[SE] Stockholm(er Vorgärten)

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  • bjoernsson
    Fuchs
    • 06.06.2011
    • 1863
    • Privat

    • Meine Reisen

    [SE] Stockholm(er Vorgärten)

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Nachdem ich hier in der letzten Zeit eine Menge toller Reiseberichte gelesen habe, wage auch ich mich einmal daran, hier die Erlebnisse einer Tour in Schweden zusammenzufassen.

    Land: Schweden
    Reisezeit: Juni 2009
    Region/Kontinent: Nordeuropa


    Sonntag, 31.05.2009

    Zwei Tage später als geplant – die Hochzeit meiner Schwester ist einer früheren Abreise „dazwischen gekommen“ – landen wir (Jan und ich) nachmittags in Stockholm-Arlanda. Der Bus bringt uns ins Stockholmer Zentrum, schnell wollen wir mit der U-Bahn weiter zum Campingplatz. Hier kann es für mich in Stockholm nur einen geben: Ängby Camping – mit Zeltplätzen, die (nicht nur) mich von einer „wilden“ Nacht träumen lassen.


    Fast wie "mitten in der Wildnis": Ängby Camping in Stockholm.

    Im angeschlossenen Campingshop kaufen wir schnell das, was wir im Flugzeug nicht transportieren durften, für unsere Tour auf dem Sörmlandsleden, die morgen starten soll, aber dringend brauchen: Brennstoff für den Kocher. Wir deponieren einen Teil unseres Gepäcks für unsere Rückkehr in der Rezeption, schließlich wollen wir nach unserer Wanderung noch ein wenig die schwedische Hauptstadt und den Schärengarten von Roslagen genießen. Danach suchen wir eine Pizzeria auf, den Rückweg zum Campingplatz verlegen wir durch das Naturschutzgebiet Judarskogen (dazu später mehr). Dann heißt es: „Gute Nacht!“, denn wir wollen am nächsten Morgen früh aufbrechen.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 04.11.2011, 15:56. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • Kajetan
    Anfänger im Forum
    • 28.06.2011
    • 16
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

    Ich bin gespannt! Letztes Jahr waren wir von Oslo nach Stockholm unterwegs vorbei an den großen südschwedischen Seen. Da durfte Ängby und Tyresta natürlich auch nicht fehlen...

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    • bjoernsson
      Fuchs
      • 06.06.2011
      • 1863
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

      Montag, 01.06.2009

      Das mit dem frühen Aufstehen klappt! Und so machen wir uns im morgendlichen Berufsverkehr – mit unseren schweren Rucksäcken werden wir neugierig bis befremdlich begutachtet – auf den Weg zur U-Bahn-Station. Den dortigen Fahrkartenverkäufer stellen wir vor eine kleine Herausforderung, als wir ihm unser Ziel nennen: Järna.

      Nach zweimaligem Umsteigen dort angekommen erwartet uns eine Überraschung: Über der Straße am Bahnhof hängt eine Schnur, an die zahlreiche Schuhe gebunden sind. Ein Selbstbedienungsladen für Sörmlandsledenwanderer? Die übriggebliebenen Reste verschollener Wanderer? Irgendein uns unbekannter Brauch? Oder einfach nur ein netter Gag?


      Das Rätsel in Järna.

      Von Bahnhof ist der Zustieg zum Sörmlandsleden ausgeschildert. Und das Tolle ist, dass wir unterwegs sogar noch an einem Geschäft vorbei kommen, in dem wir unsere Lebensmittelreserven aufstocken können. Kurz danach stehen wir am Startpunkt der elften Etappe. Auf einer Tafel gibt es eine Streckenbeschreibung, eine Karte und wichtige Informationen. Dies sollte sich auf der gesamten Tour so fortsetzen. Vorbildlich!


      Infotafel zum Sörmlandsleden - mitten in Järna.

