unterwegs.

                                          Lieben Gruß!
                                          Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                                          • LihofDirk
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                                            Liebt das Forum
                                            • 15.02.2011
                                            • 13729
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                            Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
                                            Leider kein Foto.
                                            Aber ich wollte genießen und nicht nach dem kleinen Kasten suchen um, das Wunder durch eine Scheibe zu betrachten.
                                            Wie gut ich das verstehe. Bei der Sichtung von Walen und Delfinen vor Australien kam ich noch nicht mal auf die Idee nach der Kamera zu greifen (hing in wasserdichter Hülle an der Schwimmweste) sondern habe einfach nur genossen.

                                            Wie der Franzose so schön sagt sind Bilder gut aber die Vorstellung besser (L'image c'est bon, l'imagination c'est mieux).

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                                            • Suomalee
                                              Erfahren
                                              • 15.10.2010
                                              • 233
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                              EIN LETZTES MAL MITTEN IM MEER

                                              Nachdem wir uns eingerichtet hatten und ein wenig ausgeruht, wir waren ja früh aufgebrochen heute, machten wir einen Spaziergang.
                                              Hier gab es ein breites, wenn auch zerklüftetes Felsenband auf dem wir teils gehend, teils kletternd vorwärts kamen.
                                              Wir erkannten einige Stellen wieder, fanden Treibhölzer und Mäuerchen, ab und zu eine Möwe, die schon länger nicht mehr geflogen war.

                                              Etwa die halbe Insel hatten wir umrundet, als wir an einen kleinen Naturhafen kamen.
                                              Dann war Ende.
                                              Richtig klettern in der Macchia wollten wir lieber nicht.
                                              Wir machten kehrt und betrachteten unseren Landgang noch einmal von der anderen Seite.
                                              Ein Seeöhrchen gesellte sich zu uns.
                                              Ein intakter Möwenschädel auch und interessantes Kleinholz.

                                              Zurück an unserer Felsenplatte angelangt, beobachtete ich winzige rote Ameisen, die sich fleißig um zwei verlorene Erdnüsse kümmerten.
                                              Sie hatten einen Großeinsatz angefordert und zerlegten kunstvoll das seltene Nahrungsangebot.
                                              Okay, dachte ich mir, jetzt erinnere ich mich auch wieder hier in der Gegend diese kleinen roten Tierchen schon gesehen zu haben.
                                              Man musste den Müll ins Boot wegschließen und zwar sofort, denn vor diesen Minis war nichts sicher.
                                              Ich schaute in unsere Mülltüte.
                                              Die Verpackung von den Nüssen wimmelte bereits.
                                              So konnte die nicht in die Luke.
                                              Ich klemmte die wuselnde Tüte in einen Felsspalt, damit sie nicht verloren ging.
                                              Darum kümmern wir uns dann morgen, dachte ich und verschloss den unbelebten Müll in einer Gepäckluke.


                                              der geneigte Tag

                                              Der Tag ging zur Neige, der Sonnenuntergang verkündete den bevorstehenden Wetterwechsel.
                                              In zwei Tagen sollte das Wetter drastisch kippen.
                                              Es waren weiterhin Windstärken von 6 bis 7 Bft angesagt mit Spitzen von 10 oder 11 Bft.
                                              Das ist beachtlich.
                                              Immer wieder sprachen wir den letzten Abschnitt unserer Tour durch.
                                              Das hilft, um einigermaßen auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
                                              Wir hatten geplant am andern Tag noch mal gute 10 Kilometer über das offene Wasser paddeln bis kurz vor dem südlichen Ende von Uglian.
                                              Dort wollten wir versuchen auf einer kleinen Insel zu übernachten.
                                              Wohlgemerkt:
                                              es waren alles sehr große Insel nachdem wir das kleinste Eiland in Dalmatien entdeckt hatten.
                                              Aber im Verhältnis zu Uglian oder seine Zwillingsinsel Pasman, waren die sogenannten kleinen Inseln klein.
                                              Vielleicht in einer Stunde oder einer dreiviertel Stunde zu umrunden.
                                              Das war das übliche Klein.

                                              Es sollte noch einmal richtig sonnig werden am nächsten Tag und darauf freuten wir uns.
                                              In zwei Tagen dann sollte Wind vormittags aufkommen, ca. 5 Bft und es war auch Regen ab dem frühen Morgen angesagt.
                                              Wir schliefen unter freiem Himmel, vielleicht das letzte Mal.
                                              Mir ging es irgendwie blümerant.


                                              Blick in die Zukunft

                                              Ich musste etwas Falsches gegessen haben und ich schwächelte etwas.
                                              Das machte die aufkommende Anspannung nicht weniger.
                                              WIeder Überlegungen und Fragen, die es zu entscheiden galt.
                                              Sollten wir erst zum Festland queren oder möglichst lange auf der Ostseite von Uglian paddeln?
                                              Dann hätten wir die 5 Bft später auf der Überfahrt.
                                              Sie kämen wohl seitlich von Nordost.
                                              Und später von hinten, wenn wir die Richtung änderten.
                                              Geht alles, aber muss man nicht haben.
                                              Zwar hatten wir keine großen Aufbauten und waren daher recht schnittig, aber ich habe die Wellen am liebsten von vorne.

                                              Wir legten uns schlafen.
                                              Ich betrachtete die Felswand neben mir und hatte den Eindruck ganz woanders zu sein.
                                              Dieser Ausschnitt hätte auch in einer Wüste sein können.
                                              Ich kam mir vor wie ein Nomade oder ein Soldat.
                                              Mit diesem Eindruck schlief ich ein.
                                              Nachts hörte ich wiederholt Rascheln.
                                              Nicht wirklich nah aber es klang nicht mechanisch, sondern nach Lebewesen.
                                              Ich sah nichts.
                                              Ein anderes Mal spürte ich etwas unter mir zwischen Schulter und Kopf.
                                              Etwas bahnte sich seinen Weg durch die Höhle, die durch meinen Hals entstand.
                                              Es war unter dem Schlafsack.
                                              Ich richtete mich auf und lies dem Etwas Zeit zu passieren.
                                              Besser is…
                                              Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 10:29.
                                              Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                                              • Suomalee
                                                Erfahren
                                                • 15.10.2010
                                                • 233
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                RUHE VOR DEM STURM


                                                ein letzter Sonnenaufgang mitten im Meer

                                                Der Sonnenaufgang war schön lange.
                                                Erst fahl, dann rot und dann orange.
                                                Wir schauten über eine Stunde nur an den Horizont.
                                                Welch ein Luxus.
                                                Die anfänglichen Wolken lösten sich auf und bis wir in See stachen war der Himmel blau und alles ist freundliches Licht getaucht.
                                                Schnell hatten wir unser Lager geräumt.
                                                Ich holte den Müll aus der Felsenritze.
                                                Sieh an, daher kam das Geräusch, dass ich in der Nacht gehört hatte.
                                                Die Verpackung der Nüsse hatte ein kleines zerfleddertes Loch, dass nach einem kleinen Nager aussah.
                                                Das arme Tier, ich hatte ein schlechtes Gewissen.
                                                Viel mehr als Plastikfitzel konnte es nicht gefressen haben.
                                                Aber das ist nicht gesund.
                                                Ich nahm mir vor, den Müll nur im Boot zu deponieren, wenn keine Bäume zur Verfügung standen...
                                                Jetzt lagen vor uns über zwei Stunden offenes Meer.


