[DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

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  • rumtreiberin
    Alter Hase
    • 20.07.2007
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    • Meine Reisen

    [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Reisezeit: August 2012

    Reisemittel: Faltkajak

    Region: Dänemark, im nordwestlichen Teil des südfünischen Inselmeers, das bei uns meist eher unter dem Namen Dänische Südsee bekannt ist.

    Mit minimaler Vorbereitungszeit habe ich diese Tour angetreten. Es waren kaum mehr als 3 oder 4 Tage Recherche im Internet sowie hier im Forum,nachdem ich mich endgültig für die dänische Südsee entschieden hatte bevor ich dann im Auto saß.

    Die Ausrüstung wurde im Blitzverfahren zusammengeworfen, ohne großartiges Nachrechnen von Portionen fürs Essen oder Brennstoffmengen, auch das sonstige Zeug habe ich ohne großes Erbsenzählen und Packlistenfriemeln zusammengewürfelt.

    Penibler durchgecheckt habe ich eigentlich nur Zelt und Häringssammlung, Isomatte und Schlafsack sowie das Boot mit allem Zubehör von Steuer über Float, Weste, Spritzdecke bis Seesocke.

    Aber eigentlich wollte ich vor allen Dingen loskommen bevor der sowieso knapp bemessene Urlaub rum wäre, nachdem sehr kurzfristig die ursprüngliche Urlaubsplanung geplatzt war.

    Eigentlich waren die paar tage die mir für das Vorhaben dänische Südsee blieben reichlich knapp, wenn ich denn außer hektischer An- und Abreise (von mir aus etwa 600km bis zur Fähre in Fynshav) und einem Gewaltakt zum Klamotten reinigen trocknen und wegräumen nach der Heimkehr sowie dem Klamottenpacken für den dann folgenden dienstlichen Einsatz mit knapp 2 Wochen dauer noch irgendwelche netten Tourtage und vor allem einen Erholungseffekt übrigbehalten wollte, so daß ich mir schließlich ein Herz faßte und meinen Chef sowie die beiden Kollegen die es "ausbaden" müßten wenn ich meinen Urlaub verlängern würde fragte, ob es möglich wäre daß ich nicht wie geplant zum 25. August sondern erst zum 30.August oder zum 1.September wieder antrete. Ich hatte Glück, und alle spielten mit, so daß ich nun sehr viel entspannter starten konnte.

    Geplant war nur sehr wenig. Meine Vorbereitung hatte im wesentlichen im Suchen nach Fährverbindungen, einem Überblick wie lang die Querungen zwischen den Inseln denn sein könnten sowie längerem Graben auf der Übersichtsseite für die Biwakplätze in Dänemark bestanden. Im Planungsthread zu dieser Tour finden sich die Links zu downloadbaren Karten sowie zu den Übernachtungsplätzen.

    Die wichtigsten Links waren für mich die folgenden:

    Übernachtungsplätze , der übrigens auch Tourenvorschläge, Sehenswürdigkeiten und Hinweise zu Outdooraktivitäten aller Art liefert. Auch Verleiher von Booten und Fahrrädern sowie kommerzielle Touranbieter finden sich dort, wenn man beispielsweise auf einer Fahrradtour mal einen geführten Seekajak-Schnuppertag haben möchte. Da habe ich ziemlich lange rumgegraben und schließlich detaillierte Beschreibungen der interessant erscheinenden Zeltplätze und Kajaktourbeschreibungen zum Mitnehmen ausgedruckt. Außerdem lassen sich dort auch die vorgeschlagenen Touren und Orte als Dateien für GPS-Geräte runterladen, so daß ich die Koords der infrage kommenden Übernachtungsplätze auch gleich auf das Etrex Vista HCX geschubst habe. Auch die Kartenausschnitte kann man ausdrucken um sich einen Überblick zu verschaffen, sie sind jedoch dann ohne Koordinatennetz.

    Ansonsten: Karten bei OSM bzw speziell als Seekarte die Openseamap , auch der Hinweis auf Eniro war mir nützlich. Da ich allerdings in den Tagen der Vorbereitung massive Probleme mit meiner Internetverbindung hatte, gelangen die Kartendownloads nicht wirklich. Es reichte kaum zu mehr als zum Ansehen am Bildschirm und teilweise Screenshots ausdrucken, besonders von der Seekartenversion bei Eniro, so daß ich schließlich ohne detaillierte Elektronik-Karte außer einer älteren Version der City Navigator Europa auf dem Vista, gepimpt mit den Koords und Tracks von "ud i naturen" und einem Haufen Papier im Gepäck loszog, zusätzlich getröstet von dem Hinweis, daß es an den örtlichen Touristinfos sehr geniales detailliertes Kartenmaterial gebe.

    Wobei ich schon öfter bei der Tourvorbereitung festgestellt habe, daß ich in "Vor-Internet-Zeiten" an diese Dinge eigentlich viel relaxter und mit mehr Mut zur Lücke rangegangen bin als heute, wo ich mir vorab Satellitenbilder des Zielgebiets, Daten, Koordinaten und wasweißichalles vorab beschaffen kann. "Früher" bin ich in die Bibliothek, hab mir aus dem ADAC-Campingführer und dem Jugendherbergsverzeichnis die für die Zielregion interessanten Seiten fotokopiert, habe zusätzlich einen normalen Reiseführer zum Querlesen der mir ansprechend erschien sowie wenn es das denn gab einen Radwanderführer/Wanderführer der Region ausgeliehen, wobei ich letzteren dann bei gefallen bestellt und gekauft habe, und gut war. Was da nicht drin war wurde eben vor Ort erfragt oder war nicht erforderlich, feddich! Das gehörte zum Touren eben dazu, daß es passieren konnte daß man ausgerechnet dann wenn man gern zur Abwechslung mal wieder einen Campingplatz mit Duschmöglichkeit gehabt hätte weil die letzte Dusche schon drei Tage her war eben nicht feststellen konnte ob und wo es einen näheren als den unerreichbaren in 30km Entfernung gäbe. Aber gut, durch die begrenzte Zeit der Vorbereitung (und in den 3 bis 4 Tagen Vorbereitung waren ja neben Internetrecherche auch noch Zeiten für Klamotten waschen, Haushalt erledigen, den Rasen nochmal mähen, einkaufen, sonstige Erledigungen zur Vorbereitung meiner Abwesenheit bzw zur "Nachbereitung" meiner vorangehenden dienstlichen Tour eingeschlossen, so daß es im wesentlichen die Abendstunden sowie Arbeitspausen zum relaxen waren, in denen ich tatsächlich am Rechner saß...und eben die Blicke und empörten Mausklicks beim Vorbeigehen wenn denn der 23.Versuch eines Kartendownloads mal wieder in der Leitung quer saß und weder vorwärts noch rückwärts wollte.

