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Der Schluchtensteig Ende September 2012
27.09.2012
Anders als gewöhnlich beginnt meine Reise mal nicht in Berlin sondern bei meiner Freundin in Heidelberg. Der Wecker klingelt früh, gemeinsam Frühstücken, eine letzte Gepäckkontrolle und schon sitz ich im Auto in Richtung Schwarzwald. Mein Ziel ist der Endpunkt des Schluchtensteigs, dass beschauliche Städtchen Wehr. 118 Kilometer weiter in Stühlingen soll die eigentliche Reise beginnen.
Eh es aber nach Wehr geht muss ich feststellen, dass es in Deutschland mindestens zweimal Wehr gibt und das mein Navi meines nicht kennt… Dies fällt mir zum Glück aber schnell auf, als das Navi mich Richtung Mannheim schickt. Jenes Wehr liegt nahe Koblenz, nicht im Schwarzwald…
Von Wehr setz ich mich in den Bus, fahr ein Stück zum nächsten Bahnhof, fahr eine halbe Stunde Regio um dann nach einer Stunde warten in den finalen Bus der mich nach Stühlingen bringt einzusteigen. Blauer Himmel, Sonnenschein! Kann ein Herbsttag schöner sein? Kaum
Um 16:20 starte ich also in Stühlingen. Um 16:30 sitz ich bei nem Dönermann im Lokal und hau mir erstmal nen Döner rein! Der war echt lecker, selbstgebackenes Fladenbrot. Soße Fehlanzeige… Mayonnaise gäbs… Pfui Schwäbische Türken, macht mal nen Praktikum in Berlin.
Nach knapp zwei Kilometern bin ich auch Stühlingen raus und betrete einen kleinen Pfad am Ufer der Wutach. Sehr schön so weit.

los gehts

Diese Unsitte mit den Cairns allerorts...
Drei Kilometer später passiere ich eine Brücke und stehe vor der Konzernzentrale / Produktionsstätte whatever von Baustoffhersteller STO. Hmm, irgendwie hätte man die ja auch auslassen können und einfach den Weg weiter an der Wutach lang laufen lassen können.
Direkt dahinter befindet sich der Bahnhof Stühlingen – Weizen. Vielleicht will sich ja einer die ersten fünf Kilometer klemmen

Muss hier ein Wanderweg lang laufen???


Das folgende Stückchen Wald, welches aufgrund von Baumfällarbeiten gesperrt ist betrete ich trotzdem. Niemand zu sehen um sechs Uhr Abends. Es fängt leicht an zu nieseln. Ich erreiche wieder die Wutach und hau mich erstmal auf die Fresse, ausgerutscht auf dem Matsch. Egal, ich lache darüber und laufe weiter. Der Weg wird wilder, ausgesetzter, mehr Stock, mehr Stein. Felsen säumen den Wegesrand, die Schlucht. Ich befinde mich in den Wutachflühen. Nässe und Dämmerung sei Dank sehe ich sogar einen Feuersalamander. Woohoo. Mein erster in Deutschland!!!! Mittlerweile laufe ich mit Stirnlampe. An einem Aussichtspunkt erhasche ich das letzte Tageslicht, eh es Stockfinster wird. Am Parkplatz an den Wutachflühen finde ich ein geeignetes Plätzchen für mein Zelt. Kochen, lesen, schlafen.

13,3km
28.09.2012
Da ich länger schlafe als geplant komme ich erst um zehn los. Die nächsten drei Tage will ich jeweils mindestens 30km laufen um am Montag wieder nach Hause fahren zu können.
Zum warm werden gehts erstmal auf den Buchberg. Wie ich die Buchberghütte sowie die dazugehörige Aussicht erreiche bin ich bereits ordentlich nass geschwitzt. Also mal lieber nen Gang zurück schalten. Das Örtchen Blumberg wird vom Weg nur angeschnitten, ein Hinweisschild auf die Schleifenbachwasserfälle lässt großes erwarten. Tut es aber nicht




Der Schleifenbach Wasserfall

nette Idee
In Aselfinken mache ich eine kleine Brotzeit. Ein bisschen Speck, ein selbst aufgelesener Apfel und eine Banane, die ich einem SB Kühlschrank entlocken kann. Den Obolus dafür spendet man für die Initiative „Free Tibet“
Später am Zelt stelle ich fest, dass ich hier mein geliehenes Opinel liegen gelassen habe…

Recht hat er der Theodor

Mama, Mama, Was macht der Da?