      Der Sörmlandsleden ist der älteste schwedische Fernwanderweg außerhalb der Skanden und gilt auf Grund häufig fehlender Infrastruktur in Form von Hütten und einem anspruchsvollen Terrain mit vielen kurzen, aber steilen Auf- und Abstiegen als „schwerer“ wie die berühmten schwedischen Fernwanderwege im Gebirge. Er zieht sich in einem weiten Bogen auf überwiegend schmalen Pfaden und Forststraßen durch die Region Södermanland, mit Start an der U-Bahn-Station Björkhagen im Süden von Stockholm und Ziel am Lida friluftsgård in Tumba. Dazwischen liegen 62 Etappen und 627 Kilometer. Mit allen Varianten erreicht er sogar eine Länge von 980 Kilometern. Betreut wird er ehrenamtlich von den Vereinsmitgliedern des Föreningen Sörmlandsleden. Jede Etappe hat einen Paten, der für den Unterhalt eben dieser zuständig ist. Die Kontaktdaten des Paten werden an jedem Etappenanfang (bzw. –ende) veröffentlicht, so das man bei Mängeln am Weg oder der dazugehörigen Infrastruktur (eingefasste Frischwasserquellen, Schutzhütten) diese davon direkt telefonisch in Kenntnis setzen kann.

      Nach einigen Metern, die durch Järna führen, taucht man in den Wald ein. Die Überquerung des Moraån wird zum ersten landschaftlichen Höhepunkt. Die Sonne scheint, die Vögel singen, das Wasser des Flusses plätschert leise vor sich hin. Einfach ein perfekter Frühlings- (oder Frühsommer)tag. Hier treffen wir auch auf die letzten Menschen für die nächsten Stunden – ein älteres Ehepaar mit Hund. Sie wundern sich, dass wir uns bei „dem“ Wetterbericht auf den Weg machen würden und wünschen uns eine schöne Tour.


      Über den Moraån.

      Noch einmal passieren wir kurz die letzten Ausläufer von Järna. Wir passieren die letzten Häuser für die nächsten drei Tage, danach gibt es nur noch eins: Die Wildnis des Mälarmården. Oder zumindest das, was wir urbanen Mitteleuropäer unter „Wildnis“ verstehen: Kiefernwälder auf den höherliegenden Felsplatten, in den tieferliegenden, feuchteren Senken stehen Fichten. In Wirklichkeit verläuft der Wanderweg durch eine Jahrhunderte lang intensiv genutzte Bergbaulandschaft. Links und rechts des Weges tun sich immer wieder tiefe Schächte, die meisten wassergefüllt, auf. Hier wurde vom 17. Jahrhundert bis in die 1940er Jahre hinein Eisenerz abgebaut. Die Wälder wurden darüber hinaus in zahllosen Meilern zu Holzkohle verfeuert. Es ist heute nicht mehr vorstellbar, wie viel Rauch früher über der Landschaft gehangen haben muss. Weite Teile der Wälder werden heute forstwirtschaftlich genutzt.


      Kiefernwald.


      Fichtenwald - mit Kiefern durchsetzt.

      Unser Wasservorrat schwindet in der Hitze des Tages und auf Grund des tatsächlich anspruchsvollen Profils schneller, als wir erwartet hätten. So freuen wir uns, als nach einigen Kilometern eine Frischwasserquelle ausgeschildert ist. Dies bedeutet zwar einen kleinen Umweg – aber einen lohnenden. Die Quellen sind vorbildlich eingefasst und mit einer Abdeckung versehen. Dies verhindert die Verunreinigung des Wassers. Neben den Quellen liegt ein Schöpfgefäß, mit dem man seine Trinkflaschen auffüllen kann. Ansonsten gibt es auf dem gesamten Sörmlandsleden nur eine einzige Etappe, die nicht an einem See oder dem Meer entlang führt. Die Seen haben in der Regel Trinkwasserqualität – wir haben uns jedoch dazu entschlossen, dass trübe Wasser – wenn wir darauf angewiesen waren – vor dem Genuss abzukochen.


      Die erste Quelle.