    Irgendwann hatte ich dann diesen ganzen Pack- und Vorbereitungsfeteschismus satt, obendrein kamen mir noch ein paar ungewollte private Dinge quer die noch einen abstecher und einige erledigungen erzwangen, so daß sich meine Abreise irgendwann bis zum Samstag Spätnachmittag verschoben hatte. Ich hatte es satt. Ich wollte einfach nur noch weg von diesem ganzen schwachsinnigen Verpflichtungsgedöns.

    Ich wollte endlich wieder dieses entspannende "Es zählt nur das Hier und jetzt" - Gefühl haben bei dem dieser ganze alltägliche Anspruchs- und Verpflichtungszirkus reduziert wird auf die ganz elementaren Dinge, wie trocken und sicher schlafen, was zu essen zu haben, in Bewegung zu einem Ziel hin zu sein - und merkte deutlich wie ausgepowert ich war. Es war deutlich spürbar wie lange ich am Limit gearbeitet und gelebt hatte - ich würde es bewußt langsam angehen müssen um nicht unbeabsichtigt Grenzen psychischer oder physischer Leistungsfähigkeit zu überschreiten, die ich besser nur vorsichtig teste.

    So saß ich dann am Samstag, den 18. August irgendwann im Lauf des Tages nach etlichem Durcheinander teils per Telefon, teils persönlich um dies, das und jenes sowie einem eigentlich gar nicht geplanten Abstecher ums Eck zu einer Freundin endlich im Auto, zusammen mit einem großen Rucksack mit dem Faltboot und ein paar dazwischen gestopften Ausrüstungsgegenständen darin, einem großen Tatonka-Packsack in dem die kleinen Packsäcke und Ausrüstungsgegenstände Platz gefunden hatten, einem etwa 30Liter Paddelsack, einem Bootswagen sowie einer kleinen Reisetasche mit ein paar Klamotten für die Rückreise zwecks sozial kompatiblem Geruch und Optik oder evtl einem Zwischenstopp für die Heimreise.

    Da es schon recht spät war, wollte ich einfach so weit fahren wie ich komme bevor die Müdigkeit zuschlägt, dann ein paar Stunden irgendwo im Auto schlafen, am nächsten Morgen die Reststrecke zur Fähre, den PKW abstellen und mit meinem Gerümpelsberg auf dem Bootswagen die Überfahrt nach Søby auf Ærø nehmen, dort dann auf den Campingplatz von Søby um in Ruhe aufzubauen, vielleicht mal kurz das Boot unbeladen aufs Wasser, aber den eigentlichen Tourstart dann erst am Montag. Die Wetter- und vor allem Windvorhersage erschien günstig dafür die Runde Richtung Bøjden zu machen statt dort zu starten. Außerdem hatte mir Ditschis Foto vom Campingplatz in Søby so verlockend ausgesehen, daß ich da hin wollte. Für die Rückreise hatte ich die ebenfalls in Fynshav abgehende Verbindung nach Bøjden ins Auge gefaßt, so daß eine Rundtour daraus werden könnte. Dazwischen Inselhüpfen, sollte es wettertechnisch doof sein auch per Fähre oder mit Änderungen der Route.

    Auf dem Handy habe ich eine Wetter-App, die anhand der GPS-Koordinaten die entsprechenden daten liefert, diese greift auf die US-Seite accuweather zu und hat für zuhause und auch die Festland-Aktivitäten quer durch Europa eigentlich durchaus passende Wetterinfos geliefert, so daß ich annahm das würde schon passen. Auf jeden fall wollte ich aufgrund von Jürgens Verweis auf die guten Infos in den Tourist Infos dort unbedingt vorbeischauen und zusehen daß ich möglichst noch eine bessere Karte bekäme als das zusammengestoppelte ausgedruckte Zeugs. Als Backup gäbe es ja noch die Möglichkeit Campingplatzbesitzer oder Hafenaushänge als Infoquelle zu benutzen, was mir Jürgen ja empfohlen hatte.
    Zuletzt geändert von rumtreiberin; 03.09.2012, 12:11.

  • rumtreiberin
    Alter Hase
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

    Anreise und Aufbau, 18./19. August

    Genervt bin ich irgendwann am Nachmittag dann doch endlich weggekommen. Das Auto ist so gepackt, daß ich trotz des ganzen Gerümpels noch Platz habe bei Bedarf einige Stunden darin irgendwo auf einem Parkplatz zu schlafen, zum Glück reichen mir da durchaus schon mal 2 oder 3 Stunden Schlaf, vorausgesetzt ich schaffe es diese Schlafpause dann zu machen wenn ich die ersten Anzeichen von Müdigkeit merke und nicht erst nachdem ich länger mit mir selber gerungen habe ob ich denn nun raus fahre oder nicht. In Dortmund habe ich noch einen Stopp bei Ikea gemacht, irgendwie stand das Baumaterial für einen IKEA-Hobo schon länger auf der Einkaufsliste, bisher war die Beschaffung jedoch immer wieder daran gescheitert daß ich entweder zu anderen Zwecken dort war und dann im passenden Moment nicht daran gedacht habe oder daß ich das Durchlaufen sämtlicher Kaufanimierungsaufbauten gerne vermeiden wollte um nicht einen halben Tag mit Shopping zu verdudeln. Auch der Supermarkt nebenan wurde noch heimgesucht, das KFZ-Ladekabel fürs Handy tat überhaupt nichts so daß es ersetzt werden mußte, und ein deftiges Roggenbrot fehlte mir auch noch.

    Aber nach den Postings über den explodierenden Trangia-Windschutz auf Lühesand wollte ich nun doch unbedingt einen "Notkocher" haben. Schließlich befand sich in meinem gepäck der kleine Trangia samt einem passend umgebauten Primus MFS mit Sprit, und die Aussicht möglicherweise ganz ohne Kocher dazustehen fand ich wenig prickelnd. Den kleinen trangia hatte ich bisher noch nie mit dem MFS eingesetzt, sondern nur mit Spiritus, während der MFS entweder mit seinen normalen Standfüßen oder im großen trangia betrieben worden war.

    Nach diesem Zwischenstopp gings weiter, ich entschied mich für die Route über Osnabrück und Bremen wegen eines gemeldeten längeren staus Richtung Hannover, was ein nerviger Fehler war durch die vielen Baustellen. Eigentlich ist ab Dortmund nach Hamburg die Strecke über die A2 und A7 nur etwas mehr als 10km länger, und wenn ich dienstlich unterwegs bin fahre ich meistens über Hannover. Irgendwo zwischen Bremen und Hamburg war dann die Raststätte Ostetal meine für einige Stunden Augenpflege.