Der guckt nur
Eine halbe Stunde später folgt die Richtige Mittagspause. An der Wutachmühle gibt es einen „Wanderkiosk“. Hier gönne ich mir eine Portion Fritten und ein nettes Gespräch mit einem Schwaben. Dieser staunt ob der Größe meines Rucksacks über das geringe Gewicht – 13kg mit Wasser und großer Spiegelreflex. Er weiht mich in die Geschäftsidee des Jahres ein. Leute festhalten: Er züchte Ziegen und man könne die Ziegen ja als „Packziegen“ für kleines Geld vermieten
Ne Isotasche ran und schon haben die nörgeligen kleinen ein Eis und Vaddern ein kühles Bier zum Wandern. Die Schwaben, geil!

Die Wutachschlucht ist sehr schön anzuschauen. Teilweise ganz schön ausgesetzt, wirkt hier alles sehr wild. Wie zu erwarten ist hier die Karohemdanzahl und Tatzeninflation deutlich zu spüren. Mein Jahresbedarf ist jedenfalls gedeckt.
Vorbei an mehreren schönen Rastplätzen spule ich meine Kilometer runter. Ich widerstehe dem Drang die alte Boll-Kapelle trotz Verbotsschilder zu betreten. Um sieben finde ich zwischen der Schattenmühle und dem Räuberschlößle eine schöne Wiese für mein Zelt. Abendgestaltung wie am Vorabend!

Der alte Rümmele Steg



Och ja, hätt ich auch Bock drauf gehabt

Die alte Boll-Kathedrale

Drachenkopf

Überall Pestwurz


Die alte Dietfurter Mühle
30,1km
29.09.2012
Heute bin ich pünktlich um acht aus den Federn gekommen, um um neun auf der Piste zu sein. Das Wetter anders als gestern grau aber trocken. Am Raubschlößle kraxle ich ein wenig auf den Felsen rum und ärger mich, dass ich am Vorabend nicht noch den knappen Kilometer weiter bis hierher gelaufen bin.

Im Räuberschlößle
An der Stallegger Brücke sehe ich die ersten Wanderer. Eine geführte Horde laut schnatternder Damen. Nichts wie weg hier. Selbst mit gut 100 Metern Vorsprung kann ich sie noch hören…
Weiter entlang direkt an der Wutach genieße ich den Weg. Leicht bergauf, leicht bergab, nen bisschen über Wurzeln, Stock und Stein.
An der Reichenbacher Brücke fülle ich meinen Wassersack auf und gönne mir eine kurze Katzenwäsche. Nach 50km darf man dann so langsam auch mal

