Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

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  • Beyond
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    AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

    Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks, hallo Lee,

    das Problem mit der Missweisung und der Übertrag des Kurses von der Karte zum Kompass und umgekehrt, scheint allgemein bekannt zu sein. Jeder der in der Schule aufgepasst hat, weiß, dass der magnetische Nordpol mit dem geografischen Nordpol nicht identisch ist. Der Magnetpol liegt irgendwo im Norden Kanadas und verändert ständig seine Position. Je nachdem, wo man sich auf der Erde befindet, ist der Winkel vom magnetischen zum geographischen Pol verschieden groß.

    Um mit den Winkeln leichter hantieren zu können, habe ich mich auf einheitliche Begriffe festgelegt. Ich bezeichne als

    - „Gitternord“ die in den Seekarten mit Merkatorprojektion identische Linie zu geografisch Nord = Erdmeridian (Das gilt aber nicht für andere Kartenprojektionen!)
    - „Kurs oder Kurswinkel“ den Winkel von Gitternord zu meinem Ziel in der Seekarte
    - „Kompasskurs“ den Winkel, den ich am Kompass steuern muss, um zu meinem Ziel zu gelangen; es ist der Winkel von magnetisch Nord zum Ziel
    - „Nadelabweichung“ auch Missweisung = magnetische Deklination genannt, den Winkel von Gitternord zu magnetisch Nord = Magnetpol = Kompassnord (Die Kompassnadel zeigt nach Kompassnord.)

    In den Seekarten werden die Nadelabweichungen (Winkel von der Gitterlinie zum Magnetpol) bei der Kompassrose für ein bestimmtes Jahr angegeben - ebenso die jährliche Zu- oder Abnahme diese Winkels. Decken die Karten ein größeres Seegebiet ab, können sogar mehrere Kompassrosen auf der Karte verteilt sein. Man muss dann die für die Navigation nächstliegende berücksichtigen. Vor Beginn einer Reise rechne ich mir die aktuelle Nadelabweichung für dieses Jahr aus und vermerke sie mit Bleistift bei jeder Kompassrose. Das erspart mir unterwegs die ständige Neuberechnung.

    Beispiel Seekarte 1:750.000 Kompassrose bei der griechischen Insel Rodos:
    Angabe der Missweisung in der Kompassrose: 2 Grad 50 min E 2000 (2 min E)
    Berechnung für 2011: 2 min/a x 11 a = 22 min Ost + 2 Grad 50 min Ost = 3 Grad 12 min Ost

    Diese Abweichung ist im Mittelmeer minimal. Die Linie der Missweisung (Isogone) mit 0 Grad verläuft zur Zeit vor der Spanischen Ostküste (Balearen) mitten durch Frankreich und an der Westküste von Südnorwegen. 2010 betrugt in Ostfinnland und Nordostnorwegen die Missweisung bis zu 14 Grad Ost im Mittelmeerraum von 0 Grad vor Spanien bis 4 Grad Ost an der türkischen Ägäisküste. In anderen Seegebieten kann aber die Missweisung enorme Ausmaße (über 20 Grad) erreichen, je mehr man sich den magnetischen Polregionen nähert (Kanada, Alaska, Südafrika, Neuseeland).

    Ich habe mir das noch nie merken können: Muss ich die Abweichung der Kompassnadel addiert oder subtrahiert, wenn ich den Kurs von der Karte auf den Kompass oder vom Kompass zur Karte übertragen will.

    Die Gedächtnisregel der Seefahrer für Kursverwandlungen aus dem Handbuch für den Yachtsport, Verlag Delius Klasing, 1969 lautet:
    Nennt man den Kompass-Kurs „falsch“, den missweisenden bzw. den rechtweisenden Kurs „richtig“, so ergibt sich die altbewährte seemännische Gedächtnisregel:
    Vom Falschen zum Richtigen: Mit dem richtigen Vorzeichen beschicken!
    Vom Richtigen zum Falschen: Mit dem entgegengesetzten Vorzeichen beschicken!

    Außer mir müssen das scheinbar alle Menschen verstanden haben, denn diese Gedächtnisregel ist seit alters her bekannt und in der Seefahrt gebräuchlich.

    Es blieb mir nichts anderes übrig, als mir meine eigene Eselsbrücke zu bauen.

    Ich behelfe mir dabei mit eine kleinen Skizze.

    Will ich den mit dem Kursdreieck aus der Karte entnommenen Kurs in den Kompasskurs verwandeln, trage ich an die Gitterlinie möglichst realistisch den Kurs z.B. 116 Grad (bei der heute verwendeten 360 Grad-Teilung zum Glück immer Ost!) und die Nadelabweichung z.B. 3 Grad Ost an (kann aber auch West sein: iberische Halbinsel, Westfrankreich, England, Irland).

    Liegt in der Skizze die Nadelabweichung innerhalb des Kurswinkels, wäre der Winkel des Kompasskurses zum Kurs kleiner und ich müsste die Nadelabweichung vom Kurswinkel abziehen, um den Kompasskurs zu erhalten.

    Beispiel: Überfahrt von der Insel Folegandros zur 39 km entfernten Insel Thira in Griechenland (siehe Post #130)
    Kurs 116 Grad Ost, Nadelabweichung 3 Grad Ost – entsprechend der Skizze:
    116 Grad Ost – 3 Grad Ost = 113 Grad Ost. Ich muss den Kompasskurs von 113 Grad Ost steuern.

    Liegt die Nadelabweichung außerhalb des Kurswinkels (also West) müsste ich sie dazuzählen, weil der Winkel des Kompasskurses zum Kurswinkel größer wäre.

    Beispiel: Überfahrt über den Solway Firth vom Hafen in Silloth zum 12 km entfernten Leuchtturm am Southerness Point an Englands Westküste
    Kurs 272 Grad Ost, Nadelabweichung 4 Grad West – entsprechend der Skizze:
    272 Grad Ost + 4 Grad (West) = 276 Grad Ost. Ich muss den Kompasskurs von 276 Grad Ost steuern.

    Wäre die Nadelabweichung = 0 Grad, wie es vor der Ostküste Spaniens, in der Mitte Frankreichs und im Westen von Südnorwegen zu Zeit der Fall ist, könnte ich mich ohne zu rechnen bequem zurücklehen. Eine Verlegung des Paddel-Reviers auf die Balearen wäre, zumindest der einfachen Navigation halber, zur Zeit eine gute Option, würden mich nicht die „Ballermänner“ davon abschrecken.

    Will man umgekehrt vom Kompass-Kurs zur Karte den Kurs mit dem Kursdreieck eintragen, muss genau entgegengesetzt gerechnet und der Winkel der Nadelabweichung hinzugezählt werden, wenn die Nadelabweichung innerhalb des Kurswinkels liegt, weil der Kompasskurs ja dann kleiner ist, als der Kurswinkel. Liegt die Nadelabweichung außerhalb (West) des Kurswinkels muss sie vom Kompasskurs abgezogen werden, um den Kurswinkel zu erhalten, weil der Kompasskurs ja größer ist als der Kurswinkel. Mathematisch muss ich dabei lediglich die Formel umstellen. Ich kann die Rechenfolge aber auch direkt aus der Skizze sehr gut herleiten.

    Mit Hilfe dieser Skizze lässt sich auch der Fall leicht erklären, wenn die Nadelabweichung größer ist, als der Kurswinkel. In diesem Fall liegt der Kompasskurs westlich von magnetisch Nord. Hier müsste man den Kurswinkel von der Nadelabweichung abziehen und den errechneten Winkel westlich von Kompassnord antragen. Einfacher lässt es sich rechnen, wenn ich in diesen Fällen zu dem Kurswinkel einen Vollkreis mit 360 Grad dazu zähle, dann liegt die Nadelabweichung wieder innerhalb des Kurses und ich kann die normale, oben beschriebene Rechenoperation durchführen.

    Beispiel: Überfahrt von der Insel Kielmøya am Eingang des Bøkfjorden (Kirkenes) zur 21 km entfernten Halbinsel Ekkerøy auf der Varangerhalvøya
    Kurs 4 Grad Ost, Nadelabweichung 13 Grad Ost – entsprechend der Skizze:
    Kurs + 360 Grad (Vollkreis) = 4 Grad Ost + 360 Grad = 364 Grad Ost. Normale Rechnung wie oben beschreiben: 364 Grad Ost – 13 Grad Ost = 351 Grad Ost. Ich muss den Kompasskurs von 351 Grad Ost steuern. Das selbe gilt natürlich auch wieder für die umgekehrte Reihenfolge. Nur muss man zum Schluss vom Kurs noch die 360 Grad abziehen. Das erreicht man mathematisch durch das Formelumstellen oder leitet es ebenfalls aus der Skizze her.