    Immerhin war ich früh genug wieder wach, um einen Urlaubsstimmung erzeugenden Sonnenaufgang als Begleitung Richtung Hamburg zu haben und mich vor den für den Tag angekündigten Sperrungen im Zusammenhang mit den Hamburg Cruise Days durch die zweitschönste Stadt Deutschlands zu schleichen. Ich erwischte einen zauberhaften Zeitpunkt für die Stadt- und Hafendurchfahrt



    An den Autobahnausfahrten in Elbnähe bauten Straßenwärter die für den Tag angekündigten Sperrungen der Ausfahrten auf, ansonsten schien die Stadt noch zu schlafen und ich genoß die Aussicht.

    Bei einem Blick in den Spiegel sehe ich den für die Schlafpause auf die Heckablage gelegten zusammengelegten Bootswagen. Kann ja wohl nicht wahr sein, ich schlafmütze! Der nächste Parkplatz ist meiner, das Geschoß da oben drauf ist mir zu gefährlich. Immerhin geraten so dessen Räder nochmal in den Blickwinkel und ich denke beim nächsten tankstellenschild daran, den Reifenluftdruck zu überprüfen um mich nicht bei sicher deutlich über 50kg Zuladung auf dem Wagen mit platten Reifen rumquälen zu müssen. Da ich ungern stundenlang an einem Auto herumräume wenn ich beabsichtige es tagelang unbeobachtet stehen zu lassen hänge ich nun mal eben schnell in einem Anfall von Aufräum- und Dokumentationswahn die einzelnen Packstücke an die Kofferwaage, sortiere Trinkflasche, etwas Obst sowie Ausweispapiere und Geld in das winzige Daypack das ich auf dem schiff direkt bei mir haben will und tausche die zum Autofahren angezogene normale Kleidung gegen Tourklamotten, um nicht noch 2kg mehr an Zeugs zu haben, vor allem kein schlecht trocknendes Baumwollzeugs.

    Bootsrucksack mit einigem Beiwerk wie Schwimmweste, Tarpstange, Tarp und Zelt das noch irgendwie zwischen die Lücken paßte 33.000g Der Paddelsack mit dem Küchenkram wiegt 10.000g, der zweite Packsack mit Kleidung und sonstiger Ausrüstung 26.000g und das Daypack mit den wichtigsten Dingen inklusive Fotozeugs 2500g. Der Eckla Foldy der das ganze schleppen soll nervt mich tierisch durch sein hohes Leergewicht von 4600g inklusive Rädern, aber ich muß zugeben daß er seinen "Job" recht gut macht und für mich auch mit schwerem Boot gut handhabbar ist. Irgendwo im gepäck gibts eine Halbliterdose Aufbaubier, 3 Liter Apfelschorle und Wasser für den Weg bis zum Zeltplatz an diesem heißesten Tag der Tour sowie eine Weinflasche, die ich später banausenhafterweise in eine der dann leeren PET-Flaschen umschütten will. An Lebensmitteln ist sehr großzügig gepackt, Reis und Nudeln für die gesamte Tour, Trockenpilze,-möhren, -kartoffeln, diverse Gewürze, Tüten-Nudelsoßen, Kaffee, Zucker, Milchpulver. Mit Brot, Käse der auch höhere temperaturen ohne Kühli überlebt, salamiähnlicher hessischer Wurst und einem Haufen Tomaten von meinen drei Pflanzen die ich vor der Abfahrt geplündert habe ist die Lebensmittelabteilung sicher kein Fliegengewicht. Alles zusammen also ein Startgewicht von fast 80kg.

    schnell waren die restlichen Kilometer zur dänischen grenze bewältigt, und als ich nicht allzuweit hinter der Grenze die Autobahn Richtung Osten verließ, konnte ich mir ein Grinsen über die "Kreisverkehrskunst" der Dänen nicht verkneifen. Mehrere von diesen Dingern hintereinander, und keines ohne irgendeine möglichst hohe und modern anmutende metallene Skulptur in der Mitte...die sind ja genauso schlimm wie die Deutschen, die sich auch nicht damit zufriedengeben können einfach ein paar Blumen in die Mitte zu pflanzen. Am dritten oder vierten dieser Dinger von ähnlicher Machart mußte dann ein Fotostopp sein.

    Irgendwo zwischendurch fuhr ich einfach in einen Ort hinein, um einen Geldautomaten aufzutreiben, dem ich dann 2000 DKR für die Bezahlung von Fähren, Zeltplätzen etc entlockte.

    Natürlich kam es wie es kommen mußte, eine Fähre nach Ærø war mir grad passend vor der Nase weggefahren, nun hatte ich also recht viel Zeit, mein Zeugs vom Kofferraum auf den Eckla Foldy zu stricken und einen parkplatz für mein Auto aufzutreiben. Der näher an der Fähre gelegene untere Parkplatz war mit einem Parkverbotsschild ausgestattet, da stand irgendwas von nachts verboten sowie Daten, ich wurde nicht recht schlau daraus und stellte das Auto lieber 200m weiter weg auf den Parkplatz von dem aus man in den Wald und zu der kleinen Bucht neben dem Fährhafen kann, an der auch ein Campingplatz (http://www.naldmose.dk/)liegt, der Strandzugang hat und für einen Start mit eigenem Boot ab Festland wohl geeignet wäre.

    Nach einigem Wuchten und schubsen sowie dem Einsatz von einigen stücken Pappe zum Schutz der großen Packtaschen vor scheuernden Bootswagenrädern kann ich das Wahnsinnspaket schließlich verzurren und habe auch den Eindruck damit halbwegs vernünftig fahren oder eher schieben zu können. So sieht das Monstrum von allen Seiten aus, nachdem es abfahrbereit da steht.



    da ich mich nicht wirklich fit fühle und obendrein Bedenken habe wie spät es wird wenn ich noch am Festland aufbaue, alles ins Boot packe und selber rüber fahre habe ich mich eigentlich schon während der Reststrecke von Hamburg aus endgültig für die Fähre entschieden. Es ist zwar an diesem tag windfreies Traumwetter, aber mit der Zeit bis zur Dunkelheit im Nacken will ich es dann doch nicht riskieren - und für den nächsten Tag ist wieder mehr Wind angesagt.

    Der Hafen Fynshav ist klein und übersichtlich, es gibt zwei Fähranleger für die beiden verschiedenen Fährgesellschaften und Zielorte die dort fahren, eindeutig beschildert,außerdem linker Hand ein kleines Gebäude in dem sich das Ticketbüro von Faergen befindet, die den Service Fynshav - Bøjden betreiben außerdem ein Vorraum mit ein paar Prospektständern und Sanitärräume, das wars. Die Fähre nach Bøjden war gerade da, in den Verladespuren für die PKW wuselte ein Mitarbeiter der Fährgesellschaft herum und kassierte schon mal, für Ærøfaergerne, mit denen ich fahren will ist niemand zu sehen, aber die paar Radreisenden und Autos die schon für Ærø da sind stehen alle ganz relaxed herum und warten. Nachdem ich mir den steilen Treppenaufstieg angesehen habe der für die Fußpassagiere vorgesehen ist beschließe ich einfach frech mein Monstergepäck aufs Autodeck zu rollern und stelle es schon mal in Pole Position um dann im Gras sitzend auf das Schiff zu warten...

