
Am 27. Und 28.6.2013 fand die schon dritte Jugendarbeits-Tour des Jahres statt. Und nachdem sich das Jugendarbeits-Team ja unstrukturiert hat, gab es auch bei dieser Tour eine Neuerung:
Um als Mitglied des Team Koordination auch mal die Praxisluft zu schnuppern habe ich, _Matthias_ , nach weit über 20 Jahren wieder an einer Klassenfahrt teilgenommen.
So kam es dann, das ich eines donnerstags Morgens plötzlich in einer Klasse von 9 Jugendlichen stand, die es kaum erwarten konnten, dass es los ging. Damit es nicht zu einfach wird, musste sich die Kollegin Lehrerin, die eigentlich auch mitkommen wollte, leider kurzfristig krank melden und so waren nur noch Tilo (Traeuma) und ich als Betreuer übrig und das Ganze sah zunehmend nach Arbeit aus.
Der Wetterbericht hatte sich im Laufe der Woche bei jedem schauen deutlich verschlechtert und die neusten Daten warnten sogar vor möglichem Sturm und Gewittern am frühen Abend, so dass das Pensum des ersten Tages etwas reduziert wurde um sicherzustellen, dass wir nicht mehr unterwegs waren, wenn die Gewitter denn kommen sollten. Am Anfangspunkt der Tour angekommen und gerade fertig um los zu laufen zog auch schon der erste Schauer auf und sorgte dafür, dass die erst kürzlich von der Firma Wäfo gespendeten Ponchos zu ihrem ersten großen Auftritt kamen.

Trotz Regens ging es aber voll Tatendrang los. Die Gruppe der Jugendlichen, die für die Navigation zuständig waren bekam noch eine kleine Erinnerung zum Umgang mit der Karte und Führte dann die Gruppe an. Schon bald bemerkten die ersten, das man beim Wandern auch gehen muss und dass es, wenn man auf einen Berg will auch bergauf geht. Außerdem fühlten sich die Rucksäcke nach einiger Zeit auf dem Rücken gleich viel schwerer an, als beim kurzen Ausprobieren. Aber auch für dieses Problem wurde schnell eine Lösung gefunden: das Gehen konnte man vermeiden indem man Pause macht und das Rucksackgewicht reduziert sich, wenn man einen Teil des Inhalts auffuttert. Also wurde nach etwas über einer Stunde Wanderzeit beschlossen, dass eine Pause her muss und dass eine Stärkung nötig ist.
Da danach die erste Trinkflasche schon leer war stieg eine kleine Gruppe zum nahen Bach ab und weihte einen der Filter ein, die wir von Katadyn gespendet bekommen haben. Die Gruppe ermahnte ihr Navigations-Team noch einmal sich ja nicht zu verlaufen, denn jeder Meter zählt und dann ging es weiter. Leider blieb der Regen unser ständiger Begleiter, mal hat es stärker, dann wieder schwächer geregnet. Aber zum Glück sorgten die „schrecklichen Schmerzen“, die ein paar Kilometer Wandern mit Rucksack auslösen dafür, dass gar keine Zeit war sich mit so Nebensächlichkeiten wie dem Wetter zu beschäftigen.



Die leicht unterschiedliche Motivation zeigte sich auch darin, dass die Führungsgruppe immer mal wieder auf die Nachzügler warten mussten und so kamen wir dann nach ungefähr einer weiteren Stunde zu einem kleinen Steinbruch, bei dem gerade die Löcher für die nächste Sprengung vorbereitet wurden. Nachdem diese akute Lebensgefahr erfolgreich überstanden war, war es klar, dass die Mägen beruhigt werden mussten und so stand die nächste Pause auf dem Programm. Eine tüchtige Stärkung war auch deshalb notwendig, weil ja danach der Schlussanstieg zum Tagesziel auf dem Programm stand. Der wurde dann auch in Angriff genommen und zum ersten Mal konnte man auch sehen, dass ein paar sich doch richtig anstrengen mussten um den letzten recht steilen Hang zu überwinden. Oben angekommen waren dann alle doch recht froh es geschafft zu haben.