    Wie bereits oben beschrieben treten diese Fälle zur Zeit im Prinzip nur in den nördlichsten Regionen Westeuropas auf (Finnland, Nordnorwegen, Nordschweden). Hier sind Nadelabweichungen bis zu 14 Grad Ost möglich.

    Ich glaube, wenn man sich einmal über die Lage des magnetischen Pols zu Gitternord, also der Nadelabweichung im Klaren ist, kann man sehr leicht das Zusammenspiel der Winkel (Kurs, Nadelabweichung und Kompasskurs) mittels einer kleinen Skizze zueinander, leicht und schnell klären. Oft reicht es, wenn man sich vor Antritt einer Kajaktour einmal mit den magnetischen Begebenheiten des Reisegebiets befasst hat. Dann kann man die Kursberechnungen praktisch automatisch erledigen, ohne viel darüber nachdenken zu müssen.

    Vielleicht bevorzuge ich neben den warmen Gefilden auch deshalb das Mittelmeer, weil die Nadelabweichung in der Region so gering ist, dass man sie nur zum Runden verwenden muss. Bei einem Kompass für ein Seekajak ist die Gradeinteilung sowieso nur in 5-Grad-Schritten angegeben. Genauer lässt sich ein Kurs auf Grund der ständigen Kajakbewegung sowieso nicht steuern.

    Viele Grüße
    Beyond

    PS: Der Schiffsmagnetismus, auch Deviation genannt, wird beim Seekajaking nicht berücksichtigt, weil anzunehmen ist, dass vom Kajak und seiner Ladung kein Magnetismus oder Nadelablenkung durch große Eisenteile vorhanden sind, es sei denn, man verstaut seine eiserne Bratpfanne oder sein lautstarkes Radio unmittelbar unter dem Kompass.
    Zuletzt geändert von Beyond; 22.02.2012, 08:34. Grund: Link eingebunden

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    • Hollgi
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      AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

      Weil sich der Schall in 300 m/s fortpflanzt, gilt allgemein die Zeitdifferenz zwischen Blitz und Donner: 3 Sekunden entsprechen rund 1 km (genauer eigentlich 900 m, aber das liegt in der Toleranz, wenn man die Sekunden mit dem Zählen von „21, 22, 23, ...“ abmisst).

      Hey Beyond, Schall bewegt sich sich mit mit 343 m/s bei 20°C (= 1029 m/ 3s). Somit passt die drei Sekunden Regel schon ganz gut.
      Danke Für Deine guten Beiträge.
      yakass.net

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      • Beyond
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        AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

        Hallo Hollgi,

        Du hast völlig recht. Physik lässt sich nicht manipulieren!

        Da habe ich es in meiner Rundungswut ein wenig zu großzügig gehandhabt. Der Bericht wurde von mir natürlich sofort verbessert.

        Danke für den Hinweis.

        Ein schönes Weihnachtsfest nach „Down Under“.

        Viele Grüße
        Beyond
        Zuletzt geändert von Beyond; 24.12.2010, 13:49.

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        • Beyond
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          AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

          Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks, hallo Lee,

          wenn ich mit dem Kajak einen breiten Fluss queren, zu einer Insel hinüber fahren oder über eine Bucht paddeln will, gibt es mehrere Möglichkeiten diese Passagen durchzuführen.

          1 – einfache Überfahrt

          Man sitzt im Kajak, richtet die Spitze des Bugs zum Ziel und legt los. Dies ist praktikabel, wenn keine Strömung und nur wenig Wind vorhanden ist oder kein bestimmter Zielpunkt (z.B.: über einen Fluss, nur an das andere Ufer, von Insel zum Festland usw.) erreicht werden muss. – Es handelt sich dabei um den denkbar einfachste Fall.

          Bei einem Fluss ist das Problem einer Überfahrt am leichtesten zu erkennen. Die Strömung versetzt den Kajak flussabwärts. Und zwar in der Zeit, die der Kanute benötigt, um über den Fluss zu paddeln und auf einer Strecke, die ihn durch die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers in dieser Phase versetzt.

          Um sich ein Bild zum leichteren Verständnis zu machen, hier zwei Beispiele:

          Nach offiziellen Angaben liegt die Fließgeschwindigkeit der Donau zwischen 5 und 15 km/h. Sie ist allerdings auch vom jeweiligen Wasserstand (Hoch-, Mittel-, Niedrigwasser) abhängig.

          Die Donau an der Fähre in Eining vor dem Donaudurchbruch bei Weltenburg ist rund 110 m breit, die Fließgeschwindigkeit beträgt grob geschätzt 1 m/s = 3,6 km/h, als Paddelgeschwindigkeit werden gemütliche 5 km/h = 1,39 m/s angenommen. Für die Überfahrt würde der Kanute rund 79 Sekunden = 1,3 min benötigen. In der Zeit versetzt ihn die Strömung um 79 m flussabwärts.

          An der Verzweigung der Donau in die Delta-Arme nach Ismail und nach Tulcea an der Grenze Ukraine und Rumänien misst die Donau 610 m, aber die Fließgeschwindigkeit liegt dort infolge der Verbauung wesentlich höher. Weil ich gegen die Strömung kaum mehr anpaddeln konnte, musste sie größer als 10 km/h gewesen sein, das wären dann rund 2,78 m/s. Die Überfahrt würde bei wieder gemütlichen 5 km/h = 1,39 m/s Paddelgeschwindigkeit 439 s = 7,3 min dauern. Der Versatz errechnet sich dann allerdings auf rund 1220 m.

          Wenn man da nicht aufpasst, ist man an dem Abzweig vorbeigetrieben, wie es mir auf meiner Donaufahrt 2004 ergangen war. Weil ich die Linkskurve geschnitten hatte, bemerkte ich die Verzweigung Ismail / Tulcea auf der rechten Flussseite rund 1,5 km vor mir viel zu spät. Ich schaffte es nicht mehr rechtzeitig über den Fluss zu kommen und trieb knapp an der Buhne, die den Abzweig markierte, vorbei in den falschen Seitenarm in Richtung Ismail. Ich hatte alle Hände voll zu tun, um aus dem Kehrwasser heraus, um die Buhne zu paddeln. Es ging nur langsam voran und als ich es geschafft hatte, war ich es ebenso und anschließend froh, dass die Strömung mich in Richtung Tulcea weitertrug und ich mich ein wenig ausruhen konnte.

          Ich hatte in diesem Fall die direkte Querung durchgeführt, war einfach über den Fluss in nahezu senkrechtem Winkel gepaddelt und wurde entsprechend flussab versetzt. Ich beschrieb auf der Donau die klassische Hundekurve (siehe Punkt 2).

          Der nächste Abzweig nach 18 km, rund 8 km nach Tulcea in den mittleren Arm nach Sulina war ebenfalls kaum auszumachen. Ich dachte eigentlich, es würde der breitere Kanal sein - war es aber nicht. Ich fuhr sicherheitshalber schon am linken Ufer entlang und fragte dann einen Fischer: „Sulina?“ und deutete auf den breiten Kanal. Der schüttelte energisch den Kopf und winkte mit dem Arm in Richtung des schmalen Abzweigs. Ich bedankte mich mit einem „Thank you!“ und einem Winken, das er grinsend erwiderte. Aber erst als ich wieder an einem Kilometrierungsschild vorbei- und mir dann auch noch ein Fahrgastschiff entgegenkam, war ich mir auch wirklich sicher, den richtigen Deltaarm nach Sulina erwischt zu haben.

          2 - Hundekurve

          Die Hundekurve ist eine Abart von Punkt 1, eigentlich die normale Folge, wenn man zu einem bestimmten Ort gelangen will und vorbeigetrieben wird. Hier zeigt der Bug immer zum Ziel. Das heißt, wenn die Wassermassen einen abtreiben, wird der Winkel zum Ziel immer steiler und richtet sich allmählich entgegen die Strömung bis man am anderen Ufer angelangt ist und im schlechtesten Fall das letzte Stück im Kehrwasser zurück zum Ziel paddeln muss. Die Querung beschreibt einen Bogen flussabwärts der in der Nähe des gegenüberliegenden Ufers immer enger wird. Man nennt diesen typischen Kurvenverlauf eine Hundekurve, weil Hunde, wenn sie über einen Fluss/Bach schwimmen, ebenfalls nur ihr Ziel vor Augen haben und es unbedingt erreichen wollen, auch wenn sie abgetrieben werden.

          Um an einen bestimmten Punkt zu kommen, gibt es andere Möglichkeiten, die wesentlich eleganter wirken, als die zuvor beschriebenen.