    Mit mir fahren auch 2 ältere Paare, das eine dänisch, das andere deutsch, die zu viert auf Radreise sind und miteinander englisch sprechen auf das kleine Fährdeck. Der Einweiser schaut erst etwas irritiert den Gepäckberg auf Rädern an, sieht aber offenbar an der Art wie ich das Ding in Bewegung setze daß das Ganze richtig schwer sein muß und weist auf eine kleine Ecke hinten an der Seite wo ich den Bootswagen abstellen soll. Ich lege ihn hin...was schon liegt kann nicht umkippen oder wegrollen und gehe mit meinem Daypack nach oben.

    Die Überfahrt ist ruhig und sonnig, beinahe zu heiß trotz Seewind. Ich lasse mich zu einem Klischeefoto hinreißen. Irgendwann kommt der Fährmitarbeiter, der mir unten auf dem Fahrzeugdeck den Platz für den Bootswagen gezeigt hat. Als ich ein One Way Ticket verlange ist er irritiert - bis ich erkläre daß in dem riesigen gepäckberg ein Faltkajak steckt, mit dem ich die Insel wieder verlassen werde. Er schaut zwar nach wie vor ungläubig, aber er nimmt es einfach mal so hin.

    Irgendwann taucht auch der deutsche Radwanderer aus dem Viererteam wieder auf und wir wechseln noch einige Worte. Wenn ich richtig schätze sind sie alle vier jenseits der 60, das dänische Paar möglicherweise sogart um die 70 Jahre alt - und ich finde es klasse daß diese alten Leutchen noch so unterwegs sind. Ich kenne erschreckend viele erheblich jüngere die rumjammern daß sie sowas nicht können weil sie dazu einfach zu alt und zu kaputt sind. Ich drücke ihm meine Kamera in die Hand, und so entsteht eines der wenigen Bilder von mir auf der Tour. Das ist das was an Solotouren irgendwie schade ist - gerade spontane Schnappschüsse auf denen ich mich meistens sehr viel besser getroffen finde als auf irgendwelchen gestellten Bildern gibt es eben meistens nicht.

    Im Hintergrund ist schon das nördliche Ende von Ærø zu sehen, mit dem Leuchtturm den ich auch zum Ende der Tour nochmal sehen werde.
    Angekommen im Hafen gehts wieder runter aufs Fahrzeugdeck, den Bootswagen wieder aufrichten und dann in Richtung der geöffneten Bugklappe zum Landgang. Unmittelbar bevor ich das offene Deck verlasse schieße ich noch ein Bild von der Anfahrt Richtung Hafen.

    Angenehm entspannt sind sie hier, als Fußgänger muß ich mich nicht von den die Fähre verlassenden PKW bedroht fühlen, man merkt daß die Leute eher im Urlaub als auf der Flucht sind. Man wartet geduldig bis die Radler und ich die Überfahrbrücke verlassen haben. Das kenne ich von anderen Fähren teilweise völlig anders.


    An Land laufe ich einfach erst mal der Straße nach Richtung Ort, entdecke dann auf der rechten Seite die Tourist Information, die ich daraufhin sofort ansteuere. Da Sonntag ist, ist nur der Vorraum zugänglich, in dem eine Auswahl kostenloser Prospekte zu haben ist. Nach einigem Suchen entdecke ich eines mit dem Titel "Inselmeerkarte", das tatsächlich eine erstaunlich detaillierte Topo-Karte sowie einige Hinweise zu den "wichtigsten" Sehenswürdigkeiten und typischen Sportaktivitäten beinhaltet.

    Ich ergattere das letzte deutsche Exemplar und nehme zur Vorsicht als backup auch noch ein englisches mit. Aus dem Prospekt (Link zum PDF) sind per QR-Scanner für Smartphones auch Online-Infos ersichtlich, alternativ auch "normal" über den Browser eine Mobil-Version für unterwegs und eine für zuhause.

    Diesen Link hatte ich zuhause beim besten Willen nicht gefunden, da standen mir meine nicht existierenden Dänisch-Kenntnisse im Weg. Das Portal bietet recht kompakt zu allen möglichen Outdoor-Aktivitäten Infos und weiterführende Links. ich habe den Eindruck daß die deutsche und englische Version auch schon eine ganze Menge Infos liefern, wobei die dänische noch umfangreicher ist und trotz Sprachschwierigkeiten auf jeden fall auch angesehen werden sollte. Ich bin begeistert.

    Nun folgt die erste Herausforderung: Der rollende Gepäckberg muß irgendwie auf die andere Seite der Insel, wo der von Ditschi empfohlene Campingplatz liegt. Der Weg ist kaum mehr als einen guten Kilometer lang, die Zeitangabe "eine Viertelstunde" also durchaus realistisch. Allerdings unter der Voraussetzung, daß man eben kein solches Monstergepäck durch die Gegend zerrt. Obendrein ist Ærø auch ein bißchen höher als eine durchschnittliche Sandbank, so daß ich zunächst auch mal etwas hügelan muß, bevor es auf der anderen inselseite wieder runter geht.

    Es ist richtig heiß, nicht nur auf dem Treffen auf Lühesand werden ODS-Mitglieder bei ihren Aktivitäten gekocht Gerade der erste teil ist durch die Steigung bei dem Gepäckgewicht anstrengend, und nebenbei fast schattenlos. Ich hangele mich von einem kleinen Schattenfleck zum nächsten, trinke zwischendurch immer mal wieder einen Schluck, und genieße die ersten Eindrücke, freue mich über hübsche kleine bunt blühende Vorgärten, ein paar reetgedeckte Häuser die Kindheitserinnerungen an Urlaube auf diversen deutschen Nordseeinseln wecken. Mehrfach werde ich von älteren Leuten die wohl im Ort wohnen freundlich-bedauernd auf meinen riesigen Gepäckberg angesprochen und finde es schade daß ich nicht viel mehr als Bitte, danke Hallo und tschüs auf dänisch zu sagen weiß und auch mehr aus den Gesten als aus den Worten verstehe. Die Anwohner finden das Wetter soweit ich verstehe auch außergewöhnlich heiß. Als ich den Ort und die letzten Häuser hinter mir lasse, bietet der angrenzende Wald mehr Sonnenschutz

    Gerade als es beginnt wieder leicht abschüssig zu werden, entdecke ich links eine kleine Infotafel. Ich lasse den Bootswagen an einer halbwegs übersichtlichen stelle am Straßenrand stehen und gehe neugierig hin, um zu schauen was das ist. Ich fotografiere die Tafel und ziehe aus den seitlich angebrachten Plexiglaskästen ein Prospekt zum Ansehen. Es handelt sich um Infos zum Verlauf des Teils des Inselmeertrails, der auf Ærø verläuft. Ich stecke es wieder zurück, da ich nicht beabsichtige hier zu wandern. Aber ich merke mir die dänische und deutsche Bezeichnung, um später mal nach Infos suchen zu können. Wenns mir gefällt komme ich ja vielleicht nochmal her.