                                                Blick auf die Durchfahrt Uglian/Pasman

                                                Es war herrlich.
                                                Wir ließen uns Zeit.
                                                Wir hatten heute keinen weiten Weg, nur diese zwei Stunden, dann waren wir schon am Ziel.
                                                Früher waren diese offenen Fahrten befremdlich für mich.
                                                Kein Ufer in der Nähe zu haben, war doch verunsichernd.
                                                Heute ist es mir egal ob Land meine Route begleitet, solange der Seegang stimmt.
                                                Die meiste Zeit schaute ich nach links und rechts.
                                                Da war die größte Ausdehnung an Wasserfläche.
                                                Um ein vielfaches als die zwei Stunden Überfahrt.
                                                Ich hoffte darauf noch einmal Delfine zu sehen, aber stattdessen blickte ich auf zauberhafte Bergketten in Blauschattierungen.
                                                Die Kornaten zur einen, Dugi Otok zur anderen Seite.
                                                Vor uns lag die Durchfahrt zwischen Uglian und Pasman, verbunden mit einer Brücke.
                                                Diese leuchtete im Sonnenlicht.
                                                Wir waren absolut im Genusspaddeln.
                                                Ab und zu sahen wir eine Fähre in größerer Entfernung an uns vorbeiziehen.
                                                Einmal kreuze ein Segler unseren Kurs.
                                                Er hob anerkennend seine Daumen während er zu uns herübersah.
                                                Das Inselchen an der Durchfahrt wuchs allmählich und wir konnten Details erkennen.

                                                Dort anglangt, umrundeten wir sein Ufer, um einen geeigneten Ausstieg zu finden.
                                                Es wäre möglich gewesen.
                                                Doch das nahe Land von Uglian sah noch interessanter aus.
                                                Wir entschieden uns für einen Abstecher hinüber.
                                                Und tatsächlich, hier lockte ein großer Ausstieg und ein hübscher Platz, einige Meter entfernt unter zwei großen Pinien oberhalb des Felsengürtels.
                                                Eine provisorische Bank war unter ihnen aufgebaut.
                                                Hier würde es sich gut aushalten lassen bis die Nacht kam.
                                                Das sollte unser letzter Lagerplatz sein.
                                                Es lag viel Treibgut herum.
                                                Das versprach Kurzweil.
                                                Nach dem Boote sichern badete ich.
                                                Dabei erkundete ich die Küste in nördlicher Richtung.
                                                Die Felsen fielen nur mit geringer Neigung ins Wasser und bildeten endlose Badewannen.
                                                Ich kehrte zurück zu den Booten.
                                                Neben Walters Kajak lag ein großer Seeigel.
                                                Wie durch ein Wunder hatten wir ihn nicht zertreten.
                                                Ich hob ihn auf und dankte dem Zufall.

                                                Wir schleppten unsere Schlafsachen über die Felsen zu den Pinien.
                                                Auch den Kocher und etwas zu essen nahmen wir mit.
                                                Der Rest blieb in den Booten.
                                                Beim uns Einrichten entdeckte ich hinter der Bank auf den Piniennadeln einen weiteren großen Seeigel.
                                                Er hatte noch seine dunklen Stachen am Gehäuse und verschmolz farblich mit dem Untergrund.
                                                Heißa!
                                                Noch so ein großes Teil.
                                                Mit so viel Fund hatte ich hier gar nicht gerechnet.


                                                Seeigel klar zum Transport

                                                Später machten wir einen Spaziergang in Richtung Südspitze Uglians.
                                                Es war noch mal so richtig heiß geworden.
                                                Bestimmt 24 Grad.
                                                Wir genossen die sommerliche Wärme und kletterten auf der Grenze zwischen Felsen und Macchia.
                                                Meine Sammelleidenschaft erwachte und ich nahm einige brauchbare Schwemmhölzer in Obhut.
                                                Ich hatte da so eine Idee, was ich daraus bauen konnte.
                                                Nach unserer Rückkehr setzten wir uns auf das Bänkchen und schauten lange in eine nie zuvor gesehene Kulisse.
                                                Vor uns von links nach rechts, soweit das Auge reichte Meer.
                                                Und dort wo es aufhörte, wurde es von Hügelketten gesäumt.
                                                Über die ganze Breite.
                                                Von hier aus betrachtet bildeten die Kornaten und Dugi Otok eine Einheit.
                                                Schon geradezu unwirklich sah das aus.
                                                Fischerboote kreuzten die Wasserfläche und manchmal auch die Sonnenstraße.
                                                Wir sahen uns daran satt.


                                                Die Siluette

                                                Abends dann legten wir uns unter den Pinien schlafen.
                                                Keine Plane diesmal, obwohl in den Morgenstunden Regen angekündigt war.
                                                Wir wollten früh aufstehen und die Zeit vor dem aufkommenden Wind nutzen, um möglichst weit voranzukommen, bevor das Unausweichliche uns erreichte.


                                                Das letzte Abendlicht
                                                Zuletzt geändert von Suomalee; 07.04.2020, 16:42.
                                                Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                                                • Croat
                                                  Erfahren
                                                  • 08.11.2010
                                                  • 119
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                  auch von mir einen herzlichen Dank fürs Bericht
                                                  Einfach herlich zum lessen...

                                                  Liebe Grüsse,
                                                  Ivo
                                                  "We will either find a way, or make one"
                                                  Meine Fotos

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                                                    Erfahren
                                                    • 15.10.2010
                                                    • 233
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                    @Euch:
                                                    Es macht mir viel Spass zu beschreiben.
                                                    Gut, dass Ihr da seid, denn sonst würde es nur halb so viel Freude machen.
                                                    Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                                                      Erfahren
                                                      • 15.10.2010
                                                      • 233
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                      DIE ÜBERFAHRT VON MODOR INS AUENLAND

                                                      In der Nacht wurden wir nicht gestört.
                                                      Ab und zu warf ich einen prüfenden Blick in den Himmel.
                                                      Wolkenfelder zogen durch.
                                                      Bisher kein Tropfen Regen.
                                                      Gut so.
                                                      Vielleicht würde der Himmel halten bis in den frühen Morgen und wir kamen trocken in die Boote.

                                                      Beim ersten Tageslicht waren Walter und ich gleichzeitig wach und einigten uns darauf aufzubrechen.
                                                      Der Himmel war nun mächtig bewölkt...wenn wir Glück hatten, dann blieben die Schlafsäcke & co trocken.
                                                      Hurtig raffte ich alles zusammen und ging auf den Felsen vor in Richtung Boote.
                                                      Nur einmal die Sachen ablegen, gut zwei Meter hinunterklettern (dazu brauchte man beide Hände) und alles wieder einsammeln.
                                                      Ich schaute hinunter und staunte nicht schlecht.
                                                      Wir mussten wohl so etwas wie eine Mini-Springflut gehabt haben, denn das Meer war unerwartet hoch gestiegen.
                                                      Üblicherweise lesen wir an der Verfärbung der Felsen ab, bis wohin das Wasser steigt.
                                                      Oberhalb davon ist man auf der sicheren Seite.
                                                      Nun waren die Tritte mit Wasser überspült.
                                                      Glücklicherweise nicht viel.
                                                      Es war noch möglich zu passieren ohne mehr als nasse Füße zu bekommen.


                                                      Wetterwechsel

                                                      Walters Boot lag mit seinem Heck fast im Wasser!
                                                      So hatten wir es definitiv nicht abgelegt.
                                                      Etwas weiter vorne hatte ich Schwemmholz auf den Felsen gestapelt, damit wir es am nächsten Tag gleich aufs Boot packen konnten.
                                                      Es lag zwar noch genauso da, jedoch war es komplett nass.
                                                      Hätte ich es nicht schon gebündelt; es wäre davon geschwommen.

                                                      Wir frühstückten nicht, tranken auch keinen Kaffee.
                                                      Es war die typische „Herr-der-Ringe-Stimmung“.
                                                      Schnell fort von hier bevor das Auge uns sieht.

                                                      Doch das Auge hatte uns schon gesehen…
                                                      Zuletzt geändert von Suomalee; 07.04.2020, 16:44.
                                                      Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                                                        Liebt das Forum
                                                        • 15.02.2011
                                                        • 13729
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                        Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
                                                        DIE ÜBERFAHRT VON MODOR INS AUENLAND

                                                        ...

                                                        Doch das Auge hatte uns schon gesehen…
                                                        Immer diese Kliffhänger

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                                                          • 15.10.2010
                                                          • 233
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                          Hach ja...