      Wir erreichen das Naturschutzgebiet Vatgruvmossan. Rechts von uns breiten sich Sumpfflächen aus, links von uns ein Kiefernwald, in dessen Krautschicht der Sumpfporst wunderschön blüht. Kurz darauf erreichen wir den Stora Kobäcken, einen – der Name lässt es nicht vermuten – wunderschön im Wald gelegenen Moorsee, der zu einer längeren Rast einlädt.


      Im Naturreservat Vatgruvmossan.


      Blühender Sumpfporst im Kiefernwald.


      Am Stora Kobäcken.

      Nach einem knackigen Anstieg sehen wir durch das Laub vor uns das Wasser des Tronsjöns glitzern. Hier treffen wir wieder auf einen Menschen – eine alleine wandernde Frau, die einfach nur die Aussicht und die Ruhe genießt.


      Blick durch das Frühlingsgrün der Bäume auf das Glitzern des Tronsjön.

      Kurz darauf erreichen wir unser Tagesziel, die Schutzhütte am Lilla Horssjön. Nachdem unsere Zelte stehen springen wir in das kühle Wasser des Sees. Die Abkühlung tut gut – und schützt vor den Mücken, die am Rastplatz schon auf uns gewartet zu haben scheinen.


      Rastplatz am Lilla Horssjön - gleichzeitig ein schöner Zeltplatz.


      Das erfrischende Bad im Lilla Horssjön.

      Vor dem Schlafengehen spazieren wir noch zum Stora Horssjön, wo wir einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen. Allerdings lässt ein Blick auf die Wolken bereits ahnen, was das ältere Ehepaar am Vormittag meinte...


      Spiegelung des Sonnenuntergangs im Stora Horssjön.
      Zuletzt geändert von bjoernsson; 02.07.2011, 08:31.

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      • onkelolf
        Erfahren
        • 11.07.2006
        • 111
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

        Hmm, tun nur bei mir die Fotos nicht?

        Das mit den Schuhen über "Leitungen" kenn ich von den Skatern, die so ihre abgenutzen Schuhe entsorgen und aus Wag the Dog (großer Film!)

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        • bjoernsson
          Fuchs
          • 06.06.2011
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          #5
          AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

          Zitat von onkelolf Beitrag anzeigen
          Hmm, tun nur bei mir die Fotos nicht?
          Nee, bei mir tun sie's auch nicht... Ich arbeite an der Fehlerbehebung!

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          • Kajetan
            Anfänger im Forum
            • 28.06.2011
            • 16
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            #6
            AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

            Zitat von onkelolf Beitrag anzeigen
            Hmm, tun nur bei mir die Fotos nicht?

            Das mit den Schuhen über "Leitungen" kenn ich von den Skatern, die so ihre abgenutzen Schuhe entsorgen und aus Wag the Dog (großer Film!)
            Und nicht zu vergessen: Big Fish!

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            • bjoernsson
              Fuchs
              • 06.06.2011
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              #7
              AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

              Zitat von bjoernsson Beitrag anzeigen
              Nee, bei mir tun sie's auch nicht... Ich arbeite an der Fehlerbehebung!
              Jetzt sollte es aber klappen! Hoffe ich...

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              • onkelolf
                Erfahren
                • 11.07.2006
                • 111
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                #8
                AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                Zitat von bjoernsson Beitrag anzeigen
                Jetzt sollte es aber klappen! Hoffe ich...
                jopp tut es, danke. Sieht ja bisher schonmal sehr nett aus, freue mich auf mehr!

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                • bjoernsson
                  Fuchs
                  • 06.06.2011
                  • 1863
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                  #9
                  AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                  Zitat von onkelolf Beitrag anzeigen
                  jopp tut es, danke. Sieht ja bisher schonmal sehr nett aus, freue mich auf mehr!
                  Danke! Morgen - oder spätestens Samstag - geht's weiter!