    Der kurze deutsche Text beinhaltet vor allem Infos zu den Zeiten, Bedingungen und Orten an denen Wandern und lagern/zelten in Dänemark erlaubt ist.

    Für Interessierte: Unter den Stichworten "Inselmeertrail" sowie "Øhavsstien" gibt das schon oben verlinkte Portal "Inselmeerkarte" auch zu diesem insgesamt 220km langen Wanderweg Auskunft.

    Von Ankunft des Schiffs über die Prospektsuche bis zur Ankunft auf dem Campingplatz waren es dann insgesamt anderthalb Stunden, etwas weniger heiß wäre nett gewesen. Schon während dieser Schlepperei beschließe ich die Reihenfolge des Essens nach dem Gewicht festzulegen, das schwerste muß zuerst weg. Aber gut, es ist Sommer, und solches Wetter gabs selten genug bis jetzt. Alles ist besser als Regen, Wind und kalt.

    Ich checke auf dem Campingplatz ein, die Inhaber sind freundlich und empfehlen mir einen Platz unter einer Weide, die gerade in den Nachmittagsstunden Schatten spendet, so daß ich nicht mehr allzusehr gekocht werde und auch noch gleich neben einem Tisch mit Bank steht, was ich für meine große Aufbau-und Sortier-Explosion recht angenehm finde.



    Ich bin positiv überrascht, daß sich die Zahl der Mücken trotz des Windschutzes in Grenzen hält, allerdings baue ich trotzdem auch das Kindergefängnis, wie ich das mit vier Schnüren als Innenzelt in das SL3 gehängte Kinder-Moskitonetz scherzhaft nenne, auf.

    So wie mir die Teile in die Finger geraten lege ich alles für den Aufbau des Falters zurecht, und meine mit PKW, Wohnwagen, Hund und Fahrrädern reisenden Nachbarn schauen interessiert zu was alles aus diesem Irrsinnsgepäckberg zutage kommt.

    Dem Autokennzeichen nach kommen sie fast aus meiner Gegend. Irgendwann zwischendurch frage ich sie nach Kleber, da sich blöderweise eine Kleinigkeit selbständig gemacht hat. Nicht überlebenswichtig, aber ärgerlich - und ich freue mich daß sie mir mit ein paar Tropfen aus ihrem Fahrradflickzeug helfen können. Im Gegenzug interessieren sie sich für die Schnüre mit denen ich das Moskitonetz aufhänge, da sie eine Firma haben die sowas herstellt, und es ergibt sich eine entspannte Fachsimpelei.

    Als endlich alles aufgebaut ist habe ich nicht mehr wirklich Lust was großartiges zu Essen zu machen, also gibts neben der wohlverdienten Dose Aufbaubier Brot mit Wurst sowie Tomaten, und recht bald danach verschwinde ich im Schlafsack.

    Aufbruch und 1. Paddeltag, 20.August

    Ich schlafe gut und bin am nächsten Tag schon weit vor 8 Uhr wach, was mir einen vielversprechenden Sonnenaufgang beschert.


    Bevor ich irgendwas anderes tue, gehe ich zum Strand, eine Runde schwimmen und genauer schauen wo ich mit dem Boot lang muß. Es ist erfreulich unkompliziert, asphaltierter Weg, ein bißchen gemähte Wiese, und der strand ist ein relativ kurzer steiler Kiesstrand, in dem zwar vermutlich der schwerbeladene Bootswagen steckenbleiben wird - aber es ist kaum weiter als 10m vom Anfang des Kiesstrandes bis zum Wasser.

    Ich frühstücke gemütlich mit viel Kaffee, schließlich hab ich Urlaub und sortiere nebenher schon mal ein bißchen rum mit den Packsäcken. Die drei Packstücke mit dem größten Durchmesser sind der große Küchensack, eine 3l Weithalstonne für druckempfindliches wie Elektronik oder Tomaten sowie der Sea to summit Kompressionssack mit Mossinetz, der Synmat und dem Schlafsack samt Inlet. Da der Sack auf die Größe meines voluminösen Kufa-Monsters gekauft ist, kann ich praktischerweise das komplette Sommer-Schlafzimmer an einem Ort zusammenpacken. Diese drei Teile passen nur durch Spant 4 hindurch, können also nur auf dem ersten stück hinter dem Sitz oder vorne zwischen Spant 2 und den Fußstützen gestaut werden. Ich probiere ob das Schlafzimmer neben den Küchensack paßt, aber das ist sowohl von der Gewichtsverteilung als auch vom Volumen her nicht wirklich sinnvoll. Erfreulicherweise paßt das Schlafzimmer in dem breiten K1 genau quer vor die Fußrasten, wo ich dann noch die dünne Eva-matte dazupacke, so daß ich eine regelrechte Prallplatte baue. Auch mit den übrigen Packstücken spiele ich einige Male hin und her, bis ich es so habe daß es mir von Gewichtsverteilung und Zugriffsmöglichkeiten gefällt. Ich merke daß ich lange nicht mit großem Gepäck unterwegs war, sondern überwiegend Tagestouren oder bestenfalls mal irgendwelche 3 tage aktionen gemacht habe, wo ich bei weitem nicht diese Menge an Lebensmitteln dabei hatte und meist auch auf das Zelt verzichtet habe. Nun habe ich neben dem Tarp auch das Zelt, und auch an Wasser ist so einiges mehr als für irgendwelche heimatnahen Süsswasser-Kurzfluchten dabei. Hier wird mich ein Wasserfilter nicht sehr weit bringen, also ist der gleich zuhause geblieben - auf Süßwasser schleppe ich selten mehr als 2 Liter Wasser da ich ja jederzeit welches filtern kann.

    Irgendwann zwischendurch während der Packorgie sehe ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung im Gras. Was biegt da bloß die kurzen Halme nach rechts und links weg und bewegt sich erstaunlich schnell durch den recht kurzen Campingplatzrasen?

    Ich lasse das Ungeheuer über die an der Tourist Info erbeutete Karte krabbeln, so daß man es genauer sehen kann.

    Einige Zeit später entdecke ich die Riesenraupe auf einem kahlen Fleck neben einem meiner Wassersportschuhe


    Irgendwann zwischendurch bezahle ich den Platz, da die rezeption um 11 Uhr geschlossen wird, wie mir die Besitzerin netterweise sagt, bevor sie schließt.