                                                          lass mir doch das Vergnügen.
                                                          Es ist ja sowieso gleich vorbei.

                                                          Dieser ruhige, herbstlich-idyllische Trip hatte nichts Spektakuläres.
                                                          Außer seinem Ende.

                                                          Und das kommt jetzt...
                                                          Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                                                          • LihofDirk
                                                            Freak

                                                            Liebt das Forum
                                                            • 15.02.2011
                                                            • 13729
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                                                            #30
                                                            AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

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                                                              Erfahren
                                                              • 15.10.2010
                                                              • 233
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                                                              #31
                                                              AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                              ZITTERPARTIE ERSTER TEIL

                                                              Eigentlich ist Frühstücken für mich ein Muss vor körperlicher Anstrengung.
                                                              Ich laufe sonst sehr schnell nur noch auf Standgas.
                                                              Doch mir war immer noch nicht wohl, ja geradezu übel.
                                                              Das vertrug sich mit dem bevorstehenden Seegang auch nicht so gut.
                                                              Deshalb wollte ich erst einmal sehen, wie es so läuft und dann Stückchenweise zufüttern.
                                                              Nach dem strahlenden sonnigen Wetter der letzten Tage war, seit wir die Augen aufgeschlagen hatten, nun eine dichte graue Masse um uns herum.
                                                              Hie und da blinzelte etwas Rosa oder Gelb von der aufgehenden Sonne durch die Wolkenmassen hindurch.
                                                              Ich hörte Gerumpel.
                                                              Walter hörte jedoch nichts.
                                                              Na gut, dann werden es vielleicht Sprengungen sein irgendwo im Hinterland sein…
                                                              Bald darauf umrundeten wir die Südspitze von Uglian um den Kanal zu passieren und waren froh, trocken in unseren Boten zu sitzen.
                                                              So ein Kajak kann auf dem Wasser ein Zuhause werden, es ist alles eine Sache des Kontextes.
                                                              Das Rumpeln blieb konstant und ich begriff: wir haben Gewitter!
                                                              Noch stand es über Dugi Otok.
                                                              Na super.
                                                              Das machte die anstehende Entscheidung nicht leichter.

                                                              Ein einsames Fischerboot lag in der Passage vor der Bücke.
                                                              Der Mann darauf sprach uns an, sobald wir in seiner Hörweite waren.
                                                              Er machte uns auf das Wetter aufmerksam und gab uns zu verstehen, dass jetzt keine gute Zeit zum Paddeln sei.
                                                              Wir nahmen seinen Rat freundlich entgegen.
                                                              Wohl wissend, dass er es absolut gut mit uns meinte.
                                                              Daraufhin war ich noch angespannter.
                                                              Wir unterfuhren die hohe Brücke, welche die Zwillingsinseln verband.
                                                              Eigentlich Zeit zu staunen, doch ich konzentrierte mich nur auf die Passage.
                                                              Hier konnten Schnellfähren überraschend fix auftauchen.
                                                              Oder größere Fischerboote oder Lastkähne.
                                                              Wir befanden uns sozusagen auf der Schiffsautobahn.
                                                              In der Regel haben große Schiffe keinen Blick für Kajaks.
                                                              Defensives Fahren und Umsicht sind eine lebenswichtige Devise für Kajaker.
                                                              Es blieb zum Glück recht übersichtlich.

                                                              Die ersten Tropfen fielen aufs Wasser.
                                                              Dann öffnete sich das Meer wieder zu beiden Seiten und in etwas über dreieinhalb Kilometer Entfernung wartete das Festland auf uns.
                                                              Von unserer bevorstehenden Route war dies die schmalste Stelle zum Queren.
                                                              Nun mussten wir eine Entscheidung treffen.
                                                              Besser ich.
                                                              Walter wollte es mir überlassen, da nur ich einschätzen konnte, was zu leisten ich gerade in der Lage war.

                                                              Wegen des Gewitters weiter Uglian entlang dicht am Land paddeln und hoffen, dass das Gewitter vorüber war, wenn wir weiter nördlich auf Höhe unseres Ausgangspunktes queren würden?
                                                              Aber bis dann hatten wir die 5 Bft seitlich und einige Kilometer mehr an offener See zu bewältigen.
                                                              Jedoch gab es zumindest theoretisch die Möglichkeit die Fahrt zu unterbrechen und an Land zu gehen.
                                                              Wenn es jedoch anhaltend junge Hunde regnen würde und die Temperatur empfindlich abkühlte, wäre ich gern am Festland und in der kleinen Unterkunft, wo auch mein Auto stand und wir schon den Jugo abgewettert hatten.
                                                              Ich sehnte mich zudem nach sanitären Anlagen.
                                                              Noch war der Wind nicht aufgebraust.
                                                              Es waren vielleicht 3 Bft und nur dreieinhalb Kilometer.
                                                              Aber was, wenn der Wind unterwegs einsetzte?
                                                              Was, wenn das Gewitter schneller heranzog und wir uns mitten auf dem Wasser befanden?
                                                              Was, wenn es mir noch blümeranter wurde, als es mir ohnehin schon ging?

                                                              Solche Momente sind purer Stress.
                                                              In solchen Situationen sind Fehlentscheidungen mehr als fatal.
                                                              Solche Erlebnisse haben einen großen Ernst.
                                                              Problem ist nur, sie müssen entschieden werden.
                                                              Warten ist keine Lösung.
                                                              Es verstreicht kostbare Zeit.
                                                              Ich öffnete meine Tagesluke und griff in die Tüte mit den Nüssen.
                                                              Soviel und so schnell ich konnte stopfte ich mir Kalorien in den Mund und kaute.

                                                              Der Wind stand eigentlich so, dass das Gewitter an uns vorbeiziehen musste.
                                                              Noch hatte der angekündigte Starkregen nicht eingesetzt.
                                                              Noch war es früh genug am Morgen, dass wir die Überfahrt vor den 5 Bft schaffen konnten.
                                                              Dann hätten wir auch wieder Land in unmittelbarer Nähe.
                                                              Die Wellen würden von hinten schieben und unser Vorankommen beschleunigen.
                                                              Aber wir mussten an der gesammten Industrie von Zadar vorbei.
                                                              Da war mit Aussteigen sicher nichts.
                                                              Und Zadar Stadt hatte auch keine Strände, sondern Stadtmauern oder war teils auf Fels gebaut.
                                                              Aber, dachte ich mir, wenn wir dort in Not geraten, dann müsste Hilfe sehr nah sein.
                                                              Auch nicht zu verachten.
                                                              Ich lauschte in mich hinein und gab mir einen Ruck.
                                                              Noch eine letzte Hand voll Nüsse.
                                                              Ich verschloss die Luke und teilte Walter mit, dass wir jetzt und sofort queren.
                                                              Zuletzt geändert von Suomalee; 07.04.2020, 16:51.
                                                              Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                                                              • Suomalee
                                                                Erfahren
                                                                • 15.10.2010
                                                                • 233
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                ZITTERPARTIE ZWEITER TEIL

                                                                Ich hob zu einen kräftigen und gleichmäßigen Paddelschlag an und fixierte das Festland.
                                                                Einmal losgerissen von Uglian, wollte ich nur noch da rüber.
                                                                Der Regen wurde gleichmäßig, der Donner häufiger.
                                                                Wir suchten uns einen Fixpunkt in einer gegenüberliegenden Ortschaft am Festland, auf den wir zuhalten und an dem wir unsere Abdrift überprüfen konnten.
                                                                Bisher waren die Wellen ganz okay, ein schwacher Vierer vielleicht?
                                                                Hie und da waren Schiffe zu sehen.
                                                                Wir waren hier weiterhin auf einem stark befahrenen Kanal zwischen dem Festland und zwei länglich ausladenden Inseln.
                                                                In einer breiten Fahrrinne sozusagen.
                                                                Wir schauten immer wieder in alle Himmelsrichtungen, um sicher zu gehen, dass wir anderen Schiffen nicht in die Quere kamen.
                                                                Das Meer ist laut, wenn der Wind weht und der Regen prasselt.
                                                                Da ist es eventuell zu spät erst zu reagieren, wenn man Motorengeräusche hört.
                                                                Für Nicht(see-)kajaker: Bereits stärkerer Wind reicht aus, um sich in 5 Meter Abstand nicht mehr schreien zu hören.
                                                                Daher kommt das “auf Sicht fahren“.
                                                                Eine Trillerpfeife kann bis zu einem gewissen Abstand auch hilfreich sein.