Wir waren relativ früh dran, und konnten sicher sein nicht irgendwo im Wald von einem Gewitter überrascht zu werden, zumal es inzwischen wohl auch eine Unwetterwarnung für die Region gab. In der Hütte wechselten alle zunächst in trockene Klamotten. Die Ponchos haben den Regen zwar klasse abgehalten, aber in der Hoffnung, dass kurze Regenpausen länger anhalten würden, wurden sie auch öfter ausgezogen und dann erst wieder an, als es eigentlich schon zu spät war. Die Feuer-Gruppe heizte den kleinen Ofen in der Hütte am Hünersedel kräftig ein und der Rest suchte sich schon mal ihren Schlafplatz. Als alle dann trocken und versorgt waren, passierte das Unglaubliche: aus dem Grau des Himmels tauchten komische blaue Flecken auf und so ein grelles gelbes Ding kam ab und zu zum Vorschein. Tatsächlich kam die Sonne etwas heraus und der Regen hatte aufgehört. Sofort waren die Strapazen des Tages vergessen und die Jugendlichen erkundigten den Turm und die nähere Umgebung. Eigentlich wollte ich ja überhaupt nicht auf diesen Turm, alles so offen und vor allen, je höher man kommt, desto tiefer geht es runter, das verträgt sich so gar nicht mit meiner Höhenangst. Aber nachdem ich den Jugendlichen beim Aufstieg zur Hütte öfter gesagt hatte sie sollen sich nicht so anstellen, konnte ich nicht kneifen und bin dann doch rauf. Ich konnte die Aussicht nicht so wirklich genießen, aber die Jugendlichen hatten überhaupt kein Problem mit der Höhe.



Wieder unten ging ich dann mit zwei Freiwilligen und allen verfügbaren Behältern Wasser holen. Dabei haben wir ein sehr schönes neues Geschicklichkeitsspiel erfunden, das Balance und ein ruhiges Händchen erfordert: Wasser in einem offenen Kochtopf transportieren. Wer unachtsam ist bestraft sich gleich selbst durch den Schwung Wasser, dass raus schwappt, meistens auf den Träger. Am Ziel war immerhin noch gut 2/3 des Inhalts vorhanden. Da die Umgebung erkunden hungrig macht, es aber noch zu früh für Abendessen war, wurde einfach umdisponiert und der geplanten Nachtisch wurde zur Zwischenmalzeit. Dazu kamen dann weitere neue Spenden von Katadyn (Vielen Dank nochmal, die Sachen sind echt toll!) zum Einsatz: Zwei der Gaskocher mit Töpfen und allem Drum und Dran. Die Koch-Gruppe lernte zum ersten Mal Gaskocher kennen und wie man diese mit einem Feuerstahl entzündet. Zubereitet wurde eins der im Forum beliebtesten outdoor-Gerichte: Tassenpudding.




So gestärkt und bei zunehmender Trockenheit hatten alle die Kraft und Lust Feuerholz für ein Lagerfeuer zusammen zu tragen. Direkt am Turn und der Hütte gibt es auch eine schöne befestigte Feuerstelle, die wir am Abend dann nutzen wollten. Danach wurde der Turm erneut erkundet, das bei weniger Wolken die Aussicht stark verbessert war. Außerdem nutzen wir die Gelegenheit und versuchten uns im Feuer machen mit Feuerstahl und Holzspänen. Das Ganze war dann ein voller Erfolg für den Lehrer, denn Tilo schaffte es als einziger ein Feuer richtig in Gang zu bringen.




Der Nachmittag war dann doch schnell rum gewesen und die Kochgruppe bereitete für alle leckere Gnocchi mit Käse- oder Tomatensoße. Da dafür und für den Abwasch das meiste Wasser schon wieder verbraucht war, ging es mit zwei neuen Freiwilligen nochmal Wasser holen, und die Feuer-Gruppe entzündete das Lagerfeuer.