          3 – Seilfähre

          Sehr effektiv ist die Seilfähre, um über eine Fluss in gerader Linie zu einem bestimmten Punkt am genau gegenüberliegenden Ufer zu gelangen. Man dreht den Kajak flussauf und paddelt von Haus aus gegen die Strömung in einem angemessenen Winkel zwischen 45 und 10 Grad zum fließenden Wasser, um einen seitlichen Vortrieb zu erhalten, damit man über den Fluss kommt. Das Augenmaß reicht bei einer Flussquerung in der Regel aus. Je größer die Fließgeschwindigkeit ist, um so steiler muss der Anstellwinkel gesetzt werden, um so länger dauert aber dann die Querung.

          Bei großen Überfahrten, zum Beispiel über Buchten ist das Schätzen des Anstellwinkels schwierig. Ist die Fließgeschwindigkeit der Strömung aber bekannt, kann man den Anstellwinkel zeichnerisch aus der Seekarte ermitteln. Man trägt den gewünschten Kurs in die Seekarte ein. Am Startpunkt zeichnet man die Fließgeschwindigkeit (z.B. 1,5 kn = 2,8 km/h = 0,771 m/s und die Richtung in Grad als Vektor ein. Am Endpunkt des Vektors (Vektorspitze) schlägt man mit dem Zirkel (alternativ bringt ein Lineal oder Kursdreieck das selbe Ergebnis) einen Kreis mit der Paddelgeschwindigkeit (z.B. 5 km/h = 2,7 kn). Wichtig dabei ist, dass die geraden Vektorlinien immer nur mit den selben Einheiten (z.B.: nur kn, nur km/h, nur m/s – unterschiedliche Einheiten müssen in eine einzige physikalische Einheit umgerechnet werden, siehe unten unter „PS“) und mit dem gleichen Maßstab angetragen werden dürfen. Die Gerade vom Vektorendpunkt zum Schnittpunkt des Kreises mit dem Kurs ergibt den Anstellwinkel, den man am Kompass (berichtigt mit der Missweisung, siehe Post #141) anlegen muss, um auf der direkten Kurslinie die Querung durchführen zu können. Siehe dazu auch die Posts #16, #67 und #130, in denen ich auf die Probleme mit Kurs, Abweichung, Abtrift, Strömung usw. eingegangen bin.

          4 – Querung aus idealer Position

          Bei einer Überfahrt von der Küste zu einer Insel, ist es am günstigsten, sich an der Küste eine Startposition zu suchen, die eine gerade Überfahrt ermöglicht und von der aus die Strömung den Kajak zur Insel treibt. Der Vorgang ist in Punkt 1 beschrieben, nur muss man statt der Abtrift die Vorlage festlegen, das heißt, man muss bei gleichem Kurs (in der Regel die kürzeste Entfernung von der Küste zur Insel), den Startpunkt um den Versatz der Abtrift stromausfwärts verlagern. Wenn man schon mit der Strömung an der Küste entlang gepaddelt ist, spart man sich sogar ein Stück des Wegs und lässt die Strömung für sich arbeiten.

          Am besten ist es, wenn man sich bereits vor Antritt der Reise die Informationen bei geplanten Überfahrten aus dem Internet, Strömungskarten, Nautische Handbücher usw. besorgt. Wie bereits in den vorangegangenen Posts erwähnt, stelle ich mir die möglichen Überfahrten bereits zu Hause zusammen und liste sie in einer Tabelle auf. Hier sind auch eventuelle Strömungen bereits berücksichtigt. Allerdings kommen Strömungen, von der Dünung und dem Wind einmal abgesehen, im Mittelmeer nicht so zur Geltung. An der Atlantik- und Nordsee-Küste müssen sie (Gezeitenströme usw.) unbedingt beachtet werden.

          Viele Grüße
          Beyond

          PS: Zum leichteren Umrechnen von Knoten (kn), Seemeinen pro Stunde (sm/h), Kilometer pro Stunde (km/h) und Metern pro Sekunde (m/s) nachfolgend einige hilfreiche Angaben:

          1 kn = 1 sm/h = 1,852 km/h = 0,51444... m/s (gerundet 0,514 m/s)

          1 km/h = 0,27777... m/s (gerundet 0,278 m/s) = 0,5400 kn = 0,5400 sm/h

          1 m/s = 3,6 km/h = 1,9438 kn = 1,9438 sm/h
          Zuletzt geändert von Beyond; 22.02.2012, 08:43. Grund: Links eingebunden

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          • Beyond
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            Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks, hallo Lee,

            wie hatte ich damals Mitte der 60er Jahre das Paddeln erlernt? Zur der Zeit waren die „Kajakschulen“ noch sehr rar. Genauer gesagt, es gab überhaupt keine. Zumindest nicht in der Region, in der ich das Paddeln lernen wollte, am Tegernsee.

            Literatur war auch Mangelware. Das einzige Buch, das ich zu lesen bekam, war Herbert Rittlingers „Die neue Schule des Kanusports“. Das fraß ich allerdings regelrecht in mich hinein und lernte es fast auswendig, im Gegensatz zu den „Schillerschen Gedichten“: „Die Glocke“, „Der Ring des Polykrates“ und „Die Bürgschaft“. Mit dieser angelesenen Erfahrung begab ich mich dann auf das Wasser.

            Gleich zu Beginn lernte ich das teilbare Paddel mit den Rasten für die Blattdrehungen korrekt zu benützen, es als Linkshänder, auch auf „linksgedreht“ einzustellen. Ich hatte sehr schnell den Bogen raus, wie man vorwärts kommt, eine Kurve fährt und rückwärts paddelt. Die weiterführenden Techniken folgten: Konterschlag, Paddelstütze, Seilfähre, Duffek-Schlag, der auch als Löffel-Rührer bekannt geworden ist. Weil die damaligen Wanderboote ein sehr flaches Unterschiff aufwiesen, war das heute allgemein übliche Ankanten, um leichter einen Bogen fahren zu können, überhaupt nicht möglich, ja kontraproduktiv. Beim seitlichen Versetzten musste ich mein Boot relativ gerade halten, damit das Wasserrühren aber auch das Drehen auf der Stelle überhaupt möglich war und etwas bewirkte.

            Mit dem Kentern war das auch so eine Sache. Mein erster Kajak-Versuch am Tegernsee begann bereits nach ein paar Sekunden mit einem „Reinfall“, weil ich mit dem Paddel unterschnitten hatte und dadurch mit einer Paddelstütze wortwörtlich ins Wasser fiel. Auf Zahmwasser waren dann alle weiteren Kenterungen gewollt und dienten nur als Übung zum Wiedereinsteigen. Da es damals noch keine Paddelfloats gab, blieb mir praktisch nur der direkte Wiedereinstieg übrig. Denn benutze ich noch heute! Nach 45 Jahren komme ich noch ohne jegliche Hilfsmittel in kürzester Zeit in meinen Kajak und das auch bei Wellengang im Meer.

            Ich habe das Paddeln gelernt, so wie ich Radfahren und Schwimmen gelernt habe, einfach von selbst. Heute würde ich vielleicht einen Anfängerkurs in einem Kajak-Vereine belegen, aber nur, weil diese Angebote vorhanden sind. Ob man dort allerdings recht viel mehr lernt, als man als interessierter Laie sowieso schon weiß, ist fraglich. Das habe ich zum Beispiel bei einigen in Hochglanzbroschüren angebotenen Computerkursen erfahren, die eigentlich nichts Neues mehr brachten und von mir als vergeudete Zeit und hinausgeworfenes Geld abgehakt worden sind.

            Zur Verdeutlichung ein paar ketzerische Anmerkungen: Braucht ein Normal-Radfahrer einen speziellen Kurs für Kunstradfahren oder Mountainbiking? Wann kommt er in die Verlegenheit, einmal mit seinem Rad eine Pirouette drehen zu müssen? Für einen Feldweg benötige ich keine Mountainbiking-Kurs und das Geländeradeln außerhalb eines abgesteckten Terrains sollte für einen umwelt- und naturbewussten Biker sowieso tabu sein. Oder die Schleuderkurse der Automobilklubs: Bis man einmal in eine gefährliche Situation kommt, damit man das Erlernte auch wirklich anwenden kann, hat man es in der Regel bereits wieder vergessen (siehe Erste-Hilfe-Kurs!). Es sei denn, man provoziert regelmäßig solche Situationen. Aber wer ist schon so unvernünftig und riskiert damit sein teures Gefährt und seine Gesundheit? Das selbe sehe ich auch beim Seekajaking.