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                  • ryo
                    Dauerbesucher
                    • 10.01.2011
                    • 545
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                    Schöner Bericht bisher, weiter so. Und damit ist auch der nächste Weg in Schweden auf meiner To-do Liste gelandet ;)

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                    • jakobh1
                      Gerne im Forum
                      • 29.05.2010
                      • 63
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                      #11
                      AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                      Erstmal schöner Reisebereicht!

                      Kannst du mir sagen, wie vom Campingplatz Ängby die Anbindung in die Stockholmer City aussieht?

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                      • bjoernsson
                        Fuchs
                        • 06.06.2011
                        • 1863
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                        #12
                        AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                        Zitat von jakobh1 Beitrag anzeigen
                        Kannst du mir sagen, wie vom Campingplatz Ängby die Anbindung in die Stockholmer City aussieht?
                        Bevor ich weitermache, beantworte ich erstmal schnell deine Frage:

                        Vom Campingplatz erreichst innerhalb von fünf, maximal zehn Minuten die U-Bahn-Station "Ängbyplan". Da fährt in der Hauptverkehrszeit alle zehn Minuten eine Bahn (grüne Linie - von der Innenstadt kommend Fahrtziel "Hässelby strand") in die Innenstadt (Hauptbahnhof, Gamla Stan, Slussen). Die Fahrtzeit beträgt ca. 25 Minuten.

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                        • bjoernsson
                          Fuchs
                          • 06.06.2011
                          • 1863
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                          #13
                          AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                          Dienstag, 02.06.2009

                          Wir schaffen es gerade noch, unsere Rucksäcke im Trockenen zu packen. Pünktlich zum Aufbruch setzt dann der Regen ein. Der Blick zurück auf den Lilla Horssjön lässt nichts mehr von der Idylle erahnen, die wir hier gestern Abend vorgefunden haben.


                          Ein Blick zurück auf den Lilla Horssjön.

                          Der ausgeschilderte Abstecher auf einen Aussichtsgipfel wird auf den durch den Dauerregen rutschigen Felsen zu einer heiklen Kletterpartie. Und, wie heißt es so schön: „Übermut kommt vor dem Fall“... Bei einem unvorsichtigen Schritt kann ich mich nur mit Glück vor einem Absturz (der Felsen hat die Höhe der Fichten) retten. Mit entsprechend weichen und zitterigen Knien begebe ich mich an den Abstieg.

                          Aufstieg zum Aussichtspunkt.


                          Verregnete Aussicht über die Alsjöarna.

                          Kurze Zeit später ist der Schrecken jedoch schon wieder vergessen. Selbst im Regen können wir die abwechslungsreiche Landschaft genießen: In den Wald sind zahlreiche Seen, der Stora Alsjön bleibt mir als besonders schön in Erinnerung, eingebettet.


                          Am Stora Alsjön.

                          Am Yngsviken, hier endet Etappe 11 und beginnt Etappe 12, queren wir eine Asphaltstraße. Kurze Zeit später, als wir das Naturschutzgebiet Stora Envättern erreichen, ist die Existenz einer Zivilisation schnell wieder vergessen. Wir wandern auf einem schmalen Pfad am Ufer des Sees entlang. Wir beobachten im Vorbeigehen das Spiel der Regentropfen im Wasser, das Ziehen der Nebelschwaden über dem See.


                          Regentropfen im und Nebelschwaden über dem Stora Envättern.

                          Von einem Felsrücken aus werfen wir den ersten Blick auf den Djupsjön. Nach einem flachen Abstieg stehen wir dann an der Schutzhütte am See. Ein idealer, weil trockener Platz für unsere Mittagspause. Wie wir so dasitzen, kommt aus der Gegenrichtung ein anderer Wanderer. Er stellt sich als Thomas aus Stockholm vor, der sich entschlossen hat, vom Segelwochenende auf dem Mälaren nach Stockholm zurückzuwandern. Gemeinsam entschließen wir uns, ein Feuer zu entzünden, an dem wir unsere völlig durchnässten Klamotten trocknen und unsere durchfrorenen Körper wärmen können. Über unsere Gespräche – wir plaudern bis nach Mitternacht – vergessen wir das Weiterlaufen. Weder Thomas noch wir erreichen das ursprünglich angedachte Tagesziel.


