Ich hab das hier mal runtergeschrieben, weil der Wunsch nach einem Vergleich zwischen den "Hobokochern" WK15 und Magic Flame geäußert wurde. Die erste Hälfte gibt's dank Mephisto ja schon – hier nun der Magic Flame. Einwände, Ergänzungen, Praxiserfahrungen gerne anfügen.
Erste Eindrücke vom Magic Flame
"Magic Flame" klingt eher nach Teleshopping als nach Schweizer Qualitätsprodukt. Ich nenne das Ding daher bei seinem Familiennamen: Künzi.

Der Künzi kommt schweizerisch pur im hitzebeständigen, tannengrünen Leinensäckli mit Tupfenmuster; auch erhältlich – kein Witz – mit apartem Blumendekor. Dieses Kocherexemplar war bereits zweimal in Betrieb und zeigt daher die typischen Anzeichen fortschreitender Verfärbung. Das Material ist 1 mm Edelstahl und somit bei korrektem Umgang rostfrei. Das Feuerzeug dient hier nur dem Größenvergleich: zusammengelegt ist der Künzi exakt 115 x 150 mm (somit etwas über postkarten-) groß und unter 10 mm dick. Die Küchenwaage sagt: Kocher 536 g, Beutel 15 g; die sehr ausführliche A4-Anleitung wurde nicht gewogen. Preis bei Därr: stattliche EUR 69,95.

Die Verarbeitung wirkt unverwüstlich und sehr zweckmäßig – keine Niete, keine Schrauben, keine Grate, keine losen Teile. Alle Verbindungen sind sauber gerollt. Der Hersteller verspricht 5 Jahre Garantie. Schon das Aufstellen ist ein Vergnügen: einfach das Blechpaket auseinanderziehen, der anscharnierte Boden fällt scheppernd in Position – fertig.

Kocher von oben. Auf Fels muss der viereckige Kocher ein wenig ausgerichtet werden, um fest zu stehen. Die "Topfauflage" misst ca. 16 cm in der Diagonalen; ihr kleinster Durchmesser beträgt ca. 13 cm. Man braucht also mindestens ein 15 cm Kochgefäß.

Experimentierfreudige können den Künzi – mit hochgeklapptem Boden – auch als Dreieck oder gar als Viertelquadrat aufstellen; passt dann für den kleinsten Napf. Auch beschrieben wird der kopfstehende Betrieb mit dem Bodenblech als Grillrost. Falls man keine Briketts im Wald findet, stell ich mir da das Befeuern schwierig vor.

Kurz mal Holz gesammeit: Mit dem hier gezeigten Häuflein (kaum eine halbe Einkaufstüte voll) brannte der Kocher über eine Stunde. Äste bis ca. 4 cm Stärke ließen sich gut verwenden; beim Portionieren des trockenen, ungewöhnlich harten Holzes musste die Fiskars helfen.

Ein Liter Wasser: das Survival-Infrarotthermometer zeigt erfrischende 13 Grad. Der geschlossene Topf kommt auf den bereits angeheizten Kocher...

Hier kocht das Wasser (bei leichtem Wind, ca. acht Grad Außentemperatur und moderater Brennstoffzufuhr) nach ca. zehn Minuten. Es werden kürzere Zeiten berichtet, die unter günstigen Bedingungen sicherlich erreichbar sind. Besonders schnell geht's mit einem Schuss Petroleum.
Zum Nachlegen stärkerer Holzstücke muss ein großer Topf normalerweise angehoben werden; ein arretierbarer, stets kühler Henkel wie hier hilft da sehr. Etwas zu lange Stücke ragen seitlich aus den Abzugsöffnungen und brennen problemlos runter. Oft kann man längere Stücke horizontal unter dem Topf hindurchführen. Problemlos ist die Asche: Wie desöfteren geschildert, verbrennt das Holz vollständig zu feinkrümeliger, weißer Asche, die durch gelegentliches Stochern im Kocher mühelos ins Freie transportiert wird. Brennstoffverbrauch beim Test: keine zwei Hände voll Kleinholz.

Autsch – meine Snow Peak Luxustöpfe haben echt schon besser ausgesehen. Aber für sowas sind sie schließlich da. Der Kocher hingegen blieb nahezu sauber (und nebenbei auch frei von nennenswerten Verformungen). Besonderen Reinigungsbedarf – gar Zerlegen und dergleichen – erkenne ich vorerst nicht. Knapp zehn Minuten nach dem Verlöschen oder Leeren ist der Künzi kühl genug, um ihn einzupacken. Auch dabei bleiben die Finger sauber.