    Ich höre die See langsam lauter werden. Es ist heiß, und ich nehme an daß es den für solche Tage typischen um die Mittagszeit stärker werdenden auflandigen Wind gibt, der dadurch entsteht daß sich die Luft über dem land anders erwärmt als die über dem Wasser. Ich checke den Wetterbericht, und der bestätigt daß der Wind im lauf des Tages stärker werden soll. Dann schicke ich einem Freund die versprochene SMS daß und wohin ich starte, er ist für diese Tour mein Backup und kriegt regelmäßige Positions- und Routenmeldungen und hat für den Fall der Fälle den AUftrag eine Suche zu veranlassen. Vor allem aber gibt mir das das Gefühl jemandem versprechen zu müssen keinen "Unsinn" zu machen, und das ist wichtig da ich doch etwas arg auf dem "ich will jetzt Grenzen testen"-trip bin

    Später als ich das eigentlich gewollt habe liegt dann die Lachmöwe endlich startklar auf dem Strand. Erfreulicherweise konnte ich fast alles bis auf die 6 Liter Wasser für mögliche Zeltplätze ohne Trinkwasser, und die1,5Liter wasser bzw Früchtetee in zwei PET-Flaschen für den Tag ins Boot packen, da der Gewichtsschwerpunkt genau zwischen Spant 4 und 5 lag, wo auch der Bootswagen mit der langen Auflagefläche untergeschnallt war und das Faltergestell auch mit diesem Gewicht noch eine gute Figur machte.

    Bis zum Beginn des Kiesstrandes klappt das so wunderbar, dann kapituliert der Bootswagen, so daß ich den schweren Küchensack sowie das ganze Seesocke-Weste-Jacke-Spritzdecke-Gerümpel schon mal vor trage. Am Strand treffe ich eine deutsche Familie mit zwei etwa gleichaltrigen Mädchen, die angesichts meines schweren Zeugs schnell Hilfe anbieten, die ich aber freundlich dankend ablehne, da ich beim Anblick der Wellenhöhe dann doch nochmal umpacken beschlossen habe und noch Zeit brauche. Der Vater zeigt seiner einen Tochter nach kurzer Fachsimpelei mit mir über das Boot fasziniert das Boot: "Guck mal, das ist ein faltboot - aber ein richtig schickes!"

    Ich wollte eigentlich eine wasserdichte Tasche mit Reißverschluß und der "großen" Kamera drin vor mir zugriffsbereit aufs Deck packen. Auch ein paar Müsliriegel hatte ich darin bereitgelegt. Auch mit der Seesocke, die ich eigentlich nicht wirklich mag weil ich sie unbequem finde hatte ich lange überlegt ob ich sie tatsächlich einbaue. Sie macht nun mal den Zugriff auf Dinge wie eine neben dem Sitz eingeklemmte Paddeljacke unmöglich, und so wirklich bequem finde ich es auch nicht darin zu sitzen. Also hatte ich die Entscheidung darüber bis zum Schluß aufgeschoben, und erst beim Anblick von kräftiger Brandung mit Schaumkronen und vereinzelten brechenden Wellen beschließe ich das unerfreuliche Teil einzubauen. Auch die Kameratasche wird angesichts der deutlichen Wellen und des Windes doch noch ins Boot gepackt, die Riegel kommen in die Schwimmweste, die glücklicherweise zwei Taschen hat, so daß ich die Klappsplinte für den Bootswagen von den Riegeln getrennt und damit rausziehsicher verpacken kann. Dann muß die Signalpfeife eben doch rumbaumelnderweise nach außen statt am Karabiner in die nun zur Müsliriegeltasche erklärte Tasche geschoben zu werden. Das hinter den Sitz gepackte Bootswagengestell ohne Räder (die genau nebeneinander hochkant in die Sitzluke hinter die Rückenlehne passen) ist schon ärgerlich genug wenn es tatsächlich zu einer Kenterung kommen sollte und ich versuchen muß zu rollen (was mir erfahrungsgemäß schon in der Trainingssituation eher nicht gelingt) oder eben nach einem Ausstieg wieder ins Boot will (was ich treibend auf dem Rhein bei Wellengang erfolgreich geübt habe), von der Schwimmeinlagen begünstigenden Windangriffsfläche mal ganz abgesehen. Trotz des Windes ist es in der Sonne sehr warm, und mit meiner Feststoffweste zusammen wird das Sport-Shirt wohl ausreichen, so daß die Paddeljacke ins Boot wandert. Also sind das GPS an einer Schnur am Boot angetüddelt, die Kartentasche, der Kompass sowie die kleine wasserdichte Pentax die ebenfalls an einer Schnur am Boot befestigt ist die einzigen Gegenstände außer dem Bootswagen die außen am Boot hängen.





    Die Zuschauerschaft wechselt, die Familie geht, dafür kommt ein älteres Paar ohne Kinder.

    Ich schiebe das Boot ins Wasser, nachdem ich mir Paddler-Tütü und Weste und dem Boot die lästige Seesocke angezogen habe, nochmal geschaut habe ob die Steuerleinen und Aufholleine nach der Bootswagenverzurraktion frei handhabbar sind. Mein zu wenig energisches weiterschieben und etwas unsicheres reinspringen wird mit einer reichlichen Ladung Wasser im Boot belohnt bevor ich auch nur halb drin sitze. Mist, so wird das nichts. Fluchend breche ich den Startversuch ab, schiebe das Boot deutlich über knietief im Wasser stehend wieder zurück richtung Strand und lege es im Spülsaum quer zum ausleeren, schön von den Wellen weggekippt.

    Ich bin froh daß der ältere Herr nach diesem Manöver Hilfe anbietet und mir das Boot hochgekantet festhält so daß ich es leichter habe mit dem Leermachen. Er zweifelt ziemlich deutlich daran daß ich bei diesem Seegang tatsächlich starten kann, fragt provozierend ob ich so perfekt sei. Ich gebe zurück, daß ich zwar nicht perfekt aber auch nicht völlig ahnungslos sei.

    Der zweite Versuch gelingt. Ich lauere auf einige aufeinanderfolgende niedrigere Wellen, das hatte ich beim ersten Versuch nicht so weit vorausschauend gemacht. Bug gegen den Wind, mit Schwung schiebe ich ein gutes Stück vom Strand weg um dann reinzuspringen, dann paddle ich erst mal ohne die Spritzdecke richtig zu schließen aus der Brandungszone um nicht wieder auf dem Strand zu landen. Ein gutes Stück weit draußen ist es nur noch ordentliche Dünung, ich winke nochmal zum Abschied und schließe nachdem ich einiges an Wasser wieder außenbords befördert habe die Spritzdecke richtig, fahre ein paar Meter ohne Steuer um ein besseres Gefühl fürs Boot und seine Reaktion auf Wellen und Wind zu haben, und entscheide nachdem das Feeling gut ist endgültig daß ich die Westküste runter fahre, da für den nächsten Tag recht moderater Wind vorhergesagt ist, so daß ich mich an dieses eher ausgesetzte Stück ranwage. Die Vorhersage für die weiteren Tage verlangt eindeutig nach Windgeschützteren Routen wo sich Wellengang nicht so aufbauen kann. Ich will Voderup Klint sehen, ich mag Steilküsten sehr gerne - und dies ist wohl die einzige Chance dazu die ich auf dieser Tour habe...