            Alles Andere, was ich zum Paddeln an Techniken benötigte, brachte ich mir selber bei. Ich bin in vielen Dingen Autodidakt, schaue eine Menge von den Fachleuten ab, lese viel in Fachbüchern und Ratgebern, mache mir über das Gelesene meine eigenen Gedanken und verwerfe jene, die mir nicht zusagen.

            Gut, am Anfang war das Paddeln schon ein bisschen wackelig. Aber das legte sich sehr schnell und die Geschicklichkeit stieg mit jedem Paddelschlag, nach dem alten Motto: Routine macht den Meister und nicht das reine Schulwissen.

            Wenn der Anfänger sich eine kleine Kajak-Schule in Buchform zulegt, diese gibt es heute zu Dutzenden und relativ billig auf dem Buchmarkt, kann er die Grundkenntnisse und -techniken des Kajakfahrens nachlesen und anschließend in der Praxis selber erlernen. Der Rest ist reinen Übung und ausdauerndes Training, so wie bei allen anderen Sportarten auch – Extremsportarten allerdings ausgenommen.

            Probleme beim Seekajaking werden mehr die äußeren Umstände bereiten, wie Navigation, wo ist die beste Aus- und Einbootstelle, wie kommen ich mit dem Wetter, Wind ,Wellen und Strömungen klar. Da steigen selbst renommierte Kajakschulen aus, wenn man etwas Genaueres über terrestrische Navigation oder die Bestimmung der Strömungsgeschwindigkeit und der -richtung bei einer Überfahrt zu einer Insel nachfragt.

            Das muss man sich alles selbst erarbeiten. Deshalb stelle ich auch einige Informationen in Suomalees Thread, damit man einen Anreiz bekommt, sich in diesem Bereich weiterzubilden.

            Zum Schluss eine kleine Geschichte.

            In den Ferien waren meine Eltern und ich immer in der Sommerfrische am Faaker See in Kärnten. Gleich beim ersten Mal mit dem Paddelboot, lernte ich einen gleichaltrigen Jungen aus dem Kleinen Walsertal kennen und wir fuhren zusammen auf dem See herum. Mein neuer Freund besaß einen „Lieser-Mig“ von Klepper, damals das Wildwasser-Abfahrtsboot schlechthin: schmal, extremes V-Unterschiff. Mit diesem Freund lernte ich ungemein schnell das Paddeln und das Wiedereinsteigen auf dem Wasser. Wir maßen uns in der Schnelligkeit, bei der ich natürlich das Nachsehen hatte. Dafür kam ich immer wieder schneller in mein Schiff, wenn wir zum Schwimmen mitten auf dem See vom Boot aus ins Wasser hüpften. Da hatte mein Freund mit seinem kippeligen Kajak die größeren Schwierigkeiten und ich musste ihm mit dem Paddel immer ein Brücke zwischen den Booten bauen.

            Bereits in der zweiten Woche unternahmen wir beide Jungs und der Vater meines Freundes eine leichte Wildwassertour von rund 30 km Länge auf der Gail von Hermagor bis auf die Höhe von Arnoldstein und das mit meiner eigentlich noch recht geringen Paddelpraxis.

            Im Oberteil des Flusses rumpelte es schon gewaltig, als ich in den verblockten Schwällen mit meinem Wanderboot mangels ausgefeilter Wildwassertechnik gegen die Felsen krachte. Einige dieser Narben sind heute noch an Bug und Heck zu erkennen. Aber ich kam durch und ich war stolz, meine erste Wildwassertour, ohne zu kentern, gemeistert zu haben. Vielleicht war es aber auch nur Anfängerglück!

            Viele Grüße
            Beyond
            Zuletzt geändert von Beyond; 07.01.2011, 19:32.

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            • tizzano1
              Erfahren
              • 13.06.2006
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              AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

              Hallo Beyond,

              schön zu lesen, dass du deine ersten Paddelerfahrungen in Kärnten gemacht hast. Ich stamme von dort , kenne natürlich Faaker See und Gail. Selbst habe ich meine Kindheitswassererfahrungen in der oberen Drau und am Weissensee gemacht...

              Habe natürlich in Rittlingers "Baldverlorenem Paradies" genau nachgeschaut ob er alles korrekt beschrieben hat... er hat ein bißchen geschwindelt

              Grüsse, tizzi

              p.s. wenn du mal einen netten Zeltplatz ( nicht am Wasser, sondern am Feuer) sehen willst so schau mal nach meinem Beitrag im Wanderforum "Eure Übernachtungsplätze"

              Ich wünsche allen ein gutes Neues Jahr.

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              • eisvogel
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                • 05.08.2003
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                Zitat von Beyond Beitrag anzeigen
                Oder die Schleuderkurse der Automobilklubs: Bis man einmal in eine gefährliche Situation kommt, damit man das Erlernte auch wirklich anwenden kann, hat man es in der Regel bereits wieder vergessen (siehe Erste-Hilfe-Kurs!). Es sei denn, man provoziert regelmäßig solche Situationen. Aber wer ist schon so unvernünftig und riskiert damit sein teures Gefährt und seine Gesundheit?
                Hier, ich!
                Jedes Jahr zu Beginn winterlicher Strassenverhältnisse in Eigenregie und mit Freunden, später auch noch zwischendurch. Risiko hängt natürlich vom 'Übungssetting' ab, ist natürgemäss minimiert.

                Alle 2 Jahre absolviere ich zusätzlich ein mehrtägiges Training mit professioneller Betreuung.


                Grundsätzlich zu deinen Beiträgen:

                Herzlichen Dank für deine Ausführungen und geteilten profunden Kenntnisse!
                Hab das anderswo bis jetzt noch nicht in so komprimierter Form - und auf den Punkt gebracht - ausfindig machen können.

                Lese mit grossem Interesse deine Beiträge - und freue mich auf mehr... !
                Gruß, Eisvogel
                __________________________________

                \"Die Sinne betrügen nicht. Nicht, weil sie immer richtig urteilen, sondern weil sie gar nicht urteilen; weshalb der Irrtum immer nur dem Verstande zur Last fällt.\"
                Kant

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                  Hallo Tizzi,

                  wieder im Lande? Hoffentlich hattest Du schönes Wetter da unten in Lykien gehabt. Gefroren hast Du bestimmt nicht, wenn man Deine Photos vom Übernachtungsplatz betrachtet. Da hast Du nicht einmal einen Kocher mitschleppen müssen – Spitze!

                  Weißensee – kennst Du noch die alte Holzbrücke, die über den See führte? Wenn der Postbus von Greifenburg aus da hochgezockelt war, durfte er nur mit Schrittgeschwindigkeit über den Holzsteg fahren. Ja, das waren noch Zeiten!

                  Das letzte Mal fuhr ich 1999 mit dem Moped über die Brücke und dann weiter nach Italien. Da war sie aber schon aus Stahlbeton und es standen auch viel mehr Häuser am See entlang – nicht mehr die Idylle wie früher, anfangs der 60er Jahre.

                  Viele Grüße
                  Beyond

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                    Hallo Eisvogel,

                    nichts zu sagen über Deine Ausführungen. Alle sind richtig! Für diejenigen, die ständig üben und sich dadurch fit halten, sind alle diese Lehrgänge nur zu empfehlen. Leider scheinst Du und Deine Freunde da die Ausnahme darzustellen.

                    Ich bin vom Standard-Konsumenten der Kurse ausgegangen, zu denen ich mich selbst auch zähle – leider. Bin halt zu faul zum Üben.

                    Das sagt mein Trainer in der Selbstverteidigung auch immer und zeigt meine Defizite beim Randori auf – zu gut deutsch: Er zeigt mir, wo der Barthel den Most holt! Allerdings ist er in seinem Bereich ein Spezialist und absoluter Könner, der jeden Tag mehrere Stunden trainiert. Aber gerade diese Experten muss es geben, damit die Techniken verbessert werden und wir Konsumenten davon profitieren! Das gilt für alle Bereiche.

                    Ich hingegen verwende einen Teil seiner Kampf-Techniken nur als Mittel zum Zweck, um mein Gesamtkonzept für das Solo-Outdoor-Leben zu ergänzen. Dazu gehört eben auch die Selbstverteidigung, obwohl ich bis jetzt jeden Konflikt auf andere Weise habe entschärfen können.

                    Dass ich auf das reine „Spezialistentum“ nicht so abfahre, hast Du sicherlich schon aus meinen Beiträgen herauslesen können. Aus meiner beruflichen Erfahrung hat sich schon sehr früh herauskristallisiert, dass man mit einem abgerundeten, breiten Wissen besser durchs Leben kommt.

                    Hoffentlich machen Dir meine Beiträge auch weiterhin Spaß und Du kannst einige Informationen für Dich verwenden, wenn sie auch mit manchen ironischen Spitzen versetzt sind.