                          Der erste Blick auf den Djupsjön.

                          Am Abend lässt der Regen nach, was sofort die Mücken hervorlockt. So entschließe ich mich, noch mein Zelt aufzubauen. Thomas und Jan ziehen die Nacht in der Schutzhütte vor, da sie am nächsten Morgen kein nasses Zelt abbauen wollen. Vor Mücken geschützt bekomme auf jeden Fall mehr Schlaf. Während ich einschlafe, höre ich aus dem lichten Kiefernwald den Ruf des Ziegenmelkers.


                          Der Rast- und für mich auch Zeltplatz am Djupsjön.


                          Unser Lagerfeuer.
                          Zuletzt geändert von bjoernsson; 02.07.2011, 07:47.

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                          • Gast-Avatar

                            #14
                            AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                            schöner Bericht. Und das Nebelschwadenbild ist besonders schön.
                            In diesem Teil SChwedens bin ich bisher nur mit dem Rad unterwegs gewesen, scheinbar lohnt sich das ja wirklich auch zu Fuß.

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                              • 06.06.2011
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                              AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                              Mittwoch, 03.06.2009

                              Am nächsten Morgen weckt mich doch tatsächlich die Sonne! Als ich aus dem Zelt krieche genieße ich den Blick über den Djupsjön, dahinter dunkle Wolken, die von der Morgensonne angeleuchtet werden.


                              "Aprilwettermorgen" über dem Djupsjön.

                              Nachdem wir uns von Thomas verabschiedet haben, der durch die vorzeitige Unterbrechung ein wenig in Zeitnot geraten ist, brechen auch wir auf. Es beginnt wieder leicht zu regnen, was die Wanderung über die Bohlenwege nicht wirklich angenehmer macht. Allerdings ist die Rutschgefahr, vor der gewarnt wird, nicht so groß.


                              "Bitte beachten! Bei feuchter Witterung können Brücken und Bohlen glatt sein."


                              Immer dem "S" folgen!

                              Heute soll aber der Sonnenschein überwiegen, nur unterbrochen von kurzen, dafür heftigen Regenschauern. So durchwandern wir einen lichten Kiefernwald, in dessen Unterwuchs zahllose Farne wachsen, im schönsten Sonnenschein. Am Holmsjön, den wir auf einer Forststraße passieren, holt uns wieder der Regen ein. Der Regen setzt sich auf dem schmalen Pfad, der am Fräkensjön entlang führt, fort. Doch als wir den Aufstieg zum Fräkensjöberget beginnen, kommt wieder die Sonne zum Vorschein. Direkt wird es schweißtreibend warm. Am Gipfel des Fräkensjöbergets legen wir unsere Mittagspause ein. Vom Aussichtsturm blicken wir über schier endlos erscheinende Wälder. Von Zivilisation weit und breit keine Spur.


                              Sonnenschein im "Farnwald", ...


                              ... Regen am Holmsjön.


                              Der schmale Pfad am Fräkensjön.


                              Der Ausblick vom Fräkensjöberget über die scheinbar endlosen Wälder des Mälarmården.

                              Der Abstieg erweist sich auf den nassen, von Moos überzogenen Felsplatten als herausfordernd. Doch trotz einiger Ausrutscher kommen wir ohne Stürze am Stora Kvarnsjön an. Am Stora Kvarnsjön hören wir Stimmen von jungen Leuten – sehen tun wir diese aber nicht. Ein wackeliger Steg führt zu einer kleinen Insel. Hier wurde uns von Thomas ein traumhafter Zeltplatz, „aber wahrscheinlich nur für ein Zelt“, empfohlen. Egal – wir wollen bei diesem Wetter sowieso noch weiter.


                              Der Steg zum Traumzeltplatz?