    Der Wellengang ist ordentlich, der aus West bis Südwest kommende Wind baut teilweise ganz schön Wellen auf die ordentlich quer zu meinem auf Süd bis südost angelegten Kurs auflaufen. Aber es macht Spaß, und ich fühle mich sicher genug um auch erste Fotos vom Wellengang und von dem was vom Land zu sehen ist zu machen.

    Im Vordergrund der Ort Vitsø Mølle, hinten rechts die Windmühle von Vestermølle


    Tvaerby Mark, ein erstes kleines Stück Steilküste.


    Bei den Häusern müßte eigentlich ein WC sein, ich kann es auf diese Entfernung nicht ausmachen. Eigentlich ging es mir auch mehr um die Wellenhöhe, die wirklich nett war.


    Auch den Farbkontrast zwischen Land und See fand ich klasse, die See war tatsächlich so unwirklich tiefblau wenn die Sonne passend schien.


    Nochmal Wellen, der Wind nimmt noch etwas zu.

    Am Horizont ein Segler mit deutlicher Schräglage im Wind.


    Ich muß einen Zickzackkurs relativ weit draußen fahren um nicht quer in den Wellen zu liegen sondern sie etwas seitlich angehen zu können, und da es für mich als Fluß- und gelegentlich Binnenseen-Fahrer ungewohnt und daher leicht unangenehm ist daß die Wellen von hinten kommen und unters Boot fassen, kontrolliere ich immer wieder den Abstand zur Küste. Ich merke wie ich dazu tendiere weiter raus zu fahren weil ich so die Wellen angenehm im Blick habe. Gerade an diesem ersten Tag fällt es mir sehr schwer, mich von Wellen die von hinten kommen überraschen zu lassen.
    Ich habe einen diebischen Spaß, als ich entspannter werde und merke wie auf einer schräg angefahrenen Welle das schwerbeladene Schlachtschiff leicht ins Surfen kommt

    Der Beginn von Voderup Klint kommt in Sicht.


    Irgendwo hier soll es einen Biwakplatz geben, und ich fahre nun deutlich dichter unter Land um rechtzeitig einen guten Ausstieg zu entdecken.

    Was auf der Karte halbwegs machbar aussah erweist sich vor Ort als Ding der Unmöglichkeit. Im Wasser und auch auf dem Strand liegen gemein verteilt jede Menge größere Steine, dazu die Brandung und auch der Aufstieg ist für mich samt Boot nicht wirklich witzig. Obendrein liegt der Zeltplatz deutlich weiter weg als es den Anschein hatte, wie ich mit einem Blick aufs GPS wo er eingespeichert ist feststelle.



    Da ich definitiv nicht mehr bis zum Campingplatz in Marstal kommen werde entscheide ich mich dafür die nächste geeignet erscheinende Möglichkeit anzulanden zu nutzen, auch weil der Wind noch weiter aufgefrischt hat und es nicht mehr lange dauert bis es dunkel wird.




    Zuletzt geändert von rumtreiberin; 12.09.2012, 15:17.

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    • rumtreiberin
      Alter Hase
      • 20.07.2007
      • 3236

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

      Hmpf...irgendwie will hier ein Foto nicht so wie ich will...und obendrein muß ich langsam mal anfangen zu arbeiten. Mal schauen wann es die nächste Lücke im System gibt wo ich weitermachen kann

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      • rumtreiberin
        Alter Hase
        • 20.07.2007
        • 3236

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

        So...wieder ein bißchen weitergeschrieben. Aber erst mal muß ich sehen daß ich ins Bett komme, ich hab seit anderthalb Stunden Feierabend und irgendwann heut abend gehts weiter mit der Arbeit. Da sollte ich wohl lieber zusehen daß ich schlafe bevor die Sonne mich am Mittag kocht

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        • Deichgraf
          Erfahren
          • 01.05.2011
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          #5
          AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

          Stark stark!

          Wobei ich schon öfter bei der Tourvorbereitung festgestellt habe, daß ich in "Vor-Internet-Zeiten" an diese Dinge eigentlich viel relaxter und mit mehr Mut zur Lücke rangegangen bin als heute,
          Ist doch verrückt! Vor Jahren ist man manchmal auch einfach so losgefahren wenn's nicht gerade der Urwald war!

          Ich wollte einfach nur noch weg von diesem ganzen schwachsinnigen Verpflichtungsgedöns.

          Ich wollte endlich wieder dieses entspannende "Es zählt nur das Hier und jetzt" - Gefühl haben bei dem dieser ganze alltägliche Anspruchs- und Verpflichtungszirkus reduziert wird auf die ganz elementaren Dinge, wie trocken und sicher schlafen, was zu essen zu haben, in Bewegung zu einem Ziel hin zu sein -
          !!!

          Alles zusammen also ein Startgewicht von fast 80kg.
          Kenn ich irgendwie!

          Freu mich auf mehr!


          Gruß

          Deichgraf
          Im Umgang mit anderen Menschen stellt sich immer wieder die gleiche Frage: "Spinne ich oder die anderen?" Ich möchte nichts vorweg nehmen, nur soviel: JA !

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          • Philipp
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            • 12.04.2002
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            #6
            AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

            Wobei ich schon öfter bei der Tourvorbereitung festgestellt habe, daß ich in "Vor-Internet-Zeiten" an diese Dinge eigentlich viel relaxter und mit mehr Mut zur Lücke rangegangen bin als heute, wo ich mir vorab Satellitenbilder des Zielgebiets, Daten, Koordinaten und wasweißichalles vorab beschaffen kann. "Früher" bin ich in die Bibliothek, hab mir aus dem ADAC-Campingführer und dem Jugendherbergsverzeichnis die für die Zielregion interessanten Seiten fotokopiert, habe zusätzlich einen normalen Reiseführer zum Querlesen der mir ansprechend erschien sowie wenn es das denn gab einen Radwanderführer/Wanderführer der Region ausgeliehen, wobei ich letzteren dann bei gefallen bestellt und gekauft habe, und gut war. Was da nicht drin war wurde eben vor Ort erfragt oder war nicht erforderlich, feddich! Das gehörte zum Touren eben dazu,
            Musik in meinen Ohren ! Die vielen Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung, die wir heute haben, entpuppen sich häufig eher als hinderlich als als förderlich. Was kann man sich selbst durch Überinformation blockieren und verunsichern lassen!