                    Viele Grüße
                    Beyond

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                    • Beyond
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                      Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks, hallo Lee,

                      wenn man sich auf einer Überfahrt befindet, wie kann man feststellen, ob man sich über Grund bewegt und nicht grundlos auf der selben Stelle paddelt, weil einem die Strömung entgegensteht? Es kann auch vorkommen, dass man unmerklich sogar nach rückwärts driftet, wenn die Strömung in ihrer Stärke zunimmt, einem durch Müdigkeit die Kräfte schwinden oder auf dem vermeintlich so ruhigen Wasser eine Rast einlegt. Im Post #16 habe ich so eine Situation beschrieben, in die ich letztes Jahr geraten war. Da habe ich ohne es zu merken eine Zeitlang auf der Stelle im Wasser gerührt. Das ereignet sich nahezu unmerklich, wenn man langsam gegen eine zunehmende Strömung anpaddelt, wenn diese zum Beispiel um ein Kap gelenkt wird. Mit einem Mal ist dann der Punkt erreicht, in dem die Drift ebenso stark ist, wie der Vortrieb des Kanuten. Dann schaufelt man auf der Stelle! Man muss nur einmal in eine Flussmündung hineinfahren, um diesen Effekt beobachten und fühlen zu können. Nur durch die „stillstehende“ Silhouettenverschiebung stellte ich bei dieser Überfahrt fest, dass es nicht mehr weiter ging.

                      Silhouettenverschiebung ist das Zauberwort, das ich in diesem Beitrag erklärten möchte. Viele werden es auf ihren Paddeltouren schon bemerkt haben, dass sich ein markanter Punkt im Vordergrund gegenüber einem weit entfernten anderen Punkt bei der Vorbeifahrt verschiebt. Das ist am leichtesten beim Wandern und beim Kajaking festzustellen, wenn man sich nicht so sehr auf den Weg konzentrieren muss und mehr die Natur genießen kann.

                      Am einfachsten ist dies zu beobachten, wenn man aus dem Fenster schaut, sich einen Punkt draußen merkt (z.B. einen Baum, das Hauseck des Nachbarhauses usw.) und dann sich im Zimmer bewegt. Der Fensterstock verschiebt sich zu der Bezugsmarke draußen wie folgt: Geht man nach rechts, wandert der senkrechte Fensterrahmen gegenüber dem anvisierten Punkt nach links und umgekehrt, schreitet man nach vorne verschiebt sich der obere waagerechte Rahmen nach oben und umgekehrt.

                      Diesen völlig simplen optischen Effekt nutze ich auf dem Wasser (Meer, See) aus, um festzustellen, ob ich mich fortbewege. Viele werden jetzt fragen, wieso der ganze Aufwand, ich merke doch am Ufer, ob ich weiterkomme. Das stimmt: in Ufernähe. Aber wenn man einmal über eine weite Bucht paddelt, wie ich im letztes Jahr von Grado in Italien nach Savudrija in Kroatien, das sind 21 Kilometer, dann kann man sich nicht mehr am Ufer orientieren.

                      Ich habe mir dann querab einen Punkt im Vordergrund und einen zweiten im weit entfernten Hintergrund gesucht und dann beobachtet, wie sich die beiden Punkte gegeneinander verschieben. Je weiter die Punkte auseinanderliegen, desto schneller bewegen sie sich gegenseitig.

                      Den selben optischen Effekt kann man nicht nur in horizontaler Richtung beobachten, sondern auch in vertikaler. Paddelt man auf eine Insel zu, wandert der Punkt im Vordergrund gegenüber den Punkt im Hintergrund nach oben. Zum Beispiel verdeckt ein Gebäude am Ufer langsam den viel höheren Kirchturm in der Ortsmitte oder einen weiter entfernten Berg, wenn man sich auf das Haus zubewegt. Man kann direkt sehen, wie sich das Dach des Gebäudes am Kirchturm hochschiebt.

                      Dieser geometrische Effekt, den man ständig sieht und schon gar nicht mehr wahrnimmt, ist so banal, dass man ihn eigentlich überhaupt nicht erwähnen muss. Und dennoch ist er von großer Bedeutung, wenn man sich diesen simplen Vorgang bewusst wird und ihn für sich zu nutzen weiß. Jede Peilung in der Nautik, Geographie und im Beruf beruht auf diesem Prinzip, drei Punkte im Gelände miteinander zu vergleichen.

                      Maurer und Wegebauer können ein Lied davon singen, wenn der Architekt auf die Baustelle kommt, das mühevoll Errichtete kurz anvisiert und dann lakonisch meint, die Wand ist krumm oder der Weg bucklig.

                      Viele Grüße
                      Beyond
                      Zuletzt geändert von Beyond; 22.02.2012, 08:45. Grund: Link eingebunden

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                      • Beyond
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                        Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks, hallo Lee,

                        immer wieder tauchen in den einzelnen Foren Beiträge auf, die sich mit dem Transport eines Kanus auf dem Autodach befassen. Da werden Bootsträger kontrovers diskutiert, das Für und Wider der einzelnen Modelle eingehend besprochen, ja schon fast zerredet.

                        Wenn ich meinen Kajak von München nach Grado oder Venedig transportieren will, verwende ich überhaupt keinen Gepäckträger, sondern lege den Kajak direkt auf das Dach. „Der ist verrückt!“, wird da jeder Leser jetzt aufschreien. Aber bevor man sofort angewidert weiterklickt, sollte man einmal meinen Bericht zu Ende lesen und sich anschließend darüber Gedanken machen!



                        Warten auf die Fähre in Igoumenitsa, nach einem harten Ritt über den Katara-Pass

                        Meine Familie besitzt als fahrbaren Untersatz einen der gängigen Kombis der unteren Mittelklasse mit Dachreling. Meine Vorbereitungen für den im wörtlichen Sinne echten „Dachtransport“ sind folgende. Das Dach wird gesäubert. Weil ich zu bequem, vulgo zu faul bin, des Deutschen liebstes Spielzeug selbst zu reinigen, fahre ich es einfach durch die Waschstraße.

                        Auf das Dach lege ich als Schutz gegen das Verkratzen (deshalb auch die Dachreinigung) eine sorgfältig in Längsrichtung zusammengelegte alte Umzugsdecke, die ich noch vom letzten Wohnungswechsel übrig habe. Darauf kommt vorne und hinten eine Hartschaumplatte mit 100 cm Länge, 50 cm Breite und 5 cm Höhe aus dem Baumarkt (Standardplatte) quer über das Auto, so dass zwei Auflagen als Druckverteilung entstehen. Über die Platten schlage ich hinten und vorne die überstehenden Enden der Decke zur Mitte.

                        Mit einem Helfer hieve ich nun den Kajak auf die in Decken eingehüllten Platten entsprechend den gesetzlichen Vorschriften (vorne kein Überstand). Wenn der Kajak einen V-Spant aufweist, muss man allerdings eine dem Spant angepasste Form aus Hartschaum auf die Platten aufkleben, damit der Kajak in gerader Lage gehalten wird und sich der Druck gleichmäßiger auf die gesamte Dachbreite verteilt. Eventuell wäre eine Konstruktion aus Holz denkbar, die man zur Druckverteilung einfach auf die Hartschaum-Platten auflegt. Zum Glück hat diesen zusätzlichen Aufwand mein von vielen Seekajak-Freaks so geschmähter „Kodiak“ von Prijon (... das ist doch gar kein echter Seekajak ...) nicht nötig.

                        Nun folgt das Festzurren des Kajaks auf dem Dach.

                        Ich verwende geflochtene (nicht gedrehte) Naturfaser-Seile (Sisal) mit einem Durchmesser von 10 und 12 Millimetern. Der absolute Vorteil von Naturfaser gegenüber Kunstfaser ist: Sie reckt nicht bei Nässe, sondern im Gegenteil, sie zieht sich zusammen und erhöht dadurch die Wirkung, sie ist uv-beständig und der Knoten slippt nicht so leicht durch. Bei trockener, sauberer Lagerung überdauert sie sogar die Haltbarkeit von Kunststoffseilen.

                        Bei vier Naturfaserseilen (10 mm) habe ich an einem Ende ein etwa handtellergroßes Auge („Schlaufe“ für die Binnenländer) geknotet. Bei zwei Seilen (12 mm) knote ich an allen Enden eine Schlaufe. Naturfaserseile verwende ich, nicht nur aus den oben angegebenen Gründen, sondern auch ganz lapidar, weil diese Seile bereits zu Hause herumlagen und sehnsüchtig auf eine Verwendung warteten.