                              Mit Beginn der 13. Etappe stellt sich uns eine Herausforderung in den Weg: der Lövviksbergen. Da uns am Fuß des Berges ein Regenschauer einholt, der uns die Regenjacken anziehen lässt, zwei Minuten später aber schon wieder die Sonne vom Himmel lacht, kommen wir gut ins Schwitzen. Doch die Anstrengung wird belohnt. Der Blick vom Lövviksbergen auf den Klämmingen ist ein Traum! Das Sonnenlicht spiegelt sich in den Wellen des Sees, zaubert immer wieder neue Farbmuster in die aufgewühlte Wasseroberfläche.


                              Blick vom Lövviksbergen auf den Klämmingen.

                              Kurze Zeit später passieren wir doch tatsächlich wieder ein Haus! Und als wir über den langgestreckten Ulvsätterberget wandern, liegt zu unseren Füßen auch eine kleine Ortschaft. Doch all dies lässt sich mit einem leichten Drehen des Kopfes schnell ausblenden.


                              Eichen- und Kiefernwald auf dem Ulvsätterberget.


                              Ein alter Kohlenmeiler am Wegesrand.


                              Und wieder Regen.

                              Schließlich sehen wir in einem Tal unter uns den Mellan-Marviken liegen. An dessen Ufer wollen wir heute Abend unser Zelt aufschlagen. Wir haben jedoch etwas Angst, dass es hier voll werden könnte. Die Kette der drei Marviken-Seen gehört zu den beliebtesten Paddelgewässern im Umland von Stockholm, dazu ist es eine beliebte Wanderregion. Vollkommen zu Recht: Die Seen werden von bis zu 75 Meter hohen Steilwänden eingerahmt. Doch zu unserer Überraschung haben wir den See für uns alleine. Lediglich der plattgetretene Boden und – leider – ein wenig Müll am Ufer des Sees zeugen davon, dass es hier nicht immer so einsam ist.


                              Der erste Blick auf den Mellan-Marviken.


                              Unsere Zeltplätze am Mellan-Marviken.

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                                #16
                                AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                                Sehr schöner Bericht...

                                Blühender Sumpfporst im Kiefernwald.
                                Riecht sehr gut finde ich. Ist sowieso ein interessantes Kraut.

                                und – leider – ein wenig Müll am Ufer des Sees zeugen davon, dass es hier nicht immer so einsam ist.
                                Ab dem 10. Juli hat Schweden ein neues Gesetz gegen die Vermüllung- da kann eine Bierdose mal 80 Euro kosten.

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                                • bjoernsson
                                  Fuchs
                                  • 06.06.2011
                                  • 1863
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                                  #17
                                  AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                                  Donnerstag, 04.06.2009

                                  Heute ist unser letzter Tag auf dem Sörmlandsleden. Wir wollen zunächst eine Runde ohne Gepäck gehen. Unser Ziel ist das ehemalige Bergwerk Skottvångs gruva. Auf dem Weg dorthin passieren wir auf dem Stenhuggarmon, einem knapp 92 Meter hohen „Felshügel“, erneut einen Aussichtsturm, von dem aus man die Blicke über „endlose Wälder“ streifen lassen kann. Zu Füßen des Aussichtsturms zeugen Strandwälle und Kieselsteinfelder von einer Zeit, als das Land deutlich tiefer lag und sich die wellen der Ostsee hier brachen.


                                  Auch vom Aussichtsturm auf dem Stenhuggarmon sieht man nichts anderes als Wald.

                                  Weniger später wandern wir am Ufer des Millsjön entlang. Ein altes Ruderboot zwischen den Bäumen ist das einzige Zeichen von Zivilisation – blendet man einmal die parallel zum Sörmlandsleden verlaufende, aber anscheinend nur selten befahrene Straße aus.


                                  Nicht mehr sehr vertrauenserweckend: ein "Ruderbootwrack".