                                                                Wir näherten uns der Mitte der Fahrrinne…und bemerkten, dass der Wetterbericht versagt hatte, weil das Gewitter inzwischen seitlich auf uns zukam.
                                                                Es war hinter uns nördlich vorbeigezogen und warum auch immer, jetzt hatte der Wind sich gedreht und der ganze Himmel wanderte wieder nach Süden.
                                                                Also über uns hinweg.
                                                                Nicht in über eine Woche täglich und mehrfach Windfinder Pro abrufen, war die eingetretene Situation abzusehen.
                                                                Nie tauchte diese Dynamik nur im Ansatz auf.

                                                                Aber wir, wir tauchten in sie jetzt umso konkreter ein.
                                                                Ich verwünschte alles.
                                                                Bei nahem Gewitter auf einer großen Wasserfläche…
                                                                Das ist der Alptraum.
                                                                Das Auge hatte uns eben doch gesehen.
                                                                Der Himmel war inzwischen so dunkel, dass wir die Blitze hinter uns in ihm wiederleuchten sahen.
                                                                Wir zählten jedes Mal bis zum Donner.
                                                                Es war nur noch vier, drei Kilometer von uns entfernt.

                                                                Immer wieder passten wir unseren Fixpunkt an, damit wir möglichst kleine Hundekurve paddelten.
                                                                Dabei versetzten wir unser Ziel weiter nach Norden.
                                                                Ich wollte nur noch das Land erreichen, egal wie und wo.
                                                                Nur runter vom Wasser.
                                                                Das einzig Gute war, dass die 5 Bft brav auf sich warteten ließen.

                                                                Ich kann nicht beurteilen, ob die Zeit langsam oder schnell verging.
                                                                Alles bestand aus gespannter Aufmerksamkeit ohne jegliches Zeitempfinden.
                                                                Jeder Paddelschlag brachte uns ein Stück näher ans Ufer.
                                                                Jede Welle, die gemeistert wurde, war ein kleiner Sieg auf dem Weg zum Ziel...

                                                                Endlich wurden die Häuser größer und wir erkannten eine vorgelagerte Strandpromenade.
                                                                Hier konnten wir leicht aussteigen.
                                                                Na immerhin etwas.
                                                                Bald hatten wir es geschafft...

                                                                Wir hatten es geschafft!
                                                                Erleichtert stiegen wir aus den Booten und zerrten diese aus dem Wasser.
                                                                An der Promenade standen Strohsonnenschirme in Beton eingelassen.
                                                                Ich forderte Walter auf, sein Kajak unter einen solchen Schirm zu ziehen.
                                                                Ich selbst hatte meines bereits unter einem anderen platziert, stieg wieder ein und schloss die Spritzdecke.
                                                                Warum?
                                                                Es war ziemlich kalt und windig.
                                                                Alles war feucht und meine Beine unbedeckt.
                                                                In der Bootsluke war ich am Besten vor jedwede Art von Wetter geschützt.
                                                                Wie sagte ich schon zuvor?
                                                                Manchmal kann ein Kajak ein Zuhause sein.
                                                                Walter tat es mir nach.
                                                                Dann hatten wir nichts mehr zu tun als zu staunen.

                                                                Die Welt um uns herum war bleigrau-blauschwarz…
                                                                Es blitzte und donnerte über uns hinweg.
                                                                Es prasselte derart, dass das Meer weiß aufspritzte und sich komplett türkis färbte, soviel Luft mengte der Regen hinein.
                                                                Es war Weltuntergang.
                                                                Nicht, dass ich so etwas noch nie erlebt hätte, doch es ist schon eher selten.
                                                                Meist eines davon, aber nicht alles auf einmal.
                                                                Ich warf Walter aus meiner Tagesluke Fruchtriegel hinüber.
                                                                Ziemlich viele sogar, sodass es ein richtiges Spiel wurde.
                                                                Ich musste beim Werfen nämlich auch die Abdrift durch den Wind, oder besser Sturm berücksichtigen.
                                                                Wenn ich nicht traf, musste Walter mit seinem Paddel nach den Riegeln angeln.
                                                                Letztlich landeten sie jedoch alle in seinem Bauch.
                                                                Das Wasser beruhigte sich farblich und wechselte wieder zu dunkelblau.


                                                                nach dem Schlimmsten

                                                                Wir beobachteten die Wellen.
                                                                Es herrschte Chaos.
                                                                Die Wellen wussten selbst nicht mehr, wie sie wellen sollten.
                                                                Man konnte es bestenfalls mit Kabbelwasser beschreiben.
                                                                Wir saßen in unseren Booten unter den Sonnenschirme...eine Stunde, zwei?
                                                                Es spielte ja keine Rolle wie und ob die Zeit verging.
                                                                Hauptsache wir waren sicher und weiter gehen würde es erst nach dem Gewitter.
                                                                Ich hatte den Blick nach Norden.
                                                                Vor mir lag Zadar, nein erst einmal seine Industrieanlagen.
                                                                Es sah zum Fürchten aus.
                                                                Alles in monochromen Graustufen, hie und da ein Flutlicht.
                                                                Alles andere als heimelig.
                                                                Zeitweise waren die Inseln Uglian und Pasman mehr linkerhand von uns gar nicht mehr da.
                                                                Mitten auf dem Wasser stand eine Wand und mehr war von der Welt nicht zu sehen.
                                                                Einfach verschluckt.
                                                                DAS AUGE!
                                                                Nicht auszudenken, wenn wir noch auf dem Wasser gewesen wären.
                                                                Ich war sehr froh.
                                                                Wir hatten diesen kniffeligen Teil unserer Rückfahrt schon mal sicher hinter uns gebracht und waren außer Gefahr.
                                                                Insgesamt hatte das Wetter mit dem Gewitter eine große kreisartige Bewegung gemacht.
                                                                Erst von uns weg, nach Norden, dann auf uns zu, nach Süden.
                                                                Und nun hatte es sich verklemmt und stand auf der Stelle.
                                                                Der Regen prasselte in Schüben.
                                                                Doch irgendwann beruhigte er sich zu einem harmlosen Tröpfeln.
                                                                Es dauerte und dauerte, bis ich im Norden endlich einen hellen Streifen erkennen konnte.
                                                                Sehr, sehr langsam wurde dieser größer.
                                                                Auch tauchte Uglian wieder auf, doch Pasman blieb jedoch weiter verschwunden.
                                                                Ganz hinten sah ich beschienenes Land auf Uglian.
                                                                Ich war einigermaßen beruhigt.
                                                                Die Welt war doch nicht untergegangen.
                                                                Das Auenland war noch da und das Auge hatte uns nicht vernichtet.