                        Für die Sicherheit des Kajaktransportes ist grundsätzlich der Fahrzeugführer verantwortlich (§ 23 StVO). Er wählt die Befestigungsmethode und die -materialien aus: Das können bei meiner Methode sein: gedrehte, geflochtene Seile aus Natur- oder Kunstfasern, Kernmantelseile, Gurte usw. die die vom Fahrzeugführer geforderten Eigenschaften bei Art, Haltbarkeit, Qualität, Reißfestigkeit usw. aufweisen. Der eine bevorzugt Gurte mit Spannverschlüssen, der andere Seile mit den entsprechenden Knoten, wenn er sich mit Knoten auskennt und über ihre Haltbarkeit und Festigkeit Bescheid weiß. Wichtig dabei ist, dass die Bruchlast des zu verwendenden Seils/Gurts die auftretenden Kräfte bei einer Vollbremsung übersteigt. Weil der Kajak am Bug, Heck und über dem Rumpf jeweils mit zwei Seilen/Gurten abgespannt ist, hat man beim Befestigen des Bootes bereits die doppelte Sicherheit erreicht.

                        Ich würde trotzdem Seile/Gurte mit mindestens drei- bis vierfacher Sicherheit auswählen und einsetzen.

                        Die beiden Seile mit zwei Augen (12 mm, wegen der großen Belastung bei Vollbremsungen und hoffentlich nie eintretenden Auffahrunfällen) befestige ich nun vorne an der Dachreling. Hierzu fädele ich ein Ende mit Auge unter der Dachreling hindurch und durch das Auge des anderen Endes und zieht es an der Dachreling fest. Dabei beachte ich, dass der Schlingenknoten mit durch das eigene Auge gezogen wird und die beiden Seile um die Reling nicht verdreht sind. Jetzt ist ein Seil fest mit der Dachreling verbunden. Das selbe wiederhole ich auf der anderen Seite. Die zwei anderen Schlaufenenden lege ich nun um die Spitze des Kajaks und drücke von hinten den Kajak nach vorne in die Schlaufen, bis die Seile straff gespannt sind. Ich habe die Längen dieser beiden Seile mit den Doppelaugen so gewählt, dass nun der Kajak vorne nicht über das Auto hinausragt (§ 22 StVO). Hinten lege ich die beiden Augen über das Heck des Kajaks. Dann schlinge ich das lose Ende hinten um die Dachreling, spanne das Seil und verknote es sicher. Auf der anderen Seite verfahre ich ebenso. Ich achte darauf, dass der Kajak gerade ausgerichtet und richtig fest mit den Seilen verzurrt ist, so dass er sich nicht mehr bewegen kann. Eventuell muss ich die Spannung korrigieren.

                        Damit der Kajak auch fest am Dach aufliegt und die Reibungskräfte erhöht werden, lege ich nochmals zwei Schnüre, auf der Fahrerseite in gewohnter Weise an der Dachreling durchgezogen und befestigt, vor und hinter der Sitzluke quer über das Boot und verknote sie an der Dachreling auf der Beifahrerseite (Arbeiten auf der Beifahrerseite wegen der eigenen Sicherheit im Straßenverkehr). Dabei ist zu gewährleisten, dass auf das Dach kein zu hoher Druck ausgeübt wird. Einmal musste ich die Schnüre unterwegs lockern, weil sie sich im Regen zusammenzogen hatten und die Belastung auf das Blech zu groß geworden war.

                        Dass die Knoten an der Dachreling sicher halten müssen, brauche ich wohl einem Paddler und Outdoor-Freak nicht näher erklären. Ungeübte sollten sich mit den einzelnen sicheren Befestigungsknoten unbedingt vertraut machen. Nachdem ich noch das Paddel, am besten wieder an der Beifahrerseite befestigt habe (Ich verwende dabei meist die Enden der beiden Spannseile über dem Boot.), wartet das Auto nun darauf, endlich bewegt zu werden und nach Grado aufbrechen zu dürfen.

                        Dabei demonstriert unser motorisiertes Muli, dass es mit seinen 100 Pferdestärken auf der Autobahn bestimmt kein Verkehrshindernis abgibt. Aber es hält sich strikt an die Obergrenzen der erlaubten oder empfohlenen Geschwindigkeit. In Österreich schon deshalb, weil dort ein Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit ein entsprechendes Loch in den Geldbeutel frisst. Nach dem Abladen des Kajaks am Bestimmungsort werden Platten, Decke und Seile einfach im Kofferraum verstaut und man muss nicht mit dem leeren Dachgepäckträger zurückfahren. Dies ist ein weiter Vorteil dieser Methode.



                        Kajak-Transport auf eine etwas andere Art: Man kann die Befestigung recht gut erkennen, allerdings in einer etwas abgewandelten Form.

                        Auf diese Weise wurde mein Kajak bereits knappe 6.000 km transportiert, ohne dass es irgend ein Problem gegeben hatte. Gefahren sind wir bei jedem Wind und Wetter, bei Sturm und Gewitterschauer, meist auf der Autobahn (München - Grado oder Venedig), einmal von Volos in Griechenland über den Katara-Pass nach Igoumenitsa. In dieser Zeit sind am Dach keinerlei Schäden entstanden und der Lack glänzt genauso wie an den anderen Stellen auch, vorausgesetzt, das Auto ist gewaschen worden. Aber dafür sind meine Frau und mein Sohn zuständig, die unsere Familienkutsche nahezu ausschließlich benutzen. Ich hatte bei ihr sehr selten die Zügel in die Hand bekommen und unser Sohn setzte früher in seinen „wilden Jahren“ beim Kajaktransport schon mal die Peitsche ein.

                        Den Befürwortern von Dachträgern möchte ich mit diesem Beitrag in keinster Weise widersprechen! Ein Dachträger stellt auf alle Fälle die bessere Wahl dar. Da wir Outdoor-Freaks aber überaus pragmatische Leute sind, zumindest die meisten von uns, möchte ich praktikable, einfache, leichte, billige und schnell zu realisierende Alternativen aufzeigen, um Anregungen zu geben, sich über die verschiedensten Lösungen Gedanken zu machen. Das fördert Wissen, Kreativität, logisches Denken und insbesondere die Phantasie und wirkt der allgemeinen Volksverdummung durch Privat-TV (Jedes freie Volk hat das Fernsehen, das es selber will!) und der permanenten Konsumenten-Manipulation (Was gibt’s Neues auf dem Ausrüstungsmarkt?) wohltuend entgegen.

                        Früher hatte ich mich auch nach den neusten Ausrüstungskatalogen orientiert. Heute beobachte ich diese Neuerungen aus einer kritischen Distanz, nach dem Motto: „Man muss nicht jedem Modetrend folgen!“

                        Viele Grüße
                        Beyond

                        Anhang:

                        Straßenverkehrs-Ordnung (StVO)
                        I. Allgemeine Verkehrsregeln
                        Auszüge:
                        §22 Ladung
                        (1) Die Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen sind so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können. Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten.
                        (3) Die Ladung darf bis zu einer Höhe von 2,5 m nicht nach vorn über das Fahrzeug, bei Zügen über das ziehende Fahrzeug hinausragen ...
                        (4) Nach hinten darf die Ladung bis zu 1,5 m hinausragen, jedoch ... Ragt das äußerste Ende der Ladung mehr als 1 m über die Rückstrahler des Fahrzeugs nach hinten hinaus, so ist es kenntlich zu machen durch mindestens ...

                        §23 Sonstige Pflichten des Fahrzeugführers
                        (1) Der Fahrzeugführer ist dafür verantwortlich, dass seine Sicht und das Gehör nicht durch die Besetzung, Tiere, die Ladung, Geräte oder den Zustand des Fahrzeugs beeinträchtigt werden. Er muss dafür sorgen, dass das Fahrzeug, der Zug, das Gespann sowie die Ladung und Besetzung vorschriftsmäßig sind und dass die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs durch die Ladung oder die Besetzung nicht leidet ...
                        Zuletzt geändert von Beyond; 15.01.2011, 12:02. Grund: Sicherheitshinweise, Verantworung des Fahrzeugführers, § 22, 23 StVO

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                        • merlin2
                          Erfahren
                          • 20.03.2006
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                          Servus Beyond,

                          klingt ja alles plausibel, aus deiner Sicht.
                          Aber wenn ich irgendwann hinter dir zu fahren käme, oder du hinter mir: ich würde schleunigst (!) zusehen, Abstand zu deinem Geschoss zu kriegen.
                          Schon allein, dass du ´natur´seile nimmst, die einfach so zu hause rumliegen, mannomann. Aus meiner Sicht Leichtsinn pur. Und das Geschwafel über ´Mode´ und ´Kataloge´. Es geht hier um Sicherheit und Handhabbarkeit. Und da geht absolut nichts über vernünftige Dachträger, Gurte, zusätzliche Verspannungen vorne und hinten zu den Abschleppösen.
                          Wie gesagt, ich würde einen weiten Bogen um dich machen, aber vielleicht ist dir das ja ganz recht

                          Peter
                          manchen menschen muss man noch erklären, wie nasebohren geht.....
                          http://wellenbergemeer.wordpress.com/

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                          • Beyond
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                            Hej Peter,

                            bevor man eine Kritik vom Zaum bricht, nur um einen Kommentar abzugeben, sollte man sich aber absolut sicher sein, dass das was man schreibt, auch alles seine Ordnung hat.