Über den Mühlenweg, sehr schön übrigens, laufe ich weiter Richtung Lenzkirch. Hier fängt es leicht an zu nieseln und ich alter Outdoorer verzieh mich erstmal in ein Café. Ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte darf in diesem Reisebericht natürlich nicht fehlen. Neben besagten Café gibts nen Edeka und ein Norma zum resuppen. Weiter gibts hier nen Metzger und ein Sport2000 Geschäft samt Tatzenfahne vorm Fenster. Ein Taschenmesser bekomm ich hier allerdings nicht… Dafür ne Platypus Flasche fürn fünfer!
Mittlerweile hat es richtig angefangen zu regnen. Wie ich so unterstehe und mich Regenfest verpacke sehe ich auch den ersten Schluchtensteig Wanderer. Ihn überhole ich nach kurzer Zeit. Für ein Pläuschen hab ich aber keine Zeit.
Die Cyriakskapelle bei Schwende schaue ich mir von innen an. Niedlich
Durch Fischbach geht es weiter vorbei am Bildstein, dem höchsten Punkt des Schluchtensteigs, 1134m. Die Aussicht auf den Schluchsee von hier kann ich dank des Schmuddelwetters allerdings nicht einmal annähernd genießen…
Der Weg um den Schluchsee scheint bei diesem Wetter nicht enden zu wollen. Viele viele Tagestouristen oftmals Klitschenass kommen mir entgegen. Am Unterkrummenhof kehre ich erst einmal ein. Boah, mir ist Arschkalt! Ein Teller Linsensuppe für den Temperaturhaushalt und ein Tannenzäpfle für den Geschmack

Blick Richtung Schluchsee

Der hängt hier überall

Schwarzwaldidyll
Frisch gestärkt und erstaunlich motiviert begebe ich mich auf meinen weiteren Weg. Der Regen hat zumindest bis Muchenland die nächste Stunde ausgesetzt. An der Wittemle Hütte finde ich ein Plätzchen für mich und mein Zelt. Dieses ist leider auch von innen klitschnass. Nach dem auswischen gönne ich ihm noch nen Runde Primusfeuer. Währenddessen reißt der Himmel auf und ich überlege doch tatsächlich noch, die gut fünf Kilometer bis St. Blasien weiter zu laufen, tu dies aber nicht. Abendgestalltung wie zuvor.
Während ich so in meinem Zelt liege höre ich immer wieder ein rascheln. Bei einem eindeutigen Blechklappern höre ich auf. Da turnt doch tatsächlich frech wie Oskar ne Maus in meiner Apside rum, in diesem Moment in meinem Topf! Ich verscheuch das Vieh. Ne Minute später ist sie am Rucksack dran. Dieses Spielchen geht noch locker 20 Minuten weiter bis ich sie einfach machen lasse
Nachts wird ich wach und spüre ein rascheln neben meinem Kopf. Ich schlief gegen die Kondensbildung mit offenem Innenzelt. Dies hat der kleine racker doch tatsächlich ausgenutzt und versucht gerade an mein Porridge für morgen früh zu kommen!
33,7km
30.09.2012
Auch heute komme ich wieder pünktlich los. Es ist trocken, der Himmel sieht aber nach Regen aus. Ich starte mit Regenhose. Diese wechsle ich unter dem Vordach des protzigen Sakralbaus in St. Blasien. Und dies zum Ende des Gottesdienstes. Diesem wohne ich knappe fünf Minuten bei, bis mir das typisch lang gezogene „…in Spiritu sanctiiiii“ auf die Ketten geht.
Toll sieht die Kirche von innen wie von außen dennoch aus! Kein Wunder das es den Bauern zur damaligen Zeit echt beschissen gegangen sein muss… Was das wohl mal gekostet haben muss.
Eh ich aber nach St. Blasien komme, gehts durch die Windbergschlucht. Mein persönlicher Schluchtenfavorit auf dieser Tour. WOW, wilde Hölle!

In der Windbergschlucht




Der Dom von St. Blasien

Ja, er lauert überall
Meinen Wasservorrat fülle ich an dem Industriellen Denkmal dessen Name mir entfallen ist auf. Weiter geht es mal wieder Bergauf! Aber so schön. Es riecht nach feuchtem Laub und Tannen, Pilzen – hach ich liebe den Herbst in deutschen Wäldern!!! Oben angekommen geht es sogar noch höher. Die 74 Stufen des Lehenkopf Turms nehme ich natürlich auch noch mit.