                                                                Erste Sonnenstahlen auf Uglian

                                                                Es regnete nur noch schwach.
                                                                Sobald die Blitze nachgelassen hatten und der Donner ihnen in gebührendem Abstand folgte, setzten wir ein.
                                                                Nichts wie weg, bevor der Wind noch mal drehte.
                                                                Während über uns noch tiefste Schwärze herrschte, paddelten wir dem Licht entgegen wie zwei Nachtfalter zu einer brennenden einer Kerze.
                                                                Zuletzt geändert von Suomalee; 07.04.2020, 16:59.
                                                                Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                Kommentar


                                                                • Suomalee
                                                                  Erfahren
                                                                  • 15.10.2010
                                                                  • 233
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                  DAS POTENZIAL ZUM SEEMANNSGARN

                                                                  Euphorisiert und noch sehr beeindruckt von der gewaltigen Natur zogen wir weiter.
                                                                  Noch lange begleitete uns der schwarze Himmel.
                                                                  Obwohl vor uns die Welt wieder licht und farbig wurde, konnte die Sonne uns noch lange nicht erreichen.
                                                                  Immer wieder drehten wir uns um und beäugten die schwarze Wand hinter und über uns.
                                                                  Sollte sie bloß bleiben wo sie war.
                                                                  Interessanter Weise zog die höhere Luftschicht mit dem Regen und dem Gewitter über und von uns weg.
                                                                  Während eine tiefere Luftschicht, inzwischen mit den angekündigten 5 Bft und einer ordentlichen Dünnung, uns von hinten schob.
                                                                  Wir erreichten das Industriegebiet von Zadar.
                                                                  Trist und öde reihten sich Türme, Hallen, Förderbänder und Hafenanlagen aneinander.
                                                                  Schön ist anders, wenngleich sie auch sehr dramatisch in Szene gesetzt waren durch die herrschenden Lichtverhältnisse.
                                                                  Dann kam der erste Hafen.
                                                                  Dort lagen die Fähren, soweit wir das sehen konnten.
                                                                  Eine fuhr gerade los.
                                                                  Wir manövrierten entsprechend.
                                                                  Sie zog an uns vorbei ins helle Sonnenlicht.
                                                                  Ich schaute ihr nach.
                                                                  An ihr konnte ich abschätzen, wie weit wir selbst noch vom Sonnenschein entfernt waren.
                                                                  Es würde noch dauern…

                                                                  Und nun ein kleines Extra:
                                                                  So von wegen Modor, Auge & co.

                                                                  In einiger Entfernung, genau auf meinem Kurs beobachtete ich eine handvoll Möwen, die im Wind kreisten und aufs Wasser stießen, um wieder empor zu steigen.
                                                                  Ich dachte sie fischen.
                                                                  Aber wieso hier mitten im Wasser?
                                                                  Die Möwen ließen sich nicht beirren, obwohl ich mich ihnen geradewegs näherte.
                                                                  In ca. 40 Meter Entfernung sah ich, dass das Wasser dort, wo sie waren und auf das ich exakt zusteuerte eine andere Farbe hatte.
                                                                  Das Wasser war türkisfarben, wie zuvor bei dem Starkregen.
                                                                  Und es hatte eine Form.
                                                                  Es war kreisförmig türkisfarben und seltsam glatt inmitten der sonst herrschenden Wellen a la 5 Bft und mächtig Dünung oberdrein.
                                                                  ?
                                                                  Ich dachte kurzzeitig ich sei übergeschnappt.
                                                                  Von wegen: aha, hier erfinden sie also das Seemanngarn.
                                                                  Jetzt hab ich auch welches gesehen.
                                                                  Dann dachte ich, Moment mal, es gibt kein Seemannsgarn und ich bin nicht alkoholisiert und habe nur körpereigene Drogen im Blut.
                                                                  Nach den letzten Stunden wahrscheinlich gar nicht mal so wenig.
                                                                  Aber muss man denn gleich davon halluzinieren?
                                                                  Nur das, was ich da sehe, sieht sehr unheimlich aus.
                                                                  Noch näher herangekommen, konnte ich das „glatt“ besser erkennen.
                                                                  Das glatt war eine Art Strudel!
                                                                  Wie eine plattgedrückte Walze.
                                                                  (Wenn vielleicht Wildwasserkanuten unter Euch sind?)
                                                                  Oder vielleicht besser so:
                                                                  Das dunkle Meer hatte einen ca. 10 Meter großen kreisrunden, türkisfarbenen Fleck, mit einer Oberfläche, welche siedendem Wasser glich.
                                                                  Besser kann ich es nicht beschreiben und nein, ich habe in meinem Zustand kein Foto gemacht.
                                                                  Aber ich habe Walter als Zeuge.
                                                                  Und eine Erklärung, zumindest meine.
                                                                  Verrückter Weise hielt ich weiter Kurs.
                                                                  Mir kam nicht der Gedanke auszuweichen.
                                                                  Die Möwen flogen fort.
                                                                  Vor lauter Beobachten, eigenem Antrieb und ordendlich Schub von den 5 Bft., war ich ruck zuck in den „magischen Kreis" eingedrungen.
                                                                  Ich starrte auf das Wasser um mich herum.
                                                                  Kurz hielt ich die Luft an, ob „es" mich jetzt nach unten zieht???
                                                                  Tatsächlich floss das Wasser wie eine Walze in Kreisen.
                                                                  Ich schaute in die Tiefe, in das nicht endende Türkis.
                                                                  Und wusste was es war.
                                                                  Ihr wahrscheinlich auch?
                                                                  Einerseits war ich erleichtert, denn es ist immer schön, wenn Diffuses Kontur annimmt.
                                                                  Doch in diesem Fall hätte ich gern darauf verzichtet.
                                                                  Unter mir befand sich das Ende eines Abwasserrohrs der Stadt Zadar.
                                                                  Zuletzt geändert von Suomalee; 07.04.2020, 17:03.
                                                                  Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                  Kommentar


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                                                                    Alter Hase
                                                                    • 17.07.2013
                                                                    • 3048
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                    Kommentar


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                                                                      Erfahren
                                                                      • 15.10.2010
                                                                      • 233
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                      Zitat von qwertzui Beitrag anzeigen
                                                                      Ja, da kiekste, ne?

                                                                      Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                      Kommentar


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                                                                        Freak

                                                                        Liebt das Forum
                                                                        • 15.02.2011
                                                                        • 13729
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                        Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
                                                                        Unter mir befand sich das Ende eines Abwasserrohrs der Stadt Zadar.

                                                                        Ja, den Anblick kenne ich, war bei mir zum Glück aber nur der "Brine" Auslass (keine Ahnung, wie die Aufkonzentrierte Salzlake einer Meerwasserentsalzung auf Deutsch heisst) vom Perth Seawater Desalination Plant im Cockburn Sound. Aber die Strömungsänderung ist schon ganz originell.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 15.10.2010
                                                                          • 233
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                          ...ganz originell...
                                                                          auch eine schöne Beschreibung!

                                                                          Nach dem Gebeuteltsein von Naturgewalten, mutete diese Kulturgewalt sehr spooky an.
                                                                          Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                          Kommentar


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                                                                            Erfahren
                                                                            • 15.10.2010
                                                                            • 233
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                            DIE LETZTE ETAPPE

                                                                            Jetzt war ich wirklich mit allen Wassern gewaschen.
                                                                            Daher musste wohl das Sprichwort kommen.
                                                                            Ich schwöre, das Wasser war hauptsächlich türkis.
                                                                            Ich beeilte mich und versuchte gleichzeitig möglichst kein Spritzwasser abzubekommen.

                                                                            Wir zogen weiter an Zadar vorbei.
                                                                            Die ersten Vororte mit Neubauten…dann wieder ein kleinerer Hafen…dann ein Wäldchen…
                                                                            Hier musste irgendwo ein Campingplatz sein.
                                                                            Aber den brauchten wir jetzt nicht mehr.
                                                                            Wir hatten endlich das Licht erreicht und die Sonne uns.
                                                                            Wohltuend war es, für Seele und Körper, wieder unter ihrer Wärme sein.
                                                                            Wir kamen uns nicht nur vor wie Helden, wir waren welche!
                                                                            Nur, dass es Niemand außer uns wusste.

                                                                            Ach wie nährt es doch die Selbstachtung, wenn man Großartiges geleistet hat und nicht darüber spricht...
                                                                            (Sondern später schreibt )

                                                                            Aus allen Himmelsrichtungen kamen wieder Schiffe auf die Wasserfläche.
                                                                            Nördlich von Zadar segelten sogar große Yachten.
                                                                            Ich meine sie segelten wirklich.
                                                                            Sonst fahren sie meist unter Motor.
                                                                            Doch nun hatten sie ja ordendlich Wind.