                            Wenn Du meinen Bericht gelesen und nicht nur überflogen, wenn Du Dir, das zu Herzen genommen hättest, was ich angeführt habe, dass ich mit meinen Beiträgen Anregungen geben möchte, sich über die verschiedensten Lösungen Gedanken zu machen und dadurch Wissen, Kreativität, logisches Denken und insbesondere die Phantasie zu fördern, dann dürftest Du wohl mit Deinen Schnellschüssen und Argumenten falsch liegen.

                            Im vorletzten Absatz habe ich geschrieben, dass Dachgepäckträger auf alle Fälle die bessere Wahl sind. Hast Du das eigentlich mitbekommen?

                            Jetzt einige Fragen:

                            Wie viele Kilometer hast Du schon ein Kanu mit den Auto huckepack transportiert? 1.000, 5.000, 10.000, ... Kilometer? Während der 6.000 km, die ich auf meine „leichtsinnige“ Weise einen Kajak transportiert habe, sind aber die von Dir befürchteten Prophezeiungen ausgeblieben, das heißt, ich habe weder mich noch jemand anderen gefährdet, also die Sicherheit eingehalten. Was die Handhabbarkeit betrifft, so ist dies wohl ein individueller, rein persönlicher Gesichtspunkt.

                            Kennst Du die Unterschiede der materialbedingten Verhaltensweisen von Kunstfaser- und Naturseilen bei unterschiedlichen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen? Wenn ja, dann kläre mich bitte auf, warum ich im Regen Naturseile entspannen, Kunstfaserseile aber nachspannen muss.

                            Du wirst vermutlich nie vor oder hinter mir fahren, so dass Du einen weiten Bogen um mein „Geschoss“ machen musst, denn in der Regel fahren wir die Nacht durch, weil zu dieser Zeit der Verkehr weniger ist und es sich angenehmer fahren lässt.

                            Bei den Modetrends im Outdoor-Bereich habe ich meine eigenen Meinung und Erfahrung kundgetan und dazu hat jeder das Recht hier im Forum, Du mit Deinen „kritischen“ Beiträgen und ich ebenso.

                            Apropos Geschwafel: Ich empfehle Dir dringend meinen Post #53 zu lesen, den ich im Unterforum Luftboote zu Cortons Post #47 im Thread „Luft-Kajak fürs Meer?“ vor genau einem Monat eingestellt habe. Der betrifft ebenfalls eine „Kritik“ von Dir.

                            Also: erst lesen, dann denken und zum Schluss schreiben und nicht umgekehrt. Auch eine kontroverse Diskussion regt die kleinen grauen Zellen an. Und das ist auch gut so!

                            Dennoch, alles Gute und viele Grüße
                            Beyond
                            Zuletzt geändert von Beyond; 13.06.2011, 14:34. Grund: Links eingebunden

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                            • merlin2
                              Erfahren
                              • 20.03.2006
                              • 306
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                              Servus,
                              Zitat von Beyond Beitrag anzeigen

                              Im vorletzten Absatz habe ich geschrieben, dass Dachgepäckträger auf alle Fälle die bessere Wahl sind. Hast Du das eigentlich mitbekommen?
                              Und.. wenn se soviel besser sind, warum nimmst Du sie dann nicht ?
                              Oder geht´s Dir darum ´Wissen, Kreativität usw. zu fördern´ ? Und zu zeigen ?
                              Apropos Seile: die müssen halten, die Ausdehnung des Befestigungsmaterials ist ein Kriterium von eher untergeordneter Bedeutung. Denn man kann sie völlig leicht handhaben, wenn man z.B. Spanngurte (werden alle 2 jahre ausgetauscht) benutzt und die völlig easy nachzurrt....
                              Ja und du bringst deine Kilometerzahlen ins Spiel. Naja, bisher ging´s gut, aber einen Auffahrunfall möchte ich mit deiner Konstruktion nicht erleben.
                              Und wenn´s drum geht, wer hier wieviel unterwegs ist.... Du scheinst ja genau Buch zu führen, das tue ich nicht, aber ich paddle seit genau 1979. Ein Skandinavienurlaub ist ca. 2500-3000 km. Und wir hatten mehrere davon und diverse Frankreich, Korsika, Mittelmeer, Nord-/Ostsee, ........... und nachts sind wir auch schon gefahren und hatten vier Boote auf´m Dach und....... ach auf diese Erbsenzählerei wollte ich mich eigentlich gar nicht einlassen. Also, es gibt auch Andere mit Ahnung von der Materie.

                              Peter
                              manchen menschen muss man noch erklären, wie nasebohren geht.....
                              http://wellenbergemeer.wordpress.com/

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                              • Beyond
                                Dauerbesucher
                                • 09.11.2010
                                • 601
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                                AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                                Hej Peter,

                                darf ich Dich daran erinnern, dass Du mit dieser Erbsenzählerei angefangen hast! Man kann einem Beitrag ohne weiteres eine ironische Note geben, das tu' ich ebenso. Allerdings sollten dann die Fakten, die man aufführt auch den Tatsachen entsprechen. Dass es auch andere mit Ahnung von der Materie gibt, steht außer Zweifel. Ich zähle Dich sogar dazu!

                                Wenn jemand grundsätzlich mit einem Auffahrunfall rechnet, dann dürfte diese Person überhaupt nicht mehr mit dem Auto auf der Straße fahren, denn ein Unfall kann heutzutage bei diesem Verkehrsaufkommen immer passieren.

                                Ob nun bei einem Auffahrunfall mein einzelnes Boot direkt am Dach aufliegend oder 4 Boote mit einem Dachständer transportiert, oben bleiben, das können weder Du noch ich in diesem Forum beurteilen oder auch ausdiskutieren, das hängt von Art und Material der Befestigungsmechanik ab. Wenn die Seile die Belastung aushalten, wie Du ja forderst, ist es unerheblich, ob ein Dachständer vorhanden ist oder nicht. Wenn Du einen Spanngurt mit mechanischem Verschluss verwendest, dann ist es Deine Sache, wenn ich ein Seil mit den entsprechend stabilen Knoten verwende, dann ist es meine Angelegenheit. Wichtig ist das Endergebnis, dass jede Befestigungsart der maximalen Belastung standhält.

                                Die meisten Dachständer werden auf die Dachreling aufgeschraubt, das heißt, im Prinzip hängt alles an der Festigkeit der Dachreling am Autodach ab. Was sollte mich davon abhalten, das Boot an dieser Dachreling so zu verspannen, dass es sich nicht nicht mehr bewegt und ich Seile verwende, die auch bei einem Auffahrunfall nicht brechen? Gleichgültig, ob es sich um Natur- oder Kunstfaser handelt. Da benötige ich nicht einmal mehr eine zusätzliche Verspannungen vorne und hinten zu den Abschleppösen, wie Du in Deinem ersten Pamphlet ja so absolut forderst. Abgesehen davon haben moderne Autos heute keine Abschleppösen mehr, sondern einen einzigen Abschlepphaken, den man bei Bedarf vorne oder hinten in die Stoßstange einschraubt. Hast Du Dir da einen zweiten gekauft und schraubst Du diese beiden dann bei einem Bootstransport jedes Mal in die Stoßstange ein, damit Du Deine Boote vorne und hinten nach Deinen Forderungen abspannen kannst?

                                Außerdem ist es auch völlig unerheblich, ob ich einen Dachständer verwende oder nicht. Es ist ja nicht Dein Auto, das bei einem Kajaktransport eine Delle oder Lackkratzer abbekommen würde. Wichtig ist nur, dass dabei die Sicherheit gewährleistet ist. Ich habe keinen hier im Forum dazu aufgefordert, es mir nachzumachen. Ich zeige nur auf, dass es auch Alternativen zur modernen Technik gibt, sogar auch im Outdoor-Bereich.