Fazit:
Gegenüber üblichen Trekkingkochern hat so ein "Designer-Hobo" erwartete Vorteile:
- Brennstoff fast überall erhältlich,
- Brennstoff kostenlos in oft unbegrenzten Mengen,
- Kocher entsorgt zugleich Abfälle,
- leuchtet und wärmt,
- leise,
- 100% zuverlässig,
- darf in jedes Flugzeug,
- minimales Packmaß,
- gemütlich.
Die Nachteile sind:
- nicht unbedeutendes Gewicht,
- braucht relativ viel Aufmerksamkeit im Betrieb (kaum bei starkem Holz),
- qualmt,
- untauglich für den Betrieb in kleinen Zelten,
- Betrieb braucht ein paar Minuten Vorbereitung: Holzsammeln halt,
- verrußtes Kochgeschirr kontaminiert Hände und Ausrüstung,
- offenes Feuer nicht überall willkommen,
- brennt ohne Vorkehrungen unschöne Löcher in die Landschaft,
- Anschaffung relativ teuer.
Je länger man mit dem Künzi wirtschaftet, um so durchdachter erscheinen einem die Details; etwa die optimal geformten Abzugsöffnungen, die einteilige Konstruktion. Der Aufbau ist unübertroffen schnell, der Abbau (zumindest des Kochers) sauber. Die gegenüber dem WK15 größere Grundfläche ist günstig für stärkere Scheite mit längerer Brenndauer. Solotourer mit sehr kleinen Kochgefäßen werden hingegen den WK15 bevorzugen.
Auf Rucksacktour hätte ich keine Bedenken, nur mit dem Künzi zu reisen. Limitierend erscheint mir da weniger der Brennstoffnachschub als die meist begrenzten Möglichkeiten zu offenem Feuer. Meines Wissens sind Hobokocher bei Bikern populär; auf meinen Land-Rover-Touren wird der Künzi ein idealer Zweitkocher sein. So kann ich ausdauernd und günstig mit Holz kochen – aber ich muss nicht die für ein Campfeuer üblichen Mengen Holz beschaffen und transportieren. Zweitens gewährleistet er – mehr als jeder Multifuelkocher – dass man nie ohne funktionstüchtigen Kocher oder ohne Brennstoff dasteht.
Das ist eine ganz neue, willkommene Erfahrung und die siebzig Euro glatt wert.
Norbert
Links:
Hersteller: Künzi Creative Concepts
Erste Eindrücke vom Magic Flame
"Magic Flame" klingt eher nach Teleshopping als nach Schweizer Qualitätsprodukt. Ich nenne das Ding daher bei seinem Familiennamen: Künzi.

Der Künzi kommt schweizerisch pur im hitzebeständigen, tannengrünen Leinensäckli mit Tupfenmuster; auch erhältlich – kein Witz – mit apartem Blumendekor. Dieses Kocherexemplar war bereits zweimal in Betrieb und zeigt daher die typischen Anzeichen fortschreitender Verfärbung. Das Material ist 1 mm Edelstahl und somit bei korrektem Umgang rostfrei. Das Feuerzeug dient hier nur dem Größenvergleich: zusammengelegt ist der Künzi exakt 115 x 150 mm (somit etwas über postkarten-) groß und unter 10 mm dick. Die Küchenwaage sagt: Kocher 536 g, Beutel 15 g; die sehr ausführliche A4-Anleitung wurde nicht gewogen. Preis bei Därr: stattliche EUR 69,95.

Die Verarbeitung wirkt unverwüstlich und sehr zweckmäßig – keine Niete, keine Schrauben, keine Grate, keine losen Teile. Alle Verbindungen sind sauber gerollt. Der Hersteller verspricht 5 Jahre Garantie. Schon das Aufstellen ist ein Vergnügen: einfach das Blechpaket auseinanderziehen, der anscharnierte Boden fällt scheppernd in Position – fertig.

Kocher von oben. Auf Fels muss der viereckige Kocher ein wenig ausgerichtet werden, um fest zu stehen. Die "Topfauflage" misst ca. 16 cm in der Diagonalen; ihr kleinster Durchmesser beträgt ca. 13 cm. Man braucht also mindestens ein 15 cm Kochgefäß.

Experimentierfreudige können den Künzi – mit hochgeklapptem Boden – auch als Dreieck oder gar als Viertelquadrat aufstellen; passt dann für den kleinsten Napf. Auch beschrieben wird der kopfstehende Betrieb mit dem Bodenblech als Grillrost. Falls man keine Briketts im Wald findet, stell ich mir da das Befeuern schwierig vor.