Ausblick vom Lehenkopf Turm

Am Klosterweiher esse ich eine Gemüsequiche die ich in St. Blasien gekauft habe. Wie ich weiter will, merke ich ein leichtes Stechen in meinem linken Knie… Kenn ich, doof. Meckert immer mal wieder bei zuviel Anstrengung…
Auf einer der Rinderweiden über die ich muss zuckt ein Jungbulle direkt vor mir. Ich zucke natürlich zurück und er sucht zum Glück das weite. In diesem Bruchteil einer Sekunde sah ich schon, wie dieses noch Hornlose Vieh mich mitsamt meines roten Oberteils aufgabelt
Hier stehen überall Infotafeln für eine Art „Rinderlehrpfad“ .


Da soll irgendwo ein Alpenpanorama zu finden sein...

Das gleiche gilt für den Feldberg
Gegen vier kehre ich in Todtmoos in die Gaststätte „Löwen“ ein. Die Salatbeilage reicht mir eigentlich schon als Hauptgang eh es dann richtig los geht. Zwiebelrostbraten mit hausgemachten Spätzle. Boah, der Wahnsinn!!! Mit aller Macht versuche ich alles zu verdrücken, schaffe es aber dennoch nicht.
Die letzte Stunde des heutigen Tages wird zur Qual. Mir ist schlecht. Zweimal setzte ich mich sogar auf eine Parkbank am Wegesrand. Der Salat, die Riesenportion Röstbraten und das kalte Bier dazu waren wohl zuviel für meinen Magen… Die Anstrengung und mein Beckengurt pressen zu sehr auf meinen Magen. Dazu tut mein Knie auch noch mehr weh, und ja wir alle kennen Murphy und seine scheiß Gesetze: Es fängt auch noch an zu regnen… Arg, ich fühl mich echt beschissen.
Mein Zelt baue ich kurz hinter Todtmoos – Schwarzenbach an einem Forstweg auf. Den angepeilten Zeltplatz bei der Schutzhütte an der Sternwarte verpasse ich leider…
Mir ist noch immer schlecht und somit befördere ich den leckeren Zwiebelrostbraten wider zurück an die frische Lust. Magen scheiße, Knie scheiße, alles scheiße – Meine Stimmung war so was von auf dem Tiefpunkt.
30,3km
01.10.2012
Die Nacht war eine einzige Katastrophe. Ich kann nicht an auch nur einen Traum erinnern, nur immerzu die drei gleichen Bilder von mir, wie ich nicht von der Stelle komme… Geschlafen hab ich auch nicht wirklich viel, mehr von links nach rechts und wieder zurück gedreht. Mein Knie schmerzt ebenfalls noch immer. Schon auf den ersten Metern abwärts merke ich es richtig doll… und das noch 20 Kilometer…
Zusätzlich zu den Schmerzen folgt die langweiligste Etappe des gesamten Weges. Mit aller Macht weichen die Planer der Straße aus. Während sich unten der Asphalt in nicht einmal zehn Kilometern nach Wehr zieht muss man als Wanderer die doppelte Strecke über hauptsächlich Forst – und weniger Waldwege gehen. An der Schluchtensteigbrücke ist es dann soweit. Zehn Kilometer vor dem Ziel fasse ich den Entschluss aufzugeben und mich in den Bus zu setzen der hier in 20 Minuten vorbei kommt. Und das nach der Plackerei der letzten Tage? Ich hab schon zwei Ibus heute genascht, mein Knie schmerzt noch immer.
Hm, aufgeben ist ja keine Schande, aber 10 Kilometer vor dem Ziel?
Nee, nicht mit mir
Ich schmeiß meinen Rucksack ins Gebüsch, schnapp mir meine Kamera und meine Stöcke und auf geht’s in Richtung Wehr. Eine Qual!!!
Ich habs aber geschafft. Hab ich was verpasst oder hört der Weg einfach so am Wehrer Bahnhof auf? Schwache Vorstellung find ich irgendwie…Ab ins Auto, Rucksack abgeholt und ab nach Hause.
19,2km
Gesamtstrecke laut GPS 126,5km, 3421 Höhenmeter
Mir hat der Schluchtensteig richtig gut gefallen. Zum Ende verfluche ich zwar ein wenig die Forstwege, hauptsächlich geht es aber über schöne Wanderwege und Waldpfade. Die Abschnitte durch die Namen gebenden Schluchten sind wahrlich ein Traum! Währe mein Knie nicht gewesen, hach ja
Morgen sollte es eigentlich in die Vogesen gehen… 