                                                                            Wir erreichten die Altstadt.
                                                                            Zwar bin ich vor gut 15 Jahren dort gewesen, per Pedes, doch ich erkannte nichts mehr.
                                                                            In meiner Erinnerung ist die Altstadt aus dem für Dalmatien typisch weißen Stein errichtet.
                                                                            Überall diese cremeweiße Farbe - dem Boden inclusive.
                                                                            Das musste wohl weiter hinten sein.
                                                                            Die Bauten, die wir vom Wasser aus betrachten konnten waren fast durchweg so eine Art neosozialistischer Prunkbau in, na wer sagst denn, rosa gehalten.
                                                                            Ich fand es trotzdem sehr schön Zadar auf diese Weise guten Tag gesagt zu haben.
                                                                            Die körpereigenen Drogen mussten, nach dem aktuellen Stand der Biochemie zu urteilen, jetzt auf ihrem Höhepunkt angelangt sein.
                                                                            Es war Wochenmarkt in der Altstadt.
                                                                            Wir fuhren in einer Entfernung, dass wir gerade noch alle Einzelheiten erkennen konnten.
                                                                            Wieder eine große Hafenanlage.
                                                                            Damlatien hat unglaublich viele Häfen.
                                                                            In allen Größen.
                                                                            Nun wurde die Besiedlung wieder niedriger.
                                                                            Der Leuchtturm...ein Kap.
                                                                            Zadar verwandelte sich in Vororte mit Freizeitanlagen und Urlaubsdomizile.
                                                                            Noch durch diese Bucht, noch vorbei an jenem Wäldchen vorbei…dann erkannten wir erste Details von unserem Endziel.
                                                                            Es gab dort eine gekennzeichnete Untiefe.
                                                                            Das war eine prima Orientierung.
                                                                            Noch einmal richtig Fahrt aufnehmen und mit Schwung das Kajak in den Kies rammen, dass es festsitzt.
                                                                            Dazu hat man ja in Dalmatien eher selten die Gelegenheit.


                                                                            fast wieder da

                                                                            Das Kajak saß fest.
                                                                            Es war erst Mittag.
                                                                            Raus hier, Klamotten runter und etwas Trockenes anziehen.
                                                                            Jetzt war Häuten angesagt.
                                                                            Die Amphibie steigt an Land.
                                                                            Oder so.
                                                                            Gerne hätte ich mit Walter erst einmal mit einem kalten Bier angestoßen.
                                                                            Oder wenigstens drei oder vier Anlandeschlucke genommen.
                                                                            Aber mir war bei Weitem nicht danach.
                                                                            Mir war immer noch übel und hielt lieber Diät.
                                                                            Es waren kaum Menschen unterwegs an der Promenade.
                                                                            Und es nahm Niemand Notiz von uns.
                                                                            Wir leerten die Boote.
                                                                            Wenn man seine sieben Sachen so ausbreitet, staunt man selbst, was man alles unterbringt in seinem Kahn.
                                                                            Zwischen wasserdichten Säcken, Lenzpumpe, Schwimmwesten, Essensvorräten und anderem Gepäck, lagen etliche Schwemmhölzer, Seeigel und zwei Vogelschädel.
                                                                            Leider auch kein Foto, mir ging es so mies und ich deshalb lieber Schwarztee kaufen.
                                                                            Wir beeilten uns den Schlüssel für unsere Unterkunft zu bekommen.
                                                                            Auch weil es schon wieder nach Regen aussah.
                                                                            Es sollte noch den ganzen Nachmittag bis in die Nacht regnen und gewittern.
                                                                            Das Schauspiel war also noch nicht vorbei.
                                                                            Aber für uns.
                                                                            Uns konnte das Wetter nichts mehr anhaben.
                                                                            Außer der Kälte.
                                                                            Sie drang zu uns bis durch die Mauern.
                                                                            Wir beglückwünschten uns zu unserer Entscheidung den Trip eingekürzt zu haben.
                                                                            Und waren gespannt, ob der Wetterbericht für den morgigen Tag hielt, was er versprach.
                                                                            Er übertraf sich.
                                                                            Wir beglückwünschten uns erneut.
                                                                            Zuletzt geändert von Suomalee; 07.04.2020, 17:08.
                                                                            Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                            Kommentar


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                                                                              Erfahren
                                                                              • 26.06.2013
                                                                              • 169
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                              Wow! Was für eine Dramatik! Ich freue mich, dass ihr diesen Abschluss so gut überstanden habt und ich hoffe, dass es dir inzwischen auch wieder gut geht.

                                                                              LG,
                                                                              Babs

                                                                              Kommentar


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                                                                                Freak

                                                                                Liebt das Forum
                                                                                • 15.02.2011
                                                                                • 13729
                                                                                • Privat


                                                                                #40
                                                                                AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                Geniale Lektüre und wunderschöne Bilder.

                                                                                Danke (nochmals) für das Teilen.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                  • 967
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                  Sehr schön. Da bekomme sogar ich als notorischer Fußgänger Lust mal in ein Boot zu steigen...

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Erfahren
                                                                                    • 15.10.2010
                                                                                    • 233
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                    Moment mal.
                                                                                    Einen habe ich noch...
                                                                                    Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                                    Kommentar


                                                                                    • Suomalee
                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 15.10.2010
                                                                                      • 233
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                      DAS MEER RAUCHT

                                                                                      Wenn Ihr glaubt, das wars gewesen…noch nicht ganz
                                                                                      Einen habe ich noch:
                                                                                      Ich möchte noch auf den Tag danach eingehen.
                                                                                      Der Tag, an dem das Wetter dann so richtig kippen sollte und weswegen wir unsere Tour ja auch verkürzt hatten.
                                                                                      Ich machte Walter den Vorschlag nicht gleich hinter Zadar auf die Autobahn ins Landesinnere zu fahren, sondern ein gutes Stück nach Norden hoch, die Küstenstraße entlang.
                                                                                      Denn ich wollte einen langsamen Abschied von dieser Inselwelt.
                                                                                      Und den sollte ich bekommen.
                                                                                      Nachdem wir das Auto gepackt und uns von der äußerst liebenswürdigen, älteren Vermieterin verabschiedeten, fuhren wir von der Küste weg ins Hinterland.
                                                                                      Zadar liegt auf einem vom Velebit ins Meer vorgelagerten Landstrich.
                                                                                      Die einspurige Straße führt sowohl zur Autobahn als auch zur Küstenstraße.
                                                                                      Wir brauchten bloß an der Autobahnauffahrt vorbei zu fahren, dann würden wir automatisch dorthin gelangen.
                                                                                      Es war kalt heute und auch schon recht windig.
                                                                                      Doch nach Bora sah uns das garnicht aus.
                                                                                      Tja, sie ist tückisch diese Bora, oder das Velebitgebirge ist es.
                                                                                      Oder beide zusammen sind es.
                                                                                      Die Bora, das sind Fallwinde.
                                                                                      Sie sausen die Hänge des Velebit hinunter und je nach dem, wie die Hänge beschaffen sind, steiler, mit kleinen Hügelchen versehen, an ihrem Fuße auslaufend oder in einer Bucht mündend...saust die Bora anders hinunter.
                                                                                      Ich glaube hier kann man sehr gut Aerodynamik an der Erde studieren, wenn man das so sagen kann?