Das angekündigte Gewitter tauchte zwar nicht auf, aber es find dann doch leider wieder zu regnen an, so dass sich ein Teil der Gruppe recht bald wieder vom Lagerfeuer verabschiedete während die Jungs sich von so Kleinigkeiten nicht von ihrem Feuer vertreiben ließen und trotz Regen bis zur Bettgehzeit aushielten.
Wie bei Schulausflügen von jeher üblich kehrte die Nachtruhe nicht so schnell ein, wie von den Betreuern gewünscht und die Hütte war recht hellhörig, das dass such das „Pssst seid leise der Lehrer steht vor der Tür“ überall deutlich zu hören war und deshalb die gewünschte Wirkung ausblieb. Trotzdem war es überraschend schnell ruhig und Tilo und ich konnten bei einem Fläschchen Samtrot den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Als wir dann zu Bett gingen wollten noch zwei Jungs vor ihren schnarchenden Kollegen flüchten, hatten aber nicht bedacht, dass sie sich dabei vom Regen in die Traufe begeben, wenn ihre Schlafstätte in Tilos Nähe beziehen.
Obwohl wie leicht verschlafen haben, war die Nacht recht schnell um und völlig problemlos verlaufen. Anziehen, zusammenpacken, Frühstück richten stand als nächstes auf dem Programm. Zum Glück hatte Tilo sein Espresso-Kännchen dabei, so dass wir bei einem Kaffee wachwerden konnten, während die Milch für den Kakao der kids auf dem Gaskocher langsam warm wurde. Die Koch-Gruppe schnippelte Gurken und richtete das Frühstücksbuffet so dass dann alle gemütlich Frühstücken konnten.
Danach wurde abgewaschen und die Hütte sauber gemacht. Verschiedene Kleidungsstücke mussten wieder den Weg zu ihren Besitzern finden, die sie oft erst auf den zweiten Blick wieder erkannten. Dann noch schnell ein Gruppenfoto zum Abschied vom Hünersedel und bei strahlendem Sonnenschein!!! ging es los.



Bergab kamen wir sehr gut voran. Die Rucksäcke waren jetzt ja viel leichter und obwohl sie trotzdem noch ziemliche Schmerzen verursachten kamen wir sehr zügig voran. Im Handumdrehen waren wir wieder am Steinbruch und bevor die kids richtig anfangen konnten zu jammern hatten wir auch schon unseren ersten Rastplatz erreicht.
Mit Äpfeln und Müsliriegeln gestärkt ging es weiter. Die Navigationsgruppe war besonders gefordert, denn der Weg war nicht mehr ganz so geradlinig wie am Tag zuvor und ein paar Mal wären sie fast falsch abgebogen. Es hilft halt doch, wenn man auf die Karte schaut und weiß wo man ist und wo man hin will anstatt einfach zu raten. Etwas gemein war es auch lauter vereinzelte Häuser in die Landschaft zu stellen und das auch noch an Straßen. Die sehen sich nämlich mitunter so ähnlich, dass man doch glatt meinen könnte man sei im Kreis gelaufen. Aber letztendlich hat doch alles geklappt und niemand hat sich verlaufen.
Kurz nach der Mittagszeit erreichten wir eine weiter Hütte, die wir dann auch direkt für die Mittagspause nutzten. Die Reste der Vorräte wurden vollständig getilgt und satt und zufrieden wurde das letzte kleine Stück in Angriff genommen. Schon bald war der Parkplatz erreicht an dem schon die ersten Eltern warteten und nach einem letzten Gruppenbild die kids wieder in die Zivilisation brachten.
Den Jugendlichen scheint es gut gefallen zu haben, bis auf das Laufen, das Rucksack tragen und dem fehlenden Komfort in der Hütte. Trotzdem haben eigentlich alle gesagt, dass sie die Tour gerne wiederholen würden, am Liebsten sogar einen Tag länger. Das spricht dann doch sehr dafür, dass wir sie ruhig hätten noch mehr fordern können, wenn sie so schnell nach mehr fragen.
Ich fand die Tour sehr interessant, aber auch mental anstrengend, trotzdem hoffe ich, dass sich die Gelegenheit ergibt ähnliches zu wiederholen. Jetzt weiß ich auch besser was mich erwartet.
Franzmann (fragt nicht, lange Story) aka _Matthias_ für die ODS-Jugendarbeit
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