Hoffentlich wirds schnell wieder besser!
27.09.2012
Anders als gewöhnlich beginnt meine Reise mal nicht in Berlin sondern bei meiner Freundin in Heidelberg. Der Wecker klingelt früh, gemeinsam Frühstücken, eine letzte Gepäckkontrolle und schon sitz ich im Auto in Richtung Schwarzwald. Mein Ziel ist der Endpunkt des Schluchtensteigs, dass beschauliche Städtchen Wehr. 118 Kilometer weiter in Stühlingen soll die eigentliche Reise beginnen.
Eh es aber nach Wehr geht muss ich feststellen, dass es in Deutschland mindestens zweimal Wehr gibt und das mein Navi meines nicht kennt… Dies fällt mir zum Glück aber schnell auf, als das Navi mich Richtung Mannheim schickt. Jenes Wehr liegt nahe Koblenz, nicht im Schwarzwald…
Von Wehr setz ich mich in den Bus, fahr ein Stück zum nächsten Bahnhof, fahr eine halbe Stunde Regio um dann nach einer Stunde warten in den finalen Bus der mich nach Stühlingen bringt einzusteigen. Blauer Himmel, Sonnenschein! Kann ein Herbsttag schöner sein? Kaum

Um 16:20 starte ich also in Stühlingen. Um 16:30 sitz ich bei nem Dönermann im Lokal und hau mir erstmal nen Döner rein! Der war echt lecker, selbstgebackenes Fladenbrot. Soße Fehlanzeige… Mayonnaise gäbs… Pfui Schwäbische Türken, macht mal nen Praktikum in Berlin.

Nach knapp zwei Kilometern bin ich auch Stühlingen raus und betrete einen kleinen Pfad am Ufer der Wutach. Sehr schön so weit.

los gehts

Diese Unsitte mit den Cairns allerorts...
Drei Kilometer später passiere ich eine Brücke und stehe vor der Konzernzentrale / Produktionsstätte whatever von Baustoffhersteller STO. Hmm, irgendwie hätte man die ja auch auslassen können und einfach den Weg weiter an der Wutach lang laufen lassen können.
Direkt dahinter befindet sich der Bahnhof Stühlingen – Weizen. Vielleicht will sich ja einer die ersten fünf Kilometer klemmen


Muss hier ein Wanderweg lang laufen???


Das folgende Stückchen Wald, welches aufgrund von Baumfällarbeiten gesperrt ist betrete ich trotzdem. Niemand zu sehen um sechs Uhr Abends. Es fängt leicht an zu nieseln. Ich erreiche wieder die Wutach und hau mich erstmal auf die Fresse, ausgerutscht auf dem Matsch. Egal, ich lache darüber und laufe weiter. Der Weg wird wilder, ausgesetzter, mehr Stock, mehr Stein. Felsen säumen den Wegesrand, die Schlucht. Ich befinde mich in den Wutachflühen. Nässe und Dämmerung sei Dank sehe ich sogar einen Feuersalamander. Woohoo. Mein erster in Deutschland!!!! Mittlerweile laufe ich mit Stirnlampe. An einem Aussichtspunkt erhasche ich das letzte Tageslicht, eh es Stockfinster wird. Am Parkplatz an den Wutachflühen finde ich ein geeignetes Plätzchen für mein Zelt. Kochen, lesen, schlafen.