Kurz mal Holz gesammeit: Mit dem hier gezeigten Häuflein (kaum eine halbe Einkaufstüte voll) brannte der Kocher über eine Stunde. Äste bis ca. 4 cm Stärke ließen sich gut verwenden; beim Portionieren des trockenen, ungewöhnlich harten Holzes musste die Fiskars helfen.

Ein Liter Wasser: das Survival-Infrarotthermometer zeigt erfrischende 13 Grad. Der geschlossene Topf kommt auf den bereits angeheizten Kocher...

Hier kocht das Wasser (bei leichtem Wind, ca. acht Grad Außentemperatur und moderater Brennstoffzufuhr) nach ca. zehn Minuten. Es werden kürzere Zeiten berichtet, die unter günstigen Bedingungen sicherlich erreichbar sind. Besonders schnell geht's mit einem Schuss Petroleum.
Zum Nachlegen stärkerer Holzstücke muss ein großer Topf normalerweise angehoben werden; ein arretierbarer, stets kühler Henkel wie hier hilft da sehr. Etwas zu lange Stücke ragen seitlich aus den Abzugsöffnungen und brennen problemlos runter. Oft kann man längere Stücke horizontal unter dem Topf hindurchführen. Problemlos ist die Asche: Wie desöfteren geschildert, verbrennt das Holz vollständig zu feinkrümeliger, weißer Asche, die durch gelegentliches Stochern im Kocher mühelos ins Freie transportiert wird. Brennstoffverbrauch beim Test: keine zwei Hände voll Kleinholz.

Autsch – meine Snow Peak Luxustöpfe haben echt schon besser ausgesehen. Aber für sowas sind sie schließlich da. Der Kocher hingegen blieb nahezu sauber (und nebenbei auch frei von nennenswerten Verformungen). Besonderen Reinigungsbedarf – gar Zerlegen und dergleichen – erkenne ich vorerst nicht. Knapp zehn Minuten nach dem Verlöschen oder Leeren ist der Künzi kühl genug, um ihn einzupacken. Auch dabei bleiben die Finger sauber.

Fazit:
Gegenüber üblichen Trekkingkochern hat so ein "Designer-Hobo" erwartete Vorteile:
- Brennstoff fast überall erhältlich,
- Brennstoff kostenlos in oft unbegrenzten Mengen,
- Kocher entsorgt zugleich Abfälle,
- leuchtet und wärmt,
- leise,
- 100% zuverlässig,
- darf in jedes Flugzeug,
- minimales Packmaß,
- gemütlich.
Die Nachteile sind:
- nicht unbedeutendes Gewicht,
- braucht relativ viel Aufmerksamkeit im Betrieb (kaum bei starkem Holz),
- qualmt,
- untauglich für den Betrieb in kleinen Zelten,
- Betrieb braucht ein paar Minuten Vorbereitung: Holzsammeln halt,
- verrußtes Kochgeschirr kontaminiert Hände und Ausrüstung,
- offenes Feuer nicht überall willkommen,
- brennt ohne Vorkehrungen unschöne Löcher in die Landschaft,
- Anschaffung relativ teuer.
Je länger man mit dem Künzi wirtschaftet, um so durchdachter erscheinen einem die Details; etwa die optimal geformten Abzugsöffnungen, die einteilige Konstruktion. Der Aufbau ist unübertroffen schnell, der Abbau (zumindest des Kochers) sauber. Die gegenüber dem WK15 größere Grundfläche ist günstig für stärkere Scheite mit längerer Brenndauer. Solotourer mit sehr kleinen Kochgefäßen werden hingegen den WK15 bevorzugen.
Auf Rucksacktour hätte ich keine Bedenken, nur mit dem Künzi zu reisen. Limitierend erscheint mir da weniger der Brennstoffnachschub als die meist begrenzten Möglichkeiten zu offenem Feuer. Meines Wissens sind Hobokocher bei Bikern populär; auf meinen Land-Rover-Touren wird der Künzi ein idealer Zweitkocher sein. So kann ich ausdauernd und günstig mit Holz kochen – aber ich muss nicht die für ein Campfeuer üblichen Mengen Holz beschaffen und transportieren. Zweitens gewährleistet er – mehr als jeder Multifuelkocher – dass man nie ohne funktionstüchtigen Kocher oder ohne Brennstoff dasteht.
Das ist eine ganz neue, willkommene Erfahrung und die siebzig Euro glatt wert.
Norbert
Links:
Hersteller: Künzi Creative Concepts
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