                                                                                      Bei mehr Interresse einfach „Bora (Wind)“ googeln und staunen, was die Natur so alles macht:

                                                                                      (Auszug aus Wikipedia)
                                                                                      „Die Bora (griechisch μπόρα bόra, deutsch ‚kalter Windstoß, kalter Regenguss‘, von Boreas, wörtlich ‚der Nördliche‘; kroatisch Bura; slowenisch Burja) ist ein trockener, kalter und böiger Fallwind zwischen Triest, der kroatischen und der montenegrinischen Adriaküste. Winde vom Bora-Typ gehören mit ihrer Häufigkeit und ihren hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten, vor allem zwischen Triest und der Nordwest-Küste Kroatiens sowie in Teilen Süddalmatiens und Montenegros, zu den stärksten der Welt. Spitzengeschwindigkeiten einzelner Böen erreichen hier Werte von bis zu 250 km/h.“

                                                                                      Und weiter unten im Text:

                                                                                      „Es ist keine Seltenheit, dass jedes Jahr Brücken oder Küstenstraßen zeitweise gesperrt (zum Teil wurden vom Wind bereits Reisebusse ins Meer geweht) oder Fährlinien eingestellt werden müssen. An der neuen Autobahn A1 Zagreb-Split werden derzeit in der Welt einzigartige Windbarrieren getestet.“

                                                                                      Der Wetterbericht hatte an dem heutigen Morgen über den Mittag 7 Bft angegeben mit Spitzen bis 11Bft!
                                                                                      Man beachte es gibt nur 12Bft.
                                                                                      Und das entspricht einem Orkan.
                                                                                      Eine krasse Ansage.

                                                                                      Als der Abzweig zur Autobahn kam, war dieser…gesperrt.
                                                                                      Nix Autobahn.
                                                                                      Für Niemanden!
                                                                                      Die Kroaten haben es drauf mit der Bora und ihrer Autobahn.
                                                                                      Sie haben ein digitales Leitsystem für ihre Autobahn, über welches sie jederzeit die Geschwindigkeitsbegrenzung der jeweiligen Bora anpassen können.
                                                                                      Das letzte Mal als wir bei einer Bora diese Autobahn befuhren, war die Geschwindigkeit auf 40 km/h gedrosselt!
                                                                                      Und selbst da hatten wir noch Sorge, dass es uns die Kajaks vom Autodach reißt.
                                                                                      Wir fuhren weiter in Richtung Küstenstraße.
                                                                                      Es ging ja sowieso nicht anders.
                                                                                      Allmählich wackelten unsere Boote bedrohlich.
                                                                                      An der nächsten Möglichkeit hielten wir an und sicherten nach.
                                                                                      Alles an Seilen benutzen wir, um zusätzlich zu sichern.
                                                                                      Wir waren gewappnet.
                                                                                      Und machten ein Foto.


                                                                                      Bora

                                                                                      Und weiter gings, die Küste nach Norden hoch, entlang der kahlen Insel Pag.
                                                                                      Es war mächtig und gewaltig, aufregend und faszinierend.
                                                                                      Das Meer rauchte nur so in der Ferne.
                                                                                      Immer wieder stiegen wir aus und bestaunten das Meer, dass auf seiner Oberfläche Fallwinde abbildete.
                                                                                      Die See war vor lauter Wind in der Küstennähe plattgedrückt.
                                                                                      Erst weiter draußen dann bauten sich die Wellen mit ihren weißen Kämmen auf.
                                                                                      Noch weiter in der Ferne rissen die Winde so viel Wasser in die Luft, dass über dem Meer ein weißer Gischtschleier über die gesamte Fläche zu sehen war.
                                                                                      Das Meer rauchte!


                                                                                      Bora bei Pag

                                                                                      Ich hatte mal gehört, dass für Paddler das Gefährliche bei einer Bora wohlgemerkt (!) zunächst nicht das Kentern, sondern das Ertrinken in dem Gischtschleier ist.
                                                                                      Jetzt verstand ich warum.
                                                                                      Am kilometerweit dahinter gelegenen Festland konnten wir noch die Brandung mit bloßem Auge erkennen!
                                                                                      Mittendrin war dann auch mal die Küstenstraße gesperrt.
                                                                                      Offenbar war es zwischenzeitlich auch hier zu gefährlich geworden.
                                                                                      Wir legten, wie alle anderen motorisierten Reisenden, eine Zwangspause ein und gingen in eine Raststätte etwas essen und vertrieben uns die Zeit mit unseren österreichischen Tischnachbarn.
                                                                                      Glücklicher Weise wurde die Straßensperre nach zwei Stunden wieder aufgehoben und wir konnten passieren.
                                                                                      Enach einer weiteren Stunde bogen wir ab ins Landesinnere und schraubten uns den Pass hinauf.
                                                                                      Selbst hier oben im Landesinneren und weit ab vom Meer, waren die Wellen und die Brandung ohne Fernglas sichtbar.


                                                                                      Überblick nach Pag

                                                                                      Ein letzter Blick, ein letztes Einatmen der salzigen Luft und dann ging es über den Pass ins Landesinnere.
                                                                                      Zuletzt geändert von Suomalee; 07.04.2020, 17:17.
                                                                                      Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                                      Kommentar


                                                                                      • Suomalee
                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 15.10.2010
                                                                                        • 233
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                        NACHKLANG


                                                                                        Stille Wasser...

                                                                                        Mal abgesehen von dem spektakulären Ende...

                                                                                        Ich kenne Dalmatien in intensiven Farben.
                                                                                        Das Land ist erdig und sehr konkret in seiner Kargheit.
                                                                                        Diesmal zeigte sich mir die Inselwelt mit der tieferstehenden Sonne und dem herbstlichen Dunst oft in Pastelltönen.
                                                                                        Durch die Flauten kamen diese Farbspiele besonders intensiv zur Geltung.
                                                                                        Die sonst so schroffe und substanzielle Landschaft wurde fast überirdisch, als sei sie eine Idee von sich selbst.

                                                                                        Ja, es war anders diesmal.
                                                                                        Zuletzt geändert von Suomalee; 11.10.2019, 07:10.
                                                                                        Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Erfahren
                                                                                          • 15.10.2010
                                                                                          • 233
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                          Zitat von Babsbara Beitrag anzeigen
                                                                                          ...und ich hoffe, dass es dir inzwischen auch wieder gut geht.

                                                                                          LG,
                                                                                          Babs

                                                                                          Ja, inzwischen geht es mir wieder gut.
                                                                                          Es war nur eine kleine Lebensmittelvergiftung...

                                                                                          Liebe Grüße zurück!
                                                                                          Zuletzt geändert von Suomalee; 10.10.2019, 17:17.
                                                                                          Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Erfahren
                                                                                            • 15.10.2010
                                                                                            • 233
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                                                                                            AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                            Zitat von Baciu Beitrag anzeigen
                                                                                            Sehr schön. Da bekomme sogar ich als notorischer Fußgänger Lust mal in ein Boot zu steigen...
                                                                                            Na, Du müsstest ja landschaftlich einiges von dem was ich beschrieben habe, von oben kennen?
                                                                                            Aber vorher bisschen üben ja?
                                                                                            Versprochen?

                                                                                            Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Erfahren
                                                                                              • 08.11.2010
                                                                                              • 119
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                              Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
                                                                                              Die Kroaten haben es drauf mit der Bora und ihrer Autobahn.
                                                                                              Sie haben ein digitales Leitsystem für ihre Autobahn, über welches sie jederzeit die Geschwindigkeitsbegrenzung der jeweiligen Bora anpassen können.
                                                                                              Das letzte Mal als wir bei einer Bora diese Autobahn befuhren, war die Geschwindigkeit auf 40 km/h gedrosselt!
                                                                                              Weniger als 1 km Richtung Süd-Südosten liegt die "alte" Maselnica Brücke (gebaut 1960; zerschtört im Krieg 1991, wieder aufgebaut 2005) - die war, so weit ich mich errinnern kann, nie wg Bura geschlossen. Falls man von Süden kommt, wenn die neue Brücke wg. Bura geschlossen ist, wird man über die alte Maslenica Brücke weiter geleitet (Ausfahrt Posedarje).

                                                                                              Damalige Regierung wollte so schnell wie möglich die Verkehrverbindung widerherstellen, die Baustelle lag damalls (1993) noch in der Kannonen Reichweite und daher würden (müssten?) die Stimmen des lokalen Bewohnern überhört werden, die alles sagten daß die Lage der neune Brücke (im Hinsicht auf Bura) nicht gut ist.