                                Sachliche und fundierte Kritik sollte eigentlich bei jedem Forenmitglied der Outdoorseiten eine Selbstverständlichkeit sein, wenn eine gute Diskussion auch einen Sinn machen soll.

                                Also lieber Peter, cool down und mach gute Mine zum bösen Spiel. Du schreibst, dass Du mit dem Kajak in Kosika warst. Wie wär's, wenn Du in Suomalees Thread, der ja auch Korsika umfasst, Berichte über Deine Seekajaktouren in dieser Region einstellen würdest. Alle Korsika-Fans hier freuen sich bestimmt, wenn sie von Dir etwas lernen könnten.

                                Viele Grüße
                                Beyond
                                Zuletzt geändert von Beyond; 13.01.2011, 06:56.

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                                • merlin2
                                  Erfahren
                                  • 20.03.2006
                                  • 306
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                                  AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                                  bei meinem VW-Bus gucken die Ösen vorne und hinten raus, auf Korsika war ich seinerzeit mit´m Wildwasserboot (lange her), die Gurte werden zusätzlich verknotet, Erbsen habe ich überhaupt keine gezählt sondern halte Kordelpatente bzgl. Dachtransport nach wie vor für fahrlässig und jetzt muss ich arbeiten und wenn das rum ist, geh´ ich paddeln. Seitenweise Schreiberei is nix für mich, aber meine Meinung hab´ ich trotzdem.

                                  Peter
                                  manchen menschen muss man noch erklären, wie nasebohren geht.....
                                  http://wellenbergemeer.wordpress.com/

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                                  • Beyond
                                    Dauerbesucher
                                    • 09.11.2010
                                    • 601
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                                    AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                                    Hej Peter,

                                    wenn ich den Grundgedanken der Outdoorseiten richtig verstanden habe, dann lebt dieses Forum geradezu von den unterschiedlichen Meinungen, die darin kundgetan werden. Und aus diesen verschieden, teils kontroversen Ansichten können sich dann sogar Trends entwickeln, die zu einer Verbesserung im Outdoorbereich führen und von denen jeder von uns profitiert.

                                    Mit Deiner Bemerkung: „... sondern halte Kordelpatente bzgl. Dachtransport nach wie vor für fahrlässig“, hast Du zwar eine konkrete Wertung abgegeben, aber keine plausible Begründung dazu geliefert. Du hast sie einfach im Raum stehen lassen! Nach meiner Auffassung ist das Polemik pur! Warum bringst Du auf ein Argument nicht ein sachliches Gegenargument, so dass daraus eine Diskussion entstehen kann? Ich befürworte jede objektive Kritik, die zu einem fundierten Ergebnis führt.

                                    Nun, über Deine Meinung und wie Du diese in Deinen Posts (hier und auch bei den Luftbooten) publizierst, darüber kann sich jeder Leser bei den Outdoorseiten sein eigenes Urteil bilden.

                                    Viele Grüße
                                    Beyond

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                                    • atlinblau
                                      Alter Hase
                                      • 10.06.2007
                                      • 4121
                                      • Privat

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                                      AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                                      In Deutschland ist erlaubt, was nicht verboten ist. Dazu hilft ein Einblick in die Rechtslage: Straßenverkehrsordnung
                                      § 22 Ladung

                                      (1) 1Die Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen sind so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können.
                                      2Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten.

                                      Was bedeutet der Rechtsbegriff "Regeln der Technik"
                                      "Als anerkannte Regeln der Technik werden Regeln bezeichnet, die in der praktischen Anwendung ausgereift sind und anerkanntes Gedankengut der auf dem betreffenden Fachgebiet tätigen Personen geworden sind."
                                      Und da lässt es sich streiten, ob darunter nicht Spanngurte fallen.

                                      Ich transportiere meine Kajaks (Faltboote, das längste ist 5,80 m) auf einer Dachträgerkonstruktion mit Bootshalter und befestige dies mit Spanngurten. Die waren dabei und entsprechen deshalb den Regeln der Technik. Die auf dem Fachgebiet tätigen Personen beim Hersteller halten dies scheinbar für "in der praktischen Anwendung ausgereift und anerkanntes Gedankengut".
                                      http://www.atera.de/_de/products/boottraeger.php

                                      Thomas

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                                      • merlin2
                                        Erfahren
                                        • 20.03.2006
                                        • 306
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                                        @Beyond,

                                        tja, man kann auch in Badehose die Eigernordwand hochklettern. Und der der´s schafft (an einem schönen Tag mit idealen Bedingungen) könnte sagen:
                                        - siehste, geht doch, is nix passiert
                                        - ich wollte mal zeigen, dass es auch ohne die Klamotten der Berg- und Outdoorindustrie geht. Alternativ sozusagen.
                                        Und, da´s geklappt hat, sind alle anderen die Idioten, die vorher gesagt haben: mach´s nicht, ist leichtsinnig usw.
                                        TROTZDEM IST ES KAPITALER UNSINN DIE EIGERNORDWAND IN BADEHOSE ZU GEHEN.

                                        Und zum Luftbootthread: (wenn Du das Thema schon hier mit reinziehst) Mit ungeeigneten Mitteln werden u.U. Bedingungen als härter empfunden, als wenn z.B. ein Seekajak im Spiel gewesen wäre. Genau auf diese Relativität der Einschätzung bezog sich mein Einwand.

                                        Peter
                                        manchen menschen muss man noch erklären, wie nasebohren geht.....
                                        http://wellenbergemeer.wordpress.com/

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                                        • Beyond
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                                          • 09.11.2010
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                                          Hej Thomas,

                                          vielen Dank für Deinen guten und überaus sinnvollen Post!

                                          Der einschlägige Parapraph 22 zur Ladungssicheruung, den Du zitiert hast, ist eindeutig, darin heißt es: ... dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können. Dieser Paragraph wird auch durch meine Methode eingehalten. Das hat die Fahrt über den Katara-Pass in Griechenland gezeigt. Dort hatte ich bei der Abfahrt entsprechende Situationen erlebt, mit plötzlichem Ausweichen und starkes Bremsen (allerdings noch keine Vollbremsung, aber nahe dran).

                                          Was die „Regeln der Technik“ betrifft und wer auf dem betreffenden Fachgebiet diese tätigen Personen sind, da hast Du völlig recht, darüber lässt sich streiten. Meines Erachtens sind das alle Fahrer, die Transporte durchführen und die die entsprechenden Kurse zur Ladungssicherung absolvieren müssen. Wenn man mit diesen Fachkräften über dieses Thema diskutiert, wird man nahezu ebenso viele Meinungen hören, wie Gespräche geführt worden sind.

                                          Selbst von der Polizei erhält man in der Regel nur den lapidaren Hinweis, dass in Ausnahmesituationen, die der Paragraph 22 nennt, die Ladung nicht vom Dach fallen darf. Auf welche Weise das gewährleistet wird, darüber schweigen sich die Gesetzeshüter aber wohlweislich aus. Das muss jeder Transportfahrer selbst verantworten. Eine Vorschrift der zu verwendenden Materialien gibt es meines Wissens nicht. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Bis jetzt ist mein Bootstransport noch von keinem Polizisten beanstandet worden.

                                          Bei meiner Befestigungs-Methode stecken Bug und Heck jeweils in zwei Schlaufen an Seilen die an den vier Ecken der Dachreling angelascht werden. Durch die Rautenform der Befestigung ist absolut gewährleistet, dass der Kajak weder nach vorn, nach hinten oder nach den Seiten ausbrechen kann. Zwei zusätzliche Seile halten den Kajak in vertikaler Richtung. Wenn Du die Photos betrachtest, sind es auf der gezeigten Fahrt sogar drei. Weil die Auflagepunkte bei einem Kombi weit auseinander liegen (siehe Photos) und der Kajak auf einer Gesamtlänge von insgesamt 1 Meter (2 x 50 cm) auf dem Dach aufliegt, sind die Belastungen bei Wippbewegungen (Bodenwellen, Schlaglöcher usw.) sogar verringert.

                                          Wenn die Bruchlast der Seile eine Vollbremsung aushalten, ist der Paragraph 22 meines Erachtens erfüllt. Ob man nun Spanngurte des leichteren Handlings wegen oder entsprechend stabile Seile mit den dazugehörenden Knoten verwendet, sollte jedem selbst überlassen bleiben.

                                          Mit der Vorstellung meiner Transportart wollte ich nur eine Alternative aufzeigen, eben weil sie ungewöhnlich ist. Ich zwinge niemanden, sich dieser Methode zu bedienen.

                                          Trotzdem vielen Dank Thomas, dass Du mir die Gelegenheit gegeben hast, auch die rechtliche Seite anzusprechen.

                                          Viele Grüße
                                          Beyond

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