13,3km
28.09.2012
Da ich länger schlafe als geplant komme ich erst um zehn los. Die nächsten drei Tage will ich jeweils mindestens 30km laufen um am Montag wieder nach Hause fahren zu können.
Zum warm werden gehts erstmal auf den Buchberg. Wie ich die Buchberghütte sowie die dazugehörige Aussicht erreiche bin ich bereits ordentlich nass geschwitzt. Also mal lieber nen Gang zurück schalten. Das Örtchen Blumberg wird vom Weg nur angeschnitten, ein Hinweisschild auf die Schleifenbachwasserfälle lässt großes erwarten. Tut es aber nicht





Der Schleifenbach Wasserfall

nette Idee
In Aselfinken mache ich eine kleine Brotzeit. Ein bisschen Speck, ein selbst aufgelesener Apfel und eine Banane, die ich einem SB Kühlschrank entlocken kann. Den Obolus dafür spendet man für die Initiative „Free Tibet“
Später am Zelt stelle ich fest, dass ich hier mein geliehenes Opinel liegen gelassen habe…

Recht hat er der Theodor

Mama, Mama, Was macht der Da?


Der guckt nur
Eine halbe Stunde später folgt die Richtige Mittagspause. An der Wutachmühle gibt es einen „Wanderkiosk“. Hier gönne ich mir eine Portion Fritten und ein nettes Gespräch mit einem Schwaben. Dieser staunt ob der Größe meines Rucksacks über das geringe Gewicht – 13kg mit Wasser und großer Spiegelreflex. Er weiht mich in die Geschäftsidee des Jahres ein. Leute festhalten: Er züchte Ziegen und man könne die Ziegen ja als „Packziegen“ für kleines Geld vermieten


Die Wutachschlucht ist sehr schön anzuschauen. Teilweise ganz schön ausgesetzt, wirkt hier alles sehr wild. Wie zu erwarten ist hier die Karohemdanzahl und Tatzeninflation deutlich zu spüren. Mein Jahresbedarf ist jedenfalls gedeckt.
Vorbei an mehreren schönen Rastplätzen spule ich meine Kilometer runter. Ich widerstehe dem Drang die alte Boll-Kapelle trotz Verbotsschilder zu betreten. Um sieben finde ich zwischen der Schattenmühle und dem Räuberschlößle eine schöne Wiese für mein Zelt. Abendgestaltung wie am Vorabend!

Der alte Rümmele Steg



Och ja, hätt ich auch Bock drauf gehabt

Die alte Boll-Kathedrale

Drachenkopf

Überall Pestwurz


Die alte Dietfurter Mühle
30,1km
29.09.2012
Heute bin ich pünktlich um acht aus den Federn gekommen, um um neun auf der Piste zu sein. Das Wetter anders als gestern grau aber trocken. Am Raubschlößle kraxle ich ein wenig auf den Felsen rum und ärger mich, dass ich am Vorabend nicht noch den knappen Kilometer weiter bis hierher gelaufen bin.

Im Räuberschlößle
An der Stallegger Brücke sehe ich die ersten Wanderer. Eine geführte Horde laut schnatternder Damen. Nichts wie weg hier. Selbst mit gut 100 Metern Vorsprung kann ich sie noch hören…
Weiter entlang direkt an der Wutach genieße ich den Weg. Leicht bergauf, leicht bergab, nen bisschen über Wurzeln, Stock und Stein.
An der Reichenbacher Brücke fülle ich meinen Wassersack auf und gönne mir eine kurze Katzenwäsche. Nach 50km darf man dann so langsam auch mal


Über den Mühlenweg, sehr schön übrigens, laufe ich weiter Richtung Lenzkirch. Hier fängt es leicht an zu nieseln und ich alter Outdoorer verzieh mich erstmal in ein Café. Ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte darf in diesem Reisebericht natürlich nicht fehlen. Neben besagten Café gibts nen Edeka und ein Norma zum resuppen. Weiter gibts hier nen Metzger und ein Sport2000 Geschäft samt Tatzenfahne vorm Fenster. Ein Taschenmesser bekomm ich hier allerdings nicht… Dafür ne Platypus Flasche fürn fünfer!
Mittlerweile hat es richtig angefangen zu regnen. Wie ich so unterstehe und mich Regenfest verpacke sehe ich auch den ersten Schluchtensteig Wanderer. Ihn überhole ich nach kurzer Zeit. Für ein Pläuschen hab ich aber keine Zeit.
Die Cyriakskapelle bei Schwende schaue ich mir von innen an. Niedlich