                                                                                              Je gemessene Buras Hochstgeschwindichkeit bei der Maslenica Brücke liegt bei 248 km/h, gemessen am 21.12.1998.

                                                                                              Obwohl ich von weitersüdlich stamme, ich finde die Gegend (in meinen Augen) recht schön, vor allem mag ich die alte Adriastrasse hochfahren (über Starigrad, Karlobag, Senj)

                                                                                              LG & noch mal herzlichen Dank fürs sehr schön geschriebenen Bericht,
                                                                                              I.
                                                                                              "We will either find a way, or make one"
                                                                                              Meine Fotos

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                                                                                                Fuchs
                                                                                                • 02.11.2011
                                                                                                • 1846
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [HR] Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                                Auch ich möchte mich für diesen Bericht recht herzlich bedanken. Im Frühjahr hat mich die "Bora" aus dem Velebit auf Dugi Otok vertrieben. Es war dort kalt und windig, aber trocken. Im Velebit sank die Schneefallgrenze immer weiter...





                                                                                                3 Tage "abwettern" im kleinen Hafenort Luka mit paar Wanderungen "oben herum" waren die richtige Entscheidung!
                                                                                                >> Ich suchte Berge und fand Menschen <<

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Erfahren
                                                                                                  • 15.10.2010
                                                                                                  • 233
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [HR] Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                                  @croat:
                                                                                                  Ja, genau da sind wir entlang gefahren.
                                                                                                  Die Sperrung kam erst hinter Tribanj, auf der Höhe der Brücke nach Pag.

                                                                                                  @simurgh:
                                                                                                  Schöne Fotos!
                                                                                                  Da erkenne ich die Kornaten im Hintergund an den kleinen Steilküstchen, mhm?
                                                                                                  Und verrätst Du mir, von wo das zweite Foto augenommen ist?
                                                                                                  Dugi Otok im Süden mit Blick auf Pasman und Velebit im Hintergrund?


                                                                                                  Das Schreiben hat mir, wie immer, viel Spass gemacht.
                                                                                                  Jetzt bin ich dann auch wieder "richtig" angekommen.


                                                                                                  Abwettern
                                                                                                  Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                                    • 03.03.2015
                                                                                                    • 913
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [HR] Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                                    Jetzt konnte ich den Bericht auch mal zu Ende lesen. Wirklich ein toller Bericht, in einer sehr poetischen Sprache. Ich bin beeindruckt.
                                                                                                    Wandern & Flanieren
                                                                                                    Neues entdecken durch Langsamkeit

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Erfahren
                                                                                                      • 26.06.2013
                                                                                                      • 169
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [HR] Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                                      Nach dem, was ihr hier über die Bora/bura schreibt, bekommt man geradezu Lust oder wird zumindest neugierig, die mal selbst mitzuerleben. Aus sicherer Entfernung natürlich!

                                                                                                      Tolle Fotos!

                                                                                                      LG,
                                                                                                      Babs

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Fuchs
                                                                                                        • 02.11.2011
                                                                                                        • 1846
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [HR] Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                                        Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
                                                                                                        @simurgh:
                                                                                                        Schöne Fotos!
                                                                                                        Da erkenne ich die Kornaten im Hintergund an den kleinen Steilküstchen, mhm?
                                                                                                        Und verrätst Du mir, von wo das zweite Foto augenommen ist?
                                                                                                        Dugi Otok im Süden mit Blick auf Pasman und Velebit im Hintergrund?
                                                                                                        Beide Bilder habe ich im Naturpark Telašćica gemacht.

                                                                                                        1 - mit Blick auf die Kornaten von da...

                                                                                                        2 - vom Fort Grpašćak mit Blick nach Norden über die Insel Ugljan. Das erkennst du an den Antennen bei Sveti Mihovil.

                                                                                                        Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
                                                                                                        ZARTE GEFÜHLE VERSCHIEDENER ART

                                                                                                        [...]Apropos gespenstisch.
                                                                                                        Auf einmal wusste ich woher das unheimliche Gefühl an meiner Kopfhaut kam.
                                                                                                        Es mussten die Eidechsen sein, die über meine Haarspitzen huschten!
                                                                                                        Ich glaube das ist die feinste Berührung die ich bisher in meinem Leben gespürt habe.
                                                                                                        Viele Grüße auch noch von deinen "Haarstreichlern"...


                                                                                                        Karstläufer od. Adriatische Mauereidechse (Podarcis melisellensis)
                                                                                                        >> Ich suchte Berge und fand Menschen <<

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Erfahren
                                                                                                          • 15.10.2010
                                                                                                          • 233
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [HR] Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                                          @simurgh:
                                                                                                          Ah, okay!
                                                                                                          Danke für Deine Erklärung.
                                                                                                          Da hatte ich mich 45 Grad zu weit nach rechts gedreht.
                                                                                                          Deine Bilder machen mir Lust, einen immer wiederkehrenden Wunsch umzusetzen:
                                                                                                          In dieser Gegend mal per Pedes unterwegs zu sein.
                                                                                                          Warst Du schon öfter auf den Inseln wandern, oder lag es an Deiner Vertreibung?

                                                                                                          Die Echsen zaubern mir beim Drandenken schon ein Lächeln ins Gesicht.


                                                                                                          @Babsbara:
                                                                                                          Dalmatien ist definitiv eine Reise wert.
                                                                                                          Und das Hinterland auch.
                                                                                                          Und die Anreise erst - Slowenien!
                                                                                                          Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!
                                                                                                          (Sollte ich vielleicht als Signatur verwenden...)
                                                                                                          ...
                                                                                                          Diese Bora hatte mich unglaublich beeindruckt.
                                                                                                          Das merke ich jetzt noch, wenn ich darüber erzähle.
                                                                                                          Zwar war das Gewitter zuvor auch nicht von schlechten Eltern, doch das wurde schon mal in 2015 getoppt.
                                                                                                          Siehe Reisebericht: "Zum Donnerwetter mit den Seekajakherz".
                                                                                                          Daher der Titel.
                                                                                                          Wenn man das Wasser als Basis für seine Fortbewegung hat und braucht, dann ist es unglaublich beeindruckend, wenn sich diese "Straße" derart verwandelt, dass sie unbenutzbar wird.
                                                                                                          Für eine reine Landratte wird die Bora zwar auch beeindruckend sein, doch etwas anders.

                                                                                                          Auf jeden Fall wünsche ich Dir, eine Bora wenn, dann von einem sicheren Ort aus zu erleben.

                                                                                                          Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Lebt im Forum
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                                                                                                            • 8843
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: [HR] Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                                            Sehr schön geschrieben.
                                                                                                            Danke fürs mitnehmen.
                                                                                                            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Erfahren
                                                                                                              • 15.10.2010
                                                                                                              • 233
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [HR] Seekajakrevival in Dalmatien

                                                                                                              So, dank Corona hatte ich mir noch mal die Zeit genommen Korretur zu lesen.

                                                                                                              Ich bekomme immernoch Herzklopfen, wenn ich wieder in den Bericht eintauche.
                                                                                                              Auch jetzt, wo alles so weit weg ist, gerade durch Corona.
                                                                                                              Aber irgndwann wird es wieder aufs Wasser gehen.

                                                                                                              Ach, und wenn Jemand der verehrten Leserschaft Lust hat auf gemeinsame Meerabenteuer, nur zu, es gibt noch so viel zu sehen, nicht nur im Südmeer...

                                                                                                              Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Neu im Forum
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                                                                                                                • 2
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
                                                                                                                AW: [HR] Seekajakrevival in Dalmatien


                                                                                                                Ach, und wenn Jemand der verehrten Leserschaft Lust hat auf gemeinsame Meerabenteuer, nur zu, es gibt noch so viel zu sehen, nicht nur im Südmeer...

                                                                                                                Da wäre ich gern dabei

                                                                                                                So wie auch die anderen Berichte einfach toll geschrieben... da bekommt man so fernweh!


                                                                                                                Kommentar