            Dabei sollte ein Blick auf den Globus doch reichen, um Träume reifen zu lassen und um aufzubrechen !

            Schöner Bericht, bitte weiter.
            "Oft vereint sind im Gemüte Dämlichkeit und Herzensgüte." - W. Busch

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            • lina
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              #7
              AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

              Freu mich auch auf mehr!

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              • rumtreiberin
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                • 20.07.2007
                • 3236

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                #8
                AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

                @Deichgraf

                Soweit ich das jetzt mitgekriegt habe hattest du 80kg Zuladung und dein Boot, also insgesamt jenseits der 100kg.

                Meine 80kg sind gut gerundet und inklusive Boot, sogar mein üblicher Trinkwasservorrat von etwa 6 Liter dürfte da inklusive sein.

                @Philipp

                Beruhigend daß andere die gleiche Erfahrung mit der Überinformation gemacht haben...manchmal zweifle ich da ja schon an mir und denk ich muß bekloppt sein daß ich das so sehe

                @all

                Danke fürs ermuntern...nun kommt leider eine dienstliche Zwangspause, ich kann wohl mindestens bis übermorgen keine Fotos hochladen sondern allenfalls ein bißchen offline vorarbeiten, wenn man mir passende Pausen gönnt

                Aber heut früh um 3 bei Feierabend hab ich den einen Beitrag nochmal ein bißchen erweitert...

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                • Goettergatte
                  Freak

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                  • 13.01.2009
                  • 27473
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

                  Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung,
                  Dänemark ist für mich eines meiner Lieblingsländer
                  "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                  Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                  Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                  Der über Felsen fuhr."________havamal
                  --------

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                  • rumtreiberin
                    Alter Hase
                    • 20.07.2007
                    • 3236

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

                    wieder ein bißchen weiter...

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                    • Ditschi
                      Freak

                      Liebt das Forum
                      • 20.07.2009
                      • 12397
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

                      Hallo rumtreiberin,

                      so, jetzt habe ich den Bericht auch gefunden. Meine noch nicht beantwortete PN- Frage hat sich damit erledigt.

                      Was Deine bisherigen Bilder zeigen, ist mir sehr vertraut. Bin aber auch sehr gespannt, wie es jetzt weitergeht.

                      Zumindest hattest Du ja ( bis jetzt) schönes Wetter. Beneidenswert.

                      Wir kamen heute aus der Kälte in den Sommer und haben uns auf der Fahrt südwärts Stück für Stück aus der Kleidung geschält: von Fleece und Windjacke ins T-Shirt.

                      Gruß Ditschi

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                      • rumtreiberin
                        Alter Hase
                        • 20.07.2007
                        • 3236

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

                        @Ditschi

                        Schade um deinen doch wettermäßig eher unnetten Urlaub.

                        Was "mein" Wetter betrifft: Das hatte durchaus einige sportliche Einlagen im Angebot - die ersten Bilder dazu hab ich jetzt endlich online gekriegt.

                        @Reisebericht

                        Leider ists momentan arbeitsmäßig etwas arg stressig, und vor allem bin ich zuviel im Ausland für größere Uploads, sprich Fotos. Also gehts leider nur millimeterweise. Ich bitte um Geduld

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                        • ckanadier

                          Dauerbesucher
                          • 24.02.2011
                          • 565
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

                          hej, Du lebst ja noch .
                          Freut mich, dass Dir deine Tour scheinbar gefallen hat, ich habe den Eindruck, dass Du das sehr professionell über die Bühne gebracht hast. Du schreibst sehr schön ehrlich, anschaulich, spannend und bringst echtes Tourfealing rüber.
                          Danke
                          Jürgen

                          Nachtrag: ich bin mit den Faltern nicht mehr up to date, was ist das für ein hübsches Kanu?
                          Die kleine Raupe ist ein Weidenbohrer, hier ist ein Foto von dem daraus resultierenden Falter auf dem Steinreliev http://www.canadierforum.de/t3944f19...chen-Teil.html .
                          Zuletzt geändert von ckanadier; 26.09.2012, 20:59.
                          http://www.canadierforum.de/t7285f19...Paddel-AB.html

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                          • rumtreiberin
                            Alter Hase
                            • 20.07.2007
                            • 3236

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

                            @Jürgen

                            Momentan bringe ich seit längerer Zeit nicht so wirklich was rüber - und ich hab schon ein bißchen schlechtes Gewissen daß ich nicht weiterschreibe... Irgendwie hab ich etwas Hängen im Schacht. erst wars die Arbeit, dann Durcheinander zuhause, und momentan versuche ich grad mühselig Fotos auf passende Größe zu bringen und hochzuladen um wenigstens das zu erledigen was Bandbreite braucht bevor ich wieder arbeiten muß und das mit der Bandbreite durch die Mobilverbindung mal wieder nicht so wirklich klappt. Vor allem macht grad aus diversen gründen das Texte formulieren nicht so wirklich Spaß...und wenn ich lustlos Texte schreibe kommt da nix gescheites bei rum

                            Aber schön daß dir der Anfang gefällt. Die Tour hat mir sehr gefallen, ich will da nochmal hin, es ist eine tolle Gegend, und ich habe längst nicht alles gesehen was interessant wäre.

                            Das Boot ist ein Feathercraft K1.

                            Und über das "professionell" reden wir nochmal wenn der bericht komplett ist - stellenweise habe ich mich hinterher gefragt ob ich eigentlich von allen guten Geistern verlassen bin

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                            • ckanadier

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                              • 24.02.2011
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                              #15
                              AW: [DK] Salzwasserpremiere in der Dänischen Südsee

                              hallo rumtreiberin,
                              das mit den guten Geistern betrifft mich nach einer Tour auch ab und zu, einfach unter erweitertem Erfahrungsschatz verbuchen.
                              Wenn Du im moment etwas genervt bist, warte mit dem schreiben, bis Du wieder Lust dazu hast, geht ja um Freizeit und Erholungswert, das musst Du dir nicht durch Fließbandschreibarbeit verleiden.
                              Wenn Du die Südsee hinter dir hast, kannst Du auf der anderen Seite von Langeland weiter machen, dort ist es noch ein Stück schöner, einsamer und interessanter und es ist auch mit Fähre einfach zu erreichen. Wenn es von der Planung her funktioniert, versuche ich dort nächstes jahr an meine diesjährige Tour an zu knüpfen.
                              Du hast mit dem Feathercraft vermutlich ein sehr geeignetes Kanu unterm Hintern, Peter, früher ein sehr hilfreicher Mod hier, hat einige bemerkenswerte Touren in Skandinavien damit gemacht.
                              Freue mich auf deine Fortsetzung auch wenn es dauert.
                              LG Jürgen
                              http://www.canadierforum.de/t7285f19...Paddel-AB.html

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