Durch Fischbach geht es weiter vorbei am Bildstein, dem höchsten Punkt des Schluchtensteigs, 1134m. Die Aussicht auf den Schluchsee von hier kann ich dank des Schmuddelwetters allerdings nicht einmal annähernd genießen…
Der Weg um den Schluchsee scheint bei diesem Wetter nicht enden zu wollen. Viele viele Tagestouristen oftmals Klitschenass kommen mir entgegen. Am Unterkrummenhof kehre ich erst einmal ein. Boah, mir ist Arschkalt! Ein Teller Linsensuppe für den Temperaturhaushalt und ein Tannenzäpfle für den Geschmack


Blick Richtung Schluchsee

Der hängt hier überall

Schwarzwaldidyll
Frisch gestärkt und erstaunlich motiviert begebe ich mich auf meinen weiteren Weg. Der Regen hat zumindest bis Muchenland die nächste Stunde ausgesetzt. An der Wittemle Hütte finde ich ein Plätzchen für mich und mein Zelt. Dieses ist leider auch von innen klitschnass. Nach dem auswischen gönne ich ihm noch nen Runde Primusfeuer. Währenddessen reißt der Himmel auf und ich überlege doch tatsächlich noch, die gut fünf Kilometer bis St. Blasien weiter zu laufen, tu dies aber nicht. Abendgestalltung wie zuvor.
Während ich so in meinem Zelt liege höre ich immer wieder ein rascheln. Bei einem eindeutigen Blechklappern höre ich auf. Da turnt doch tatsächlich frech wie Oskar ne Maus in meiner Apside rum, in diesem Moment in meinem Topf! Ich verscheuch das Vieh. Ne Minute später ist sie am Rucksack dran. Dieses Spielchen geht noch locker 20 Minuten weiter bis ich sie einfach machen lasse

33,7km
30.09.2012
Auch heute komme ich wieder pünktlich los. Es ist trocken, der Himmel sieht aber nach Regen aus. Ich starte mit Regenhose. Diese wechsle ich unter dem Vordach des protzigen Sakralbaus in St. Blasien. Und dies zum Ende des Gottesdienstes. Diesem wohne ich knappe fünf Minuten bei, bis mir das typisch lang gezogene „…in Spiritu sanctiiiii“ auf die Ketten geht.

Eh ich aber nach St. Blasien komme, gehts durch die Windbergschlucht. Mein persönlicher Schluchtenfavorit auf dieser Tour. WOW, wilde Hölle!

In der Windbergschlucht




Der Dom von St. Blasien

Ja, er lauert überall
Meinen Wasservorrat fülle ich an dem Industriellen Denkmal dessen Name mir entfallen ist auf. Weiter geht es mal wieder Bergauf! Aber so schön. Es riecht nach feuchtem Laub und Tannen, Pilzen – hach ich liebe den Herbst in deutschen Wäldern!!! Oben angekommen geht es sogar noch höher. Die 74 Stufen des Lehenkopf Turms nehme ich natürlich auch noch mit.

Ausblick vom Lehenkopf Turm

Am Klosterweiher esse ich eine Gemüsequiche die ich in St. Blasien gekauft habe. Wie ich weiter will, merke ich ein leichtes Stechen in meinem linken Knie… Kenn ich, doof. Meckert immer mal wieder bei zuviel Anstrengung…
Auf einer der Rinderweiden über die ich muss zuckt ein Jungbulle direkt vor mir. Ich zucke natürlich zurück und er sucht zum Glück das weite. In diesem Bruchteil einer Sekunde sah ich schon, wie dieses noch Hornlose Vieh mich mitsamt meines roten Oberteils aufgabelt

Hier stehen überall Infotafeln für eine Art „Rinderlehrpfad“ .