                                  Das Freilichtmuseum Skottvångs gruva ist um diese Jahreszeit noch nicht geöffnet. Trotzdem darf das Gelände betreten werden. Wir fühlen uns schnell um ein Jahrhundert zurückversetzt, so lebendig wirkt das alte Bergwerk. Hier wurde im 16. Jahrhundert mit dem Bergbau begonnen, erst 1920 – damals war Skottvångs gruva mit 345 Metern Teufe die tiefste Grube Schwedens - wurde dieser wieder eingestellt. Das Erz wurde im Winter über die zugefrorenen Marviken-Seen abtransportiert.


                                  Nein, hier ist nicht das Herrenklo ausgeschildert. Dieses Symbol steht auch für Eisen.


                                  Skottvångs gruva. Links im Bild sieht man den alten Förderturm.


                                  Im Inneren des Förderturms.


                                  Grubenschacht. Diese "Löcher", manchmal über 100 Meter tief, findet man fast überall am von uns bewanderten Teilstück des Sörmlandsleden.


                                  Bergwerkseingang - heute, wie fast alle Schächte, mit Wasser gefüllt.


                                  Grubenhund.

                                  Zurück zum Mellan-Marviken wandern wir auf einer alternativen Streckenführung des Sörmlandsleden durch das Krampan-Teilgebiet des Naturschutzgebiets Marvikarna. Zahlreiche bei einem Sturm umgestürzte Bäume vermitteln den Eindruck eines wirklichen Urwalds.


                                  Frisches Grün im Windwurf.

                                  Der Regen setzt ein, als wir unsere Rucksäcke erreichen. Und so wird die Wanderung nach Mariefred, wo wir diese beenden wollen, zu einem „Kampf“ gegen das Wasser. Wir wandern noch kurz durch Wald, dann mehr und mehr durch eine Agrarlandschaft. Schließlich erreichen wir die E 20, die hier autobahnartig ausgebaut ist. Der Wind peitscht uns den Regen ins Gesicht. Und so freuen wir uns, als wir den Bahnhof Läggesta erreichen. Von hier soll eine Dampfeisenbahn nach Mariefred fahren, von wo aus wir mit dem Dampfschiff über den Mälaren zurück nach Stockholm fahren wollen. Diese Variante wurde in einem Buch über den Sörmlandsleden empfohlen, das uns Thomas bei der „Rast“ am Djupsjön gezeigt hatte. Demnach hätte die Dampfeisenbahn auch fahren sollen – aber: Wir befinden uns außerhalb der Hauptsaison, der Zug fährt nur am Wochenende. Also hängen wir zweieinhalb Kilometer auf dem Radweg parallel zur Straße bis Mariefred an. Diesmal kämpfen wir gegen den starken Seitenwind, der sich immer wieder in unseren Rucksäcken verfängt und diese zur Seite drückt.


                                  Langsam - aber viel schneller als gewollt - kehren wir in die "Zivilisation" zurück.


                                  "Autobahnwandern".

                                  In Mariefred – die Abfahrtszeiten des Dampfschiffes hatten wir bereits aus Deutschland im Internet recherchiert – werfen wir einen Blick auf das berühmte Schloss Gripsholm, dem Kurt Tucholsky, der auf dem Friedhof in Mariefred beerdigt liegt, ein literarisches Denkmal setzte. Bereits 1380 wurde das erste Schloss Gripsholm durch Bo Jonsson Grip errichtet. Das heutige Schloss ließ König Gustav Vasa I. 1537 auf den Ruinen des Mittelalterschlosses errichten.


                                  Schloss Gripsholm.

                                  Danach spazieren wir zum Schiffsanleger. Wir warten auf das Dampfschiff – und wundern uns, dass dieses nicht kommt. Ein erneuter Blick auf den Fahrplan erklärt uns auch, warum: Wir haben Nebensaison...

                                  Was nun? Zum Bahnhof Läggesta zurückzulaufen haben wir keine Lust. Etwas ratlos irren wir durch Mariefred – und begegnen plötzlich einem Bus, der zum Bahnhof fährt. Wir steigen ein – und sorgen klitschnass und wahrscheinlich auch stinkend für ungläubige Blicke bei den anderen Fahrgästen. Nach längerer Wartezeit kommt dann auch unser Zug nach Stockholm.