Da soll irgendwo ein Alpenpanorama zu finden sein...

Das gleiche gilt für den Feldberg

Gegen vier kehre ich in Todtmoos in die Gaststätte „Löwen“ ein. Die Salatbeilage reicht mir eigentlich schon als Hauptgang eh es dann richtig los geht. Zwiebelrostbraten mit hausgemachten Spätzle. Boah, der Wahnsinn!!! Mit aller Macht versuche ich alles zu verdrücken, schaffe es aber dennoch nicht.
Die letzte Stunde des heutigen Tages wird zur Qual. Mir ist schlecht. Zweimal setzte ich mich sogar auf eine Parkbank am Wegesrand. Der Salat, die Riesenportion Röstbraten und das kalte Bier dazu waren wohl zuviel für meinen Magen… Die Anstrengung und mein Beckengurt pressen zu sehr auf meinen Magen. Dazu tut mein Knie auch noch mehr weh, und ja wir alle kennen Murphy und seine scheiß Gesetze: Es fängt auch noch an zu regnen… Arg, ich fühl mich echt beschissen.
Mein Zelt baue ich kurz hinter Todtmoos – Schwarzenbach an einem Forstweg auf. Den angepeilten Zeltplatz bei der Schutzhütte an der Sternwarte verpasse ich leider…
Mir ist noch immer schlecht und somit befördere ich den leckeren Zwiebelrostbraten wider zurück an die frische Lust. Magen scheiße, Knie scheiße, alles scheiße – Meine Stimmung war so was von auf dem Tiefpunkt.
30,3km
01.10.2012
Die Nacht war eine einzige Katastrophe. Ich kann nicht an auch nur einen Traum erinnern, nur immerzu die drei gleichen Bilder von mir, wie ich nicht von der Stelle komme… Geschlafen hab ich auch nicht wirklich viel, mehr von links nach rechts und wieder zurück gedreht. Mein Knie schmerzt ebenfalls noch immer. Schon auf den ersten Metern abwärts merke ich es richtig doll… und das noch 20 Kilometer…
Zusätzlich zu den Schmerzen folgt die langweiligste Etappe des gesamten Weges. Mit aller Macht weichen die Planer der Straße aus. Während sich unten der Asphalt in nicht einmal zehn Kilometern nach Wehr zieht muss man als Wanderer die doppelte Strecke über hauptsächlich Forst – und weniger Waldwege gehen. An der Schluchtensteigbrücke ist es dann soweit. Zehn Kilometer vor dem Ziel fasse ich den Entschluss aufzugeben und mich in den Bus zu setzen der hier in 20 Minuten vorbei kommt. Und das nach der Plackerei der letzten Tage? Ich hab schon zwei Ibus heute genascht, mein Knie schmerzt noch immer.
Hm, aufgeben ist ja keine Schande, aber 10 Kilometer vor dem Ziel?
Nee, nicht mit mir

Ich habs aber geschafft. Hab ich was verpasst oder hört der Weg einfach so am Wehrer Bahnhof auf? Schwache Vorstellung find ich irgendwie…Ab ins Auto, Rucksack abgeholt und ab nach Hause.
19,2km
Gesamtstrecke laut GPS 126,5km, 3421 Höhenmeter
Mir hat der Schluchtensteig richtig gut gefallen. Zum Ende verfluche ich zwar ein wenig die Forstwege, hauptsächlich geht es aber über schöne Wanderwege und Waldpfade. Die Abschnitte durch die Namen gebenden Schluchten sind wahrlich ein Traum! Währe mein Knie nicht gewesen, hach ja




Hoffentlich wirds schnell wieder besser!
Kommentar