                                  Am frühen Abend kommen wir wieder am Campingplatz in Stockholm an. Wir gönnen uns eine lange, warme Dusche, um uns bald darauf im warmen, trockenen Schlafsack zu verkriechen.

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                                  • bjoernsson
                                    Fuchs
                                    • 06.06.2011
                                    • 1863
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                                    #18
                                    AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                                    Freitag, 05.06.2009


                                    Wahrscheinlich "das" Stockholmfoto überhaupt: Stadshuset.

                                    Frisch geduscht steht heute Sightseeing in Stockholm an. Unser erstes Ziel ist das königliche Schloss. Mein Geschmack ist die Inneneinrichtung nicht – aber na gut, ich muss da zum Glück auch nicht wohnen!


                                    So sieht also das Türschild von "Königs" aus.


                                    Und hier arbeiten "Königs": Das Stockholmer Stadtschloss.

                                    Wir spazieren von Gamla stan nach Djurgården.


                                    Hausfassade in Gamla stan.


                                    Ein Blick zurück: Gamla stan, vom Reichstagsgebäude aus gesehen.


                                    Der Blick durch die Masten der Jugendherberge "af Chapman" auf die Katarina kyrka.


                                    Östermalm.


                                    Das Nordiska Museet.

                                    Im Vasamuseet – für mich ein Pflichtbesuch bei jedem Stockholmaufenthalt, ich entdecke immer wieder neue Details (und jedes Mal schwöre ich mir, dass ich beim nächsten Mal mein Stativ nicht vergesse!) – schauen wir uns in aller Ruhe das Wrack des 1628 beim Auslaufen zur Jungfernfahrt bereits im Hafen gesunkenen Kriegsschiffes „Vasa“ an.


                                    Die "Vasa".

                                    Danach geht es ins Freilichtmuseum Skansen. Neben schönen alten Häusern begeistern wir uns vor allem für die Braunbären im angeschlossenen Tierpark. Beim Verlassen des Geländes wundern wir uns über die Musikproben und Aufbauten, die auf der Freilichtbühne stattfinden.


                                    Schöne ...


                                    ... alte ...


                                    ... Häuser.


                                    Elchkalb.


                                    Junge Braunbären.

                                    Den Abend lassen wir dann in „Gröna Lunds Tivoli“ ausklingen.


                                    Sind die Deutschen echt solche "Problem-Touris"? ...


                                    ... Oder sind das einfach nette Fundstücke?


                                    Hoffentlich verliert wenigstens die Achterbahn hier nicht den Überblick!


                                    "Insane" - das sieht wirklich verückt aus...!
                                    Zuletzt geändert von bjoernsson; 03.07.2011, 08:58.

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                                    • Reichhi
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                                      • 18.04.2010
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                                      #19
                                      AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                                      Kommt mir irgendwie bekannt vor ;)

                                      Aber P.S. die Königsfamilie wohnt nicht im Kungliga Slottet in Gamla Stan. Die wohnen in Slott Drottningsholm.
                                      .........."Do not talk the walk; walk the walk." .............."He who can, does. He who cannot, teaches."

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                                      • bjoernsson
                                        Fuchs
                                        • 06.06.2011
                                        • 1863
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                                        #20
                                        AW: [SE] Stockholm(er Vorgärten)

                                        Zitat von Reichhi Beitrag anzeigen
                                        Aber P.S. die Königsfamilie wohnt nicht im Kungliga Slottet in Gamla Stan. Die wohnen in Slott Drottningsholm.
                                        Gut, man lernt nie aus. Könige sind nicht so mein Spezialgebiet... Aber du hast Recht. Danke!

                                        Ich habe jetzt gerade mal auf http://www.kungahuset.se/ nachgeguckt. Das Stadtschloss in Stockholm dient nur als "fast täglicher Arbeitsplatz".

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